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Kategorien-Archiv: Meine Zeitungsartikel

Achtung: Schweizer Craft-Wein

08 Montag Mai 2017

Posted by Bonvinvant in Kolumne, Meine Zeitungsartikel, Schweiz

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Amphore, Anne-Claire Schott, Bielersee, Kvevri, Kvevri Riesling-Sylvaner, Michele Bono, Riehen, Schweizer Wein, Schweizer Weintage, Strickhof, Thomas Jost, Twann, Wülflinger Trotte, Zürich

MicheleBono+ThomasJost_AnneClaireSchott

Michele Bono (Wülflinger Trotte ZH), Thomas Jost (Jost & Ziereisen BS) und Anne-Claire Schott aus Twann ZH (v.l.) – alle sind sie mit dabei an den Schweizer Weintagen.

Vergesst für einmal die gehypten Craft-Beer-Brauer – hier geht es um Craft-Winzer! Auch diese stellen ihr Elixier in detailversessener Handwerksarbeit her. Auch hier wird mit Können und Kreativität neuer Schwung in eine traditionelle Zunft gebracht. Im Gegensatz zu Bierbrauern haben Winzer jedoch nur eine Chance pro Jahr. Und sie sind der Natur ausgeliefert: Wenn Frost, Pilzbefall und Hagel zusammenkommen, gibt es im Extremfall gar keine Ernte. Wie in der Bierbranche ist auch im Weinbau ein Trend in Richtung handwerklicher Arbeit und naturnaher Weinbau erkennbar, vor allem bei der jungen Generation. Dieser Trend geht Hand in Hand mit neuen – oder viel eher: wieder entdeckten – Ideen. Individualität und Charakter statt Masse sind angesagt, klingt abgedroschen, ist aber so.

Beispiel gefällig? Der Kvevri Riesling-Sylvaner 2013 des Strickhof-Weinguts Wülflinger Trotte bei Winterthur. Ein Weisswein, der über Monate auf der Maische vergoren wurde, inklusive Traubenhäuten und -stielen. Bei Weisswein führt diese Vinifizierung zu einer Vielschichtigkeit und einem Tanningerüst, wie man es nur von roten Crus kennt, gepaart mit dem frischen Charakter eines Weissweins. Die Weinfarbe ist goldgelb bis orange, deshalb ist oft von Orange Wine die Rede. Michele Bono von der Trotte Wülflingen hat seinen Riesling-Sylvaner in einer georgischen Tonamphore vergären lassen – unter freiem Himmel, in der Erde eingegraben, der Natur ausgeliefert. Danach wurde der Wein ohne jegliche Zusatzstoffe ausgebaut und abgefüllt. Ein purer Craft-Wein.

Auch Anne-Claire Schott aus Twann beschreitet gerne neue Wege. Nach dem Studium in Kunstgeschichte und Soziologie hat sie 2016 das elterliche Weingut am Bielersee übernommen. Ihr Elan und Enthusiasmus manifestiert sich in der Weinserie «Aroma der Landschaft», deren weisse Version, der Blanc 2015, ist eine Cuvée aus den sechs Traubensorten Gutedel, Pinot Noir, Pinot Gris, Chardonnay, Sylvaner und Sauvignon Blanc. Alle wachsen sie im milden Mikroklima entlang von Steinmauern. Der Ausbau erfolgt im Beton-Ei, wo der Wein durch dezente Sauerstoffzufuhr und Zirkulation weicher und tiefgründiger werden soll. Anne-Claire Schott ist Teil der Jungwinzervereinigung Junge Schweiz – Neue Winzer. Einige Mitglieder dieses Talentpools haben sich innert kürzester Zeit einen hervorragenden Ruf erarbeitet, andere sind auf dem besten Weg dazu.

Schotts Blanc 2015 ist ebenso ein Statement wie der Le Grand des Weinguts Jost & Ziereisen. Ein purer Pinot Noir, der im Riehener Schlipf auf Basler Boden wächst – mit bestem Panoramablick über die Stadt. Noch spektakulärer ist jedoch, was Thomas Jost innert kürzester Zeit herausgekitzelt hat aus den Reben, die er Anfang 2014 offiziell übernommen hat. Bereits mit seiner ersten Ernte aus dem Übergangsjahr 2013 hat der junge Fricktaler über die Landesgrenzen hinaus für Aufsehen gesorgt – unter anderem bei den Verkostern des US-Weinkritikers Robert Parker (siehe hier). Jost ist ein gutes Sinnbild einer neuen Winzergeneration mit bester Ausbildung, Auslanderfahrung, akribischer und naturnaher Arbeitsweise sowie einer guten Mischung aus Bescheidenheit und berechtigtem Selbstbewusstsein. Wie Michele Bono und Anne-Claire Schott entkorkt auch Thomas Jost seine Crus an den Schweizer Weintagen, wo über 32 Winzerinnen und Winzer während zwei Tagen ihre Weine persönlich vorstellen.

Und nach dem Verkostungs-Marathon in der Basler Markthalle löscht man als Weinfreund seinen Durst am besten mit einem frisch-aromatischen Craft Beer.

Schweizer Weintage 2017
Der Autor dieses Artikels ist Mitorganisator der Schweizer Weintage. Diese finden am Do, 11., und Fr, 12. Mai, zum 4. Mal in der Markthalle Basel statt. Jeweils 17 Uhr bis 21 Uhr. Eintritt: Fr. 10.–. www.schweizerweintage.ch

Weintipps
– Weingut Jost & Ziereisen, Pinot Noir Le Grand 2014, Basel Stadt, Fr. 69.–, www.ullrich.ch
– Anne-Claire Schott, Blanc 2015, Bielersee, Fr. 45.–, www.aromaderlandschaft.ch
– Wülflinger Trotte, Kvevri Riesling-Sylvaner 2013, Zürich, Fr. 28.–, www.strickhof.ch

PS: Der grässliche Begriff «Craft-Wein» findet hier Verwendung wegen des Vergleichs mit Craft-Beer-Brauern…und nicht, weil ich dieses Wort künftig in mein Vokabular aufnehmen möchte (im Gegenteil).

Diese Kolumne wurde erstmals am 6. Mai 2017 in der «Schweiz am Wochenende» publiziert.

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Das sind die Neuen im «eo ipso»

04 Dienstag Nov 2014

Posted by Bonvinvant in Meine Zeitungsartikel, Restaurant

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5 Signori, Basel, eo ipso, Gastronomie, Gundeldingen, Gundeldinger Feld, Gundeli, Kantensprung, Restaurant

Sie sind jung, ambitioniert und haben bereits ein festes Standbein im Gundeli: Anfang 2015 übernimmt das Team des Restaurant «5 Signori» das «eo ipso» auf dem Gundeldinger Feld.

Haben bald ein zweites Standbein im Gundeli: Tim Kröpfli (rechts) wird Geschäftsführer im «eo ipso», Marc Stocker, Daniel Brunner und Mathias Nydegger (v.l.) bleiben im «5 Signori».

Haben bald ein zweites Standbein im Gundeli: Tim Kröpfli (rechts) wird Geschäftsführer im «eo ipso», Marc Stocker, Daniel Brunner und Mathias Nydegger (v.l.) bleiben im «5 Signori».

Weit wird er nicht zügeln müssen. Ab Januar 2015 übernimmt Tim Kröpfli mit seinen Kollegen vom Restaurant 5 Signori die Leitung des «eo ipso» an der Dornacherstrasse. Aktuell arbeitet der junge Basler Gastronom eine Querstrasse weiter – an der Güterstrasse. Dort wird Kröpfli als Mitinhaber des «5 Signori» weiter seine Finger im Spiel haben, operativ aber verschiebt sich seine Aufmerksamkeit auf das Gundeldinger Feld. Dort hat die bisherige «eo ipso»-Betreiberin Lonja Schmid im Sommer nach zwölf Jahren ihren Mietvertrag gekündigt.

«Ich fing sofort Feuer als ich am 1. August zufällig vom frei werdenden Lokal erfuhr», sagt Kröpfli, der seit sechs Jahren im Gundeli-Quartier lebt, das «eo ipso» in Sichtweite. Also haben sich die «5 Signori»-Betreiber gemeinsam um die Übernahme der umgenutzten Industriehalle beworben – und nun den Zuschlag erhalten. Weiterlesen →

Trois-Rois-Sommelier siegt am Alpen-Cup

04 Samstag Okt 2014

Posted by Bonvinvant in Hotel, Meine Zeitungsartikel

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Alpen-Cup, Basel, Christoph Kokemoor, Deutsches Weininstitut, Drei Könige, DWI, Grand Hotel Trois Rois, Sommelier

Christoph Kokemoor, Herrscher der Weine im Grand Hotel Trois Rois, gewinnt in Deutschland das Wein-Duell gegen Österreich. Auf die erste Überrschung folgt nun der zweite Schritt.

Christoph Kokemoor im Weinkeller des Drei Könige, wo die edlen Tropfen bei klassischer Musik kühl gelagert werden.

Christoph Kokemoor im Weinkeller des Drei Könige, wo die edlen Tropfen bei klassischer Musik kühl gelagert werden.

Der Basler war der Beste: Chris­toph Kokemoor hat in Ihringen, einem kleinen Weindorf westlich von Freiburg, den Alpen-Cup gewonnen. Mit schweisstreibenden Bergetappen hat der Sommelier-Wettbewerb allerdings so viel zu tun wie die Tour de France mit dem Oktoberfest. Beim Kräftemessen der Weinkellner traten Sommeliers aus Österreich und der Schweiz gegeneinander an, die Deutschen stellten den Wein für den Wettkampf.

Nachdem bei der Vorausscheidung bereits 32 Sommeliers rausflogen, kam es vorletztes Wochenende am Kaiserstuhl zum Showdown der besten acht. Nach dem Halbfinal mit Blinddegustation und Wissenstest wurde halbiert, dann folgte das finale Schaulaufen und der Triumph von Christoph Kokemoor. Mit dem Sieg hat sich die Weinnase des Basler Grand Hotel Les Trois Rois selber überrascht. «Manchmal weiss man mehr, als man sich zutraut», sagt der 45-Jährige, während er von der Hotelterrasse aus über den Rhein blickt.

Verwirrender Weisswein

Natürlich ist es nicht so, dass ihm plötzlich die Degustations-Skills abhanden gekommen sind, schliesslich wird täglich trainiert. Überrascht ist der zweifache Familienvater aber, weil er die Phase der Weinwettbewerbe eigentlich hinter sich geglaubt hat. Und weil die Konkurrenz immer versierter wird. «Ich wurde neugierig und wollte wissen, wo ich stehe», erklärt Kokemoor. Die Anfrage zum Alpen-Cup kam vom Deutschen Weininstitut (DWI). Dass dieses mit dem erstmals ausgetragenen Wettbewerb die Weine des Landes bekannter machen möchte, liegt auf der Hand.

Promo-Aktion hin oder her: Die Idee ist originell – das Duell zwischen Österreich und der Schweiz hat bisher vor allem im Ski-Zirkus Tradition.Genau genommen handelt es sich allerdings fast um einen innerdeutschen Wettbewerb: Fünf der acht Halbfinalisten stammen aus Deutschland, arbeiten aber seit mindestens zwei Jahren – so das Teilnahmekriterium – in einem Gastronomiebetrieb in Österreich oder der Schweiz. Auch Christoph Kokemoor. Der Süddeutsche hat seit sechs Jahren das Sagen über die 850 Wein­positionen im «Les Trois Rois»-Keller.

Weiter an die Schweizermeisterschaft

Der Wahlbasler hat im Final als Einziger den vorgesetzten Rotwein komplett identifiziert – von der Traubensorte über den Jahrgang bis hin zu Herkunft und Winzer. Während Kokemoor den Spätburgunder Laumersheimer Kirschgarten 2009 enttarnte, bissen sich sämtliche Finalisten am zweiten Finalwein, diesmal einem Weissen, die Zähne aus. «Der Winzer hat zur Gärung eine Aromahefe verwendet, das führte auf eine falsche Fährte.» So präsentiert sich der Weissburgunder Endinger Engelsberg 2012 nicht mit sortentypischer Frische und vegetabilen Aromen, sondern mit untypischer Fruchtigkeit.

Wieder was dazugelernt, könnte man sagen. Schliesslich möchte Kokemoor ja explizit seinen Weinhorizont erweitern. Und er hat Blut geleckt: Mitte November tritt der Weinkellner des «Trois Rois» bei der Sommelier-Schweizermeisterschaft in Lugano an. «Der Alpen-Cup war ein gutes Training – ist vom Stellenwert aber nicht mit einer Schweizermeisterschaft zu vergleichen.»

Dieser Beitrag erschien erstmals am 3. Oktober in der Basler Zeitung.

PS: Hier mein BaZ-Artikel vom August 2012, als ich Christoph Kokemoor ans Baselbieter «Wy-Erläbnis» mitnahm.

Spitzenwein aus dem Riehener Rebberg

08 Montag Sept 2014

Posted by Bonvinvant in Baselland, Im Rebberg, Meine Zeitungsartikel, Pinot Noir

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Basel, Basel-Stadt, Blauburgunder, Chardonnay, Jost & Ziereisen, Pacht, Pinot Noir, Riehen, Schlipf, Stadtwein, Thomas Jost, Winzer

Jung und ambitioniert – der Thomas Jost hat im Schlipf Grosses vor. Der Bonvinvant hat den Fricktaler Winzer in den Reben über Riehen besucht.

Winzer im eigenen Rebberg: Thomas Jost übernahm Anfang 2014 die Pacht des Schlipf von Rebmeister Köbi Kurz.

Winzer im eigenen Rebberg: Thomas Jost übernahm Anfang 2014 die Pacht des Schlipf von Rebmeister Köbi Kurz.

Irgendwie erinnern diese Reben an die zusammengeflickten Zombies von Frankenstein: eine weisse und eine rote Sorte, gewaltsam vereint am selben Stock. Oben die frischen Chardonnay-Triebe, unten der zurückgestutzte Strunk 13-jähriger Merlot-Stämme. Die jungen Ruten wurden mit einem Schnitt in das Altholz implantiert und saugen nun Nährstoffe aus dem ausgedehnten Wurzelwerk der ehemaligen Rotwein-Rebe.

Die Frankenstein-Stöcke am Fuss des Riehener Weinbergs Schlipf symbolisieren die Wachablösung, die hier Anfang Jahr vollzogen wurde: Der 26-jährige Winzer Thomas Jost hat die insgesamt 3,2 Hektar umfassenden Weinberge von Rebmeister Köbi Kurz übernommen. Dieser hatte sich seit 1979 um die Gemeindereben im Schlipf gekümmert und ging Ende 2013 in Pension. Mit Jost hat ein ebenso junger wie ambitionierter Winzer die grösste Reblage in Basel-Stadt übernommen – und ein leidenschaftlicher Anhänger der grossen Burgunder Weine aus roten Pinot-Noir- und weissen Chardonnay-Trauben. Womit auch die Frankenstein-Aktion erklärt wäre. «Merlot gibt es nicht im Burgund», erklärt Jost den Sortenwechsel. Also gedeiht nun im Schlipf erstmals Chardonnay.

«Es gibt viel zu tun», sagt Jost. Ein Steinwurf entfernt dümpelt das Riehener Naturbad am Wieseufer vor sich hin. Auf der Weilstrasse davor wurde im Januar 1977 ein Riehener Grenzwächter von den RAF-Terroristen Christian Klar und Günter Sonnenberg niedergeschossen. Sie hatten die Rebberge im Schlipf genutzt, um in der Schweiz unterzutauchen. Gut möglich, dass sie jenen Schlagbaum etwas weiter oben am Hang passieren mussten, neben dem Jost ebenfalls jungen Chardonnay gepflanzt hat – hier ohne Frankenstein-Geschnippel.

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web1Inzwischen steht der Winzer im hintersten Zipfel des Schlipf und blickt über die Jungreben ins Tal. Ein Schritt zurück und er steht in Deutschland. Jost kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. «Diese Aussicht ist schon genial.» Von den Dächern Riehens über den St.-Chrischona-Hügel weiter nach Süden, wo neben der Silhouette von Basel der St.-Jakob-Park zu erkennen ist. Noch breiter wird das Grinsen von Jost, als sein Blick nach unten wandert. Auf die Reben, für die er nun verantwortlich ist. «Kleinbeerig, locker und gesund – so ideale Trauben habe ich während meiner Lehrjahre in der Schweiz noch nie gesehen», sagt der Winzer über die bereits in einem satten blauviolett leuchtenden Pinot-Noir-Beeren. Mit ihnen hat Jost Grosses vor. In zwei Jahren soll der aus ihnen gekelterte Blauburgunder – so heisst die Sorte auf Deutsch – unter dem Namen «Le Grand» für Furore sorgen.

«Ich will zeigen, dass auch in Basel hervorragender Pinot Noir wächst – wir sind nicht nur geografisch näher am Burgund als die Bündner Herrschaft», sagt Jost mit Blick auf die helvetische Pinot-Hochburg in der Südostschweiz. Er schwärmt von den kalkreichen Böden im Schlipf, der Burgunder Pforte, die für ein einzigartig mildes Klima sorgt, und vom kühlen Nachtwind aus dem Wiesental, der die Reben trocknet, die Aromenbildung vorantreibt. «Im Burgund behaupten sie gerne, dass die Jurakalk-Böden bei ihnen beginnen und hier enden – ich sehe das umgekehrt», sagt Jost mit einem Augenzwinkern.

Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr: Trotz seiner erst 26 Jahre kann Jost auf knapp eine Dekade Winzererfahrung zurückgreifen. Nach den Lehrjahren im Aargau, in Graubünden und im Zürcher Unterland arbeitete er auf Top-Betrieben im deutschen Riesling-Paradies an der Mosel (Weingut Vollenweider) und in Österreich (Weingut Gerhard Markowitsch). Und bei Hanspeter Ziereisen im süddeutschen Efringen-Kirchen, wenige Fahrminuten vom Schlipf entfernt. Beim Markgräfler Winzer amtete Jost bis Ende 2013 während vier Jahren als Kellermeister – und mit ihm hat sich der Fricktaler um die Pacht des Riehener Weinbergs beworben.

Neu wird der Betrieb nämlich nicht mehr von einem Gemeinde-Rebwärter sondern von einem externen Betrieb bewirtschaftet. Überzeugt haben Jost und Ziereisen das Auswahlgremium und den Gemeinderat damit, dass sie neu die Trauben selber zu Wein verarbeiten – mitten in Riehen. Zuvor wurde die Ernte jeweils in der Coop-Kellerei vinifiziert. Für ihr Gemeinschaftsprojekt haben Jost und Ziereisen die Weingut Riehen AG gegründet.Während Jost den Laden schmeisst, führt Ziereisen sein Weingut in Efringen-Kirchen weiter und steht seinem Ex-Kellermeister mit Rat, Tat oder Infrastruktur zur Seite. «Er ist quasi mein Götti», erklärt Jost, inzwischen Winzermeister. Da der Götti auf Weinreise am anderen Ende der Welt weilt, kümmert sich der Fricktaler aktuell auch um dessen Reben.

Langeweile kommt bei Thomas Jost also keine auf – zumal die Ernte mit jedem Tag näherrückt. «Es darf noch einmal schön regnen und dann soll es einen goldenen Herbst geben.» Voraussichtlich Ende September können mit dem Weissburgunder und dem Sauvignon Blanc die ersten Trauben gelesen werden. Damit dürfte Jost einer der ersten Winzer in der Nordwestschweiz sein – die tiefe Lage und das milde Mikroklima im Schlipf machen es möglich.

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web9Gekeltert werden die Weine neu in einem Nebentrakt der Mosterei im Zentrum von Riehen, gleich neben dem Sarasinpark. Seine Weine lässt Jost ohne Beigabe von Reinzuchthefen spontan vergären, danach landen sie unfiltriert in der Flasche. So sollen authentische, möglichst naturnahe Weine mit hohem Wiedererkennungswert entstehen – bis zu 25’000 Flaschen pro Jahr. «Das ist wenig bei dieser Fläche», erklärt Jost. Wie bei allen grossen Gewächsen steht hier Qualität über Quantität. Das gilt auch für die schlanke Produktpalette: Die Weine heissen schlicht «Le Grand» und «Le Petit». Die vom Basler Kalligrafen Andreas Schenk gestalteten Etiketten sind ebenfalls schlicht, klassisch – und orientieren sich am zeitlosen Design grosser Burgunder.

Als erster Wein von Jost & Ziereisen kommt der Le Petit Sauvignon Blanc 2013 in den Verkauf. Wer wissen will, ob Josts Pinot-Noir-Flaggschiff den Bündnern die Herrschaft streitig machen kann, muss bis Ende 2015 warten. Noch mehr Geduld braucht es, bis der erste Chardonnay geköpft werden kann – diesen gibt es voraussichtlich 2017. «Als Junger will man immer alles auf einmal», gibt Jost zu. «Doch gerade beim Wein benötigt es halt Zeit.»

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web11Zusatzinfo: Weinbau im Riehener Schlipf

Basel-Stadt verfügt über knapp 4,8 Hektaren Rebland, dass allermeiste davon im Riehener Schlipf. Dort bewirtschaftet Thomas Jost alleine 3,2 Hektaren. Neben Jost ist Urs Rinklin der einzige professionelle Winzer auf Stadtboden; daneben agieren knapp eine handvoll Hobbywinzer im Schlipf.

Angebaut werden in Riehen die Sorten Blauburgunder (Pinot Noir), Chardonnay, Gutedel, Weissburgunder (Pinot Blanc), Riesling-Sylvaner und Sauvignon Blanc.

Wie der Gemeindehompage zu erfahren ist, blickt der Rebbau in Riehen auf eine Tradition von über 1200 Jahren zurück. Für reiche Basler des 16. bis 18. Jahrhunderts war der hier gepflegte Rebbau ein wichtiger Grund, sich in Riehen ein Landgut zu halten. 1770 betrug die Rebfläche rund 70 Hektaren; sie diente vor allem der Versorgung der Stadt Basel mit dem damals wichtigen Lebensmittel Wein.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Basler Zeitung vom 06. September 2014.$

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Der Wein-Engel ist endlich gelandet

29 Freitag Aug 2014

Posted by Bonvinvant in Baselland, Meine Zeitungsartikel

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2013, Internationalen Weinprämierung Zürich, IWPZ, Kellerei, Kirschessigfliege, Liestal, Maisprach, Martin Burmec, Nicolas Neuhaus, Riesling-Sylvaner, Siebe Dupf, Syydebändel, Thomas Engel

«Siebe Dupf»-Kellermeister Thomas Engel besteht seine Feuertaufe beim grössten Baselbieter Weinproduzenten. Nach einem schwierigen 2013 wird bald der neue Jahrgang geerntet.

Gold für den Maispracher Riesling-Sylvaner: Thomas Engel hat beim schwierigen 2013er-­Wein gute Arbeit geleistet.

Gold für den Maispracher Riesling-Sylvaner: Thomas Engel hat beim schwierigen 2013er-­Wein gute Arbeit geleistet.

Als Thomas Engel, Kellermeister beim grössten Baselbieter Weinproduzenten Siebe Dupf, vor einem Jahr das Zepter von Martin Brumec übernahm, hätte die Herausforderung kaum grösser sein können. Das lag nicht nur an den grossen Fussstapfen des fast drei Dekaden amtierenden Vorgängers, sondern vor allem auch an der bevorstehenden Ernte. «Ein schwierigeres Jahr als 2013 war schwer vorstellbar», erinnert sich Engel. Die Trauben seien eher faul als reif geworden.

Inzwischen hat der 39-Jährige einen Grossteil jener Problemernte abgefüllt. Trotz des schwierigen Jahres zeigt sich Engel nun zufrieden mit den frischfruchtigen 2013er-Weinen. «Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.» Dass es sich um mehr handelt, als das Marketinggeschwätz eines Weinproduzenten, zeigt sich etwa bei der Degustation des Maispracher Riesling-Sylvaners: Fruchtig und blumig in der Nase mit Noten von grünem Apfel, Holunder und etwas Muskat; im Gaumen gesellt sich eine herbe Säure dazu.

Grund zur Feier

Der Tropfen wurde an der Internationalen Weinprämierung Zürich (IWPZ) soeben mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Daneben wurden bisher in der frisch angebrochenen Wein-Wettbewerbs-Saison vier weitere 2013er aus dem Hause Siebe Dupf mit Silbermedaillen prämiert.

Da scheint der neue Kellermeister gute Arbeit geleistet zu haben. Feuertaufe bestanden. «Ich habe immer gesagt: Wenn ich mein erstes Jahr alleine absolviert habe, bin ich angekommen bei Siebe Dupf», sagt Engel. Zuvor hat er die Kellerei mit Brumec während eines Übergangsjahrs gemeinsam betrieben. Aus jener Zeit stammt der Siebe Dupf Barrique Pinot Noir 2011, der soeben an der «Mondial des Pinots» in Sierre Gold gewonnen hat. Eine Art verspätetes Abschiedsgeschenk für Brumec.

Auch sonst hat man bei Siebe Dupf allen Grund zu feiern: Das Kleinunternehmen, das nicht nur Weinproduzent, sondern auch Importeur und Händler ist, feiert dieses Jahr sein 140-jähriges Bestehen. «Das ist eine grosse Sache – mit dieser Vergangenheit tragen wir viel Verantwortung», sagt Nicolas Neuhaus, seit Anfang Jahr Geschäftsführer. «Wir versuchen, eine neue Ära einzuläuten.» Vor Kurzem hat Siebe Dupf seine Basler Niederlassung vom Spalenberg in die Enothek an der Grenzacherstrasse gezügelt und die Homepage erneuert.

Neuer Schädling bereitet Sorgen

Im Rebberg bereitet Thomas Engel, der vom Koch zum Winzer wurde, vor allem die neu auftretende Kirschessigfliege Sorgen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Fruchtfliegen vergeht sich der aus Asien eingeschleppte Schädling auch an gesunden Früchten. Noch ist ungewiss, in welchem Ausmass die auf Kirschen und Zwetschgen spezialisierte Fliege auch den Winzern zu schaffen machen wird. «Ohne diese Fliege könnte es uns ja fast schon langweilig werden», meint Engel lachend.

Ebenfalls eine grosse Herausforderung für ihn ist die Zusammenarbeit mit den über 100 Winzern, die Siebe Dupf mit rund 250 Tonnen Trauben pro Jahr beliefern (das ergibt etwa eine Viertelmillion Flaschen). Um künftig noch bessere Weine zu keltern, übt Engel bei Bedarf auch einmal sanften Druck aus auf nachlässige Winzer.

Guter Wein entsteht nämlich vor allem im Rebberg, der Kellermeister verleiht ihm dann im besten Fall nur noch den letzten Schliff. Oder er rettet, was zu retten ist – so wie 2013. Dass er diesen Jahrgang bändigen konnte, stimmt Engel zuversichtlich. «Es macht Freude, daran zu denken, was in einem normalen Jahr möglich ist.»

Noch liegt 2014 alles drin

Trotz nasskaltem Sommer – um den Weinjahrgang 2014 steht es nicht so schlecht, wie man meinen könnte. Dank dem heissen Frühling haben die Reben früh ausgetrieben und geblüht. Zeitlich sind sie im Vergleich zum Vorjahr immer noch im Vorsprung. «Wasser haben wir genug – jetzt wäre es super, wenn es bis zur Ernte nicht mehr regnet», findet Engel, wohlwissend, dass ihm die strengsten Wochen des Jahres bevorstehen. Wenn das Wetter mitspielt könnte man in der letzten Septemberwoche mit der Ernte des Muttenzer Riesling-Sylvaners beginnen. Zuletzt eingeholt würden Ende Oktober die Pinot-Noir-Trauben für den neu dazugestossenen Syydebändel-Wein.

Welche Weine sich aus diesen Trauben dann machen lassen, hängt vom Wetter der kommenden Wochen ab. Das Ziel von Engel ist aber klar: «Ich will der restlichen Schweiz zeigen, dass wir im Baselbiet nicht nur gute Chirsi, sondern auch hervorragende Weine hervorbringen können.»

Dieser Artikel erschien erstmals in der Basler Zeitung vom 28. August 2014.

Wein wissen statt trinken – das Weinquiz-App

09 Mittwoch Apr 2014

Posted by Bonvinvant in Meine Zeitungsartikel

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App, App Store, Digital, Diplomsommelier, Egon Mark, iPhone, Mobile, Quiz, Rätsel, Wein, Weinquiz, Weinwissen

App: Das Weinquiz. (3.- CHF).

App: Das Weinquiz. (3.- CHF).

Wissen Sie, dass Sizilien die grösste Weinbaufläche in Italien hat? Nicht das Piemont. Und auch nicht die Toskana. Nein? Vielleicht liegts daran, dass auf der süditalienischen Insel viele Trauben mit Alkohol getunt und zu Marsala-Süsswein verarbeitet werden.

Wer sein Weinwissen schärfen will und auf knifflige Fragen steht, kann ­seinen Horizont mit der App «Das Weinquiz» (erhältlich im Apple Store) schärfen. Die über 1300   Fragen rund um den gegorenen Traubensaft hat sich der Österreicher Spitzen-Sommelier Egon Mark ausgedacht. Viele von ihnen sind ziemlich knifflig für den durchschnittlichen Weinliebhaber, wie sich schon beim ersten Durchlauf offenbart.

Bombardiert mit Fragen aus vier von acht möglichen Themenbereichen, steht der Autor schon beim ersten Test am Abgrund: Eine Rebkrankheit mit öligen Flecken auf den Blättern? Das muss die Grünfäule sein!

Weinquiz_BildDaneben. Richtig wäre ironischerweise der «falsche Mehltau». Dieser Fiesling wäre die richtige der vier möglichen Antworten gewesen. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Zeit, die Ehre wieder ­herzustellen. Montrachet? Aus dem Burgund! Gusto di Tappo? Korken­geschmack! Jetzt läufts wie am Schnürchen – es wird ein Zwischenhoch bleiben. Das Ergebnis nach 30 Fragen ist niederschmetternd: nur 10 von 30   Fragen richtig. Da wird die Möglichkeit einer Facebook-Vervielfältigung des Resultats lieber dezent ignoriert.

Wäre dieses Quiz ein Trinkspiel, die Folgen wären verheerend! Immerhin werden üble Weinwisser im Fazit-Text getröstet und zum Weitermachen ermuntert, was allerdings gar nicht nötig wäre: Der Jagdinstinkt ist ­geweckt, die Ehre zu gekränkt. Es muss weitergehen! Wer Wein und vor allem das Wissen darüber mag, wird an dieser Quiz-App Freude haben. Die Anzahl der Fragen kann selber bestimmt werden. ­Optionen wie Antworten unter Zeitdruck oder Highscores sucht man leider vergebens. Beim gratis «Wein-Quiz» von Mövenpick gabs das noch. Da hat «Weinquiz»-Entwickler Egon Mark aber Glück gehabt: Diese Konkurrenz-App wurde inzwischen eingestellt.

Handhabung: So simpel wie Weintrinken: Das kann jeder. (4/5)
Design: Von gehobener Schlichtheit – wie eine Etikette guten Weins. (3/5)
Nutzen: Wer wirklich Weinwisser werden will, wird wahrlich bedient. (3/5)
Originalität: Nicht viel mehr als die Umsetzung einer bestehenden Idee. (2/5)
Fun-Faktor: Wegen der anspruchs vollen Fragen hält sich der Spass zunächst in Grenzen – gut so. (3/5)

Dieser Artikel erschien erstmals am 28. Februar in der Basler Zeitung.

Das «Landhus» hat ein neues Bijou

29 Mittwoch Jan 2014

Posted by Bonvinvant in Essen, Meine Zeitungsartikel, Restaurant

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Allschwil, Dorfbeiz, Dorfplatz, Michele Cuomo, Renovation, Restaurant, Schwellheim, Wiedereröffnung

Die Allschwiler Dorfbeiz feiert die grosse Renovation im Obergeschoss. Es ist gleichzeitig eine Art Willkommensfeier für den neuen Wirt – ein alter Bekannter aus Basel.

«Wir bringen Leben hierher.» Michele Cuomo (l.) und Giovanni Parrino haben das «Landhus» übernommen.

«Wir bringen Leben hierher.» Michele Cuomo (l.) und Giovanni Parrino haben das «Landhus» übernommen.

Als Michele Cuomo vor einigen Wochen das «Landhus» betrat, hätte er die Baustelle am liebsten wieder fluchtartig verlassen. Jetzt sitzt der neue «Landhus»-Wirt im frisch renovierten Lokal und prostet Giovanni Parrino zu, seiner rechten Hand seit Jahrzehnten. «Ich habe nicht mit so viel Zuspruch gerechnet», sagt Cuomo. «Man sagte mir, das ‹Landhus› sei eine Bruchbude, aber das stimmt nicht.»

Tatsächlich präsentiert sich die Dorfbeiz im besten Licht – und wirkt dennoch, als hätte sich hier seit den 1990er-Jahren nichts verändert. Ausser, dass damals am Stammtisch noch Villiger-Krummstumpen gequalmt wurden. Dazu ein Zweierli, Jasskarten und der Abend war perfekt.

Der schönste Raum im Dorf

Die Stube im 1. OG ist das neue Bijou im «Landhus».

Die Stube im 1. OG ist das neue Bijou im «Landhus».

«Dieser Ort ist schlichtweg geschichtsträchtig», sagt Niggi Wirz, Präsident der 1996 gegründeten Genossenschaft Freunde des Landhus, und erklärt, dass die Bar neben dem Eingang komplett neu gestaltet wurde. Am vergangenen Samstag wurde am Dorfplatz mit der Bevölkerung auf das frisch renovierte «Landhus» angestossen – insbesondere auf den ersten Stock. Dort wurde in den vergangenen rund drei Monaten nämlich die meiste Arbeit verrichtet: Vor Kurzem nichts als eine Abstellkammer, gibt es im Obergeschoss jetzt elegante Toiletten, einen Personalraum und – als Bijou – eine gemütliche Stube mit frisch freigelegten Deckenbalken und Holz­tischen, geeignet für Sitzungen und Seminare.

«Das ist mit Abstand der schönste Raum im Dorf», sagt Peter Jörger. Der Genossenschafts-Vorstand hat die Bauarbeiten als Handwerker miterlebt und kommt aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus: «Ein Geniestreich! Ich ­bereue keine Minute, die wir investiert haben. Jetzt ist alles so, wie wir es immer wollten.» 300 000 Franken hat der Umbau gekostet – ohne die Fronarbeit vieler Beteiligter wäre die Summe wesentlich höher ausgefallen.

Überraschung beim Umbau

Niggi Wirz und Peter Jörger freuen sich über den gelungenen Umbau.

Niggi Wirz und Peter Jörger freuen sich über den gelungenen Umbau.

Wie es sich für solch ein geschichts­trächtiges Gebäude gehört, das Fachwerkhaus wurde 1721 erbaut, kamen beim Umbau im ersten Stock einige Überraschungen zutage: Die Decke zerbröselte, eine Wand sackte in sich zusammen und im Verputz fand man neben Nussschalen, Reisig und Stroh auch Zeitungsausschnitte aus dem Jahr 1925. Während das Restaurant im Dezember wieder den Betrieb aufnahm, wird das Obergeschoss am Samstag erstmals der Bevölkerung gezeigt.

«Wir werden nun wieder Feste or­ganisieren und Leben an diesen Ort bringen», sagt Cuomo, der bis Ende 2013 im Restaurant Schmiedenhof am Basler Rümelinsplatz wirtete und während zwanzig Jahren den «Storchen» am Fischmarkt betrieb. Jetzt ist er mit seinem siebenköpfigen Team, das ihn teilweise seit Jahrzehnten begleitet, an den Allschwiler Dorfplatz gezügelt. «In der Stadt siezen sich alle, hier sagt man sofort du. Die Leute sind direkt – das gefällt mir.» Geboten wird gutbürgerliche Küche, natürlich auch nach italienischem Gusto.

«Sobald wir mit dem historischen Holzbackofen zurechtkommen, gibt es Pizza und Pasta», kündigt Cuomo an. Vom kultigen «Landhus»-Zweierli hat er noch nie gehört – dennoch steht die Karaffe einen Augenblick später auf dem Tisch. So schnell geht ein Revival, wenn das Team eingespielt ist.

Dieser Artikel erschien erstmals am 24. Januar 2014 in der Basler Zeitung.

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Elf aussergewöhnliche Tropfen an der Basler Weinmesse

02 Samstag Nov 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Meine Zeitungsartikel

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5 Estrellas Tinto, Alain Graillot, Amourone, Andy Varonier, Basel, Baselland, Basler Weinmesse, C. Varonier & Söhne, Castilla y Leon, Côteaux de Schengen, Charles Smith Wines, Château Musar, Château Musar Rouge, Domaine Ampeloeis, Domaine Henri Ruppert, Domaine Lantides, Domaine Nussbaumer, Francis Ford Coppola, G-Punkt, G-Punkt Nemea, Griechenland, La Réglisse, Libanon, Luxemburg, Malaguiza Ampeloeis, Marokko, Mexiko, Nicolas Dolder, Novartis, Pago Negralada, Pago Negralada 2010, Pinot Gris, Proyecto Firmamento, Riesling Kung Fu Girl, Sélection 12, Syrah du Maroc, Tandem, Tempranillo, Valais, Weinmesse, Zinfandel Director's Cut

Auf Entdeckungsreise an der Basler Weinmesse: Dabei stiessen wir auf Exoten aus Mexiko und Libanon, einen plumpen Schauspieler aus Kalifornien, einen enttäuschenden G-Punkt und eine Walliser Whisky-Nase.

Coppola_Directors_Cut«Coppola, dieser alte Mafioso», lacht die Frau hinter der Theke und murmelt etwas von «…Grossvater bei der Mafia…» während sie eine Flasche Zinfandel Director’s Cut 2011 hervorklaubt. Der amerikanische Starregisseur Francis Ford Coppola produziert nämlich nicht nur Blockbuster wie «Der Pate» oder «Apocalypse Now», sondern auch Weine von ähnlicher Wucht. Wir befinden uns am Stand der Obrist SA, einer von rund 130 Weinhändlern- und Produzenten der diesjährigen Basler Weinmesse. Und Coppolas «Director’s Cut» ist einer von über 4500 Weinen, die noch bis am Sonntag in der Messehalle vier degustiert werden können.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Tropfen hat dieser Wein allerdings einen weltbekannten Paten, auch wenn die Arbeit in Rebberg und Keller selbstverständlich andere verrichten. Wie ist er also, der Zinfandel – die Sorte kennt man auch als Primitivo – von Coppola? Dezent in der Nase, wuchtig im Gaumen und die Etikette ist toll. Hinter der schönen Fassade ist der Wein leider viel zu eindimensional – wie ein schlechter Schauspieler. Weitere Degustations-Details gibts in der obenstehenden Bildstrecke.

Der Walliser Whisky-Winzer

Wir schlendern derweil weiter zum Walliser Winzer Andy Varonier am Stand der «Weininsel» Varen. Der blonde Hühne stand früher im Tor des FC Sion, nach einem Abstecher in die Teppichetagen der Privatwirtschaft hat er die Geschicke des Familienunternehmens übernommen. Michael Bahnerths BaZ-Artikel über das Wallis – dessen verkappte Liebesbotschaft in den Bergtälern als Schmähschrift missverstanden wurde – findet er super, schickt Varonier voraus, bevor er das Glas mit einer Flüssigkeit füllt, die von der Farbe her auch Wasser sein könnte. Weit gefehlt! Intensive Zitrusdüfte betören die Sinne, wie das hundert Hektoliter Bergwasser nicht könnten.

Nach ein wenig Luftkontakt folgen intensive Rauch-, Holz- und Vanillenoten. «Das ist der Wein mit der Whisky-Nase», sagt Varonier über diese weisse Assemblage namens «La Réglisse» und erzählt von seinem schottischen Kellermeister Jamie McCulloch, der den Weinen mit US-Eichenfässern einen rauchig-würzigen Hauch Heimat einflösst. Und plötzlich meint man, im Glas auch Torf zu riechen. 2009 machten der Schotte und der Ex-Goalie ihre erste «Whisky-Nase», inzwischen tüfteln die beiden sogar an der Weisswein-Lagerung in alten Whisky-Fässern. Die ersten Zwischenergebnisse sind mindestens so vielversprechend wie der Name unseres nächsten Weines: G-Punkt.

Der wuchtige Wein von Novartis – ja, Novartis

G-RED-Lantides-Estate-Agiorgitoko-2008Am Mykonos-Stand dann die Enttäuschung: Das «G.» auf der Etikette steht für «Greece», frivol ausformuliert wurde der Name durch den cleveren Schweizer Importeur. Abgesehen vom Namen ist der Wein allerdings kaum der Rede Wert. Ganz im Gegensatz zum «Pago Negralada 2010», einem erstklassigen Tempranillo aus dem spanischen Weingebiet Ribera del Duero. Hier sind weder Traube noch Herkunft aussergewöhnlich, sehr wohl aber das Weingut Abadia Retuerta. Dieses gehört nämlich niemand geringerem als der Novartis, wie Rolf Long am WeinHotel-Stand erklärt. Offenbar betreibt der Basler Pharma-Multi sogar eine eigene Importfirma, um seine Mitarbeiter in der Schweiz mit seinen spanischen Schätzen zu versorgen. Mit 89 Franken hat dieser opulente und dennoch geschmeidige Rotwein mit langem Abgang allerdings einen ziemlich stolzen Preis.

Da investiert man diese Summe lieber in zweienhalb Flaschen Château Musar Rouge 2005 aus dem Libanon. Sie haben richtig gelesen: Libanon! Das Land im Nahen Osten verfügt über eine Jahrtausende alte Weinbaugeschichte. Wenn die libanesischen Böden und das mediterrane Klima gepaart werden mit den Erfahrungen, die der Winzer in Bordeaux gesammelt hat, dann resultiert daraus ein Spitzenwein mit ganz eigenem Charakter von roten und schwarzen Früchten, wunderbar animalischen Noten und einem Abgang, den Flaschengeist Aladin kaum köstlicher aus der Wunderlampe hätte zaubern können.

Auf der Suche nach der Amourone-Dame

Zum Abschluss packt uns der Lokalpatriotismus und wir landen am Domaine-Nussbaumer-Stand des Aescher Winzers Nicolas Dolder, den wir 2011 bei der Ernte in der vorderen Klus begleitet haben und der mit dem «Amourone» ebenfalls einen ganz speziellen Tropfen vorzuweisen hat. Dolder ist zwar nicht der einzige Winzer aus der Region, der eine lokale Version des Valpolicella-Klassikers Amarone keltert, einzigartig ist allerdings die Geschichte dahinter: Bei einer Betriebsführung mit Wirtschaftsstudenten hat er vor nicht all zu langer Zeit angedeutet, dass er nach einem originelleren Namen für seinen Strohwein sucht.

Eine junge Frau schlug «Amourone» vor und traf damit mitten in Dolders Weinherz. Er würde der kreativen Studentin zu gerne zwei Kisten «ihres» Weins zukommen lassen – nur hat der Winzer ihren Namen bisher nicht herausgefunden. Nun steht der erste «Amourone»-Jahrgang – das Elixier getrockneter Diolinoir-Trauben – auf der Theke und verströmt Bonbon-ähnliche Aromen von Brombeere, Lakritz und Cassis. Im Gaumen gibt sich diese Fruchtbombe fast so dicht wie die Weinfülle in der Messehalle vier. Neben den eben vorgestellten Kuriositäten haben wir aus den über 4500 Tropfen weitere bemerkenswerte Weine herausgefiltert. Die Degustationsnotizen gibts in der Bildstrecke – geboten werden unter anderem ein Kampfmädchen aus Kalifornien, ein rassiger Mexikaner und eine Wundertüte aus Schengen.

Und jetzt – endlich – zum Wein-Countdown…

Francis Ford Coppola, Zinfandel Director’s Cut 2011, Kalifornien (27.40-)
Auf Platz 11 ein plumper Schauspieler: Der Regisseur von Filmklassikern wie «Der Pate» und «Apocalypse Now» macht nicht nur Blockbuster, sondern auch Weine. Zum Beispiel der Zinfandel Director’s Cut. Äusserlich überzeugt der Wein mit einer schön gestalteten, extravaganten Etikette, die sich zweimal um die Flasche schlingt. Weniger überzeugend ist dann aber das Bukett. Dafür, dass er unter der heissen Sonne Kaliforniens herangereift ist, gibt sich der Zinfandel (im «Paten» würde er Primitivo heissen) ziemlich zurückhaltend: schwarze Johannisbeere, Kirsche, that’s it. Im Gaumen wird es dann eindeutig wuchtiger: Ein voller Körper, Lakritz, Cassis, Pfeffer und ein fast endloser Abspann. Insgesamt ist dieser Rote fast zu plump – als würde man die Pate-Trilogie am Stück gucken. Und hinter der schönen Fassade zu eindimensional – wie ein schlechter Schauspieler.
Stand: Obrist SA (4.1/B21)

Domaine Lantides, G-Punkt Nemea 2008, AOC, Griechenland (35.-)
Platz 10: G-Punkt – was für ein Name für einen Wein! Leider hält der aus der autochtonen griechischen Rebsorte Agiorgitiko gekelterte Rotwein nicht, was er verspricht: Das Bukett riecht dezent wie ein frisch gewaschenes Unterhöschen, herb, etwas schwarze Frucht, vor allem Brombeere. Im Gaumen dominieren Säure und Tannine die Frucht. Etwas Lagerung dürfte dem Tropfen guttun. Der G-Punkt ist ein solider Wein, er befriedigt allerdings nur oberflächliche Wein-Gelüste, für einen önologischen Orgasmus reicht die Stimulation der Sinne hier nicht.
Stand: Mykonos GmbH (4.1/B26)

Kung-Fu_wine-52Charles Smith Wines, Riesling Kung Fu Girl 2012, Amerika (15.90-)
Charles Smith (r.) rauft sich auf Platz 9 die Haare: Ein Riesling aus Washington ist fast so selten anzutreffen wie ein Cowboy an der Mosel. In der Nase betören intensive Aromen von reifer Birne, Pfirsich und Ananas, der Duft von Apfel sogt für etwas Frische. Im Gaumen gibt sich das Kung Fu Girl zart, fast schon zu sanft. Hier wirkt der Riesling frischer als in der Nase, auch wenn ihm im Vergleich zu seinen deutschen Konkurrenten etwas die Säure und Mineralität fehlt. Dennoch: ein gut zu trinkender Wein, der einen nicht auf Anhieb ausknockt.
Stand: Paul Ullrich AG (4.1/C22)

Alain Graillot, Tandem, Syrah du Maroc 2010, Marokko (22.-)
Ein heisser Marokkaner mit Rhône-Charakter auf Platz 8: Eigentlich ist Syrah ja im nördlichen Rhônetal beheimatet. Bei diesem Experiment wird die rassige rote Sorte allerdings in der heissen Marokko-Region Meknèz-Fèz angebaut. Dank kühlen Nächten gelingt dennoch ein ausgewogener und raffinierter Wein. Erdbeere, Brombeere und Pflaume im Bukett, dazu animalische Noten; im Gaumen wird es dann würzig und pfeffrig. Die reife Frucht zeugt von der nordafrikanischen Hitze während die frische Säure die kühlen Nächte belegt. Ein vollmundiger Wein mit viel Tannin und langem, herbem Abgang. Ob man dazu Wasserpfeiffe rauchen kann?
Stand: La passion du Vin (4.1/B17)

C. Varonier & Söhne, La Réglisse 2012, AOC Valais (20.-)
Platz 7 für die Walliser Whisky-Nase: Die Assemblage aus Chardonnay, Riesling, Muscat und Malvoisie hat ein angenehmes Bouquet vom Zitrone, Grapefruit und Stachelbeere, dazu ein mineralischer Unterton und blumige Nuancen. Nach kurzer Zeit gesellen sich deutliche Rauch-, Holz- und Vanillenoten dazu – damit will der schottische Kellermeister Jamie McCulloch den Duft eines Whiskys ins Weinglas zaubern, was ihm erstaunlich gut gelingt. Plötzlich meint man auch Torf in der Nase wahrzunehmen. Im Gaumen präsentiert sich dieser farblich blasse Weisswein erstaunlich crèmig und vollmundig mit einer guten Säure-Struktur als Rückgrat, leichter Restsüsse und einem herben, langen Abgang.
Stand: Weindorf Varen (4.1/C09)

AA_5_EstrellasProyecto Firmamento, 5 Estrellas Tinto 2009, Mexiko (23.50-)
Platz 6: Ay Caramba, es gibt noch andere mexikanische Alkoholika als Tequila! Zusammengesetzt aus «5 Sternen», nämlich den Rebsorten Tempranillo, Garnacha, Cinsault, Merlot und Cabernet Sauvignon, verschmilzt dieser Tropfen die verbreitetsten Traubensorten von Spanien und des Bordelais (F). Und wie dort, findet man auch im 5 Estrellas deutliche Barrique-Noten wie Vanille und Tabak, dazu Leder, Brombeere und Pflaume. Im Gaumen wird es dann pfeffrig mit schwarzen Johannisbeeren, Erdbeeren und Brombeeren. Ein dichter und vollmundiger Wein mit vielen Gerbstoffen. Ohne seine exotische Herkunft würde es dieser solide Wein beim breiten Angebot der Weinmesse wohl eher schwer haben, aufzufallen.
Stand: Paul Ullrich AG (4.1/C22)

Domaine Ampeloeis, Malaguiza Ampeloeis 2012, Griechenland (24.-)
Auf Platz 5 ein autochtoner Weisswein (Malagousia) aus Griechenland: Die blumige Zitrus-Nase mit Grapefruit und Stachelbeere erinnert an einen Sauvignon Blanc – allerdings verfügt dieser Nordgrieche über weniger Säure. Dennoch kommt der Tropfen auch im Gaumen frisch daher mit herben Zitrusnoten. Ein solider Weisswein.
Stand: Mykonos GmbH (4.1/B26)

Domaine Nussbaumer, Amourone 2011, AOC Baselland (26.-)
Platz 4: Im Valpolicella dürfte sich dieser Tropfen Amarone nennen. Weil dieser Strohwein aus getrockneten Trauben aber aus der Aescher Klus kommt, heisst er Amourone. Gekeltert aus der Garanoir-Traube duftet diese Fruchtbombe in der Nase wie ein Bonbon aus Brombeere, Lakritz und Cassis. Ebenso im Gaumen, wo sich das rote Elixier wie erwartet sehr dicht und vollmundig präsentiert. Der Name Amourone stammt von einer Basler Wirtschaftsstudentin, die bei einer wohl feuchtfröhlichen Betriebsführung einen Geistesblitz hatte. Dafür hat sie sich zwei Kisten Wein verdient – sofern sich die Gute bei Winzer Nicolas Dolder meldet. Er hat nämlich ihren Namen nicht.
Stand: Domaine Nussbaumer (4.1/B19)

Schengen_messeDomaine Henri Ruppert, Sélection 12, 2011 Pinot Gris, Côteaux de Schengen, Luxemburg (24.50-)
Platz 3 geht an diese Wundertüte aus Luxemburg: Geographisch und klimatisch liegt das Schengener Weinbaugebiet gleich neben der Mosel. So verwundert es denn auch nicht, dass dieser dort angebaute Pinot Gris eher mineralisch-deutsch anstatt lieblich wie aus dem Elsass daherkommt. In die Nase steigen frische Zitrusnoten, Grapfruit und Stachelbeeren; im Gaumen präsentiert sich das Luxemburgerli trotz leichter Restsüsse frisch und mineralisch. Der volle Körper und der lange Abgang komplettieren den positiven Eindruck dieses speziellen Grauburgunders.
Stand: Weinhoteliers (4.1/A30)

Abadia Retuerta, Pago Negralada, Tempranillo 2010, VdT, Castilla y Leon, Spanien (89.-)
Tannine statt Pillen auf Platz 2: Pharma-Multi Novartis besitzt ein Weingut in der spanischen Weinregion Ribera del Duero und der Lagenwein Pago Negralada zählt zu dessen Flagschiffen. Reife rote und schwarze Früchte betören die Nase, Holz und Vanille zeugen vom Fassausbau. Im Gaumen sucht man vergebens nach medizinalen Noten, dafür dominieren Brombeere und Pflaume. Ein opulenter und doch geschmeidiger Rotwein mit langem Abgang. Und stolzem Preis.
Stand: Weinhoteliers (4.1/A30)

Château Musar, Château Musar Rouge 2005, Libanon (36.-)
Auf Platz 1 triumphiert die Überraschung aus Libanon: Diese im Bordeaux-Stil ausgebaute Assemblage aus Cabernet Sauvignon, Cinsault und Carignan ist eine Wucht. Intensiv in der Nase versprüht der Tropfen Aromen von Himbeere, Brombeere, sowie Barrique-Düfte wie Nuss, Vanille oder Toast; dazu gesellen sich Würze und animalische-muffige Noten wie Leder oder nasser Karton – nicht jedermanns Sache, aber in diesem Fall unwiderstehlich. Im Gaumen machen sich die für dieses Alter erstaunlich wilden und ausgeprägten Tannine sofort auf der Zunge bemerkbar, daneben schwarze Früchte wie Brombeere, Pflaume und Kirsche. Der Abgang ist ewig – fast wie die Weinbaugeschichte im Libanon. Spannend, gut – und im Vergleich zu ähnlichen Bordeaux-Tropfen geradezu billig.
Stand: La passion du Vin (4.1/B17)

AA_Chateau_Musar

Dieser Beitrag wurde erstmals auf Bazonline veröffentlicht.

Ein Facebook für Wein-Freunde

04 Freitag Okt 2013

Posted by Bonvinvant in Anderes Weinzeug, Meine Zeitungsartikel

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App, Apple Store, Community, Facebook, iPhone, Mobile, Review, Social Media, Vivino, Wein-Apps, Wine Scanner, Wine-App, Wine-Rating

App_20.09.2013_IconDie Gratis-App «Vivino Wine Scanner» verhilft nicht nur beim beim Weinkauf zum Durchblick. Hier mein Review für die BaZ.

Logisch, auch beim Wein sind die inneren Werte entscheidend. Doch wie rückt man einer Neuentdeckung im Laden auf die Pelle? Etiketten helfen nur bei entsprechendem Vorwissen. Und spontan beim Grossverteiler eine Flasche entkorken – das gibt Hausverbot für den Trunkenbold.

Doch es gibt eine Hintertüre namens «Vivino». Eine Gratis-App, dank der man den Wein noch im Regal auf sein Innenleben durchleuchten kann: Etikett mit dem Handy fotografieren und innerhalb von Sekunden erhält man – bei gutem Empfang – einen umfassenden Steckbrief. Von Traubensorte über Servier-Tipps bis hin zum globalen Durchschnittspreis wird fast alles geliefert. Vorausgesetzt, der Tropfen wurde von «Vivino» oder deren Community erfasst. Bis jetzt sind das immerhin rund eine Million Weine.

App_20.09.2013_BildBeim Testlauf durch die Weinabteilung eines Detailhändlers hat die App sieben von acht zufällig ausgesuchten Weinen aus aller Welt erkannt. Nur der Riesling-­Sylvaner der Sissacher Kellerei Buess fiel durch die Maschen. Was aber auch am schlechten Handybild liegen könnte, wie die App belehrt.

Wer nun noch immer ratlos vor dem Regal steht, kann sich am Herzstück der App orientieren: Den Bewertungen der Vivino-Nutzer. Beim Shiraz aus Australien gibts ganze 458 Ratings auf einer Sterne-Skala von 1 bis 5. Dazu 25 Degustations-Notizen, mit denen sich aktive Wein-Freaks in diesem Facebook für Wein-Liebhaber profilieren können. Natürlich können die Bewertungen auch empfohlen und kommentiert werden. So profitieren Laien und Kenner gleichermassen vom gesammelten Wissen.

Zurück von der Ladentour dann die Überraschung: Per Mail teilt das Vivino-Team mit, dass der Buess-Wein inzwischen manuell identifiziert werden konnte. Das hätte man nicht erwartet.

Dieser Artikel erschien erstmals am 20. September 2013 in der Basler Zeitung.

Von der «Lastwagenbeiz» zum Gourmetlokal

24 Dienstag Sept 2013

Posted by Bonvinvant in Gastronomie, Meine Zeitungsartikel

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Baselland, Bubendorf, Gault Millau, Gianluca Garigliano, Gourmet, Guide Michelin, Italiener, Koch, Landgasthof Talhaus, Osteria Tre, Restaurant

Im Landgasthof Talhaus in Bubendorf wird wieder gekocht – und zwar vom Ex-Küchenchef der benachbarten Osteria Tre. Wir haben Gianluca Garigliano kurz nach der Neueröffnung getroffen und mit ihm über den bewegten Neustart geredet.

Landgasthof_Talhaus_Guargliano_web1

Bekannte Gesichter in Bubendorf: Das Pächterpaar Gianluca und Illijana Garigliano führt neu den Landgasthof Talhaus.

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