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Monatsarchiv: August 2019

Julien Guillon – Sein Pinot steht unter Strom

18 Sonntag Aug 2019

Posted by Bonvinvant in Kolumne, Wallis

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Schlagwörter

ayent, Biodyn, Biodynamie, buitonnaz, Electric Water, Fully, julien guillon, Naturwein, Sion, suisse, Valais, vin, vins libre, vins naturel

Smoke on the Weinberg: Julien Guillon, Macher des «Electric Water».

Donnerwetter. Dieses «Electric Water» schlägt ein wie ein Blitz. Ein Pinot Noir aus dem Wallis. Himbeerrot und milchig, als wäre er durch einen Gletscher gesickert. Die duftigen Donnerwolken, die in die Nase steigen, sind dunkler und deftiger. Man stelle sich Holunderbeeren vor. Oder Sauerkirsche. Das Himbeerjoghurt schimmert dezent durch die Wolkendecke. Veilchen ebenso. Für Spannung sorgt eine frische Kräuterwürzigkeit, die duftet wie frisch verhageltes Unterholz.

Auch im Gaumen zuerst der Blitz – die vibrierende Säure – dann donnern Frucht und Würze rein. Im Mund ist der Cru ein Tick rustikaler. Radikaler. Doch er entwickelt sich zu einem schönen Finale mit frischer Mineralik und einem etwas stoppligen Tannin-Teppich. Das ist ok – der Wein ist noch jung. Mit frischen 12 Volumen und dem kräutrigen Charakter ist der «Electric Water» ein typischer Cool-Climate-Wein.

18 Parzellen, 25 Weine: Ein kleiner Ausschnitt aus dem Lineup von Julien Guillon.

Pardon! Ich bin ungestüm wie ein Wolkenbruch reingeplatzt und habe Pinot verspritzt – ohne den Winzer vorzustellen. Das wird jetzt nachgeholt: Der «Electric Water» stammt aus dem Jahr 2018 – und von Julien Guillon. Dieser stammt aus Genf, wurde im Burgund ausgebildet und hat sich bei Sion im Unterwallis niedergelassen. Dort macht er seit 2017 Wein. Auf den Etiketten seiner Crus stehen Sachen wie «méthode agricole de Rudolf Steiner», «Vin de Pays Suisse» oder «contient des sulfites naturel».

Zu Deutsch: biodynamischer Rebbau, der Winzer nimmt sich mit dem Label «Landwein» die grösstmögliche Freiheit – und er setzt keinen Schwefel zu. Also keine Sulfite. Man merkt: Guillon macht vins naturel. Gewachsen im Einklang mit der Natur, gekeltert ohne Zusätze. Da könnte man meinen, dass der Name «Electric Water» eine metaphysische Ebene hat. Denkste! Es ist viel trivialer: Die Pinot Noir-Reben dieses Weins wachsen bei Ayent neben einem Elektrizitätswerk. Hier fliessen nicht nur Megawatt sondern auch die Rhône, einer der wichtigsten Ströme Europas.

Die Reben stehen also doppelt unter Strom. Oder daneben. Gut so, Spannung ist das Gegenteil von Langeweile. Und so sind auch die Weine von Julien Guillon. Der elektrische Rebberg ist eine von 18 meist kleinen Parzellen des bald 37-Jährigen. Eine der tiefsten. Seine höchste Lage liegt bei Fully auf 900 Meter über Meer. Ein privilegierter Fleck mit viel Sonne und kühlen Nächten.

Hier sind die Reben aber auch den Kräften der Natur ausgesetzt. Zum Beispiel Frost. Oder dem Hagelsturm, der die Reben vor einer Woche heimgesucht hat – kurz vor der Ernte. Das schmerzt. «2019 hat sich schon jetzt in meine Seele eingebrannt», sagt Guillon bevor er wieder in den Rebberg klettert. Dort ist er, der fast alles alleine und in Handarbeit erledigt, viel lieber als an Weinmessen. Trotzdem verkauft er 80 Prozent seiner Crus ins Ausland. Dank Social Media. Vor allem aber dank seiner elektrisierenden Weine.

  • Biodiversität: Guillon legt grossen Wert auf die Begrünung zwischen den Rebzeilen – beim Nachbar ist der Boden kahl.
  • Diese Farbe! Mit dem «Ni Blanc Ni Rouge» keltert Guillon einen beachtlichen Rosé aus der Gamaret-Traube.
  • Im Element: Julien Guillon checkt seine Gamay-Reben oberhalb von Ayent bei Sion.

Dieser Artikel wurde erstmals in der bz Basel publiziert.

Mona Lisa Chappaz – ein Schweizer Trumpf, der immer sticht

07 Mittwoch Aug 2019

Posted by Bonvinvant in Assemblage, Kolumne, Wallis

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Schlagwörter

Biodyn, Biodynamie, biodynamisch, Cabernet Franc, Chappaz, Grain Noir, Jassen, Marie-Thérèse Chappaz, Merlot, Mona Lisa, Wallis, Zermatt

Schamlos schielt mir die junge Dame in die Jasskarten. Mit eindringlichem Blick und einem sanften Lächeln auf den Lippen – fast wie Da Vincis Mona Lisa. Unverschämt! Zum Glück ist Madame verschwiegen. Ich bin irritiert, zögere. Soll ich tatsächlich Slalom ansagen? Und falls ja: mit welcher Karte beginne ich? Ein Match liegt drin! Die Gute starrt mir immer noch in die Karten. Sie könnte ruhig helfen, anstatt nur stumm rumzustehen.

Ich nehme die Flasche mit der lächelnden Mona Lisa auf dem Etikett und schenke etwas Rotwein nach. Das hilft. «Slalom – wir beginnen mit Undenufe!» Der Wein macht Mut. Ein grandioser Tropfen aus den Bordeaux-Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Aber dieser Cru stammt nicht aus dem Bordelais, sondern aus dem Wallis. Passend zum 1. August hat sich das Wetter in Zermatt soweit heruntergekühlt, dass man guten Gewissens zum kräftigen Roten greifen kann. Krass, wie schlank ein Powerwein trotz 14 Volumen wirken kann. Die Dame ist frisch wie eine Sommernacht in den Bergen. Diese mysteriöse Madame, deren Identität noch gelüftet werden soll.

Label, Labern, Gotteslästerung

Der Wein ist von Marie-Thérèse Chappaz aus Fully. Die Crus der Walliser Biodynamie-Pionierin werden von Kritikern hochgelobt und von Liebhabern verehrt. Ihre Strahlkraft leuchtet weit über die Landesgrenzen hinaus. Die Süssweine von Marie-Thérèse Chappaz sind legendär. Zwei von ihnen wurden 2018 mit je 99 Parker-Punkten ausgezeichnet – das hat in der Schweiz noch niemand geschafft.

Ob die Mona Lisa auf dem Weinetikett die junge Marie-Thérèse zeigt? Aus der Zeit, als sie 1987 mit 17 Jahren die ersten 1,5 Hektar Reben übernommen hat? Dann würde das Label sozusagen Mona Lisa Chappaz zeigen – gezeichnet im Stil eines Andy Warhol. Item. Bei einem Wein von Marie-Thérèse Chappaz so lange übers Label zu reden, grenzt an Gotteslästerung. Da könnte man ebenso gut übers Jassen lamentieren.

Ich schmetter mein letztes Ass auf den Tisch, gleich neben dem Glas mit diesem wunderbaren Wein drin – dem «Grain Noir 2017». Die schöne Balance zwischen Power und Finesse wurde ja schon besungen. Daneben besticht der tiefdunkle und dicht gewobene Cru mit frischer dunkler Frucht, straffer Struktur und schöner Kräuterwürzigkeit. Eine Schweizer Assemblage aus Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc ist nicht so oft zu finden – so eine sowieso nicht.

Es ist der dritte «Grain Noir»-Jahrgang in Folge, der mich in Ektase versetzt. Noch ein Schluck. Der Match ist im Trockenen. Naja, fast. Mona Lisa Chappaz muss mitansehen, wie der Triumph in der allerletzten Runde vereitelt wird. Immerhin habe dabei ich einen der besten Rotweine der Schweiz im Glas.

Dieser Artikel wurde erstmals in der bz Basel publiziert.

Supplement: 10 Fakten zu Marie-Thérèse Chappaz

  1. Hat 1987 die ersten 1,5 Hektar Reben übernommen – im Alter von 17 Jahren
  2. Ursprünglich wollte Chappaz Hebamme werden
  3. Zunächst musste Chappaz ihre Trauben verkaufen, weil der Keller noch nicht ready war
  4. Erster eigner Jahrgang 1988 – ein Jahr vor der Eröffnung des Kellers über Fully im Lieu-dit La Liaudisaz
  5. Heute bewirtschaftet Chappaz 10 Hektar in Fully, Charrat, Leytron und Chamoson
  6. Die Weine wachsen in einer Höhe von 450 bis 800 Meter über Meer
  7. Internationale Bekanntheit hat Chappaz vor allem dank ihren Süssweinen erlangt
  8. 1997 Entschluss zur Biodynamie, ab 2002 biodynamisch, seit 2004 mit dem Demeter-Zertifikat
  9. In der legendären kesselförmigen Steillage Combe d’Enfer wird es im Sommer bis zu 40 Grad heiss
  10. Auszeichnungen: Winzerin des Jahres (Gault Millau 1996), Prix d’excellence (Villa d’Este Wine Symposium 2015), Schweizer Weinikone (Gault Millau 2016), zwei Mal 99/100 Parker-Punkte (2018)

Aktuelle Beiträge

  • Podcast #8 – Martin Schrader – Knak & Badischer Weinbahnhof, Büchsenwein
  • Podcast #7 – Scherer + Zimmer mit Gutedel, Spargel und heiklem Hanf
  • Podcast #6 – Sandra Knecht und Fredy Löw – bringt die kritische Künstlerin den skeptischen Winzer zum Naturwein?
  • Podcast #5 – Stadtbasler Wein mit Silas Weiss vom Weingut Riehen
  • Podcast #4 – Tom Litwan – Reduktion aufs Wesentliche

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