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Schlagwort-Archiv: Schweiz

Weltherrschaft dank alten wilden Walliser Reben

07 Samstag Mär 2020

Posted by Bonvinvant in Kolumne, Uncategorized, Wallis

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Chanton, Chanton Weine, Chosy, Eyholzer Roter, Gouais Blanc, Gwäss, Heunisch, Himbertscha, Josef-Marie Chanton, Lafnetscha, Mario Chanton, Oberwallis, Plantscher, Resi, Schweiz, Visp, Wallis

Verstossen, vergessen und fast ausgestorben. Wer die Weine der Visper Winzerfamilie Chanton verkostet, entdeckt absolute Raritäten: Weisse Rebsorten wie Lafnetscha, Himbertscha, Plantscher, Gwäss und Resi oder Eyholzer Roter. Sie wurden von Josef-Marie «Chosy» Chanton seit den 70er-Jahren in verwilderten Restbeständen wiederentdeckt und neu angepflanzt.

Himbertscha und Plantscher, beide mit einem Schweizer Bestand von weniger als einem Hektar, gibt’s ausschliesslich bei Chanton zu kaufen. Der Oberwalliser Familienbetrieb hat das Monopol auf die Sorten – weltweit. Bei Lafnetscha teilen sich vier Winzer die Weltherrschaft. Die Raritäten werden immer beliebter – Seltenheit macht sexy. Früher wurden sie stiefmütterlich behandelt.

Früher «Bettschisser», heute Übermutter

Plantscher musste als Sammelbegriff für unbekannte weisse Sorten herhalten. Der säurebetonte Gwäss (aka Gouais Blanc, Heunisch oder «Bettschisser»…Elternteil einiger der heute bekanntesten Rebsorten) wurde mit Vorliebe am Rand der Weinberge angepflanzt, um naschenden Traubendieben denn Appetit zu verderben (bevor er mit Fendant ersetzt wurde). Und der Lafnetscha war lange als Warnung zu verstehen: Das lapidare «Laff nit scho» hiess soviel wie «trink noch nicht» – so ruppig muss der junge Wilde nach dem Abfüllen gewesen sein. Früher wurden viele Sorten allerdings auch oft nicht ganz ausgereift und mit hohem Ertrag geerntet. Die Konsequenz: Massenweine mit zweifelhaftem Ruf.

Josef-Marie Chanton und Sohn Mario, der das Weingut seit über zehn Jahren führt, haben die Oberwalliser Raritäten nicht nur wiederbelebt. Sie haben sie auch rehabilitiert, indem sie beweisen, dass diese Sorten hervorragende Weine hervorbringen. Wilde weisse Walliser mit eigenem, manchmal eigenwilligem Charakter.

Weltherrschaft – jawoll!

Schön zu sehen etwa beim Himbertscha und beim Plantscher aus dem Jahr 2018. Beide spontan vergoren, wie alle Chanton-Weine. Ein kongeniales Duo: Während der Himbertscha mit opulenter Frucht (ja, auch etwas Himbeere, der Name kommt aber von «im Bercla» – in der Pergola), exotischen Nuancen und einer frischen Kräutrigkeit in der Nase überzeugt, trumpft der Plantscher mit seinem rustikal-kargen Bouquet vor allem im Gaumen auf. Mit einem kraftvollen, würzig-herben Finish. Trotz weniger als 12 Volumen haben die Crus einen recht üppigen Körper mit cremiger Textur.

Die Weine sind der beste Beweis, dass es sich als Winzer lohnt, auf das Erbe ureigener Reben zu setzen. Vor allem wenn man dann die Weltherrschaft über diese Sorte hat.

Dieser Text wurde erstmals in der bz Basel veröffentlicht.

«Ihr mögt diesen nassen Hund? Ihr seid ja pervers!»

09 Sonntag Okt 2016

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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Abruzzen, Alte Reben, Azienda Nicola di Sipio, Österreich, Band, Basel, Bündner Herrschaft, BBQ, Brandhärd, Burgenland, Degu, Deutschland, DJ Johny Holiday, F. J. Eifel, Fetch, Fierce, Freunde, Georg Fromm, Graubünden, Histoire D’Enfer, Italien, Liestal, Malans, Malanser Pinot Noir Selvenen Barrique, Montepulciano d’Abruzzo Riserva, Mosel, Petite Arvine, Pool, Rap, Riesling, Schweiz, Siebe Dupf, Sommer, Trittenheimer Apotheke, Verkostung, Wallis, Weingut Ernst, Welschriesling Steinriegel

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Fierce, Johny Holiday und Fetch. (Fotos: Mike Schwede)

Feuchtfröhlich und superseriös. Vor Kurzem habe ich mich mit meinen Brandhärd-Komplizen durch das Sortiment des Baselbieter Weindealers Siebe Dupf getrunken. Die Mission: Unseren «Promi»-Lieblingswein für die Siebe-Dupf-Hauszeitung «Gazette» ausmachen. Ein harter Job! Hier die Be- und Erkenntnisse eines tropisch heissen Nachmittags zwischen Bier, BBQ und Swimmingpool. An den Kelchen: Fierce und DJ Johny Holiday und Fetch (das ist der Bonvinvant) – wobei, ausser bei Fetch, kein Verkostungs-Vorwissen vorhanden war. Unter den sieben Schüssen von Siebe-Dupf war ein Volltreffer…

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Petite Arvine 2015, Histoire D’Enfer (Wallis, Schweiz)
Johny: Ein lieblicher, weicher Wein – der auf mich allerdings etwas flach wirkt.
Fierce: Also ich finde ihn noch easy. Süffig.
Fetch: Mir gefällt er auch – Petite Arvine, eine meiner Lieblingssorten. Riecht ihr die Zitrusaromen? Rhabarber, Limette, Salzzitrone und Pfirsich – dahinter auch exotische Nuancen. Mango zum Beispiel. Die Säure wirkt etwas filigran – 2015 war halt ein heisses Jahr – doch der Wein ist dennoch frisch und lebendig. Schöne sortentypische Salzigkeit im Abgang. Ich bin glücklich damit.

Trittenheimer Apotheke Riesling trocken Alte Reben 2014, F. J. Eifel (Mosel, Deutschland)
Johny: Viel spannender! Dieser Wein verspricht nicht nur in der Nase viel, er gibt auch im Gaumen etwas her.
Fetch: Schöne Riesling-Nase! Weisses Steinobst, Gummi, Limette, grüner Apfel; im Gaumen mit etwas CO2 und toller Säure, sehr frisch und strukturiert mit wunderbar mineralischem Finish. Für solche Weine liebe ich die Deutschen!
Stefan: Das kräuseln der Kohlensäure spüre ich auch. Mir gefällt der Petite Arvine aber besser – bei diesem passiert im Auftakt zwar weniger als beim Riesling, doch auf Dauer finde ich den Walliser spannender.

Welschriesling Steinriegel 2014, Weingut Ernst (Burgenland, Österreich)
Fierce: Uuuh…der ist nicht so, wie ich einen Weisswein haben möchte. Diesen Wein trennen Welten zu seinen Vorgängern. Gefällt mir gar nicht.
Johny: Ich finde den Wein im Gaumen spannend – nicht so flach wie der Petite Arvine.
Fetch: Hier gibt’s halt fast keine Fruchtaromen, etwas gelber Apfel vielleicht, dafür animalische Noten und gekochtes Gemüse. Zudem wirkt dieser Welschriesling etwas grasig und oxidativ. Ist halt ein spontan auf den Traubenhäuten vergorener Weisswein, das mag nicht jeder. Ich finde ihn im Gaumen eine Wucht: etwas CO2, lebendige Säure, vibrierend und strukturiert mit feinen Tanninen im Abgang. Geil! Ich mag so ruppige Querulanten.
Johny: Also mir gefällt der Wein auch.
Fierce: Was?! Ihr mögt diesen nassen Hund? Diesen Grüsel? Ihr seid ja pervers! Ihr könnt diesen Pilzwein gerne selber trinken.

Malanser Pinot Noir Selvenen Barrique 2014, Georg Fromm (Graubünden, Schweiz)
Fetch: Aha, die Bündner Herrschaft, auch als «Burgund der Schweiz» bekannt. Hier gibt’s einen Pinot mit klarer, opulenter Beerenfrucht mit Aromen von Kirsche, Cassis und roter Johannisbeere, dahinter ein Hauch Pfeffer; sehr stramme Säure und gut integrierte Tannine. Im Abgang aber etwas auf der säuerlich-grünen Seite. Saftig mit viel Zug.
Johny: Ich finde den Malanser recht gut – das muss ich als halber Bündner ja fast sagen.
Fierce: Auf jeden Fall ist dieser Pinot besser als die meisten Roten, die ich bei der Weinwanderung getrunken habe. Trotzdem ist er mir zu herb.

Montepulciano d’Abruzzo Riserva DOP, Azienda Nicola di Sipio 2008 (Abruzzen, Italien)
Fierce: Beginnt im Gaumen vielversprechend, leider hält die Freude nicht an…in der Mitte passt mir etwas nicht.
Johny: Ich finde den Wein etwas rüde, er hat etwas Zerstörerisches und fährt dir direkt ins Gesicht rein. Der Start ist gut – aber dann…
Fetch: Für mich ist dieser Montepulciano nicht ausgewogen. Die Frucht ist zwar schön konzentriert aber für meinen Geschmack zu reif. Gut gefallen mir hingegen die erdigen Nuancen und die süsslichen Gewürznoten in Nase und Gaumen. Die Säure wirkt ebenso streng wie die Tannine im Abgang – too much. Next!

Les Auréliens Rouge VdP du Var, Domaine de Triennes 2012 (Provence, Frankreich)
Johny: Die Triennes-Weine gehören zu meinen Favoriten! Die wurden mir empfohlen, weil ich opulente Weine mit Charakter mag – so richtig schwere Sauhunde. Dieser Wein funktioniert bei mir, er ist schön schwer. Allerdings habe ich ihn besser in Erinnerung – dieser hier ist etwas straff strukturiert.
Fetch: Vielleicht hattest du damals einen der anderen Triennes-Tropfen – bei denen ist auch Merlot drin, eine Sorte, die für Fülle und Weichheit sorgt. Hier hast du Syrah und Cabernet Sauvignon, die eher für Würze und Struktur stehen. Ich finde den Auréliens rund und opulent; er hat viel Säure und Tannin, eine konzentrierte dunkle Frucht, und würzige Noten im Finish, das gerne etwas sanfter sein dürfte.
Fierce: Ein ausgewogener Rotwein. Ich finde nichts Negatives – aber auch nichts Positives.

Barbaresco DOCG, Bruno Rocca 2013 (Piemont, Italien)
Johny: Ein schöner Wein, der Beste bis jetzt. Ausgewogen, angenehm und mit vollem Körper – so wie ich es mag.
Fierce: Jetzt weiss ich nicht mehr, welchen Wein ich mir eingeschenkt habe, verdammt… Ok, jetzt aber. Der Barbaresco ist sicher spezieller als der Triennes, schön ausgewogen.
Fetch: Mein eindeutiger Favorit. Elegant und ausbalanciert mit Aromen von roten Beeren, Rosen und etwas Teer – und vor allem mit einer herrlichen Säure. Dieser Wein hat Zug im Gaumen und Schmelz im Abgang, saftig und mit wunderbar eingebundenen Tanninen. Mehr davon!

Fazit

Barbaresco DOCG 2013, Bruno Rocca, Piemont, Italien | CHF 48
Die Verkostung der sieben Siebe-Dupf-Schüsse hat einen eindeutigen Sieger hervorgebracht: Der Barbaresco 2013 von Bruno Rocca hat mit seiner Ausgewogenheit und Eleganz begeistert – die Flasche war im Handumdrehen leer. Mit seiner sortentypischen roten Beerenfrucht, Anklängen von Teer und seiner saftigen Säure zeigt sich dieser Nebbiolo von seiner allerbesten Seite. Ein ausbalancierter Wein mit Zug und wunderbar eingebundenen Tanninen. Hoch lebe die Königstraube des Piemont!

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Barbaresco, Baby! Ausschnitt der Siebe-Dupf-Hauszeitung «Gazette».

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Spontane Ernte im Garten

20 Samstag Sept 2014

Posted by Bonvinvant in Im Garten

≈ 2 Kommentare

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Baselland, Birstaler Muskat, Cabernet Jura, Ernte, Garten, Herbsten, Leimentaler Muskat, Maische, Muscat Bleu, Oechsle, Reben, Schweiz, Trauben, Wein

140920_Traubenernte_Garten_InstragramEs sollte ein kurzer Streifzug werden und endete mit der Ernte: Beim samstäglichen Augenschein der Gartenreben schienen mir die Trauben ziemlich reif zu sein, einige sogar überreif – oder sind diese so schrumpelig wegen dem neuen Todfeind der Schweizer Winzer, der Kirschessigfliege?! So oder so war der Entschluss schnell gefasst: lesen, selektionieren, zu Maische zerstampfen und ab in den Keller.

Die Kennzahlen zur Orgie: Insgesamt beträgt die Ernte satte 3999 Gramm, davon wurden 3311 Gramm zu Maische zerquetscht, 688 Gramm landeten im Kompost. Der grösste Teil der Lese besteht aus Cabernet Jura, mit rund 100 Oechsle-Grad ziemlich zufriedenstellend mit Fruchtzucker bestückt. Dazu kommen noch wenige Hand voll Muscat Bleu (70-80 Oechsle) und Birstaler Muskat (60-70 Oechsle), den ich an dieser Stelle auch schon fälschlicherweise als Leimentaler Muskat betitelt habe. Die Maische mit allen drei Traubensorten weist 90 Grad Oechsle auf – das könnte vergoren einen Wein mit rund 12,2 Volumen Alkohol ergeben. Wenns gut kommt gibts drei, eher aber zwei Flaschen. Im Gegensatz zum ungeniessbaren Essig, den ich aus den «Chatzeseicherli» des Nachbarn gekeltert habe, könnte das mein erster Wein mit Trauben aus dem eigenen Garten geben. Wohl auf!

Erkenntnisgewinn für kommende Ernten: Der Muscat Bleu ist ziemlich früh fällig (heuer war ich wohl etwas zu spät dran), dann kommt der Cabernet Jura – beim Birstaler Muskat kann man sich getrost etwas Zeit lassen.

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Unrasierte Frauenbeine am «Mémoire & Friends» 2014

25 Montag Aug 2014

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Uncategorized

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AOC Valais, Basel-Landschaft AOC, Brancaia, Brancaia Chinati Classico Riserva DOCG, Cave St-Pierre SA, Caveau de Salquenen, Chardonnay, Chardonnay Barrique, Chasselas, Cicero M Sauvignon Blanc, Cicero Weinbau, Completer, Cuvée Blanche, Dézalay, Dézalay AOC, Dézaley 1er Grand Cru La Gueniettaz, Dézaley Grand Cru Médinette, Domaine Christophe Chappuis, Domaine Henri Cruchon, Domaine Louis Bovard, Donatsch Completer Malanserrebe, Fratelli Corti SA, Gamay, Graubünden AOC, Gregor Kuonen, Heida, Heida Melodie, Heida Réserve des Administrateurs, Hohle Gasse Muttenz, Jauslin Weine, Kongresshaus, La Brancaia SRL, Lafenetscha La Traditionelle, Landolt Weine AG, Lavaux AOC, Leneo, Mémoire & Friends, Mémoire des Vins Suisses, MDVS, Merlot, Morges La Côte AOC, Petite Arvine, Petite Arvine Réserve des Administrateurs, Pinot Blanc, Pinot Noir, Provins Valais, Raissennaz Grand Cru, Salenagg Ambe, Salenegg Le Soleil d'Ulysse, Salenegg Pinot Noir Barrique, Salorino, Schweiz, Sprecher von Bernegg, St. Jodern Kellerei, Stadt Zürich Schaumwein Brut, Ticino DOC., Vieilles Vignes Maître de Chais, Visperterminen, Wallis, Wein, Weingut Donatsch, Weingut Schloss Salenegg, Zürich, Zürichsee AOC

MDVS_2014_27Es begann mit Weinen, weiss wie die Unschuld und endete mit einem fingerdicken Tannin-Teppich auf Zunge und Zahnhälsen: Dazwischen lag eine abenteuerliche Safari durch den Dschungel des Schweizer Weins in fast all seinen Farben, Formen und Lagen. Man muss schon sagen: Was die Winzer hierzulande zu bieten haben, ist schon allerhand! Die Schweiz als autarkes, selbstversorgendes Weinland – mit dem Gedanken könnte ich mich an Anlässen wie dem Schweizer Wein-Stelldichein am Mémoire & Friends im Kongresshaus Zürich fast schon anfreunden.

Erkenntnis des Tages: Chasselas (insbesondere aus dem Dézalay) und Pinot Noir, zwei tendenziell eher filigrane, elegante und zuweilen auch fade Traubensorten, die – ich gebe es zu – (noch) nicht zu meinen Favoriten gehören, diese beiden Königinnen können halt schon verdammt gute Weine hervorbringen. Beide sind sie mengenmässig Schweizer Spitzenreiter in im weissen beziehungsweise roten Segment.

MDVS_2014_6Natürlich kamen uns (eine Sommelière, eine Weinliebhaberin, ein Amerikaner mit Jetlag und der Bonvinvant) auch diesmal hervorragende Merlots, Petite Arvines, Chardonnays und Heidas über die Lippen. Die Stars aber waren die oben genannten Platzhirsche. Mit der Gamay-Assemblage aus Genf konnte hingegen rein gar nichts anfangen – mich schauderts jetzt noch.

Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass viele der dargebotenen Weine jüngeren Jahrgangs (und das waren die meisten) wie unrasierte Frauenbeine daherkommen: Von weitem betrachtet sehen sie ganz gut aus, sobald man aber auf Tuchfühlung geht, wird es kratzig und ungestüm. Was man aber gerne hinnimmt, weil sich bereits deutlich abzeichnet: Der Zahn der Zeit wird die haarige Seite dieser Tropfen früher oder später wegrasieren und dann, man ahnt es, präsentiert sich dem Weinfreund der Himmel auf Erden.

Das auf der Kongresshaus-Bühne etwa die Mémoire des Vins Suisses-Sonderschau zu den Schatzkammerweinen 2004, eine Auswahl an zehnjährigen Präziosen. Die Köstlichkeiten waren am frühen Abend bereits weggetrunken, die Schatzkammer geplündert – das sagt ja wohl alles.

Hier die Degustations-Notizen unserer Safari durch die Wein-Schweiz

MDVS_2014_1Heida Melodie 2013, St. Jodern Kellerei Visperterminen, AOC Valais.
Eine wunderbare Assemblage mit Restsüsse, exotischen Früchten wie Stachelbeere, aber auch Aprikose. Frisch und spritzig in Nase und Gaumen. Ursprünglch war dieser restsüsse Tropfen ein «Unfall», gekeltert aus jenen Trauben, deren Oechsle-Werte noch höher liegen als die Visperterminen. Ein toller Unfall!

Heida Réserve des Administrateurs 2013, Cave St-Pierre SA, Valais AOC.
Mineralisch, weniger exotisch als die vorangegangene Heida-Assemblage, eher Zitrusfrcht in der Nase, kantig, viel Säure im Gaumen.

Petite Arvine Réserve des Administrateurs 2013, Cave St-Pierre SA, Valais AOC.
Zurückhaltendes Bouquet, Heu, Holunderblüte, sonst eher auf der grünen Seite. Saftig und salzig im Gaumen.

MDVS_2014_9Dézaley Grand Cru Médinette 2004, Domaine Louis Bovard, Lavaux AOC.
Sellerie, grüne Paprika und Geranien in der Nase, dazu mineralische Noten; sehr subtil im Gaumen – filigran, blumig, gut. Eine elegante alte Dame.

Vieilles Vignes Maître de Chais 2004, Provins Valais, AOC Valais.
Eine wunderbar ölige Assemblage aus Marsanne, Amigne, Pinot Blanc und Heida, gekeltert aus Beeren von 67- bis 85-jährigen «vieilles Vignes». In der Nase: Birne, reife Aprikose, Heu, Honig. Sehr eigen im Gaumen: blumig, vollmundig, herb, komplex.

MDVS_2014_12Completer 2012, Sprecher von Bernegg, Graubünden AOC.
Der Tropfen ist erst vor Kurzem in der Flasche gelandet. Extrem hellfarbig, dezent in der Nase, nasser Stein; herb im Gaumen, dazu viel Säure.

Pinot Blanc 2013, Sprecher von Bernegg, Graubünden AOC.
Ebenfalls hell, zurückhaltend, sauer und herb. Nicht so mein Fall.

MDVS_2014_31Cuvée Blanche 2013, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Eine Assemblage aus weiss gekeltertem Pinot Noir und Chardonnay, dezentes und buttriges Bouquet, begleitet von floralen Noten wie Bergamotte, auch etwas grüne Birne; butterzart im Gaumen, prickelnder, süsslicher Abgang. Yeah!

Chardonnay Barrique 2011, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Eine Bombe in der Nase! Butter, Williamsbirne, vollmundig. Rockt.

Cicero M Sauvignon Blanc 2013, Cicero Weinbau AG, Graubünden AOC.
Frischfruchtig, mineralisch, blumig, natürlich auch Stachelbeere, dazu grüne Peperoni, Gras und Kräuter.

Donatsch Completer Malanserrebe 2012,
Zitusnase mit hoher Säure, Geranien, Gras, grüne Peperoni, prickelnd im Gaumen, viel Säure, herb, granny Smith.

Und jetzt, endlich, die Roten – hurra!

Lenéo 2011, Fratelli Corti SA, Ticino DOC.
Ein Merlot, wie ich ihn Liebe! Schwarze Früchte, Leder, Tabak, dazu würzig; noch etwas kantig im Gaumen, präsente Säure, körnige Tannine.

MDVS_2014_18Salorino 2012, Fratelli Corti SA, Rosso del Ticino DOC.
Cuvée aus Merlot, Syrah und Cabernet Sauvignen. Erdig, rot- und schwarzfruchtig; ebenfalls noch etwas ruppig im Gaumen. Paprika, Kräuter. Vollmundig. Ungestüm. Braucht Zeit.

Brancaia Chinati Classico Riserva DOCG 2010, La Brancaia SRL.
Ein Chianti, gekeltert von Ausslandschweizern, mit einem Bouquet von Tabak, Kaffee, schwarzen Früchten, wirkt noch ewas jung und wild. Solid, aber nichts Besonderes.

…zur Auffrischung ein weisser Zwischengang…

MDVS_2014_21Dézaley 1er Grand Cru La Gueniettaz 2012, Domaine Christophe Chappuis, Dézalay AOC.
Mineralisch, floral, frisch. Langer Abgang. So gut, dass ich keinen Bock habe, mehr Notizen zu machen. Prost.

…und ein Schaumwein hinterher…

Les Romaines Methode Traditionelle Brut Rosé 2012, Les Frères Dutruy, La Côte AOC.
Assemblage aus Pinot und Chardonnay. Melone, Erdbeere, Himbeere, herrlich frisch, prickelnd. Mehr!

Raissennaz Grand Cru 2004, Domaine Henri Cruchon, Morges La Côte AOC.
Erdbeere, Himbeere, Kirsche, Cassis, Bonbon; wirkt im Gaumen noch jung, vollmundig, intensiv, erstaunlich rotfruchtig und frisch nach 10 Jahren. Fein.

MDVS_2014_28Hohle Gasse Muttenz 2012, Jauslin Weine, Basel-Landschaft AOC.
Intensive Erdbeere, eher noch rote Kirsche, aber auch Tabak, Schokolade. im Gaumen vollmundig und dennoch fruchtig und drinkig mit einer herben Note im Abgang. Toll, dass ein Baselbieter am Mémoire & Friends so eine gute Figur abgibt!

…chinchin, nochmals Schämpis…

Stadt Zürich Schaumwein Brut, Landolt Weine AG, Zürichsee AOC.
Bei diesem weiss gekelterten Pinot Noir handelt es sich um den einzigen Stadtzürcher Schaumwein. Flaschenvergoren, Butter, Hefe, ein Hauch von Pfirsich. Super, trinkig. Hohe Säure, herb.

Salenegg Ambe, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Das AOC im Beschriebt täuscht: Da es sich um eine Assemblage dreier unterschiedlicher Pinot Noirs handelt – separat ausgebaut im Stahltank, Fuder und im Barrique, jeweils mit unterschiedlichem Jahrgang – haben wir es hier mit einem Tischwein zu tun. Und er schmeckt speziell. Gut. Rauchig, Speck, Kirsche, Erdbeere, Himbeere. Spannender Wein.

MDVS_2014_30Salenegg Pinot Noir Barrique 2009, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Brombeere, Cassis, Lakritz, Heidelbeere, erdig. Vollmundig und rund. Magnifique!

Salenegg Le Soleil d’Ulysse, Weingut Schloss Salenegg, Graubünden AOC.
Wow! Ein Bündner «Portwein» aus Pinot Noir mit einer für diesen Süsswein typischen Nase. Duftet verständlicherweise stark nach Alkohol, aber auch nach Dörrpflaume, reifen Brombeeren und exotischen Gewürzen. Oder wie Onkel Oskar treffend findet: «Wie ein Kuchen im Mund.» Lebkuchen, zum Beispiel.

MDVS_2014_33Lafenetscha La Traditionelle 2013, Gregor Kuonen, Caveau de Salquenen, Valais AOC.
Ganz zum Schluss wirds nochmals weiss. Und richtig gut! Salzig und mineralisch wie eine Petite Arvine, dazu Grapefruit und Stachelbeere wie ein Sauvignon Blanc, begleitet von sehr viel Säure und einem vollmundigen Abgang. Super.

MDVS_2014_26

Die neue Schweizer Wein-App

30 Dienstag Okt 2012

Posted by Bonvinvant in Meine Zeitungsartikel

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Schlagwörter

App, Basler Zeitung, BaZ, iOS. iPhone, Jauslin Weine, Klus, Schweiz, Tschäpperli, Webweit, Wein, Weinführer

Wusstet Ihr, dass im tiefsten Kleinbasler Rotlichtmilieu erstklassige Baselbieter Weine wachsen? Irgendwo zwischen Ochsen- und Rebgasse. Dies suggeriert jedenfalls die neue App «Vinea Schweizer Weine» auf ihrer Winzer-Karte.

Dort wurde das Aescher Weingut Tschäpperli kurzerhand von der Klus ins Kleinbasel verlegt. Das ist natürlich ein Fehler, auch wenn Rotlicht und Rotwein grundsätzlich zusammenpassen – noch besser wäre hier aber ein Tschäpperli Schaumwein.

Das Aescher Vorzeige-Weingut ist einer von lediglich drei regionalen Winzerbetrieben, die in diesem digitalen Schweizer Weinführer aufgelistet sind. Die App umfasst insgesamt 450 Schweizer Winzer. Diese wurden aufgrund ­ihres Abschneidens bei den grössten Degustationswettbewerben oder wegen ihrer Bekanntheit ausgewählt. Weiterlesen →

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