Die erste Folge des Bonvinvant-Weinpodcasts ist online! Als ersten Gast gibt’s den Lieblingswinzer aus meiner Hood: Thomas Löliger vom Quergut Arlesheim, Baselland.
Mit dem Steinbruch bearbeitet er einen der steilsten Rebberge weit und breit. Und mit dem Cabernet Jura u.a. auch eine Sorte, die nur wenige Kilometer entfernt gezüchtet würde…der Boy in der Hood.
Wir reden u.a. über rutschende Hänge, ehrliche Kunden, die Launen der Natur – und natürlich über handgemachte, naturbelassene Weine.
So sehen Sieger aus: Heute wurden im Schloss Ebenrain zum vierten Mal die Baselbieter Staatsweine gekürt. Mit diesen dürfen sich unsere Politiker also fortan die Lampe füllen. Sie werden ihre Freude haben – die Weine machen Spass.
Besonders gefallen haben mir der «Syydebändel Pinot Noir Barrique 2016» – ein Gemeinschaftswerk von 10 Oberbaselbieter Winzern – mit seiner schönen Balance zwischen eleganter Frucht, floralen Nuancen und einer frischen Würzigkeit; bei den Weissen war es der «Maispracher Riesling-Sylvaner 2018» der Siebe-Dupf Kellerei, ein perfekter Terrassenwein.
Ansonsten waren die Rotweine, vor allem die aus den heissen Jahren, etwas zu wuchtig und fruchtig für meinen Geschmack. Und von den Weissen haben irgendwie ganz viele ein Eisbonbon verschluckt.
Das sind die Sieger: 🍋 Maispracher Riesling-Sylvaner 2018, Siebe-Dupf Kellerei, Liestal (Riesling-Sylvaner) 🍑 Pinot Gris 2018, Weingut Jauslin, Muttenz (weisse Spezialitäten) 🍓 Kluser Blauburgunder 2018, Weinbau Monika Fanti, Aesch (Blauburgunder) 🍒 Syydebändel Pinot Noir Barrique 2016, Verein Syydebändel (rote Spezialitäten)
Gratulation den Siegern und Kompliment an die Organisatoren!
Urs und Adrian Jauslin (v.l.): Ihr Pinot «Hohle Gasse» wurde neu in die Schatzkammer des Schweizer Weins (MDVS) aufgenommen.
Plötzlich schwappt eine Welle Sauvignon Blanc über den Tisch. Surfen kann man sie leider nicht. Saufen schon. Der Wellenmacher heisst Urs Jauslin. Er ist eigentlich Winzer. Neben ihm sitzt Sohn Adrian. Zusammen reiten sie mit ihrem Muttenzer Weingut auf der Erfolgswelle. Der ausgekippte Weisswein symbolisiert sozusagen ihren Tatendrang.
Vieles hat Urs Jauslin angerissen, wie ein Versessener an
Weinen getüftelt und mit Adrian die fünfte Generation in den Familienbetrieb
involviert. Der frisch abgefüllte Sauvignon Blanc 2018, mit dem das Duo nun
eine grosse Welle macht, gehört zu ihren Lieblingen. Die Sorte ergibt in fast
allen Rebgebieten dieser Welt frische Weissweine. Bekannt sind die
knackig-grasigen Exemplare aus Neuseeland und die mineralischen Crus aus dem
französischen Loire-Tal.
Vater und Sohn als Tag-Team
«Der Sauvignon Blanc ist so etwas wie unser Baby», erklärt
Jauslin Junior, der auf Winzer-Erfahrungen in ebendiesem Neuseeland
zurückblicken kann. Vater Urs hat die Sorte 1998 angepflanzt. Er schwärmt von
der Vielseitigkeit der Sorte. Im Rebberg gibt Sauvignon Blanc nicht so viel zu
tun, findet der Patron. Adrian sieht das etwas anders: «Wir investieren schon
sehr viel Zeit in die Arbeit im Rebberg.» Die beiden scheinen sich gut zu
ergänzen: Urs als König im Keller, Adrian als Zauberer in den Reben. Zusammen
bringen sie einen extrem expressiven Sauvignon Blanc in die Flasche: Knackig,
grasig und mit Aromen von Stachelbeere bis hin zu Grapefruit. Dazu eine schöne
Balance zwischen Frische und Power.
Hoppla! Nun hat uns die Strömung etwas weggetragen.
Eigentlich heisst der surfende Sonnyboy auf der Erfolgswelle nämlich «Hohle
Gasse» – die Muttenzer Variante einer Tube-Röhrenwelle. Der Pinot Noir markiert
die Spitze im Weinsortiment Jauslin. Ein dichter Rotwein mit deutlichem
Holzeinfluss und ordentlich Stoff am Gaumen. Ein Wellen-Brecher, der allen, die
gerne über Schweizer Rotwein schnöden, das Maul stopft.
Ritterschlag für das
Flaggschiff
Der «Hohle Gasse» wurde kürzlich in die «Mémoire des Vins Suisses»
(MDVS) aufgenommen, der Schatzkammer des Schweizer Weins. Der Vereinigung
gehören die Schweizer Winzer-Elite sowie Journalisten und Fachleute an. Das
Weingut Jauslin ist der erste Produzent der Region Basel, dem diese Ehre
zukommt. «Mir war es wichtig, dass wir unser Flaggschiff präsentieren können –
so sehen auch die Leute von ausserhalb, was für Spitzenwein wir hier machen
können», sagt Urs Jauslin.
Der MDVS-Ritterschlag ist nicht das einzige memorable Ereignis dieser Tage: Auf dem Weingut wird fleissig gebaut – es entsteht ein neuer Barriquekeller. Noch stehen die Holzfässer so dicht, dass dem Besucher nur nach gröberen Verrenkungen eine Fassprobe kredenzt werden kann. Das ändert sich bald. Dann haben Vater und Sohn viel Platz für Experimente. Ideen scheinen sie jedenfalls schon zu haben. Ob sie dabei auch eine surfbare Weinwelle im Kopf haben?
Das Weingut Jauslin ist am Do. 16. und Fr. 17. Mai 2019 zum ersten Mal mit dabei an den Schweizer Weintagen in der Markthalle Basel. See ya!
Inmitten ihrer Barriques: Nach der Fertigstellung des neuen Fasskellers haben Adrian und Urs Jauslin (v.l.) mehr Platz für Gäste – und für Weinexperimente. (Foto: Weingut Jauslin)
Biodynamisches Winzerduo: Antoine Kaufmann (r.) und Lukas Vögele (l.) haben bereits in der Provence zusammen Wein gemacht.
Riders heisst jetzt Twix – und die Aescher Domaine Nussbaumer heisst neu Klus 177. Neu sind zudem auch Eigentümer und Etiketten. Die frisch abgefüllten Weine lassen Schönes erahnen.
Auf dem Aescher Weingut Klus 177 wird viel gemeckert. Dabei hat niemand einen Grund, sich zu beschweren. Lilly, Bubbele und Freddy ist das egal. Die Ziegen ziehen meckernd zwischen den Rebstöcken umher. Mit dem Frühling kommt nicht nur neues Leben in die Reben – auch die Früchte des vergangenen Herbsts feiern ihre Auferstehung. Die meisten Weine des Jahrgangs 2018 wurden soeben abgefüllt. Die Flaschen kommen im neuen Kleid daher. Neues Etikett, vor allem aber: neuer Name und neue Philosophie.
Es ist so
etwas wie der letzte Schritt in der Metamorphose der Domaine Nussbaumer zum
Weingut Klus 177, benannt nach dem Domizil an der Klusstrasse 177. Anfang 2017
haben Antoine und Irene Kaufmann die Domaine übernommen. Zuvor wirkte das Paar
18 Jahre lang auf dem Delinat-Bioweingut Château Duvivier in der Provence
Elegant: Die schraffierten Flächen auf den neuen Etiketten zeigen, auf welchen Parzellen die Trauben des Weins gewachsen sind.
Rebschnitt in der Unterhose
«Es war ein
gutes Gefühl zurückzukommen», sagt Antoine Kaufmann. «Ein solches Weingut in
Stadtnähe zu finden, ist nicht selbstverständlich.» In der Provence hatte der
Winzer ein ganzes Tal für sich allein. «Dort hättest du in Unterhosen die Reben
schneiden können», sagt er mit einem Augenzwinkern.
In der Klus
wäre das nicht so einfach. Oder zumindest nicht so diskret. Die Rebhänge an der
Südflanke des Klusbergs markieren nicht nur den Übergang vom Faltenjura in
Richtung Rheintalgraben – sie sind auch ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Mitverantwortlich dafür sind Kurt und Josy Nussbaumer, die das Weingut
inklusive Restaurant ab den 1970er-Jahren weit über die Gemeindegrenzen hinaus
bekanntgemacht haben.
«Kurt Nussbaumer hat vor Kurzem vorbeigeguckt und sich gefreut, dass es vorwärts geht», schildert Antoine Kaufmann. Das Restaurant vis-à-vis gehört nicht mehr zum Weingut, sondern wird als «Locanda Klus» von Nicolas und Rita Dolder betrieben – sie wirkten vorher auf der Domaine. Alles in Bewegung im Karussell namens Klus.
Erstes Demeter-Weingut der Region
Die wichtigste Veränderung hat Kaufmann dort vollzogen, wo es am wichtigsten ist. Nämlich im Rebberg. Die Klus 177 ist das erste Weingut der Region, das nach einer Übergangsphase mit dem Biodynamie-Gütesiegel Demeter zertifiziert sein wird. Dieses geht noch weiter als beim Bioweinbau. Es umfasst neben der Verwendung biodynamischer Präparate auch – verglichen mit dem herkömmlichen Weinbau – den totalen Verzicht auf Herbizide und Insektizide. Dazu kommt der zurückhaltende Einsatz von Schwefeldioxid aka Sulfit – bis zu zehnmal weniger als bei manchen herkömmlichen Weinen.
Nun ist
Sulfit nicht das Teufelszeug, als das es manchmal dargestellt wird. Es dient
zur mikrobiologischen Stabilisierung des Weins. Winzer, die gesunde Trauben in
den Keller bringen und damit umzugehen wissen, können den Einsatz von Schwefel
auf ein Minimum beschränken. Oder darauf verzichten. Das ist manchmal auch eine
Stilfrage.
Von Freaks und vernachlässigten Schulbüchern
Wer den Weg
der Biodynamie einschlägt, weiss, was er macht. Er muss es wissen. Denn man
verabschiedet sich von den meisten Tricks, mit denen ein nicht so gelungener
Wein doch noch zurechtgebogen werden kann. «In den letzten 15 Jahren hat sich
der Weinbau massiv verändert», stellt Kaufmann fest. «Früher waren Biowinzer
Freaks, die ihre Weine nicht immer unter Kontrolle hatten. Das ist schon lange
nicht mehr so.»
Lukas
Vögele, Kaufmanns rechte Hand, erklärt: «Durch das sanfte Pressen der Trauben haben
wir sehr wenig Trub im Most – die ideale Voraussetzung, um den Saft
spontan zu vergären und den Jungwein auf der Hefe auszubauen – gemäss früheren
Schulbüchern wäre sowas gar nicht möglich.» Kaufmann schmunzelt und redet von einem
«kalkulierten Risiko».
Mit der
Umstellung auf Rudolf Steiners biologisch-dynamische Landwirtschafts-Philosophie
ist die Klus 177 vermutlich das biodynamische Weingut, das dem Goetheanum am allernächsten
liegt. Der Dornacher Anthroposophen-Hotspot an der gegenüberliegenden Seite des
Birstals ist manchmal sogar in Sichtweite – je nach Position im Rebberg.
Für das Leben zwischen den Reben bringt die neue Arbeitsweise eine grössere
Biodiversität. Die Monokultur wird durch Büsche und Einsaaten aufgelockert. Es
entsteht neuer Lebensraum für weitere Vogel- und Insektenarten.
Arbeitsplatz mit Aussicht: Von gewissen Stellen aus, ist sogar das Goetheanum in Dornach zu sehen (von hier aus allerdings nicht).
Ungeschminkte Weine
Aufgewachsen
in Biel-Benken, hat Kaufmann nach der Önologie-Ausbildung in Changins (VD) im
Veneto, Australien, Kalifornien und Bordeaux Erfahrungen gesammelt. Seine
Erkenntnisse sind simpel, aber nicht unbedingt einfach umzusetzen: deutliche
Reduktion der Erträge, schonende Verarbeitung und eine langsame, sanfte
Pressung der Trauben. Gefiltert wird erst kurz vor der Abfüllung. So entstehen
ungeschminkte Weine aus gesunden Trauben. Diese wurden im Hitzesommer 2018
besonders früh geerntet, damit die Frische nicht flöten geht.
Nun stehen
sie da, die neuen Weine. Feingliedrig und elegant – das gilt für die Etiketten,
aber auch für die Weine. Der Riesling-Sylvaner und der Le Blanc präsentieren
sich mit knackiger Frucht und Eleganz. Der Pinot Gris kommt cremiger und
vollmundiger daher. Der Rosé ist der ideale Begleiter für kommende
Erdbeer-Orgien. Auf der roten Seite zeigt der Pinot Noir, dass ein heisser
Sommer 2018 nicht zwingend einen wuchtigen Wein ergeben muss – der Cru
oszilliert zwischen feiner Kirschenfrucht und animierender Würzigkeit. Seine
grossen Brüder, der Pinot Noir Réserve und die Assemblage Le Rouge, sind ab
Herbst erhältlich.
Ran an die Flaschen!
Durstig? Wer die neuen Weine der Klus 177 verkosten möchte, hat bald die Möglichkeit dazu in der Markthalle Basel: Zuerst am Basler Wymärt (11. bis 13. April), danach an den Schweizer Weintagen (16. und 17. Mai). Natürlich kann man die Weine auch direkt auf dem Weingut saufen und kaufen. Zum Beispiel am 1. Mai am Tag der offenen Weinkeller.
Dann gibt’s
in «Aesch bigott» auch weitere Produzenten zu entdecken – das beginnt bei
Monika Fanti in der Vorderen Klus, geht weiter mit dem Klushof und endet hinten
im Talkessel auf dem Weingut Tschäpperli, das bereits eine Auszeichnung zum
Baselbieter Staatswein erhalten hat. Die Winzerinnen und Winzer der
Weinbaugenossenschaft Aesch können übrigens in absehbarer Zeit auf ihr
100-jähriges Bestehen anstossen.
Es gibt also keinen Grund, zu meckern. Auch
nicht für das Ziegen-Trio Lilly, Bubbele und Freddy.
Frischfruchtig, fröhlich und unkompliziert. Diese Wochenend-Entdeckungen machen einfach nur Spass und bedürfen keinerlei hochtrabender Erklärungen. Beide absolut sortentypisch, beide aus dem Baselbiet – und beide mit unverschämt gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Rede ist vom Pinot Noir Wintersingen 2015 von André Roth und vom Oberwiler Sauvignon Blanc 2016 von Edith + Christian Jäggi aus Biel-Benken.
Es sollte ein kurzer Streifzug werden und endete mit der Ernte: Beim samstäglichen Augenschein der Gartenreben schienen mir die Trauben ziemlich reif zu sein, einige sogar überreif – oder sind diese so schrumpelig wegen dem neuen Todfeind der Schweizer Winzer, der Kirschessigfliege?! So oder so war der Entschluss schnell gefasst: lesen, selektionieren, zu Maische zerstampfen und ab in den Keller.
Die Kennzahlen zur Orgie: Insgesamt beträgt die Ernte satte 3999 Gramm, davon wurden 3311 Gramm zu Maische zerquetscht, 688 Gramm landeten im Kompost. Der grösste Teil der Lese besteht aus Cabernet Jura, mit rund 100 Oechsle-Grad ziemlich zufriedenstellend mit Fruchtzucker bestückt. Dazu kommen noch wenige Hand voll Muscat Bleu (70-80 Oechsle) und Birstaler Muskat (60-70 Oechsle), den ich an dieser Stelle auch schon fälschlicherweise als Leimentaler Muskat betitelt habe. Die Maische mit allen drei Traubensorten weist 90 Grad Oechsle auf – das könnte vergoren einen Wein mit rund 12,2 Volumen Alkohol ergeben. Wenns gut kommt gibts drei, eher aber zwei Flaschen. Im Gegensatz zum ungeniessbaren Essig, den ich aus den «Chatzeseicherli» des Nachbarn gekeltert habe, könnte das mein erster Wein mit Trauben aus dem eigenen Garten geben. Wohl auf!
Erkenntnisgewinn für kommende Ernten: Der Muscat Bleu ist ziemlich früh fällig (heuer war ich wohl etwas zu spät dran), dann kommt der Cabernet Jura – beim Birstaler Muskat kann man sich getrost etwas Zeit lassen.
Da waren uns die Wein- und Wettergötter aber wohlgesonnen: Das diesjährige Wy-Erläbnis fiel nämlich just auf den einzigen Sommertag dieser ansonsten gottvergessenen Jahreszeit! Dementsprechend durstig ging es zu und her.
Ein Riesenanlass einmal mehr, diese Weinwanderung von Buus nach Maisprach – eigentlich wie 2013. Da kann man getrost auf den letztjährigen Bericht verweisen. Den Rest lassen wir die Bilder erzählen…
Jetzt kommt Farbe ins Spiel: Die Cabernet-Jura-Trauben an der Steinmauer – meiner persönlichen, kleinen Grand-Cru-Lage sozusagen – zeigen sich inzwischen bereits von ihrer schönsten Seite. Das Hundewetter der vergangenen Wochen scheint sie kalt gelassen zu haben. Beste Voraussetzungen für die erste Ernte dieser dreijährigen Bastarde. Ob sie gegessen oder zu Wein gepresst werden, muss ich mir noch überlegen.
Oha, rote Blätter. Scheinbar Magnesiummangel. Gibt Kompost im Frühling…
Die ersten Regio-Weine aus dem Rebjahr 2013 sind trinkreif – zuvor haben sie den Winzern aber viel abverlangt. Bei der Jahrgangspräsentation erklärten sie, warum das Wetter ihrem Wein nicht wesentlich geschadet hat.
Zufriedene Winzer: Peter Nussbaumer, Ambros Thüring, Freddy Löw, Urs Rinklin, Thomas Engel, Ueli Bänninger und Urs Jauslin (von links).
Beim bisherigen Prachtsommer können wir darüber lachen. Aber vor einem Jahr steckte die Bevölkerung um diese Zeit noch in einer Winterdepression. Insbesondere die Winzer, denen der nasskalte Frühling 2013 zu schaffen machte. Für sie bedeutet schlechtes Wetter vor allem viel Arbeit im Weinberg. Die Reben sind krankheitsanfälliger und benötigen eine besonders sorgfältige Pflege.
Dass ein durchzogenes Rebenjahr nicht zwangsläufig zu schlechtem Wein führt, bewies der Verband der Weinproduzenten Region Basel/Solothurn am Montag bei der Jahrgangspräsentation im Basler Restaurant Schlüsselzunft. Die frisch abgefüllten 2013er kommen aromatisch und knackig daher – und schlanker als auch schon. Vom Schaumwein aus dem Riehener Schlipf über den Landskrönler Pinot Gris bis hin zum Sauvignon Blanc aus Muttenz, die Weissweine haben stets eine feine Frucht und ein ausgewogenes Säuregerüst.
Klasse statt Masse
Guter Wein trotz schlechtem Wetter – dafür gibt es drei wesentliche Erklärungsansätze: Viele Winzer verfügen heute über eine wesentlich bessere Ausbildung, bei der Technik zur Verarbeitung der Trauben gab es ebenfalls grosse Fortschritte – vor allem aber setzen die Weinproduzenten immer konsequenter auf Klasse statt Masse. «Bei uns gibt es nie so schlechtes Wetter, dass der Wein nicht mehr zu retten ist», erklärt Andreas Buser vom Landwirtschaftszentrum Ebenrain, «ausser die Reben erfrieren in einem besonders kalten Winter – aber dann gibt es gar keinen Wein.»
Was für Buser immer noch besser ist als schlechter Wein. Als Rebbaukommissär wacht er mit Argusaugen über die Qualität des regionalen Weins. «2013 gibt es keinen schlechten Wein – allenfalls etwas weniger», sagt Buser. Dass dennoch rund ein Viertel mehr als im Vorjahr produziert wurde, liege an den Frostschäden, die die Erträge 2012 schrumpfen liessen. Im Zehnjahresvergleich liegt man mengenmässig fünf Prozent unter dem Schnitt.
Geduld und Handarbeit
Wie man auch in einem schwierigen Jahr zu einem guten Wein kommt, zeigen Winzer Urs Jauslin aus Muttenz und «Siebe Dupf»-Kellermeister Thomas Engel aus Liestal. Die Ausgangslage der beiden Winzer ist dabei ziemlich gegensätzlich. Jauslin bemuttert seine Reben in minutiöser Detailarbeit, reduziert die Erträge konsequent und wartet geduldig auf den richtigen Erntezeitpunkt – anders als andere. «Am Ende haben viele nicht die Nerven, um abzuwarten – schliesslich sind die Trauben der Lohn des ganzen Jahres», sagt Jauslin. Sein Blauburgunder «Hohle Gasse» gehört zu den absoluten Aushängeschildern des Baselbieter Weins.
Während der Muttenzer seine Reben stets im Auge hat, kann Thomas Engel die Qualität der Trauben, die er für «Siebe Dupf» in der grössten Kellerei der Region zu Wein verarbeitet, nur indirekt beeinflussen: Der grösste Teil der Ernte stammt nämlich nicht aus eigenen Lagen, sondern kommt von diversen regionalen Winzern, die alle unterschiedlich arbeiten. «Umso grösser ist die Herausforderung für mich im Keller», sagt Engel. Zunächst habe er gedacht, 2013 werde ein schlechtes Jahr – letztlich ist Engel aber positiv überrascht worden von einer deutlich wahrnehmbaren Aromatik. «Dass wir in einem schwierigen Jahr solche Weine hinbekommen, stimmt mich zuversichtlich», sagt Engel, «so zeichnet sich ab, welch grosse Tropfen wir dann in einem wirklich guten Jahr keltern können.»
Das Rebjahr 2014 hat gut begonnen
Ein solches Jahr könnte uns nun bevorstehen. Die Sommerwochen und der milde Frühling haben den Reben einen optimalen Start in die Vegetationsperiode ermöglicht. «Es sieht gut aus – aber es dürfte gerne wieder einmal regnen», erklärt Rebbaukommissär Andreas Buser. Aktuell haben die Reben bis zu vier Wochen Vorsprung im Vergleich zum Vorjahr.
Gut möglich also, dass den Winzern ein entspannterer Herbst mit grösserem Handlungsspielraum bevorsteht als 2013. Damals mussten einige Weinbauern ihre Traubenernte bis in den November hinauszögern. Ein Warten, das sich gelohnt hat, wie die frisch abgefüllten Weine aus der Region zeigen.
Wer die regionalen Weine vor Ort im Weinberg degustieren will, kann das am 29. Juni 2014 im Rahmen des «Räbesunntigs» machen. Offene Weinkeller gibts in Aesch, Riehen, Sissach, Therwil und Wintersingen.
www.baselbieterwein.ch
Ein neuer Verbandsname Neu organisieren sich die lokalen Winzer im Verband der Weinproduzenten Region Basel/Solothurn. Damit wurde nun der Vereinsname den Strukturen angepasst. Bisher agierte man als Weinproduzentenverband Baselland – dies, obwohl schon lange auch Winzer aus Basel-Stadt und Solothurn mit im Boot sind. Die Aargauer Winzer sind nicht dabei, da diese bereits im Branchenverband Aargauer Wein gut organisiert sind.
Sechs Weine aus drei Kantonen: Die ausgewählten 2013er-Weinspezialitäten aus den beiden Basel und Solothurn (v.l.).
Tschäpperli Federweiss (B. und U. Bänninger, Tschäpperli, Aesch)
Landskrönler Pinot Gris (Peter Nussbaumer und Ambros Thüring, Flüh)