• About

Bonvinvant

~ Wein mit Attitüde

Bonvinvant

Kategorien-Archiv: Pinot Noir

WWA #2: Vom Kotzbrocken zum Killer

23 Dienstag Jan 2018

Posted by Bonvinvant in Burgund, Degustiert, Pinot Noir

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Schlagwörter

Aux Clous, Burgund, Degustiert, Demeter, Domaine d'Ardhuy, Frankreich, Impitoyable, Le Taster, Peugeot, Pinot Noir, Premier Cru, Savagny, Savigny Premier Cru Aux Clous AOC 2015, verkostet, wine with attitude, WWA, Zalto

Ardhuy Savigny 1er Cru Aux Clous 2015

Domaine d’Ardhuy: Savigny Premier Cru Aux Clous AOC 2015

Dieser Wein hat Attitude – er hat mir zur Begrüssung nämlich ins Gesicht gekotzt. Kein Scheiss. Kaum entkorkt, steigt mir ein beissender Geruch in die Nase. Eine Mischung aus Kotze und verschimmeltem, nassem Kellerkarton. Ich bin überzeugt, das Ding hat Kork. Perplex und wütend öffne ich eine zweite Flasche. Und eine dritte. Ohne Erfolg, der Wein bleibt ein widerspenstiges Scheusal.

Dabei hat der Savigny Premier Cru Aux Clous AOC 2015 von der Domaine d’Ardhuy bei der Verkostung beim Weindealer so umwerfend geschmeckt! Ein biodynamisch produzierter Pinot Noir aus dem Burgund, ausgebaut ohne Sulfit-Zusatz. Endlich einmal ein ungeschwefelter Roter, der nicht nach nassem Hund und Stahlwolle duftet…dachte ich damals.

Und nun habe ich den nassen Hund im Glas. Oder viel eher eine tote Ratte mit schimmligem Fell. Sind die fehlenden Schwefel-Stabilisatoren Schuld am Schlamassel? Haben alle drei Flaschen Kork? Befindet sich der – zugegeben noch sehr junge – Wein in einer schwierigen Phase? Ich bin ratlos.

Die Metamorphose – von der Stinke-Raupe zum Schmetterling

Drei Tage nach dem Drama zeigt sich die Diva von einer ganz anderen Seite – mit charmanter, tiefgründiger Eleganz statt Haaren auf den Zähnen. In der Nase dunkle Frucht (schwarze Johannisbeere, Sauerkirsche etc.), Eukalyptus, und eine süssliche Würze (Tabak, Schokolade, Lakritz); im Gaumen strukturiert, dicht, frisch und mit viel Zug. Balsamisch (je länger je mehr), griffige, noch etwas ruppige (weil junge) Tannine im Abgang plus eine leichte Herbe hintenraus – und viel Power. So macht die Sache Spass, der Zombie ist zum Leben erwacht! Vom Kotzbrocken zum Killer. Ein Wein, der sich in ein paar Jahren bestimmt wesentlich harmonischer präsentiert – nicht so schizophren.

Aber eines ist sicher: Meiner Liebsten würde ich diesen Wein für ihr Restaurant nicht empfehlen (was ich eigentlich vorhatte) – ausser sie hat Gäste, die sich eine halbe Woche gedulden können bis ihr Premier Cru geniessbar ist. In der heutigen Zeit, in der man alles hat – ausser Zeit. Jetzt muss ich nur noch die drei offenen Flaschen killen – bevor sie wieder ungeniessbar werden.

PS: Im Zalto-Burgunderglas hat der Wein am besten geschmeckt. Frischer, kompakter und geschliffener als etwa im Bordeaux-Glas, aus dem der Wein zwar runder, aber auch diffuser wirkt. Auch im Impitoyable Le Taster von Peugeot performt das Ding gut und wirkt noch einen Tick balsamischer, aber auch etwas staubig.

Enderle & Moll – 2 Pinots, 1 Liaison

03 Mittwoch Mai 2017

Posted by Bonvinvant in Baden, Degustiert, Deutschland, Pinot Noir

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Schlagwörter

Baden, Degustation, Landwein, Liaison, Ortenau, Pinot Noir, verkostet

170403_Enderle+Moll_Liaison_2011+2012

Baden im Haus! Der Pinot Noir Liaison von Enderle & Moll markiert das mittlere Segment des Winzer-Duos. Der 2012er und der 2011er präsentieren sich im Glas ausgesprochen hellfarbig, teilweise bereits mit deutlichen Granat-Reflexen.

Sie sind zunächst etwas scheu und brauchen Luft, durchlaufen dann aber eine wunderbare Metamorphose von ziemlich reifer roter Frucht und laktischen Milchschokolade-Aromen hin zu einer wunderbar frischen Frucht mit balsamischen Akzenten (2011er), beziehungsweise von reduktiven Gemüsenoten hin zu einer schönen rotbeerigen Frucht (2012er). Wobei man fast sagen kann, dass sich der belüftete 12er in der Nase ähnlich präsentiert wie der unbelüftete 11er.

Zwei schöne Pinots mit lebendiger Säure und schön eingebundenen Tanninen von denen mir der Jahrgang 2011 aktuell deutlich besser gefällt. Er ist frischer, eleganter, mit Saft im Gaumen und Kraft im Abgang…gegen eine Liaison mit diesem Pinot habe ich rein gar nichts einzusetzen. Diese Liaison braucht Luft – dann wird Liebe daraus…

Domaine Philippe Gilbert, Menetou-Salon AC Les Renardières 2012

07 Samstag Jan 2017

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Loire, Pinot Noir

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Schlagwörter

2012, Appellation Menetou-Salon Controlée, Degunotiz, Domaine Philippe Gilbert, Frankreich, Les Renardières, Loire, Menetou-Salon AC, Pinot Noir, Schnee, verkostet, Winter

philippe_gilbert_menetou-salon_ac_les_renardieres_2012_web_quer_logo_insta

Ein schöner, biodynamischer Pinot Noir von der Loire: Vor dem weissen Schneetepich hebt sich das mittlere Rubinrot des Renardières 2012 noch schöner ab; würzig-fruchtige Pinot-Nase mit Aromen von Sauerkirsche, Kirschstein, weissem Pfeffer und frischen Kräutern (nach einem Tag offen bereits wesentlich zugänglicher, kurz nach dem Öffnen war er fast muffig); prägnante Säure, frische dunkle Frucht, deutliche Barriquewürze und straffe Tannine, leicht bitterlich – und etwas harsch – im lange anhaltenden Abgang. Ein schön saftiger Pinot, der am Tag nach dem Öffnen in der Nase besser und im Gaumen etwas ruppiger daherkommt. Dass die Trauben mit den Rappen vergoren wurden, und im Barrique ausgebaut wurden, ist deutlich erkennbar und gibt dem Wein einen frischgrünen Unterton.

Spitzenwein aus dem Riehener Rebberg

08 Montag Sept 2014

Posted by Bonvinvant in Baselland, Im Rebberg, Meine Zeitungsartikel, Pinot Noir

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Basel, Basel-Stadt, Blauburgunder, Chardonnay, Jost & Ziereisen, Pacht, Pinot Noir, Riehen, Schlipf, Stadtwein, Thomas Jost, Winzer

Jung und ambitioniert – der Thomas Jost hat im Schlipf Grosses vor. Der Bonvinvant hat den Fricktaler Winzer in den Reben über Riehen besucht.

Winzer im eigenen Rebberg: Thomas Jost übernahm Anfang 2014 die Pacht des Schlipf von Rebmeister Köbi Kurz.

Winzer im eigenen Rebberg: Thomas Jost übernahm Anfang 2014 die Pacht des Schlipf von Rebmeister Köbi Kurz.

Irgendwie erinnern diese Reben an die zusammengeflickten Zombies von Frankenstein: eine weisse und eine rote Sorte, gewaltsam vereint am selben Stock. Oben die frischen Chardonnay-Triebe, unten der zurückgestutzte Strunk 13-jähriger Merlot-Stämme. Die jungen Ruten wurden mit einem Schnitt in das Altholz implantiert und saugen nun Nährstoffe aus dem ausgedehnten Wurzelwerk der ehemaligen Rotwein-Rebe.

Die Frankenstein-Stöcke am Fuss des Riehener Weinbergs Schlipf symbolisieren die Wachablösung, die hier Anfang Jahr vollzogen wurde: Der 26-jährige Winzer Thomas Jost hat die insgesamt 3,2 Hektar umfassenden Weinberge von Rebmeister Köbi Kurz übernommen. Dieser hatte sich seit 1979 um die Gemeindereben im Schlipf gekümmert und ging Ende 2013 in Pension. Mit Jost hat ein ebenso junger wie ambitionierter Winzer die grösste Reblage in Basel-Stadt übernommen – und ein leidenschaftlicher Anhänger der grossen Burgunder Weine aus roten Pinot-Noir- und weissen Chardonnay-Trauben. Womit auch die Frankenstein-Aktion erklärt wäre. «Merlot gibt es nicht im Burgund», erklärt Jost den Sortenwechsel. Also gedeiht nun im Schlipf erstmals Chardonnay.

«Es gibt viel zu tun», sagt Jost. Ein Steinwurf entfernt dümpelt das Riehener Naturbad am Wieseufer vor sich hin. Auf der Weilstrasse davor wurde im Januar 1977 ein Riehener Grenzwächter von den RAF-Terroristen Christian Klar und Günter Sonnenberg niedergeschossen. Sie hatten die Rebberge im Schlipf genutzt, um in der Schweiz unterzutauchen. Gut möglich, dass sie jenen Schlagbaum etwas weiter oben am Hang passieren mussten, neben dem Jost ebenfalls jungen Chardonnay gepflanzt hat – hier ohne Frankenstein-Geschnippel.

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web1Inzwischen steht der Winzer im hintersten Zipfel des Schlipf und blickt über die Jungreben ins Tal. Ein Schritt zurück und er steht in Deutschland. Jost kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. «Diese Aussicht ist schon genial.» Von den Dächern Riehens über den St.-Chrischona-Hügel weiter nach Süden, wo neben der Silhouette von Basel der St.-Jakob-Park zu erkennen ist. Noch breiter wird das Grinsen von Jost, als sein Blick nach unten wandert. Auf die Reben, für die er nun verantwortlich ist. «Kleinbeerig, locker und gesund – so ideale Trauben habe ich während meiner Lehrjahre in der Schweiz noch nie gesehen», sagt der Winzer über die bereits in einem satten blauviolett leuchtenden Pinot-Noir-Beeren. Mit ihnen hat Jost Grosses vor. In zwei Jahren soll der aus ihnen gekelterte Blauburgunder – so heisst die Sorte auf Deutsch – unter dem Namen «Le Grand» für Furore sorgen.

«Ich will zeigen, dass auch in Basel hervorragender Pinot Noir wächst – wir sind nicht nur geografisch näher am Burgund als die Bündner Herrschaft», sagt Jost mit Blick auf die helvetische Pinot-Hochburg in der Südostschweiz. Er schwärmt von den kalkreichen Böden im Schlipf, der Burgunder Pforte, die für ein einzigartig mildes Klima sorgt, und vom kühlen Nachtwind aus dem Wiesental, der die Reben trocknet, die Aromenbildung vorantreibt. «Im Burgund behaupten sie gerne, dass die Jurakalk-Böden bei ihnen beginnen und hier enden – ich sehe das umgekehrt», sagt Jost mit einem Augenzwinkern.

Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr: Trotz seiner erst 26 Jahre kann Jost auf knapp eine Dekade Winzererfahrung zurückgreifen. Nach den Lehrjahren im Aargau, in Graubünden und im Zürcher Unterland arbeitete er auf Top-Betrieben im deutschen Riesling-Paradies an der Mosel (Weingut Vollenweider) und in Österreich (Weingut Gerhard Markowitsch). Und bei Hanspeter Ziereisen im süddeutschen Efringen-Kirchen, wenige Fahrminuten vom Schlipf entfernt. Beim Markgräfler Winzer amtete Jost bis Ende 2013 während vier Jahren als Kellermeister – und mit ihm hat sich der Fricktaler um die Pacht des Riehener Weinbergs beworben.

Neu wird der Betrieb nämlich nicht mehr von einem Gemeinde-Rebwärter sondern von einem externen Betrieb bewirtschaftet. Überzeugt haben Jost und Ziereisen das Auswahlgremium und den Gemeinderat damit, dass sie neu die Trauben selber zu Wein verarbeiten – mitten in Riehen. Zuvor wurde die Ernte jeweils in der Coop-Kellerei vinifiziert. Für ihr Gemeinschaftsprojekt haben Jost und Ziereisen die Weingut Riehen AG gegründet.Während Jost den Laden schmeisst, führt Ziereisen sein Weingut in Efringen-Kirchen weiter und steht seinem Ex-Kellermeister mit Rat, Tat oder Infrastruktur zur Seite. «Er ist quasi mein Götti», erklärt Jost, inzwischen Winzermeister. Da der Götti auf Weinreise am anderen Ende der Welt weilt, kümmert sich der Fricktaler aktuell auch um dessen Reben.

Langeweile kommt bei Thomas Jost also keine auf – zumal die Ernte mit jedem Tag näherrückt. «Es darf noch einmal schön regnen und dann soll es einen goldenen Herbst geben.» Voraussichtlich Ende September können mit dem Weissburgunder und dem Sauvignon Blanc die ersten Trauben gelesen werden. Damit dürfte Jost einer der ersten Winzer in der Nordwestschweiz sein – die tiefe Lage und das milde Mikroklima im Schlipf machen es möglich.

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web9Gekeltert werden die Weine neu in einem Nebentrakt der Mosterei im Zentrum von Riehen, gleich neben dem Sarasinpark. Seine Weine lässt Jost ohne Beigabe von Reinzuchthefen spontan vergären, danach landen sie unfiltriert in der Flasche. So sollen authentische, möglichst naturnahe Weine mit hohem Wiedererkennungswert entstehen – bis zu 25’000 Flaschen pro Jahr. «Das ist wenig bei dieser Fläche», erklärt Jost. Wie bei allen grossen Gewächsen steht hier Qualität über Quantität. Das gilt auch für die schlanke Produktpalette: Die Weine heissen schlicht «Le Grand» und «Le Petit». Die vom Basler Kalligrafen Andreas Schenk gestalteten Etiketten sind ebenfalls schlicht, klassisch – und orientieren sich am zeitlosen Design grosser Burgunder.

Als erster Wein von Jost & Ziereisen kommt der Le Petit Sauvignon Blanc 2013 in den Verkauf. Wer wissen will, ob Josts Pinot-Noir-Flaggschiff den Bündnern die Herrschaft streitig machen kann, muss bis Ende 2015 warten. Noch mehr Geduld braucht es, bis der erste Chardonnay geköpft werden kann – diesen gibt es voraussichtlich 2017. «Als Junger will man immer alles auf einmal», gibt Jost zu. «Doch gerade beim Wein benötigt es halt Zeit.»

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web11Zusatzinfo: Weinbau im Riehener Schlipf

Basel-Stadt verfügt über knapp 4,8 Hektaren Rebland, dass allermeiste davon im Riehener Schlipf. Dort bewirtschaftet Thomas Jost alleine 3,2 Hektaren. Neben Jost ist Urs Rinklin der einzige professionelle Winzer auf Stadtboden; daneben agieren knapp eine handvoll Hobbywinzer im Schlipf.

Angebaut werden in Riehen die Sorten Blauburgunder (Pinot Noir), Chardonnay, Gutedel, Weissburgunder (Pinot Blanc), Riesling-Sylvaner und Sauvignon Blanc.

Wie der Gemeindehompage zu erfahren ist, blickt der Rebbau in Riehen auf eine Tradition von über 1200 Jahren zurück. Für reiche Basler des 16. bis 18. Jahrhunderts war der hier gepflegte Rebbau ein wichtiger Grund, sich in Riehen ein Landgut zu halten. 1770 betrug die Rebfläche rund 70 Hektaren; sie diente vor allem der Versorgung der Stadt Basel mit dem damals wichtigen Lebensmittel Wein.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Basler Zeitung vom 06. September 2014.$

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web3

Erste Schritte in die richtige Richtung

10 Dienstag Sept 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Merlot, Pinot Noir

≈ Hinterlasse einen Kommentar

Schlagwörter

2011, Agriloro SA, Barefooted, Baselland, Blauburgunder, Cadus, Daniel Jauslin, Daniel Z'Graggen, Gasthof zum Goldenen Sternen, Jauslin Weine, La Prella, Ladoix, Meinrad Perler, Merlot, Muttenz, Nuits-Saint-Georges, Pinot Noir, Primi Passi, primipassi, Sirugue, Sudnord, Tessin, Tonnellerie, Winzer

FotoEin Tessiner Merlot aus dem Baselbiet? Ja, das gibts! Der spezielle Tropfen aus Tessiner Traubengut heisst passenderweise sudnord und wurde in Muttenz vom angehenden Önologen Daniel Z’Graggen gekeltert. Da es sich beim 2011er um den ersten Jahrgang des Jungwinzers handelt, heisst dessen Weinlinie konsequenterweise primipassi – erste Schritte.

Für einen ersten Wurf kommt der primipassi merlot sudnord 2011 schon ziemlich ordentlich daher: Ein gefälliges Bukett von reifen Früchten, schwarz sowie rot, daneben etwas dezenter die von mir so geschätzten Nuancen von Tabak, Leder und Waldboden. Im Gaumen kommt die Frucht filigraner daher mit einer etwas herben Note sowie hoher Säure. Der Tropfen ist nicht so breit und vollmundig, wie ich es beim Merlot-Massaker an der Viso del Vino erlebt habe, der Abgang verflüchtigt sich mit mittlerer Länge. Ein guter, ungewöhnlicher Merlot, der in der Nase besser gefällt als im Gaumen. Zumindest jetzt – ich wäre gespannt, wie der Sudnord sich entwickelt.

02_merlotDie Trauben stammen vom Rebberg La Prella der Agriloro SA von Meinrad Perler, Schweizer Winzer des Jahres 2010. Gekeltert wurde der Tessiner Schatz ennet des San Gottardo bei Urs Jauslin in Muttenz, seinerseits einer der besten Schweizer Pinot-Noir-Macher mit Weltmeistertitel (hier mein BaZ-Artikel dazu). Warum aber karrt Z’Graggen 500 Kilo Tessiner Trauben in die Nordwestschweiz? Wenn ich mich richtig erinnere, hat der Jungwinzer sein Praktikum bei Jauslin absolviert. Also: Darum! Ohnehin hat sich «Zeta» mit Perler und Jauslin sicher nicht die falschen Lehrmeister ausgesucht. Ausgebaut wurde der Sudnord – um die Merlot-Geschichte abzuschliessen –  während 16 Monaten in Burgunder Eichenfässern: Die ersten 9 Monate schlummerte der Tropfen in einem neuen Barrique der Tonnerie Cadus aus Ladoix, danach in einem nun zum vierten Mal gebrauchten Sirugue-Fass aus Nuits-Saint-Georges, wie Z’Graggen erklärt.

PrimiPassi_PNAber Z’Graggen darf sich nicht nur in Jauslins Keller austoben – der Muttenzer hat ihm auch einen Teil seiner Pinot-Noir-Trauben überlassen, um daraus den primipassi pinot noir barefooted zu keltern. Dieser schmeckt – im Gegensatz zum Sudnord – im Gaumen besser als in der Nase, wo sich ein dezenter Duft von Edbeere, weissem Pfeffer und Leder breit macht. Dazu gesellen sich Noten von Tanne, Zeder und Graphit, wie mir nach einem entsprechenden Hinweis von Z’Graggen auch auffällt. Im Gaumen präsentiert sich der Pinot so frischfruchtig und knackig, dass es eine Freude ist. Kirsche, Erdbeere, Himbeere und Holznoten geben sich die Ehre. Für einen Blauburgunder kommt dieser Tropfen ziemlich vollmundig daher, was ich hier positiv finde.

Der Wein wurde zur Hälfte barfuss gemaischt – deshalb der Name barefooted. Vorgestellt hat Z’Graggen seine ersten beiden Schritte als Winzer im Rahmen seiner primipassi 2011/Tour de Suisse im Basler Gasthof zum Goldenen Sternen – malerisch gelegen im Dalbe-Tal zwischen Papiermühle, Museum für Gegenwartskunst und Grossbasler Rheinufer. Das Lokal ist insbesonders bei schönem Wetter allewyyl ein Abstecher wert!

Damit sich die Besucher vorstellen konnten, wie es ist, mit nackten Füssen Trauben zu maischen (ich durfte diese Erfahrung mit meinem Kleinen ja bereits machen), hat Z’Graggen den Prozess simuliert: Mit einem offenen Barrique und Gummi-Bällchen, die mit ihrer schlabbrig-feuchten Konsistenz und ihrer Grösse echten gemaischten Weintrauben erstaunlich nahe kommen (siehe Foto oben). Da der Anlass eben erst begonnen hatte, stocherte ich mit meinen Händen lustvoll in der Pseudo-Maische rum. Bis Z’Graggen in einem Nebensatz erwähnte, dass dieses barfuss-Erlebniss am Vorabend in Lugano bei seinen Degu-Besuchern auf grosse Resonanz stiess.

Manchmal ist es gar nicht so einfach, seine Hände dezent am Hosenbund abzuwischen.

PS: Der im Baselbiet gekelterte Tessiner Merlot ist fast der Wein gewordene Lebenslauf von Daniel Z’Graggen: Seine Familie kommt aus dem Baselbiet (und dem Aargau), aufgewachsen ist er in der Tessiner Gemeinde Pura. Jetzt müsste Z’Graggen den sudnord nur noch mit einem Pinot Noir aus Graubünden assemblieren, dort wurde der Jungwinzer nämlich geboren. Dann müsste der Tropfen aber sudestnord heissen.

Aktuelle Beiträge

  • Podcast #8 – Martin Schrader – Knak & Badischer Weinbahnhof, Büchsenwein
  • Podcast #7 – Scherer + Zimmer mit Gutedel, Spargel und heiklem Hanf
  • Podcast #6 – Sandra Knecht und Fredy Löw – bringt die kritische Künstlerin den skeptischen Winzer zum Naturwein?
  • Podcast #5 – Stadtbasler Wein mit Silas Weiss vom Weingut Riehen
  • Podcast #4 – Tom Litwan – Reduktion aufs Wesentliche

Instagram

Es wurden keine Instagram-Bilder gefunden.

Bonvinvant bei Twitter

  • 💥🎤🍷Pow, pow, Powdcast N°5 ist da – diesmal mit Silas Weiss vom Weingut Riehen. Der grösste und in dieser Form auch… twitter.com/i/web/status/1… 1 year ago
  • 🍾🍾🎙Pow, pow, Podcast – straight outta #Markgräflerland! Zu Besuch bei #MaxGeitlinger im #Hirschen #Egerten. Wir red… twitter.com/i/web/status/1… 2 years ago
  • Keine falsche Scheu! #Wein muss schmecken, so einfach ist's –@da muss man nicht lange labern. Wir haben's trotzdem… twitter.com/i/web/status/1… 2 years ago
Follow @Bonvinvant

Bonvinvant

Bonvinvant

Kategorien

  • Anderes Weinzeug (1)
  • Degustiert (30)
  • Essen (18)
    • Gastronomie (16)
      • Hotel (2)
      • Restaurant (4)
        • Guide Michelin (1)
    • Käse (1)
    • Rezept (1)
  • Events (5)
  • Im Rebberg (10)
  • Jahrgänge (2)
  • Kolumne (35)
  • Mein Weinexperiment (17)
    • Im Garten (12)
    • Im Keller (2)
  • Meine Zeitungsartikel (20)
  • Podcast (8)
  • Region (80)
    • Bordeaux (2)
    • Deutschland (12)
      • Baden (10)
      • Mosel (1)
      • Württemberg (1)
    • Dreiland (5)
    • Frankreich (9)
      • Burgund (2)
      • Elsass (1)
      • Jura (2)
      • Korsika (2)
      • Rhone (1)
    • Italien (6)
    • Loire (2)
    • Neue Welt (1)
    • Penedès (1)
    • Rioja (ESP) (1)
    • Schweiz (38)
      • Aarau (3)
      • Basel-Stadt (3)
      • Baselland (18)
      • Graubünden (5)
      • Schaffhausen (2)
      • St. Gallen (1)
      • Waadt (1)
    • Tessin (4)
    • Wallis (6)
  • Spanien (3)
  • Traubensorte (10)
    • Assemblage (2)
    • Chasselas (2)
    • Merlot (2)
    • Pinot Noir (5)
  • Uncategorized (8)
  • Web & Social Media (1)
  • Weingüter (9)
Follow Bonvinvant on WordPress.com

Archiv

  • November 2021
  • Mai 2021
  • April 2021
  • März 2021
  • Februar 2021
  • Januar 2021
  • Dezember 2020
  • Oktober 2020
  • September 2020
  • Juni 2020
  • Mai 2020
  • April 2020
  • März 2020
  • Januar 2020
  • Dezember 2019
  • November 2019
  • Oktober 2019
  • September 2019
  • August 2019
  • Juli 2019
  • Juni 2019
  • Mai 2019
  • April 2019
  • März 2019
  • Februar 2019
  • Januar 2019
  • Dezember 2018
  • November 2018
  • September 2018
  • Juni 2018
  • Mai 2018
  • März 2018
  • Februar 2018
  • Januar 2018
  • November 2017
  • September 2017
  • Juni 2017
  • Mai 2017
  • April 2017
  • März 2017
  • Februar 2017
  • Januar 2017
  • November 2016
  • Oktober 2016
  • April 2016
  • August 2015
  • April 2015
  • März 2015
  • Februar 2015
  • November 2014
  • Oktober 2014
  • September 2014
  • August 2014
  • Juni 2014
  • April 2014
  • März 2014
  • Februar 2014
  • Januar 2014
  • Dezember 2013
  • November 2013
  • Oktober 2013
  • September 2013
  • August 2013
  • Juni 2013
  • Mai 2013
  • April 2013
  • März 2013
  • Februar 2013
  • Januar 2013
  • Dezember 2012
  • November 2012
  • Oktober 2012

Meta

  • Registrieren
  • Anmelden
  • Feed der Einträge
  • Kommentare-Feed
  • WordPress.com

Social Media

  • Profil von Bonvinvant auf Facebook anzeigen
  • Profil von Bonvinvant auf Twitter anzeigen
  • Profil von fetchonfire_bonvinvant auf Instagram anzeigen
  • Profil von Bonvinvant auf Pinterest anzeigen
  • Profil von joël-gernet-a6931181/ auf LinkedIn anzeigen

Bloggen auf WordPress.com.

  • Abonnieren Abonniert
    • Bonvinvant
    • Schließe dich 26 Followern an
    • Du hast bereits ein WordPress.com-Konto? Melde dich jetzt an.
    • Bonvinvant
    • Anpassen
    • Abonnieren Abonniert
    • Registrieren
    • Anmelden
    • Melde diesen Inhalt
    • Website im Reader anzeigen
    • Abonnements verwalten
    • Diese Leiste einklappen
 

Lade Kommentare …