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Kategorien-Archiv: Spanien

Sherry – der unzerstörbare Allrounder vom Atlantik

29 Sonntag Mär 2020

Posted by Bonvinvant in Kolumne, Spanien

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Amontillado, Fino, Oloroso, Palomino, Sherry

Amontillado ist ein Mix aus Fino und Oloroso: Dazu gibt’s Erdnussbutterbrot mit Essiggurken.

Es muss nicht immer eine ganze Pulle sein. Manchmal reicht es, zweimal am Glas zu nippen für einen Augenblick der Glückseligkeit. Aber ist die Flasche erstmal offen, beginnt das Dilemma: der Wein muss vernichtet werden bevor die Luft ihn killt und er oxidiert.

Klar. Es gibt das vielgelobte Coravin-System, mit dem Wein-Junkies ihre Ration durch eine feine Nadel aus der Flasche ziehen können. Dabei bleibt Korken unversehrt und der zurückbleibende Flaschengeist kann ohne Qualitätseinbusse weiter in der Pulle schlummern können bis Aladdin wieder an der Lampe rubbelt.

Wein-Domino ohne Jahrgang

Man kann sich’s auch einfach machen: Mit einem unfickbaren Wein, dem Luft fast nix mehr anhaben kann, weil er sie schon in der Kinderstube tüchtig inhaliert hat. Über Jahre. Mit Absicht. Sherry! Straight von der andalusischen Atlantikküste. Er wird über Jahre, zum Teil Jahrzehnte, in zu zwei Dritteln gefüllten 600-Liter-Fässern ausgebaut – in einem Solera-System.

Dieses besteht aus einer Batterie an Fässern mit unterschiedlichem Alter. Dabei wird jeweils ein Drittel des jüngeren Jahrgangs in ein Fass mit älterem Sherry umgefüllt. Ein Wein-Domino mit bis zu über einem Dutzend Generationen-Bausteinen. Deshalb hat Sherry meist keinen Jahrgang. Man müsste eher das Jahrzehnt auf die Etikette schreiben.

Während die filigranen Fino-Sherrys unter einer Schicht Florhefe reifen, die den Luftkontakt drosseln und für typische Gebäcknoten im Wein sorgen, werden die üppigeren Oloroso-Sherrys oxidativ ausgebaut. Ohne Flor, dafür mit der vollen Ladung Luft. Ein Amontillado ist ein Mix beider Spielarten. Das Beste beider Welten. Und ein solcher hat mir die Augen geöffnet und den Mund gestopft.

Vergiss das Klischee!

Lange habe ich gedacht, Sherry sei altbackenes Zeug. Ein doofes Klischee! Deshalb geschieht es mir recht, dass mir dieser Amontillado beim ersten Kontakt die Fresse poliert hat. Nicht nur, weil er auch etwas nach Möbelpolitur geduftet hat. Sondern weil mich diese erdig-nussige Aromatik, vor allem aber diese intensive atlantische Meeresluft – daran erinnert mich Sherry mit seinen jodig-salzigen Nuancen – komplett weggeblasen hat.

Es war ein bernsteinfarbiges Elixier aus dem Haus J.C. Gutiérrez Colosía, wie die meisten Sherrys gekeltert aus der eher neutralen Palomino-Traube, gewachsen auf kargen Kreideböden rund um die Stadt Jerez. Der Amontillado steht seither stets als Schlummerbecher oder Kummerbrecher bereit.

Sherry wird wie Portwein aufgespritet – also mit Alkohol gestreckt. Der Colosía-Amontillado hat 18 Volumenprozent, flankiert von einer kräuterwürzigen Frische. Daneben werden auch eingelegte Dörrpflaumen und kandierte Früchte serviert.

Zu diesem Saft habe ich mein bisher eigenwilligstes Foodpairing entdeckt – Brot mit Erdnussbutter und Essiggurken. Auch ein innen flüssiger, noch warmer Schokokuchen passt wunderbar. Und danach eine Zigarre! So eigenwillig dieses Getränk ist, so vielseitig kann es kombiniert werden. Ein unzerstörbarer Allrounder.

Auch eine Zigarre harmoniert wunderbar mit dem Amontillado von Colosìa.

Dieser Text wurde erstmals in der bz Basel veröffentlicht.

Cava – der Champagner vom Mittelmeer

31 Dienstag Dez 2019

Posted by Bonvinvant in Spanien

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Schlagwörter

Alta Alella, Bruant, Brut, Cava, Celler de les Aus, dosage zéro, nature, radical wine, Schaumwein

Von der spanischen Mittelmeerküste in den Schweizer Schnee: Der «Bruant» von Alta Alella – ein perfekter Cava, um an Silvester die Korken knallen zu lassen.

Was Champagner kann, kann Cava schon lange. Klar, die Franzosen haben die längere Geschichte. Und das Prestige. Aber in der Champions League der Schaumweine haben die Spanier ein gewichtiges Wort mitzureden. Mit Cava!

Hergestellt nach traditioneller Flaschengärmethode – wie Champagner. Oft mit unverschämt gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Ausserdem haben Cava-Reben, anders als ihre französischen Artgenossen, oft freien Blick aufs Mittelmeer.

Beim Bio-Weingut Alta Alella ist das so. Wer hier die Rebzeilen runterschlendert, hat azurblaue Wellen vor Augen. Daneben die Dächer von Barcelona, scheinbar zum Greifen nah. Die Weinberge sind umgeben von einem Naturschutzgebiet. Hier wächst ein ganz spezieller Cava.

Der «Bruant Cava Brut Nature» wurde aus der lokalen Sorte Xarel-Lo gekeltert – nach ursprünglicher Art: Spontan vergorener Grundwein, abgefüllt bevor die Hefe den ganzen Zucker weggeballert hat. In der Pulle machen die beiden Partner weiter Party bis der Wein durchgegoren ist. Die Blöterli als Nebenprodukt gibt’s gratis dazu.

Nach ihrem Totentanz versammeln sich die Hefezellen im Hals der Flasche. Diese steht umgekehrt im Schüttelregal, damit ihr der ganze Kuchen in den Kopf steigt – beziehungsweise sinkt. Nach monatelangem, regelmässigem Rütteln kommt das Depot raus und der Zapfen rein. Dégorgieren heisst das. Dabei wird vielen Schaumweinen ein Wein-Zucker-Mix mitgegeben. Die Dosis entscheidet, ob der Wein süss oder trocken sein wird.

Der «Bruant» hat das Zuckerzeug nicht nötig – er ist ein «brut nature». In der Champagne würde man «dosage zéro» sagen. Diese Schäumer sind nicht süss, sondern knackig und knochentrocken. Die lange Lagerung auf der Hefe sorgt für ein cremiges Mundgefühl und Aromen von Brioches. Beim «Bruant 2017» – benannt nach einer im Rebberg heimischen Vogelart – stehen frische Fruchtaromen wie grüner Apfel, Birne oder Pfirsich im Vordergrund. Dazu etwas grüne Mandeln.

Das Spezielle an diesem Cava: Er wurde ohne Zusatz von Sulfit gekeltert. Als allererster seiner Art. Diese ungeschwefelte Weinserie etikettiert Alta Alella unter dem Label «Celler de les Aus». Man kann von Naturweinen reden – auf dem Weingut sagt man lieber «radical wine». Ich nenne das einfach einen geilen Wein – und lasse den Korken knallen auf ein gutes neues Jahr.

Dieser Artikel wurde erstmals in der bz Basel publiziert.

Ribera del Duero entdeckt die Einzellage

17 Montag Dez 2018

Posted by Bonvinvant in Kolumne, Spanien

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Schlagwörter

Alcubilla de Avellaneda, Baur au Lac, Calmo, Einzellage, Legaris, Moradillo de Roa, Olmedillo de Roa, Páramos de Legaris, Ribera del Duero, Spanien, Tempranillo, Tinta del País

Brillen- und Weingläser beim Legaris-Tasting im Baur au Lac. Foto: zVg

Ich war noch nie dort. Aber sie war schon in mir: Ribera del Duero, Weltklasse Weinregion im Herzen von Spanien mit ihren opulenten und gleichzeitig frischen Tropfen. Die Gewächse an den Flanken des Flusses Duero wissen, wie man sich Platz verschafft. Nicht nur im Gaumen, sondern auch in der traditionsreichen Geschichte des spanischen Weinbaus. Diese wird erst seit 1982 von der damals frisch klassifizierten D.O. Ribera del Duero aufgemischt – ein Klacks, verglichen mit dem Giganten Rioja 200 Kilometer nordöstlich, wo die Winzer bereits im 16. Jahrhundert ein gemeinsames Fass-Branding ausheckten.

Wie krass die Region Duero an Boden gut gemacht hat, zeigt die Anzahl der Kellereien: Diese ist seit der Klassifizierung von neun auf rund 300 hochgeschnellt. Die Anbaufläche in der kargen Hochebene hat sich mehr als verdoppelt auf über 22’500 Hektaren. Darauf wächst mit einem Anteil von 97 Prozent (!) fast ausschliesslich die spanische Leitsorte Tempranillo aka Tinta del País. Dank der vergleichsweise kurzen Geschichte konnte sich Ribera del Duero als junge Region mit modernen Weinen und Weingütern positionieren – und sich einen Platz im Olymp der besten Rotwein-Regionen sichern.

Die Entwicklung und der Charakter der Region, ihrer Weine,aber auch deren Veränderung, lässt sich gut am Produzenten Legaris aufzeigen. Die Bodega ist mit knapp 20 Jahren sogar noch jünger als die D.O. Ribera del Duero. Trotz moderner Designer-Kellerei und einer beachtlichen Grösse von 93 Hektaren bewegen sich die neuen Weine von Legaris weg von zu viel Keller-Schnickschnack, rein in den Weinberg. Dort soll der individuelle Charakter der Einzellagen herausgeschält und hervorgehoben werden – eine Tendenz, die sich vielerorts in Spanien abzeichnet. Und im Keller lautet dieDevise: Weg von Reinzuchthefen und (zu) viel Schwefel.

Verkostung mit Legaris-Weinmacher Jorge Bombín und dem Schweizer Spanien-Spezialist David Schwarzwälder. Foto: zVg

Das Resultat dieser Renaissance hat Jorge Bombín, Chef-Önologe bei Legaris, unlängst bei einer Verkostung im Zürcher Hotel Baurau Lac präsentiert. Die 2015er-Weine der neuen Serie «Vinos de Pueblo» (Ortsweine) bestechen durch eine schöne Balance zwischen Power und Eleganz. Sie wurden offen vergoren mit Hefen aus dem Rebberg und ungeschönt und ungefiltert abgefüllt. Die Aromen vom Holzausbau sind dezent, die Frucht dafür präsent. Auch mit ihrer puristischeren Machart behalten die tiefroten Tropfen den dunkelfruchtigen, dichten und würzigen Charakter. Auf traditionelle Zusatzbezeichnungen wie «Crianza» für junge, trinkfertige Crus oder «GranReserva» für den gelagerten Stoff wird verzichtet – hier steht die Lage im Zentrum, nicht die Lagerung (bzw. deren Dauer).

Ihre neuen Nuancen verdanken die Crus den Lagen, deren Eigenheit nun nicht mehr als Verschnitt in der Masse ertrinkt. Daneben offenbaren aber auch die Lagenweine deutlich den Charakter der ganzen Region Frucht und Wucht zeugen von heissen und trockenen Sommern und den dicken Häutender Tempranillo-Traube.

Dass diese Geschosse dennoch ihre Frische behalten, verdanken sie den extremen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Diese können auf der bis zu 1000 Meter hoch gelegenen Ebene um bis zu 20 Grad Celsius schwanken. Die kalten Nächte sorgen dafür, dass sich Aroma und Säure nicht in Luft auflösen. Statt plumper Alkoholbomben entstehen kräftige und dennoch raffinierte Weine, die fast jedes Weihnachtsgericht begleiten können –egal ob duftig oder deftig.

Verkostungsnotizen

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