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Kategorien-Archiv: Degustiert

«Ihr mögt diesen nassen Hund? Ihr seid ja pervers!»

09 Sonntag Okt 2016

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Fierce, Johny Holiday und Fetch. (Fotos: Mike Schwede)

Feuchtfröhlich und superseriös. Vor Kurzem habe ich mich mit meinen Brandhärd-Komplizen durch das Sortiment des Baselbieter Weindealers Siebe Dupf getrunken. Die Mission: Unseren «Promi»-Lieblingswein für die Siebe-Dupf-Hauszeitung «Gazette» ausmachen. Ein harter Job! Hier die Be- und Erkenntnisse eines tropisch heissen Nachmittags zwischen Bier, BBQ und Swimmingpool. An den Kelchen: Fierce und DJ Johny Holiday und Fetch (das ist der Bonvinvant) – wobei, ausser bei Fetch, kein Verkostungs-Vorwissen vorhanden war. Unter den sieben Schüssen von Siebe-Dupf war ein Volltreffer…

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Petite Arvine 2015, Histoire D’Enfer (Wallis, Schweiz)
Johny: Ein lieblicher, weicher Wein – der auf mich allerdings etwas flach wirkt.
Fierce: Also ich finde ihn noch easy. Süffig.
Fetch: Mir gefällt er auch – Petite Arvine, eine meiner Lieblingssorten. Riecht ihr die Zitrusaromen? Rhabarber, Limette, Salzzitrone und Pfirsich – dahinter auch exotische Nuancen. Mango zum Beispiel. Die Säure wirkt etwas filigran – 2015 war halt ein heisses Jahr – doch der Wein ist dennoch frisch und lebendig. Schöne sortentypische Salzigkeit im Abgang. Ich bin glücklich damit.

Trittenheimer Apotheke Riesling trocken Alte Reben 2014, F. J. Eifel (Mosel, Deutschland)
Johny: Viel spannender! Dieser Wein verspricht nicht nur in der Nase viel, er gibt auch im Gaumen etwas her.
Fetch: Schöne Riesling-Nase! Weisses Steinobst, Gummi, Limette, grüner Apfel; im Gaumen mit etwas CO2 und toller Säure, sehr frisch und strukturiert mit wunderbar mineralischem Finish. Für solche Weine liebe ich die Deutschen!
Stefan: Das kräuseln der Kohlensäure spüre ich auch. Mir gefällt der Petite Arvine aber besser – bei diesem passiert im Auftakt zwar weniger als beim Riesling, doch auf Dauer finde ich den Walliser spannender.

Welschriesling Steinriegel 2014, Weingut Ernst (Burgenland, Österreich)
Fierce: Uuuh…der ist nicht so, wie ich einen Weisswein haben möchte. Diesen Wein trennen Welten zu seinen Vorgängern. Gefällt mir gar nicht.
Johny: Ich finde den Wein im Gaumen spannend – nicht so flach wie der Petite Arvine.
Fetch: Hier gibt’s halt fast keine Fruchtaromen, etwas gelber Apfel vielleicht, dafür animalische Noten und gekochtes Gemüse. Zudem wirkt dieser Welschriesling etwas grasig und oxidativ. Ist halt ein spontan auf den Traubenhäuten vergorener Weisswein, das mag nicht jeder. Ich finde ihn im Gaumen eine Wucht: etwas CO2, lebendige Säure, vibrierend und strukturiert mit feinen Tanninen im Abgang. Geil! Ich mag so ruppige Querulanten.
Johny: Also mir gefällt der Wein auch.
Fierce: Was?! Ihr mögt diesen nassen Hund? Diesen Grüsel? Ihr seid ja pervers! Ihr könnt diesen Pilzwein gerne selber trinken.

Malanser Pinot Noir Selvenen Barrique 2014, Georg Fromm (Graubünden, Schweiz)
Fetch: Aha, die Bündner Herrschaft, auch als «Burgund der Schweiz» bekannt. Hier gibt’s einen Pinot mit klarer, opulenter Beerenfrucht mit Aromen von Kirsche, Cassis und roter Johannisbeere, dahinter ein Hauch Pfeffer; sehr stramme Säure und gut integrierte Tannine. Im Abgang aber etwas auf der säuerlich-grünen Seite. Saftig mit viel Zug.
Johny: Ich finde den Malanser recht gut – das muss ich als halber Bündner ja fast sagen.
Fierce: Auf jeden Fall ist dieser Pinot besser als die meisten Roten, die ich bei der Weinwanderung getrunken habe. Trotzdem ist er mir zu herb.

Montepulciano d’Abruzzo Riserva DOP, Azienda Nicola di Sipio 2008 (Abruzzen, Italien)
Fierce: Beginnt im Gaumen vielversprechend, leider hält die Freude nicht an…in der Mitte passt mir etwas nicht.
Johny: Ich finde den Wein etwas rüde, er hat etwas Zerstörerisches und fährt dir direkt ins Gesicht rein. Der Start ist gut – aber dann…
Fetch: Für mich ist dieser Montepulciano nicht ausgewogen. Die Frucht ist zwar schön konzentriert aber für meinen Geschmack zu reif. Gut gefallen mir hingegen die erdigen Nuancen und die süsslichen Gewürznoten in Nase und Gaumen. Die Säure wirkt ebenso streng wie die Tannine im Abgang – too much. Next!

Les Auréliens Rouge VdP du Var, Domaine de Triennes 2012 (Provence, Frankreich)
Johny: Die Triennes-Weine gehören zu meinen Favoriten! Die wurden mir empfohlen, weil ich opulente Weine mit Charakter mag – so richtig schwere Sauhunde. Dieser Wein funktioniert bei mir, er ist schön schwer. Allerdings habe ich ihn besser in Erinnerung – dieser hier ist etwas straff strukturiert.
Fetch: Vielleicht hattest du damals einen der anderen Triennes-Tropfen – bei denen ist auch Merlot drin, eine Sorte, die für Fülle und Weichheit sorgt. Hier hast du Syrah und Cabernet Sauvignon, die eher für Würze und Struktur stehen. Ich finde den Auréliens rund und opulent; er hat viel Säure und Tannin, eine konzentrierte dunkle Frucht, und würzige Noten im Finish, das gerne etwas sanfter sein dürfte.
Fierce: Ein ausgewogener Rotwein. Ich finde nichts Negatives – aber auch nichts Positives.

Barbaresco DOCG, Bruno Rocca 2013 (Piemont, Italien)
Johny: Ein schöner Wein, der Beste bis jetzt. Ausgewogen, angenehm und mit vollem Körper – so wie ich es mag.
Fierce: Jetzt weiss ich nicht mehr, welchen Wein ich mir eingeschenkt habe, verdammt… Ok, jetzt aber. Der Barbaresco ist sicher spezieller als der Triennes, schön ausgewogen.
Fetch: Mein eindeutiger Favorit. Elegant und ausbalanciert mit Aromen von roten Beeren, Rosen und etwas Teer – und vor allem mit einer herrlichen Säure. Dieser Wein hat Zug im Gaumen und Schmelz im Abgang, saftig und mit wunderbar eingebundenen Tanninen. Mehr davon!

Fazit

Barbaresco DOCG 2013, Bruno Rocca, Piemont, Italien | CHF 48
Die Verkostung der sieben Siebe-Dupf-Schüsse hat einen eindeutigen Sieger hervorgebracht: Der Barbaresco 2013 von Bruno Rocca hat mit seiner Ausgewogenheit und Eleganz begeistert – die Flasche war im Handumdrehen leer. Mit seiner sortentypischen roten Beerenfrucht, Anklängen von Teer und seiner saftigen Säure zeigt sich dieser Nebbiolo von seiner allerbesten Seite. Ein ausbalancierter Wein mit Zug und wunderbar eingebundenen Tanninen. Hoch lebe die Königstraube des Piemont!

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Barbaresco, Baby! Ausschnitt der Siebe-Dupf-Hauszeitung «Gazette».

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Der König heisst Cabernet – aber nicht Sauvignon

11 Mittwoch Mär 2015

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Apple, Arroyo Seco, Barbera, Bella Bella, Bordeaux, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, California, California Wine Festival, California Winefestival, CFM, Chardonnay, Christian Bale, Cupertino, Degustation, Dominus, Hollywood, Kalifornien, Kongresshaus, Larkin, Libournais, Merlot, Napa County, Napa Valley, Newton, Newton Unfiltered, Paso Robles, Pinot Noir, PureCru, San Fernando Valley, Sangiovese, Scott Family Estate, Scout's Honor, Tobin James Barbera, Vinum, Zürich

CaliforniaWinefestival_2015_Bonvinvant-wines

Kalifornien – das ist meist Cabernet Sauvignon und Chardonnay. Das sind Cassis-Bonbons und Vanille-Guetzli. Weine, so ausgelutscht wie Pornos aus dem San Fernando Valley und so langweilig wie Apple-Uhren aus Cupertino. Dieser Eindruck hat sich am California Winefestival im Kongresshaus Zürich bestätigt: Ob Cabernet Sauvignon, Merlot oder rote Assemblagen: Da dominieren – wie im San Fernando Valley – wuchtige Körper, geprägt von schwarzfruchtiger Marmelade und Eiche. Sogar bei den degustierten Tropfen aus typisch italienischen Trauben wie Sangiovese und Barbera war das so. Die hätte man auch als Cab Sauv verkaufen können.

Es gab aber einen Wein, der beim Schaulaufen durch seine Vielschichtigkeit herausgestochen ist wie Christian Bale in Hollywood: Der Larkin Cabernet Franc Napa Valley 2011. Dieser Tropfen war meine persönliche Offenbarung am California Winefestival, ein toller Zugang zu einer Rebsorte, die ich bisher (noch) wenig erschlossen habe.

Larkin Cabernet Franc Napa Valley 2011
Ein komplexer Mix aus roten Früchten wie Erdbeere und Himbeere, die dunkle Seite wird abgedeckt durch Brombeere, Cassis, dazu Nuancen von Gras und grüne Paprika sowie Leder und Waldboden. Im Gaumen viel Tannin sowie ein voller Körper. Dieser wird durch Aromen-Komplexität und ein ausgeprägtes Säure-Rückgrat kontrastiert. Eine Entdeckung! Der Spass hat allerdings seinen Preis, ist die Flasche doch hierzulande für stolze 125 Franken zu haben.

PureCru CFM Napa Valley 2010
Diesen Mix aus Cabernet Franc und Merlot kennt man aus dem Libournais im Bordeaux. Aber nicht in dieser Wucht – ist halt ein Kalifornier. Wie Arnold Schwarzenegger. Vollmundig, fast brandig und bei Weitem nicht so raffiniert wie der Larkin. Aber ebenfalls mit einem angenehmen Säuregerüst. Ihm gegenüber stehen Brombeermarmelade, Cassis, grüne Paprika, Schokolade und Zeder.

Scout’s Honor Napa Valley 2012
Eine Assmeblage, in der Zinfandel dominiert. Konzentrierte Aroman von Cassis, reifen Brombeeren, Zwetschgen, Schokolade. Voller Körper (too much). Kein Dessertwein – sondern ein Dessert.

Newton Chardonnay Napa County 2012
Die kleine Schwester des famosen unfiltrierten Newton-Chardonnays. Vanille, Ananas, weisser Pfirsich, Birne, generell reife früche; mittlere Säure, dezent mineralisch, herber Abgang. Reif und frisch zugleich.

Newton Unfiltered Chardonnay Napa County 2010
Ein Butterzopf mit Honig: Ananas, kandierte Früchte, Honig, Aprikose; cremig, mild und vollmundig, etwas zu wenig Säure, langer Abgang.

Newton Unfiltered Merlot Napa Valley 2010
Newton kann auch rot. Das kommt dann typisch kalifornisch: Schwarze Johannisbeeren und Kirschen, Brombeere, grüne Paprika, Pfeffer, Zeder, Schokolade; hoch in Sachen Säure und Tannin; anhaltender Abgang mit herbem Nachgeschmack.

Scott Family Estate Pinot Noir Arroyo Seco 2013
Mittleres Rubinrot, Kirsche, rote Johannisbeeren, Brombeere; sehr reif und vollmundig, dazu hohe Säure, grüne Nuancen, langes Finish. Kräftig wie ein Kalifornier, dennoch unverkennbar ein Pinot. Angenehme Alternative.

Tobin James Barbera Bella Bella Paso Robles 2010
Ein Barbera-Bonbon. Extrovertierte Nase von roten und schwarzen Früchten, wuchtig und ziemlich eindimensional. Dafür brauchts keinen Barbera aus Kalifornien. Next.

Altamura Sangiovese Napa Valley 2010
Mit seinem hellen Rubinrot wirkt dieser Sangiovese neben seinen kalifornischen Kollegen beinahe blass. Rote Früchte wie reife Erdbeeren, dazu Himmbeeren und Cassis plus etwas Leder und Erde; im Gaumen viel Säure, Tannin und Alkohol. Nicht übel, doch die subtileren, würzigeren Exemplare aus der Toskana sind mir lieber.

Dominus Napa Valley 2011
Ein Monster und Mythos zum Abschluss. Ein typischer Kalifornier obendrauf – nur konzentrierter und komplexer als die (wesentlich preiswerteren) Konkurrenten. Auch beim Dominus dominieren Cassis, Kirsche und Schokolade, dazu gesellen sich Lakritz, Pfeffer und Eiche. Endlos langer Abgang mit viel Säure und Tannin. Wieder eine Wucht – wenn scho, denn scho.

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Unrasierte Frauenbeine am «Mémoire & Friends» 2014

25 Montag Aug 2014

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AOC Valais, Basel-Landschaft AOC, Brancaia, Brancaia Chinati Classico Riserva DOCG, Cave St-Pierre SA, Caveau de Salquenen, Chardonnay, Chardonnay Barrique, Chasselas, Cicero M Sauvignon Blanc, Cicero Weinbau, Completer, Cuvée Blanche, Dézalay, Dézalay AOC, Dézaley 1er Grand Cru La Gueniettaz, Dézaley Grand Cru Médinette, Domaine Christophe Chappuis, Domaine Henri Cruchon, Domaine Louis Bovard, Donatsch Completer Malanserrebe, Fratelli Corti SA, Gamay, Graubünden AOC, Gregor Kuonen, Heida, Heida Melodie, Heida Réserve des Administrateurs, Hohle Gasse Muttenz, Jauslin Weine, Kongresshaus, La Brancaia SRL, Lafenetscha La Traditionelle, Landolt Weine AG, Lavaux AOC, Leneo, Mémoire & Friends, Mémoire des Vins Suisses, MDVS, Merlot, Morges La Côte AOC, Petite Arvine, Petite Arvine Réserve des Administrateurs, Pinot Blanc, Pinot Noir, Provins Valais, Raissennaz Grand Cru, Salenagg Ambe, Salenegg Le Soleil d'Ulysse, Salenegg Pinot Noir Barrique, Salorino, Schweiz, Sprecher von Bernegg, St. Jodern Kellerei, Stadt Zürich Schaumwein Brut, Ticino DOC., Vieilles Vignes Maître de Chais, Visperterminen, Wallis, Wein, Weingut Donatsch, Weingut Schloss Salenegg, Zürich, Zürichsee AOC

MDVS_2014_27Es begann mit Weinen, weiss wie die Unschuld und endete mit einem fingerdicken Tannin-Teppich auf Zunge und Zahnhälsen: Dazwischen lag eine abenteuerliche Safari durch den Dschungel des Schweizer Weins in fast all seinen Farben, Formen und Lagen. Man muss schon sagen: Was die Winzer hierzulande zu bieten haben, ist schon allerhand! Die Schweiz als autarkes, selbstversorgendes Weinland – mit dem Gedanken könnte ich mich an Anlässen wie dem Schweizer Wein-Stelldichein am Mémoire & Friends im Kongresshaus Zürich fast schon anfreunden.

Erkenntnis des Tages: Chasselas (insbesondere aus dem Dézalay) und Pinot Noir, zwei tendenziell eher filigrane, elegante und zuweilen auch fade Traubensorten, die – ich gebe es zu – (noch) nicht zu meinen Favoriten gehören, diese beiden Königinnen können halt schon verdammt gute Weine hervorbringen. Beide sind sie mengenmässig Schweizer Spitzenreiter in im weissen beziehungsweise roten Segment.

MDVS_2014_6Natürlich kamen uns (eine Sommelière, eine Weinliebhaberin, ein Amerikaner mit Jetlag und der Bonvinvant) auch diesmal hervorragende Merlots, Petite Arvines, Chardonnays und Heidas über die Lippen. Die Stars aber waren die oben genannten Platzhirsche. Mit der Gamay-Assemblage aus Genf konnte hingegen rein gar nichts anfangen – mich schauderts jetzt noch.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass viele der dargebotenen Weine jüngeren Jahrgangs (und das waren die meisten) wie unrasierte Frauenbeine daherkommen: Von weitem betrachtet sehen sie ganz gut aus, sobald man aber auf Tuchfühlung geht, wird es kratzig und ungestüm. Was man aber gerne hinnimmt, weil sich bereits deutlich abzeichnet: Der Zahn der Zeit wird die haarige Seite dieser Tropfen früher oder später wegrasieren und dann, man ahnt es, präsentiert sich dem Weinfreund der Himmel auf Erden.

Das auf der Kongresshaus-Bühne etwa die Mémoire des Vins Suisses-Sonderschau zu den Schatzkammerweinen 2004, eine Auswahl an zehnjährigen Präziosen. Die Köstlichkeiten waren am frühen Abend bereits weggetrunken, die Schatzkammer geplündert – das sagt ja wohl alles.

Hier die Degustations-Notizen unserer Safari durch die Wein-Schweiz

MDVS_2014_1Heida Melodie 2013, St. Jodern Kellerei Visperterminen, AOC Valais.
Eine wunderbare Assemblage mit Restsüsse, exotischen Früchten wie Stachelbeere, aber auch Aprikose. Frisch und spritzig in Nase und Gaumen. Ursprünglch war dieser restsüsse Tropfen ein «Unfall», gekeltert aus jenen Trauben, deren Oechsle-Werte noch höher liegen als die Visperterminen. Ein toller Unfall!

Heida Réserve des Administrateurs 2013, Cave St-Pierre SA, Valais AOC.
Mineralisch, weniger exotisch als die vorangegangene Heida-Assemblage, eher Zitrusfrcht in der Nase, kantig, viel Säure im Gaumen.

Petite Arvine Réserve des Administrateurs 2013, Cave St-Pierre SA, Valais AOC.
Zurückhaltendes Bouquet, Heu, Holunderblüte, sonst eher auf der grünen Seite. Saftig und salzig im Gaumen.

MDVS_2014_9Dézaley Grand Cru Médinette 2004, Domaine Louis Bovard, Lavaux AOC.
Sellerie, grüne Paprika und Geranien in der Nase, dazu mineralische Noten; sehr subtil im Gaumen – filigran, blumig, gut. Eine elegante alte Dame.

Vieilles Vignes Maître de Chais 2004, Provins Valais, AOC Valais.
Eine wunderbar ölige Assemblage aus Marsanne, Amigne, Pinot Blanc und Heida, gekeltert aus Beeren von 67- bis 85-jährigen «vieilles Vignes». In der Nase: Birne, reife Aprikose, Heu, Honig. Sehr eigen im Gaumen: blumig, vollmundig, herb, komplex.

MDVS_2014_12Completer 2012, Sprecher von Bernegg, Graubünden AOC.
Der Tropfen ist erst vor Kurzem in der Flasche gelandet. Extrem hellfarbig, dezent in der Nase, nasser Stein; herb im Gaumen, dazu viel Säure.

Pinot Blanc 2013, Sprecher von Bernegg, Graubünden AOC.
Ebenfalls hell, zurückhaltend, sauer und herb. Nicht so mein Fall.

MDVS_2014_31Cuvée Blanche 2013, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Eine Assemblage aus weiss gekeltertem Pinot Noir und Chardonnay, dezentes und buttriges Bouquet, begleitet von floralen Noten wie Bergamotte, auch etwas grüne Birne; butterzart im Gaumen, prickelnder, süsslicher Abgang. Yeah!

Chardonnay Barrique 2011, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Eine Bombe in der Nase! Butter, Williamsbirne, vollmundig. Rockt.

Cicero M Sauvignon Blanc 2013, Cicero Weinbau AG, Graubünden AOC.
Frischfruchtig, mineralisch, blumig, natürlich auch Stachelbeere, dazu grüne Peperoni, Gras und Kräuter.

Donatsch Completer Malanserrebe 2012,
Zitusnase mit hoher Säure, Geranien, Gras, grüne Peperoni, prickelnd im Gaumen, viel Säure, herb, granny Smith.

Und jetzt, endlich, die Roten – hurra!

Lenéo 2011, Fratelli Corti SA, Ticino DOC.
Ein Merlot, wie ich ihn Liebe! Schwarze Früchte, Leder, Tabak, dazu würzig; noch etwas kantig im Gaumen, präsente Säure, körnige Tannine.

MDVS_2014_18Salorino 2012, Fratelli Corti SA, Rosso del Ticino DOC.
Cuvée aus Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignen. Erdig, rot- und schwarzfruchtig; ebenfalls noch etwas ruppig im Gaumen. Paprika, Kräuter. Vollmundig. Ungestüm. Braucht Zeit.

Brancaia Chinati Classico Riserva DOCG 2010, La Brancaia SRL.
Ein Chianti, gekeltert von Ausslandschweizern, mit einem Bouquet von Tabak, Kaffee, schwarzen Früchten, wirkt noch ewas jung und wild. Solid, aber nichts Besonderes.

…zur Auffrischung ein weisser Zwischengang…

MDVS_2014_21Dézaley 1er Grand Cru La Gueniettaz 2012, Domaine Christophe Chappuis, Dézalay AOC.
Mineralisch, floral, frisch. Langer Abgang. So gut, dass ich keinen Bock habe, mehr Notizen zu machen. Prost.

…und ein Schaumwein hinterher…

Les Romaines Methode Traditionelle Brut Rosé 2012, Les Frères Dutruy, La Côte AOC.
Assemblage aus Pinot und Chardonnay. Melone, Erdbeere, Himbeere, herrlich frisch, prickelnd. Mehr!

Raissennaz Grand Cru 2004, Domaine Henri Cruchon, Morges La Côte AOC.
Erdbeere, Himbeere, Kirsche, Cassis, Bonbon; wirkt im Gaumen noch jung, vollmundig, intensiv, erstaunlich rotfruchtig und frisch nach 10 Jahren. Fein.

MDVS_2014_28Hohle Gasse Muttenz 2012, Jauslin Weine, Basel-Landschaft AOC.
Intensive Erdbeere, eher noch rote Kirsche, aber auch Tabak, Schokolade. im Gaumen vollmundig und dennoch fruchtig und drinkig mit einer herben Note im Abgang. Toll, dass ein Baselbieter am Mémoire & Friends so eine gute Figur abgibt!

…chinchin, nochmals Schämpis…

Stadt Zürich Schaumwein Brut, Landolt Weine AG, Zürichsee AOC.
Bei diesem weiss gekelterten Pinot Noir handelt es sich um den einzigen Stadtzürcher Schaumwein. Flaschenvergoren, Butter, Hefe, ein Hauch von Pfirsich. Super, trinkig. Hohe Säure, herb.

Salenegg Ambe, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Das AOC im Beschriebt täuscht: Da es sich um eine Assemblage dreier unterschiedlicher Pinot Noirs handelt – separat ausgebaut im Stahltank, Fuder und im Barrique, jeweils mit unterschiedlichem Jahrgang – haben wir es hier mit einem Tischwein zu tun. Und er schmeckt speziell. Gut. Rauchig, Speck, Kirsche, Erdbeere, Himbeere. Spannender Wein.

MDVS_2014_30Salenegg Pinot Noir Barrique 2009, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Brombeere, Cassis, Lakritz, Heidelbeere, erdig. Vollmundig und rund. Magnifique!

Salenegg Le Soleil d’Ulysse, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Wow! Ein Bündner «Portwein» aus Pinot Noir mit einer für diesen Süsswein typischen Nase. Duftet verständlicherweise stark nach Alkohol, aber auch nach Dörrpflaume, reifen Brombeeren und exotischen Gewürzen. Oder wie Onkel Oskar treffend findet: «Wie ein Kuchen im Mund.» Lebkuchen, zum Beispiel.

MDVS_2014_33Lafenetscha La Traditionelle 2013, Gregor Kuonen, Caveau de Salquenen, Valais AOC.
Ganz zum Schluss wirds nochmals weiss. Und richtig gut! Salzig und mineralisch wie eine Petite Arvine, dazu Grapefruit und Stachelbeere wie ein Sauvignon Blanc, begleitet von sehr viel Säure und einem vollmundigen Abgang. Super.

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Elf aussergewöhnliche Tropfen an der Basler Weinmesse

02 Samstag Nov 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Meine Zeitungsartikel

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5 Estrellas Tinto, Alain Graillot, Amourone, Andy Varonier, Basel, Baselland, Basler Weinmesse, C. Varonier & Söhne, Castilla y Leon, Côteaux de Schengen, Charles Smith Wines, Château Musar, Château Musar Rouge, Domaine Ampeloeis, Domaine Henri Ruppert, Domaine Lantides, Domaine Nussbaumer, Francis Ford Coppola, G-Punkt, G-Punkt Nemea, Griechenland, La Réglisse, Libanon, Luxemburg, Malaguiza Ampeloeis, Marokko, Mexiko, Nicolas Dolder, Novartis, Pago Negralada, Pago Negralada 2010, Pinot Gris, Proyecto Firmamento, Riesling Kung Fu Girl, Sélection 12, Syrah du Maroc, Tandem, Tempranillo, Valais, Weinmesse, Zinfandel Director's Cut

Auf Entdeckungsreise an der Basler Weinmesse: Dabei stiessen wir auf Exoten aus Mexiko und Libanon, einen plumpen Schauspieler aus Kalifornien, einen enttäuschenden G-Punkt und eine Walliser Whisky-Nase.

Coppola_Directors_Cut«Coppola, dieser alte Mafioso», lacht die Frau hinter der Theke und murmelt etwas von «…Grossvater bei der Mafia…» während sie eine Flasche Zinfandel Director’s Cut 2011 hervorklaubt. Der amerikanische Starregisseur Francis Ford Coppola produziert nämlich nicht nur Blockbuster wie «Der Pate» oder «Apocalypse Now», sondern auch Weine von ähnlicher Wucht. Wir befinden uns am Stand der Obrist SA, einer von rund 130 Weinhändlern- und Produzenten der diesjährigen Basler Weinmesse. Und Coppolas «Director’s Cut» ist einer von über 4500 Weinen, die noch bis am Sonntag in der Messehalle vier degustiert werden können.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Tropfen hat dieser Wein allerdings einen weltbekannten Paten, auch wenn die Arbeit in Rebberg und Keller selbstverständlich andere verrichten. Wie ist er also, der Zinfandel – die Sorte kennt man auch als Primitivo – von Coppola? Dezent in der Nase, wuchtig im Gaumen und die Etikette ist toll. Hinter der schönen Fassade ist der Wein leider viel zu eindimensional – wie ein schlechter Schauspieler. Weitere Degustations-Details gibts in der obenstehenden Bildstrecke.

Der Walliser Whisky-Winzer

Wir schlendern derweil weiter zum Walliser Winzer Andy Varonier am Stand der «Weininsel» Varen. Der blonde Hühne stand früher im Tor des FC Sion, nach einem Abstecher in die Teppichetagen der Privatwirtschaft hat er die Geschicke des Familienunternehmens übernommen. Michael Bahnerths BaZ-Artikel über das Wallis – dessen verkappte Liebesbotschaft in den Bergtälern als Schmähschrift missverstanden wurde – findet er super, schickt Varonier voraus, bevor er das Glas mit einer Flüssigkeit füllt, die von der Farbe her auch Wasser sein könnte. Weit gefehlt! Intensive Zitrusdüfte betören die Sinne, wie das hundert Hektoliter Bergwasser nicht könnten.

Nach ein wenig Luftkontakt folgen intensive Rauch-, Holz- und Vanillenoten. «Das ist der Wein mit der Whisky-Nase», sagt Varonier über diese weisse Assemblage namens «La Réglisse» und erzählt von seinem schottischen Kellermeister Jamie McCulloch, der den Weinen mit US-Eichenfässern einen rauchig-würzigen Hauch Heimat einflösst. Und plötzlich meint man, im Glas auch Torf zu riechen. 2009 machten der Schotte und der Ex-Goalie ihre erste «Whisky-Nase», inzwischen tüfteln die beiden sogar an der Weisswein-Lagerung in alten Whisky-Fässern. Die ersten Zwischenergebnisse sind mindestens so vielversprechend wie der Name unseres nächsten Weines: G-Punkt.

Der wuchtige Wein von Novartis – ja, Novartis

G-RED-Lantides-Estate-Agiorgitoko-2008Am Mykonos-Stand dann die Enttäuschung: Das «G.» auf der Etikette steht für «Greece», frivol ausformuliert wurde der Name durch den cleveren Schweizer Importeur. Abgesehen vom Namen ist der Wein allerdings kaum der Rede Wert. Ganz im Gegensatz zum «Pago Negralada 2010», einem erstklassigen Tempranillo aus dem spanischen Weingebiet Ribera del Duero. Hier sind weder Traube noch Herkunft aussergewöhnlich, sehr wohl aber das Weingut Abadia Retuerta. Dieses gehört nämlich niemand geringerem als der Novartis, wie Rolf Long am WeinHotel-Stand erklärt. Offenbar betreibt der Basler Pharma-Multi sogar eine eigene Importfirma, um seine Mitarbeiter in der Schweiz mit seinen spanischen Schätzen zu versorgen. Mit 89 Franken hat dieser opulente und dennoch geschmeidige Rotwein mit langem Abgang allerdings einen ziemlich stolzen Preis.

Da investiert man diese Summe lieber in zweienhalb Flaschen Château Musar Rouge 2005 aus dem Libanon. Sie haben richtig gelesen: Libanon! Das Land im Nahen Osten verfügt über eine Jahrtausende alte Weinbaugeschichte. Wenn die libanesischen Böden und das mediterrane Klima gepaart werden mit den Erfahrungen, die der Winzer in Bordeaux gesammelt hat, dann resultiert daraus ein Spitzenwein mit ganz eigenem Charakter von roten und schwarzen Früchten, wunderbar animalischen Noten und einem Abgang, den Flaschengeist Aladin kaum köstlicher aus der Wunderlampe hätte zaubern können.

Auf der Suche nach der Amourone-Dame

Zum Abschluss packt uns der Lokalpatriotismus und wir landen am Domaine-Nussbaumer-Stand des Aescher Winzers Nicolas Dolder, den wir 2011 bei der Ernte in der vorderen Klus begleitet haben und der mit dem «Amourone» ebenfalls einen ganz speziellen Tropfen vorzuweisen hat. Dolder ist zwar nicht der einzige Winzer aus der Region, der eine lokale Version des Valpolicella-Klassikers Amarone keltert, einzigartig ist allerdings die Geschichte dahinter: Bei einer Betriebsführung mit Wirtschaftsstudenten hat er vor nicht all zu langer Zeit angedeutet, dass er nach einem originelleren Namen für seinen Strohwein sucht.

Eine junge Frau schlug «Amourone» vor und traf damit mitten in Dolders Weinherz. Er würde der kreativen Studentin zu gerne zwei Kisten «ihres» Weins zukommen lassen – nur hat der Winzer ihren Namen bisher nicht herausgefunden. Nun steht der erste «Amourone»-Jahrgang – das Elixier getrockneter Diolinoir-Trauben – auf der Theke und verströmt Bonbon-ähnliche Aromen von Brombeere, Lakritz und Cassis. Im Gaumen gibt sich diese Fruchtbombe fast so dicht wie die Weinfülle in der Messehalle vier. Neben den eben vorgestellten Kuriositäten haben wir aus den über 4500 Tropfen weitere bemerkenswerte Weine herausgefiltert. Die Degustationsnotizen gibts in der Bildstrecke – geboten werden unter anderem ein Kampfmädchen aus Kalifornien, ein rassiger Mexikaner und eine Wundertüte aus Schengen.

Und jetzt – endlich – zum Wein-Countdown…

Francis Ford Coppola, Zinfandel Director’s Cut 2011, Kalifornien (27.40-)
Auf Platz 11 ein plumper Schauspieler: Der Regisseur von Filmklassikern wie «Der Pate» und «Apocalypse Now» macht nicht nur Blockbuster, sondern auch Weine. Zum Beispiel der Zinfandel Director’s Cut. Äusserlich überzeugt der Wein mit einer schön gestalteten, extravaganten Etikette, die sich zweimal um die Flasche schlingt. Weniger überzeugend ist dann aber das Bukett. Dafür, dass er unter der heissen Sonne Kaliforniens herangereift ist, gibt sich der Zinfandel (im «Paten» würde er Primitivo heissen) ziemlich zurückhaltend: schwarze Johannisbeere, Kirsche, that’s it. Im Gaumen wird es dann eindeutig wuchtiger: Ein voller Körper, Lakritz, Cassis, Pfeffer und ein fast endloser Abspann. Insgesamt ist dieser Rote fast zu plump – als würde man die Pate-Trilogie am Stück gucken. Und hinter der schönen Fassade zu eindimensional – wie ein schlechter Schauspieler.
Stand: Obrist SA (4.1/B21)

Domaine Lantides, G-Punkt Nemea 2008, AOC, Griechenland (35.-)
Platz 10: G-Punkt – was für ein Name für einen Wein! Leider hält der aus der autochtonen griechischen Rebsorte Agiorgitiko gekelterte Rotwein nicht, was er verspricht: Das Bukett riecht dezent wie ein frisch gewaschenes Unterhöschen, herb, etwas schwarze Frucht, vor allem Brombeere. Im Gaumen dominieren Säure und Tannine die Frucht. Etwas Lagerung dürfte dem Tropfen guttun. Der G-Punkt ist ein solider Wein, er befriedigt allerdings nur oberflächliche Wein-Gelüste, für einen önologischen Orgasmus reicht die Stimulation der Sinne hier nicht.
Stand: Mykonos GmbH (4.1/B26)

Kung-Fu_wine-52Charles Smith Wines, Riesling Kung Fu Girl 2012, Amerika (15.90-)
Charles Smith (r.) rauft sich auf Platz 9 die Haare: Ein Riesling aus Washington ist fast so selten anzutreffen wie ein Cowboy an der Mosel. In der Nase betören intensive Aromen von reifer Birne, Pfirsich und Ananas, der Duft von Apfel sogt für etwas Frische. Im Gaumen gibt sich das Kung Fu Girl zart, fast schon zu sanft. Hier wirkt der Riesling frischer als in der Nase, auch wenn ihm im Vergleich zu seinen deutschen Konkurrenten etwas die Säure und Mineralität fehlt. Dennoch: ein gut zu trinkender Wein, der einen nicht auf Anhieb ausknockt.
Stand: Paul Ullrich AG (4.1/C22)

Alain Graillot, Tandem, Syrah du Maroc 2010, Marokko (22.-)
Ein heisser Marokkaner mit Rhône-Charakter auf Platz 8: Eigentlich ist Syrah ja im nördlichen Rhônetal beheimatet. Bei diesem Experiment wird die rassige rote Sorte allerdings in der heissen Marokko-Region Meknèz-Fèz angebaut. Dank kühlen Nächten gelingt dennoch ein ausgewogener und raffinierter Wein. Erdbeere, Brombeere und Pflaume im Bukett, dazu animalische Noten; im Gaumen wird es dann würzig und pfeffrig. Die reife Frucht zeugt von der nordafrikanischen Hitze während die frische Säure die kühlen Nächte belegt. Ein vollmundiger Wein mit viel Tannin und langem, herbem Abgang. Ob man dazu Wasserpfeiffe rauchen kann?
Stand: La passion du Vin (4.1/B17)

C. Varonier & Söhne, La Réglisse 2012, AOC Valais (20.-)
Platz 7 für die Walliser Whisky-Nase: Die Assemblage aus Chardonnay, Riesling, Muscat und Malvoisie hat ein angenehmes Bouquet vom Zitrone, Grapefruit und Stachelbeere, dazu ein mineralischer Unterton und blumige Nuancen. Nach kurzer Zeit gesellen sich deutliche Rauch-, Holz- und Vanillenoten dazu – damit will der schottische Kellermeister Jamie McCulloch den Duft eines Whiskys ins Weinglas zaubern, was ihm erstaunlich gut gelingt. Plötzlich meint man auch Torf in der Nase wahrzunehmen. Im Gaumen präsentiert sich dieser farblich blasse Weisswein erstaunlich crèmig und vollmundig mit einer guten Säure-Struktur als Rückgrat, leichter Restsüsse und einem herben, langen Abgang.
Stand: Weindorf Varen (4.1/C09)

AA_5_EstrellasProyecto Firmamento, 5 Estrellas Tinto 2009, Mexiko (23.50-)
Platz 6: Ay Caramba, es gibt noch andere mexikanische Alkoholika als Tequila! Zusammengesetzt aus «5 Sternen», nämlich den Rebsorten Tempranillo, Garnacha, Cinsault, Merlot und Cabernet Sauvignon, verschmilzt dieser Tropfen die verbreitetsten Traubensorten von Spanien und des Bordelais (F). Und wie dort, findet man auch im 5 Estrellas deutliche Barrique-Noten wie Vanille und Tabak, dazu Leder, Brombeere und Pflaume. Im Gaumen wird es dann pfeffrig mit schwarzen Johannisbeeren, Erdbeeren und Brombeeren. Ein dichter und vollmundiger Wein mit vielen Gerbstoffen. Ohne seine exotische Herkunft würde es dieser solide Wein beim breiten Angebot der Weinmesse wohl eher schwer haben, aufzufallen.
Stand: Paul Ullrich AG (4.1/C22)

Domaine Ampeloeis, Malaguiza Ampeloeis 2012, Griechenland (24.-)
Auf Platz 5 ein autochtoner Weisswein (Malagousia) aus Griechenland: Die blumige Zitrus-Nase mit Grapefruit und Stachelbeere erinnert an einen Sauvignon Blanc – allerdings verfügt dieser Nordgrieche über weniger Säure. Dennoch kommt der Tropfen auch im Gaumen frisch daher mit herben Zitrusnoten. Ein solider Weisswein.
Stand: Mykonos GmbH (4.1/B26)

Domaine Nussbaumer, Amourone 2011, AOC Baselland (26.-)
Platz 4: Im Valpolicella dürfte sich dieser Tropfen Amarone nennen. Weil dieser Strohwein aus getrockneten Trauben aber aus der Aescher Klus kommt, heisst er Amourone. Gekeltert aus der Garanoir-Traube duftet diese Fruchtbombe in der Nase wie ein Bonbon aus Brombeere, Lakritz und Cassis. Ebenso im Gaumen, wo sich das rote Elixier wie erwartet sehr dicht und vollmundig präsentiert. Der Name Amourone stammt von einer Basler Wirtschaftsstudentin, die bei einer wohl feuchtfröhlichen Betriebsführung einen Geistesblitz hatte. Dafür hat sie sich zwei Kisten Wein verdient – sofern sich die Gute bei Winzer Nicolas Dolder meldet. Er hat nämlich ihren Namen nicht.
Stand: Domaine Nussbaumer (4.1/B19)

Schengen_messeDomaine Henri Ruppert, Sélection 12, 2011 Pinot Gris, Côteaux de Schengen, Luxemburg (24.50-)
Platz 3 geht an diese Wundertüte aus Luxemburg: Geographisch und klimatisch liegt das Schengener Weinbaugebiet gleich neben der Mosel. So verwundert es denn auch nicht, dass dieser dort angebaute Pinot Gris eher mineralisch-deutsch anstatt lieblich wie aus dem Elsass daherkommt. In die Nase steigen frische Zitrusnoten, Grapfruit und Stachelbeeren; im Gaumen präsentiert sich das Luxemburgerli trotz leichter Restsüsse frisch und mineralisch. Der volle Körper und der lange Abgang komplettieren den positiven Eindruck dieses speziellen Grauburgunders.
Stand: Weinhoteliers (4.1/A30)

Abadia Retuerta, Pago Negralada, Tempranillo 2010, VdT, Castilla y Leon, Spanien (89.-)
Tannine statt Pillen auf Platz 2: Pharma-Multi Novartis besitzt ein Weingut in der spanischen Weinregion Ribera del Duero und der Lagenwein Pago Negralada zählt zu dessen Flagschiffen. Reife rote und schwarze Früchte betören die Nase, Holz und Vanille zeugen vom Fassausbau. Im Gaumen sucht man vergebens nach medizinalen Noten, dafür dominieren Brombeere und Pflaume. Ein opulenter und doch geschmeidiger Rotwein mit langem Abgang. Und stolzem Preis.
Stand: Weinhoteliers (4.1/A30)

Château Musar, Château Musar Rouge 2005, Libanon (36.-)
Auf Platz 1 triumphiert die Überraschung aus Libanon: Diese im Bordeaux-Stil ausgebaute Assemblage aus Cabernet Sauvignon, Cinsault und Carignan ist eine Wucht. Intensiv in der Nase versprüht der Tropfen Aromen von Himbeere, Brombeere, sowie Barrique-Düfte wie Nuss, Vanille oder Toast; dazu gesellen sich Würze und animalische-muffige Noten wie Leder oder nasser Karton – nicht jedermanns Sache, aber in diesem Fall unwiderstehlich. Im Gaumen machen sich die für dieses Alter erstaunlich wilden und ausgeprägten Tannine sofort auf der Zunge bemerkbar, daneben schwarze Früchte wie Brombeere, Pflaume und Kirsche. Der Abgang ist ewig – fast wie die Weinbaugeschichte im Libanon. Spannend, gut – und im Vergleich zu ähnlichen Bordeaux-Tropfen geradezu billig.
Stand: La passion du Vin (4.1/B17)

AA_Chateau_Musar

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Bazonline veröffentlicht.

Himmel und Hölle im Schwarzwald

22 Sonntag Sept 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Hotel

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Bickensohler Riesling, Canaiolo, Colorino, Genossenschaft Bickensohl, Hinterzarten, Hotel, Montevertine, Parkhotel Adler, Riesling, Sangiovese, Schwarzwald, Titisee, Toskana

Himmlisch: Das Parkhotel Adler in Hinterzarten.

Himmlisch: Das Parkhotel Adler in Hinterzarten.

Himmel und Hölle liegen manchmal dicht beeinander – so wie Titisee und Hinterzarten. Die Ortschaften im Schwarzwald trennt eigentlich nur ein Hügel, ein Moor und, natürlich, ein dichter Tannenwald. Und doch liegen Welten dazwischen. Titisee kommt daher wie die Karikatur eines deutschen Postkarten-Dörfchens: Zwischen historischen Bijoux finden sich viele hässliche Häuser und Hotels und die Fussgängerzone wird dominiert von Souvenir-Läden mit dem Kitsch, den es an Orten mit vielen Senioren und Japanern halt so zu kaufen gibt.

Auch die meisten Restaurants lassen stilbewusste Menschen erschaudern: Touri-Fressbuden, die den verstaubten Charme einer Autobahnraststätte versprühen. Mit Massenabfertigung und Sitzgarnituren aus Stoff, den unsereins nicht einmal als Duschvorhang dulden würde. Der Tiefpunkt: Das NPD-Plakat beim Bahnhof: «Geld für die Oma statt für Sinti und Roma». Omas hat es jedenfalls genug in Titisee – Junge sind eher selten anzutreffen. Ebenso vernünftig gekleidete Menschen.

Aber was motze ich eigentlich?! Die hier geschilderten Eindrücke markieren – und dramatisieren – lediglich die letzten Minuten eines wunderschönen Wochenendes im Schwarzwald. Ich war nämlich im Himmel jenseits des Hügels: Im Parkhotel Adler in Hinterzarten. Einem altehrwürdigen Fünfsternhaus, das sich seit Menschengedenken in Familienbesitz befindet. (Achtung: Die folgenden Beschreibungen beziehen sich aussschliesslich auf das Hotel und dessen malerische Umgebung, nicht auf das Dorf Hinterzarten; dennoch finde ich den Himmel-Hölle-Vergleich mit Titisee nach zwei Ortsdurchfahrten absolut angebracht.)

Das Parkhotel ist der perfekte Ort für einen Kurzurlaub: Die Zimmer sind gemütlich, gediegen und dennoch rustikal. Die Wellnessanlage ist grosszügig, vielseitig und auch für Kinder geeignet. Die Lage am Dorfrand ist kaum zu übertreffen: An den unendlich erscheinenden Hotelpark schmiegen sich Tannenwälder, Kuhweiden und eine Moorlandschaft, wie man sie in der Region nur im Schwarzwald findet. Kein Wunder, fühlt sich der Santiglaus hier wohl. Einzig die Hotelgänge riechen stellenweise etwas muffig. Und dass die eine versiegelte Magnumflasche Château Mouton Rothschild einfach so als Dekoration rumstehen lassen, irritiert auch ein bisschen. Es muss sich um eine Fälschung handeln.

Nun aber zum Wein, der bei einem rustikalen Mahl (Lachs mit Spätzle) in der «Wirtshus»-Stube getrunken wurde. Den Auftakt macht natürlich der Local Hero: Ein Bickensohler Riesling 2009, trockener Qualitätswein der Genossenschaft Bickensohl. In der Nase offenbart der Tropfen frische Apfel-, Birne- und Pfirsichnoten, dazu ein Hauch Melone; auch a bisserl Mineralisch ist der Gute. Im Mund dann ebenfalls eine frische Frucht (vor allem Apfel) und viel Säure. Prickelnd. Der Abgang ist unerwartet lang, aber auch etwas herb, dazu angenehm exotische Nuancen. Ein guter Auftakt, nach dem sich die tonangebenden Ladies am Tisch von einem Italiener verführen lassen.

MontevertineDer Casanova heisst Montevertine 2006, kommt aus den heiligen Hügeln des Chianti, wird aber nicht prominent als solcher etikettiert. Die Assemblage aus Sangiovese (90%), Canaiolo und Colorino könnte genauso gut ein Supertuscan aus Bolgheri sein: Ein Bukett von betörender reifer Frucht – rot und v.a. schwarz; da paaren sich Kirsche und Brombeere mit Barrique-Noten wie Vanille, Eiche, subtilem Pfeffer und Tabak. Je länger der Herr sich im Glas breit macht, desto mehr kommt das Holzfass zum Vorschein. Im Mund ist er erstaunlich frisch und fruchtig mit einer herben Note im Abgang. Sanft und samtig in Sachen Tannine und Säure, wobei diese mit der Zeit deutlicher hervortritt. Ein toller Wein, auf der Karte zwischen Sassicaia und Tignanello platziert, verweist er diese mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis af die Plätze.

Perfekt fürs Paradies. Dafür nimmt man später auch die Sandalen, Socken und Schlapphut tragenden Vogelscheuchen in Titisee in Kauf. Ist ja wie Entertainment ohne Fernbedienung.

Erste Schritte in die richtige Richtung

10 Dienstag Sept 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Merlot, Pinot Noir

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2011, Agriloro SA, Barefooted, Baselland, Blauburgunder, Cadus, Daniel Jauslin, Daniel Z'Graggen, Gasthof zum Goldenen Sternen, Jauslin Weine, La Prella, Ladoix, Meinrad Perler, Merlot, Muttenz, Nuits-Saint-Georges, Pinot Noir, Primi Passi, primipassi, Sirugue, Sudnord, Tessin, Tonnellerie, Winzer

FotoEin Tessiner Merlot aus dem Baselbiet? Ja, das gibts! Der spezielle Tropfen aus Tessiner Traubengut heisst passenderweise sudnord und wurde in Muttenz vom angehenden Önologen Daniel Z’Graggen gekeltert. Da es sich beim 2011er um den ersten Jahrgang des Jungwinzers handelt, heisst dessen Weinlinie konsequenterweise primipassi – erste Schritte.

Für einen ersten Wurf kommt der primipassi merlot sudnord 2011 schon ziemlich ordentlich daher: Ein gefälliges Bukett von reifen Früchten, schwarz sowie rot, daneben etwas dezenter die von mir so geschätzten Nuancen von Tabak, Leder und Waldboden. Im Gaumen kommt die Frucht filigraner daher mit einer etwas herben Note sowie hoher Säure. Der Tropfen ist nicht so breit und vollmundig, wie ich es beim Merlot-Massaker an der Viso del Vino erlebt habe, der Abgang verflüchtigt sich mit mittlerer Länge. Ein guter, ungewöhnlicher Merlot, der in der Nase besser gefällt als im Gaumen. Zumindest jetzt – ich wäre gespannt, wie der Sudnord sich entwickelt.

02_merlotDie Trauben stammen vom Rebberg La Prella der Agriloro SA von Meinrad Perler, Schweizer Winzer des Jahres 2010. Gekeltert wurde der Tessiner Schatz ennet des San Gottardo bei Urs Jauslin in Muttenz, seinerseits einer der besten Schweizer Pinot-Noir-Macher mit Weltmeistertitel (hier mein BaZ-Artikel dazu). Warum aber karrt Z’Graggen 500 Kilo Tessiner Trauben in die Nordwestschweiz? Wenn ich mich richtig erinnere, hat der Jungwinzer sein Praktikum bei Jauslin absolviert. Also: Darum! Ohnehin hat sich «Zeta» mit Perler und Jauslin sicher nicht die falschen Lehrmeister ausgesucht. Ausgebaut wurde der Sudnord – um die Merlot-Geschichte abzuschliessen –  während 16 Monaten in Burgunder Eichenfässern: Die ersten 9 Monate schlummerte der Tropfen in einem neuen Barrique der Tonnerie Cadus aus Ladoix, danach in einem nun zum vierten Mal gebrauchten Sirugue-Fass aus Nuits-Saint-Georges, wie Z’Graggen erklärt.

PrimiPassi_PNAber Z’Graggen darf sich nicht nur in Jauslins Keller austoben – der Muttenzer hat ihm auch einen Teil seiner Pinot-Noir-Trauben überlassen, um daraus den primipassi pinot noir barefooted zu keltern. Dieser schmeckt – im Gegensatz zum Sudnord – im Gaumen besser als in der Nase, wo sich ein dezenter Duft von Edbeere, weissem Pfeffer und Leder breit macht. Dazu gesellen sich Noten von Tanne, Zeder und Graphit, wie mir nach einem entsprechenden Hinweis von Z’Graggen auch auffällt. Im Gaumen präsentiert sich der Pinot so frischfruchtig und knackig, dass es eine Freude ist. Kirsche, Erdbeere, Himbeere und Holznoten geben sich die Ehre. Für einen Blauburgunder kommt dieser Tropfen ziemlich vollmundig daher, was ich hier positiv finde.

Der Wein wurde zur Hälfte barfuss gemaischt – deshalb der Name barefooted. Vorgestellt hat Z’Graggen seine ersten beiden Schritte als Winzer im Rahmen seiner primipassi 2011/Tour de Suisse im Basler Gasthof zum Goldenen Sternen – malerisch gelegen im Dalbe-Tal zwischen Papiermühle, Museum für Gegenwartskunst und Grossbasler Rheinufer. Das Lokal ist insbesonders bei schönem Wetter allewyyl ein Abstecher wert!

Damit sich die Besucher vorstellen konnten, wie es ist, mit nackten Füssen Trauben zu maischen (ich durfte diese Erfahrung mit meinem Kleinen ja bereits machen), hat Z’Graggen den Prozess simuliert: Mit einem offenen Barrique und Gummi-Bällchen, die mit ihrer schlabbrig-feuchten Konsistenz und ihrer Grösse echten gemaischten Weintrauben erstaunlich nahe kommen (siehe Foto oben). Da der Anlass eben erst begonnen hatte, stocherte ich mit meinen Händen lustvoll in der Pseudo-Maische rum. Bis Z’Graggen in einem Nebensatz erwähnte, dass dieses barfuss-Erlebniss am Vorabend in Lugano bei seinen Degu-Besuchern auf grosse Resonanz stiess.

Manchmal ist es gar nicht so einfach, seine Hände dezent am Hosenbund abzuwischen.

PS: Der im Baselbiet gekelterte Tessiner Merlot ist fast der Wein gewordene Lebenslauf von Daniel Z’Graggen: Seine Familie kommt aus dem Baselbiet (und dem Aargau), aufgewachsen ist er in der Tessiner Gemeinde Pura. Jetzt müsste Z’Graggen den sudnord nur noch mit einem Pinot Noir aus Graubünden assemblieren, dort wurde der Jungwinzer nämlich geboren. Dann müsste der Tropfen aber sudestnord heissen.

Ein wunderbares Merlot-Massaker in Lugano

07 Samstag Sept 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Merlot, Tessin

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2011, Adriano Kaufmann, Agra Riserva, Agriloro SA, Ampelio, Ascona, Azienda Agricola Avra-Caspiera Sagl, Azienda Vitivinicola Pelossi & Co., Balerna, Belcantonissimo, Beride, Biasca, Cademario, Cantina Monti, Carmagnola, Cassina d'Agno, Castel San Pietro, Castello di Morcote, Chiodi, Claudio Tamborini, Colle d'Avra, Comano, Costera Riserva, Cresperino, Daniel Huber, E+F Klausener, F.lli Meroni Sagl, Fattoria Moncucchetto, Fratelli Corti SA, Fratelli Meroni, Fustoquattro, Gemma dell'Est, Genestrerio, Granato, Il Rubino, Il Viso del Vino, L'Arco, Lamone, Lamone Tenuta Colle S. Zeno Riserva, Leneo, Lugano, Malcantone – Rosso dei Ronchi, Meinrad Perler, Merlot, Moncucchetto, Montagna Magica, Monti – Il Canto della Terra, Murata, Pazzallo, Pio della Rocca, Purasca, Raggio di Sole, Riserva Ernesto, Riserva Tenimento La Prella, Rompidée, Rosso di Sera, Rovere, Salorino, SanZeno Costamagna, SanZeno Riserva, Sauvignon Blanc, Sottobosco, Sottoceneri, Stabio, Tamborini Carlo Eredi SA, Tenimento de'll Ör, Tenuta Agricola Luigina SA, Tenuta Bally & von Teufenstein SA, Tenuta Castello di Morcote, Tenuta San Giorgio, Termine, Tessin, Ticino, Ticinowine, Topazio, Tramonto Rosso, Tre Api, Ultima Goccia, Vallombrosa, Vezia, Vico Morcote, Vinicola Carlevaro

Bonvinvant_Viso-del-Vino_2013_1Zugegeben, am Ende des dreistündigen Degustationsmarathons hat sich meine frisch von einem Wespenstich genesene Zunge doch ein wenig pelzig angefühlt. Und auch die Zahnhälse zeigten langsam, dass mein Weinfimmel ihnen langsam auf den Nerv geht – der Tribut der Tannine. Aber es hat sich gelohnt! «Il Viso del Vino» heisst das vom Fachverband Ticinowine organisierte Stelldichein, das am 2. September im Kongresszentrum Lugano zelebriert wurde.

Über 60 Tessiner Winzer präsentierten ihre Jahrgänge 2011, darunter grosse Namen wie Claudio Tamborini, (noch) amtierender Schweizer Winzer des Jahres oder Meinrad Perler, Winzer des Jahres 2010. Einige Tropfen waren so frisch abgefüllt, dass die Flaschen von Hand beschriftet werden mussten. Die verkosteten Rotweine – hauptsächlich Merlots – lassen sich grob gesagt in drei Kategorien einteilen: a) die fruchtig-frischen, im Stahltank ausgebauten Tropfen mit eher roter Frucht; b) die würzig-weichen, im Barrique gereiften Tropfen mit intensiven Noten von Waldboden, Leder, Pflaume und Lakritz und dezenten schwarzen Früchten sowie c) opulente Granaten mit überreifer schwarzer Frucht und vollem Körper. Mein Weinherz schlägt eindeutig für die mittlere Kategorie. Jetzt aber zu meinen chronologisch aufgeführten Degu-Notizen. Wir beginnen am Stand der Agriloro SA von Meinrad Perler.

Bonvinvant_Viso-del-Vino_2013_2Agriloro SA, Genestrerio
Riserva Tenimento La Prella (Ticino DOC Merlot 2011): Kirsche und frische Himbeere in der Nase; fruchtig frisch auch im Gaumen: Brombeeren, schwarze Johannisbeeren, leichte Cassis-Noten. Angenehm, frisch und mit mittlerem Körper.
Agriloro SA, Riserva Tenimento de’ll Ör (Ticino DOC Merlot): Hui! Intensive schwarzfruchtige Nase. Auch hier: Brom- und Johannisbeeren und Cassis – aber dichter und ausgeprägter. Dazu Pflaumen, Tabak, Waldboden und Unterlaub. Dennoch frisch und fruchtig um Gaumen. Toll. Und rar.
Agriloro SA, Riserva Sottobosco (Rosso del Ticino DOC): Eine Assemblage aus Merlot (75%), Cabernet Sauvignon (12%), Gamaret (7%) und Cabernet Franc (6%). Der Wein präsentiert sich zurückhaltender, zunächst eher auf der roten Seite, dann gesellen sich auch Cassis- und Brombeer-Nuancen dazu. Anklänge von Tabak und Leder. Wunderbar rund und trinkig im Gaumen: Zuerst macht sich die Frucht breit, dann die Säure und zum Schluss folgen die noch etwas kernigen Tannine. Dennoch schon sehr angenem zu trinken.

Tenuta Bally & von Teufenstein SA, Vezia
Cresperino (Ticino DOC Merlot): Bukett von schwarzer Kirsche, Brombeere, dezente Holznoten. Angenehm im Gaumen: Knackige Säure, präsenter Alkohol, frische Frucht.
Tre Api (Ticino DOC Merlot Riserva): Wow! Sehr ledrig in Bukett, dazu Tabak, Holz und Pflaume, die Frucht hält sich eher im Hintergrund. Nice! Im Gaumen dann Cassis und Pflaumen, danach angenehme Tannine und ein laaanger Abgang. Vollmundig, gut.
Riserva Ernesto (Rosso del Ticino DOC): Man merkt: Hier ist eine Assemblage im Glas. Sie riecht anders als ihre Merlot-Halbbrüder, was an den 25 % Cabernet Sauvignon liegt. Die Frucht ist frischer und duftet nach Him- und Brombeere. Sehr knackig im Mund, präsente Säure.
Topazio (Rosso del Ticino DOC): Ist mit 75% Cabernet Sauvignon und 25% Merlot quasi die Umkehrung des Ernesto. Zurückhaltende Nase, Kirsche und Cassis im Gaumen. Noch etwas grün und ungestüm. Ein junger Wilder, der mir in ein paar Jahren gerne noch einmal begegnen darf. Weiterlesen →

Louis Jadot Gevrey-Chambertin 1999

25 Montag Feb 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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1999, Burgund, Degunotizen, Degustation, Gevrey-Chambertin, Louis Gadot, Pinot Noir

Und wieder ein Pinot Noir: Dieser Burgunder ist das Gegenteil eines Nasenblenders. In der Nase duftet der Louis Jadot Gevrey-Chambertin 1999 nämlich eher nach Karton und Keller – also abweisend. Im Gaumen dann aber die Offenbarung: animalisch, vegetabil mit Noten von Waldboden, Unterholz und Leder; dazu eine prickelnde Säure, samtige Tannine, vollmundig und ein seeehr langer Abgang. Das hätte ich nicht erwartet, nachdem der Korken beim Öffnen zu Staub zerbröselt ist. Angenehme Überraschung.

Louis_Jadot_Gevrey-Chambertin_1999

Ein eleganter Pinot Noir aus Oregon

06 Mittwoch Feb 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Jahrgänge, Neue Welt, Region

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2008, Degu, Degustation, Domaine Serene, Malene Meisner, Oregon, Pinot Noir, The White Club, TWC, USA, verkostet, Willamette Valley, Yamhill Cuvée

Endlich bekomme ich einmal einen Pinot Noir aus Oregon ins Glas! Bei der Blind-Degustation habe ich den Tropfen anfänglich im Burgund verortet. Sehr zum Triumph der Gastgeberin Malene Meisner, Gründerin von The White Club – gemäss Eigenaussage dem weltweit exklusivsten Weinclub, spezialisiert auf rare Weine der allerobersten Preisklasse. Ich habe die sympathische Dänin und Wahlbaslerin für einen BaZ-Bericht in Bottmingen besucht.

Foto

Nachdem sich der noch kühle Pinot anfänglich von seiner verschlossenen Seite zeigte, offenbarte er nach einigen Minuten im grossen Burgunderglas betörende Noten von schwarzer Kirsche, Waldboden und – wie ich meinte – auch eine Nuance Speck. Nach und nach machte sich zudem auch das Barrique bemerkbar. Kommt wirklich wie ein Burgunder daher! Im Gaumen dominierte die fruchtige Seite und, vor allem, die knackige Säure und ein ziemlich langer Abgang. Mit 13,8 Volumenprozent ist der Yamhill Cuvée 2008 der Domaine Serene alles andere als ein Kind von Traurigkeit. Als ich zwei Tage später die letzten Tropfen aus der Flasche nuckelte (Meisner hat sie mir netterweise überlassen), haben die Wald- und Specknuancen in der Nase deutlich abgenommen. Dafür zeigte sich das Bukett mit Grasnoten nun von seiner grünen Seite. Auch gut.

PS: Eigentlich wollte Meisner mir einen Vilafonté Series C aus Stellenbosch, Südafrika, vorsetzten. Da sie dies aber vorab via Twitter verkündet hatte und ich die entsprechende Nachricht umgehend favorisierte, wechselte die Gute den Wein kurzerhand aus. Schliesslich wollte sie mich ja überraschen. Das ist ihr sehr gut gelungen.

preparing and pre-tasting 😎 just a squeeze of the Vilafonte, for the interview with the newspaper this afternoon twitter.com/TheWhiteClub/s…

— Malene Meisner (@TheWhiteClub) 5. Februar 2013

Château Ferrière 2009

17 Donnerstag Jan 2013

Posted by Bonvinvant in Bordeaux, Degustiert, Region

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2009, 3ème Cru, Bordeaux, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Château Ferrière, Degunotizen, Margaux, Merlot

Chateau_Ferriere_2009Der erste Bordeaux-Wein, den ich per Subskription vorbestellt habe, ist eine wunderbare Steilvorlage für die erste Degu-Notiz an dieser Stelle. Naja, eigentlich ist Herr Papa schuld daran: Während ich mit meiner Liebsten im Restaurant ONO mit einem wunderbaren Barbera das Staatsexamen der Schwägerin feierte, öffnete der Gute nämlich meine erste Flasche Château Ferrière. Ungefragt, versteht sich. Die Flasche habe ich ursprünglich für Weihnachten aus dem Keller geholt – meine Familie trank aber so wenig, dass die Pulle ungetrunken auf der Küchenablage stehen blieb. Und da mein Vater die Angewohnheit hat, bei Durst die nächstbeste Flasche zu köpfen, wurde halt mein Château Ferrière 2009 entjungfert. Ein 3ème Grand Cru Classé aus dem Margaux, bestehend aus Cabernet Sauvignon (65%), Merlot (30%) und Cabernet Franc (5%). Und eigentlich bin ich ja ganz froh, dass ich den Tropfen endlich einmal verkosten kann – schliesslich gibts ja noch Reserve im Keller. Na dann…

Dunkles, dichtes Rubinrot. In der Nase eher noch dezent mit deutlichen Noten von frischen Brombeeren und schwarzen Johannisbeeren, dazu Nuancen von Cassis, Vanille und reifen schwarzen Früchten; der Merlot macht sich mit subtilen Tabak- und Waldboden-Noten bemerkbar. Im Mund dominieren eine noch sehr spitze Säure sowie die frischen Tannine; weniger Frucht als im Bouquet; der Körper ist mittel bis voll, der Abgang schon schön lang. Ein Zungenwärmer.

Ich freu mich jetzt schon darauf, in zwei Jahren zu gucken, wie sich der Wein entwickelt hat.

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