Kommt Zeit, kommt Rat. Oder Ratte. Oder Maus. So ein spannendes Rennen habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Der eine Wein hat den Start verkackt, der andere das Finish.
Der Klettgau Pinot Noir von Markus Ruch – einem meiner liebsten Schweizer Winzer – gab sich zunächst widerspenstig und stand unter akutem Korkverdacht, während der Côtes du Jura – ein Trousseau von Etienne Thiebaud – mit Vollgas den Gaumen eroberte. Straffe Frucht, dicht gewoben und stoffige Struktur.
Damit war der Thiebaud sowas wie die Turboversion des Arbois – ein Poulsard von La Pinte – der leichtfüssiger und säurebetonter daherkam und das Rennen mit strammer, gleichmässiger Pace souverän durchzog. Rustikal und funky.
Aber ebä: Kommt Zeit, kommt Rat. Nach einer Strafrunde in der Karaffe rollte der Ruch das Feld von hinten auf. Und präsentierte sich so, wie man Ruchs Pinots kennt: elegant und ätherisch.
Beim Spitzenreiter, dem Poulsard, gings in die andere Richtung: Auf den Spass im Glas folgte auf der Ziellinie das Grauen im Gaumen. Ein unangenehmer, pampiger und modriger Pelz nahm die Zunge in den Würgegriff – Maus! Ein Weinfehler, der vorkommen kann bei solchen Crus. Einmal im Mund, kriegt man das nassgraue Fell kaum mehr aus dem Gaumen. Schade. Hätte der Wein keine Konkurrenz gehabt, wär er in einem Zug leergesoffen worden…bevor dessen ruppige Rückseite in den Vordergrund rückt.
Nun denn. Die Letzten werden die ersten Sein. Aus die Maus.
Young Ilona has a farm… und die soll jetzt endlich zum richtigen Weingut werden. Denn gute Weine macht sie schon, Ilona Thétaz aus Saxon – bisher aber ohne fixe Bleibe oder eigene Reben. Deshalb sucht die junge Walliser Winzerin via Crowdfunding nach Unterstützung.
Wie die Spindel eines Korkenziehers schraubt sich die steile Strasse dem Himmel entgegen. Der Endspurt auf dem Schotterweg führt vorbei an Weinbergen, Aprikosen-Hainen und einem Piratenschiff. Es könnte auch die Arche Noah sein. Auf der Ô fâya Farm leben nämlich unter anderem auch Schafe, Hühner, Pferde, Esel, Katzen und Hunde. Und Piratin Emma – Ilonas Tochter mit dem coolsten Sandkasten weit und breit.
Aber etwas fehlt noch in diesem Garten Eden: Ein Ort, an dem Ilona ihre Trauben verarbeiten kann. Und Platz für die Lagerung von Fässern und Flaschen, aber auch von Aprikosen, Heu und Getreide. Bisher hat die junge Winzerin ihre Weine auswärts bei Freunden gekeltert. Die Bio-Trauben wurden meistens bei Freunden zugekauft – dieses Jahr etwa bei Winzerin Sandrine Caloz.
Der nächste Jahrgang wächst im eigenen Rebberg
Jetzt soll das Improvisieren ein Ende nehmen: Ilona möchte die alte Scheune neben dem Wohnhaus entern wie ihre Tochter das Piratenschiff im Garten. Der rustikale Holzbau soll gekauft und aufgemöbelt werden. Der Platz zwischen Scheune und Wohnhaus wird dabei zum überdachten Trauben-Umschlagplatz.
Nachdem Ilona in den letzten drei Jahren – neben der Winzer-Ausbildung und dem Betriebsleiterkurs Önologie in Changins – viel Zeit und Geld in den Aufbau ihrer kleinen Farm investiert hat, möchte sie den Ausbau jetzt dank einer Crowdfunding-Aktion auf der Plattform «Yes We Farm» realisieren. Insgesamt sollen 35’000 Franken zusammenkommen – als Gegenleistung gibt’s u.a. Aprikosen, Gemüse, Wein oder ein Wein-Erlebnis auf der Farm.
Ab 2021 kommt dieser Wein endlich auch von Ilonas eigenen Reben. Die Ô fâya Farm wird diesen Winter um einen Hektar Reben erweitert. Höchste Zeit also, dass nun die Infrastruktur entstehen kann, um die erste eigene Ernte straight outta Farm zu keltern.
Trinkfreude ohne «chichi»
Dann kann sich Ilona noch besser um ihre Weine kümmern. Weine, die schon jetzt – wo sie noch ein Vagabundendasein frönen – viel Trinkfreude bereiten. Naturweine «sans chichi dedans», wie Ilona sagt.
Die Crus sind frisch und unkompliziert. Zum Beispiel der «Orage» – ein maischevergorener Wein aus weissen PiWi-Sorten wie Divona, Sauvignac und Souvignier Gris. Je nach Machart kann Orange Wein rustikal und gerbstoffbetont rüberkommen – nicht bei Ilona. Ihre Interpretation kickt mit feiner Frucht – und ist ziemlich schnell weggezischt. Noch mehr Trinkfluss hat der «tinpéta», ein frischfruchtiger Gamay.
Die farbenfrohen Etiketten stammen – ja von wem wohl – von Ilona. Auf den Schaumwein-Labels tummeln sich die Schafe. Etwa auf dem «louise : pas à deux» – einem funky pétillant aus Fendant-Trauben. Kommt gut, die Kombination der typischen feinen Bitternote des Fendant mit den prickelnd-frischen Bulles.
Sprung über den Röstigraben
Mit der eigenen Infrastruktur soll nun das Weinmachen aufs nächste Level gehoben werden. Ursprünglich kommt Ilona aus Altishofen im Kanton Luzern. Seit 12 Jahren ist sie im Wallis zuhause…seit dreien im Combe arrangée über Saxon mit atemberaubendem Panoramablick über das Rhônetal und die Unterwalliser Weinberge.
Was macht man hier oben eigentlich im Winter? Lockdown wegen eingeschneit? «Eigentlich geht das ohne Problem», meint Ilona. «Hat nicht so viel Schnee meistens. Und ich bin ja nicht so hoch oben. Und falls doch, dann rufe ich einen befreundeten Landwirt an und er kommt mit dem Traktor. Und manchmal halt von Hand Schaufeln!»
Geerntet in Aesch, vergoren in der Markthalle. Zusammen mit dem Weingut Klus 177 und begleitet von den Schweizer Weintagen entsteht ein ganz besonderer Wein unter der Betonkuppel beim Bahnhof. Was bisher geschah…
In weniger als einer Woche durchgegoren. Das ging zackig! Action Orange, der Name ist Programm. Und das Programm gibt’s der Markthalle Basel zu sehen – im Schaufenster, hinter dem sich bis vor Kurzem die Bajour-Redaktion befunden hat.
Von aussen sieht der Orange-Light-District eher unspektakulär aus. Wie ein weisser Plastik-Sarkophag in einem orange beleuchteten Alu-Zelt. Der Schein trügt. Unter dem Deckel dieses Wein-Schreins läuft es rund. Vor allem in der vergangenen Woche. Da haben die für die alkoholische Gärung verantwortlichen Hefen innerhalb von nur sechs Tagen die 92° Oechsle Fruchtzucker der Trauben weggeputzt und zu etwa 13 Vol.-% Alkohol (und Kohlenstoffdioxid) verstoffwechselt.
Einen Blick auf die blubbernde Maische konnte allerdings nur mit etwas Glück erhascht werden – ähnlich wie bei der Fütterung im Zolli. Wegen der Fruchtfliegen musste die gärende Maische (also der Mix aus Most, Beerenhäuten und Kernen) mit einem Deckel geschützt werden. Und das Alu-Zelt darüber sorgte für ein kühles und energie-effizientes Mikroklima. Das orange Licht sorgt für die Show – zusammen mit dem Trauben-Wärter, der die Beeren mit hemdsärmligem Tatendrang zweimal pro Tag vermischt und im eigenen Saft ersäuft hat. Dabei pflügten zwei Arme mit sanften Schwimmbewegungen durch die Maische. Mit dem dritten Arm wurde per Handy fleissig für die Insta-Story dokumentiert – zu sehen drüben bei den Schweizer Weintagen.
Dieses Durcheinander ist wichtig, damit die Gärung smooth und gleichmässig verläuft. Durch das CO2, ein Nebenprodukt der Gärung, werden die Beeren an die Oberfläche geschwemmt und drohen dort auszutrocknen. Das wäre ungünstig und eine unnötige Angriffsfläche für unerwünschte Mikroorganismen. Ausserdem ist die Temperatur im Kern des Bottichs viel Wärmer. Auch deshalb ist ein Ausgleich wichtig – sonst gibt’s ein Donnerwetter. Das ist wie beim Klima.
Surreal sieht er aus, dieser pink-orange Teppich aus kleinen, schrumpeligen Beeren. Samtweich und kompakt. Wenn man die Schrumpeldinger runterdrückt, schäumt es gewaltig. Nachdem die alkoholische Gärung durch ist (und nun die zweite Gärung, der biologische Säureabbau, erfolgt), muss der Kuchen nur noch alle zwei Tage umgewälzt werden. Sonst werden zu viele Gerbstoffe aus den Traubenhäuten extrahiert und unser Baby verbittert.
Ja, die Häute sind noch drin. Wir haben es mit einer Maischegärung zu tun. Und mit der weissen Traubensorte Souvignier Gris. In Kombination ergibt das – einen Orange Wine! Also Weisswein, der wie Rotwein zubereitet wird und durch den Kontakt mit den Häuten eine orange Farbe erhält.
Geerntet wurde am Freitag, 11. September in den Rebbergen der Klus 177 in Aesch. Innerhalb von zwei Stunden haben die Helfer des Markthalle-Teams und der Schweizer Weintage rund 400 Kilo zusammengetragen. Das sollte etwa 300 Flaschen geben. Die biodynamisch kultivierten Trauben sahen nicht nur modellmässig gut aus, sondern waren auch kerngesund. Souvignier Gris ist eine PiWi-Sorte, also eine pilzwiderstandsfähige Neuzüchtung, der keine Traubenkrankheit so schnell auf die Pelle rückt. Deshalb ist sie besonders pflegeleicht und nachhaltig zu bewirtschaften. Und das Wichtigste: Souvignier Gris ergibt richtig guten Wein.
Das zeigt der Orange 2019, mit dem die Macher der Klus 177 sich erstmals auf oranges Terrain begaben. Mit durchschlagendem Erfolg: Die Kleinauflage von 777 Flaschen war im Nu vergriffen und versoffen. Die Ausbeute 2020 wird garantiert grösser ausfallen. Und mit dem Action Orange wird der Klus-Orange zudem noch einen Zwillingsbruder zu Seite haben. Der Unterschied? Der Action Orange wurde nach dem Abbeeren – aka Entrappen – straight in die Markthalle gefahren und dort vergoren.
Und den fertigen Action Orange? Den wird es an den Schweizer Weintagen am 6. und 7. Mai 2021 zu verkosten geben!
Schrein für den Wein: Hier entsteht der Action Orange.Fast schon kitschig: Souvignier Gris-Trauben in der Klus.In Action: Kat Fischer (Schweizer Weintage), Christoph Schön (Markthalle) und Lukas Vögele (Klus 177).Entrappen hat nix mit rappen zu tun……sondern dass die Beeren von den Rappen getrennt werden.Jeder Rappen zählt (jaja…Flachwitz).Jedes Oechsle° auch – 92 an der Zahl, gemessen von Klus 177-Boss Antoine Kaufmann.Bei der Klus 177 herrscht Impfpflicht: Sprich, die Maische wird mit bereits gärendem Most «geimpft», damit die Gärung mit den natürlichen Hefen (Spontangärung) in Gang kommt.Gruppenfettli zum Abschluss.
Was ist noch erfrischender als prickelnder Apfelwein? Ein Tasting im kühlen Apfelweinkeller von Cyrill und Ivan Hossli! Ein urchiges Gewölbe aus Naturstein im Zentrum von Hornussen bei Frick. Hier haben die Brüder früher Feste gefeiert, seit 2013 produzieren sie hier Apfelwein aka Cidre. Oder wie es in der lokalen Lingo heisst: Siider.
Eigentlich ist Siider das Nebenprodukt einer Bieridee. Begonnen hat alles mit einem Holzfass. Ein Kumpel hat es zum Bierbrauen besorgt, dann aber doch keine Verwendung gefunden. Also haben Cyrill (24) und Ivan (28) das Ding mit Apfelmost gefüllt. Die Früchte kamen von den Hochstammbäumen der Grosseltern. Während der Grossvater die Mosterei zunächst kritisch beäugte, wurde der Siider im Freundeskreis mit Begeisterung aufgenommen. Wortwörtlich.
Das Tasting im kühlen Keller zeigt warum: Die Siider eignen sich perfekt, um an einem heissen Sommertag weggezischt zu werden. Sie sind frisch und knackig, haben eine feine Perlage und mit plus minus 7 Volumen einen moderaten Alkoholgehalt. Der aktuell verfügbare Siider trocken 2017 lässt sich salopp mit apfelig charakterisieren, auch etwas gelbes Steinobst, nicht so komplex wie Wein aus Trauben – aber auch nicht so kompliziert. Vergorener Apfelsaft, ungefiltert und ohne Zusatzstoffe. So, wie man das früher schon gemacht hat. Und wie er auch heute wieder von einigen Winzern als willkommene Ergänzung produziert wird.
Für ihren Siider verarbeiten Cyrill, Winzer und werdender Önologe, und Ivan, Baumpflegespezialist mit Cidrerie-Erfahrung in der Bretagne, nicht nur die Äpfel der Grosseltern – sie besorgen sie sich auch bei Bauern aus der Umgebung. Wenn möglich aus Bio-Anbau. Wobei viele Hochstämmer sowieso kaum gespritzt werden, da ihre Früchte oft keine Verwendung mehr finden. Da kommen die Siidre-Brüder gerade recht. Sie machen Fallobst zu Fricktaler Feinkost.
Aktuell umfasst das Sortiment einen Schaumwein und einen Stillwein. Der Most-Mix aus verschiedenen Sorten wird über ein Jahr in gebrauchten Weinfässern ausgebaut. Gefragt sind Sorten wie Bohnapfel oder Boskop mit viel Säure und Gerbstoff neben der Frucht. Als besonderes Zückerli gibt’s irgendwann einen Eis-Siider, ein bernsteinfarbiges Konzentrat – gekeltert aus gefrorenem Most – das mit seiner Süsse und der reifen Fruchtaromatik perfekt als Dessertbegleiter taugt.
Bevor dieser süsse Siider im Umlauf ist, wird bald der Jahrgang 2018 lanciert – und das Lineup mit sortenreinem Siider erweitert. Wie Trauben sollen auch Äpfel ihren individuellen Charakter zum Ausdruck bringen dürfen: Der Boskop ist hefig und herb, der Bohnapfel weicher und fruchtiger – sie ergänzen sich perfekt. Wie die beiden Brüder.
Moutier war kein Weinbaudorf. Zumindest nicht bis 2008. Dann kam Aurèle Morf und hat hier – mit dem Übermut eines jungen Wilden – einen Rebberg angepflanzt. Schön erhöht gelegen am Rand des Städtchens neben einem Gefängnis und der Kirche Saint-Germain. Benannt hat er sein Weingut nicht nach dem Knast, sondern nach dem stattlichen Gotteshaus, das seinen Namen wiederum einem der Stadtväter verdankt.
Aurèle Morfs Cave Saint-Germain befindet sich in einem historischen Gewölbe ein paar Steinwürfe von der Kirche entfernt. Die Schatzkammer liegt hinter einem stattlichen Holztor mit kunstvollen Gravuren – ein Winzer und ein Skelett. Die angrenzende Mauer muss schon einiges erlebt haben, sie ist verwittert und von Moos überwuchert. Als jüngster Zeitzeuge prangt ein Slogan an der Wand: «Moutier, ville jurassienne!», daneben das Jura-Wappen. Das scheint nicht allen zu passen – beides wurde wieder durchgestrichen. Dope sprayen können beide Seiten nicht.
Kirche, Knast und Rebberg – die heilige Dreifaltigkeit dieses Weinbergs.
Man ist sich immer noch nicht einig, ob das Städtchen südlich von Delémont lieber – wie aktuell – zu Bern oder eben doch zum Kanton Jura gehören soll. Auf der anderen Strassenseite, hinter einer ebenso verwitterten Mauer, wird mit lauter Musik gefeiert – surreale Szenen währen des Corona-Lockdowns. Ob die wissen, dass der Nachbar den geilen Stoff im Keller hat?
Landwein vom Feinsten
Betreten wir Aurèle Morfs Reich. Den kühlen Keller. Hier hat er 2005 seine ersten Weine gekeltert. Da wuchsen in Moutier noch gar keine Trauben. Diese besorgte sich der junge Wanderarbeiter im Wallis oder im Tessin. Einige dieser Weine hat Morf heute noch im Sortiment. Etwa den «Funambulesque 2016», eine Assemblage aus Chardonnay und Sauvignon Blanc mit krass aromatischem Bouquet – reifes gelbes Steinobst, flankiert von süsslicher Würze – und mineralisch-frischem Kontrastprogramm im Gaumen. Die Trauben wachsen im Wallis, was auf dem Etikett aber verheimlicht wird. «Vin de Pays Suisse», steht da – das ist weinrechtlich die Kategorie, in der experimentierfreudige Winzer die grössten Freiheiten haben.
Cabernet Jura: Ziemlich Pilzresistent, aber gegen Hagel und Wild braucht’s trotzdem ein Netz.
Künftig möchte sich Morf auf seinen kleinen Hausberg in Moutier fokussieren. Schweizer Jura – diese Hood haben nur eine Handvoll Winzer vorzuweisen. Ausserdem kultiviert Morf hier mit Cabernet Jura eine Rebsorte, die noch ziemlich neu und unbekannt ist. Und die hier im Jura gezüchtet wurde: in Soyhières, wenige Kilometer birsabwärts zwischen Delémont und Basel.
Cabernet Jura, der Boy aus der Hood
Cabernet Jura ist eine Nordwestschweizer Rarität aus dem Birstal, gezüchtet von Valentin Blattner, der Anfang 90er-Jahre seine Rebenzucht von Reinach in den Jura verlegte. In ein Tal, das eigentlich viel zu feucht ist für Weinbau – aber perfekt für Blattner, der auf die Zucht sogenannter PiWi-Rebensorten spezialisiert ist. Das sind pilzwiderstandsfähige Kreuzungen europäischer Vitis Vinifera-Sorten mit resistenten Arten aus Amerika oder Asien. Beim Cabernet Jura hat Cabernet Sauvignon als Vater mitgepimpert. Der Vorteil von PiWi-Neuzüchtungen: dank ihrer Resistenz müssen sie viel weniger gespritzt werden. Sie sind ökologischer. Ihr Nachteil: die Weine können geschmacklich etwas ungewohnt daherkommen. Beim Cabernet Jura macht sich das, wie ich finde, je nach Machart durch eine ausgeprägte Kräutrigkeit bemerkbar.
Junger Veteran einer noch jüngeren Rebsorte
Diese ist auch bei Aurel Morfs «Enclos des deux Saints 2017» zu finden und erinnert an Lorbeerblätter oder grüne Peperoni. Daneben sorgen kräftige Fruchtnoten – etwa schwarze Johannis- oder Holunderbeeren – sowie eine süssliche Würze für Balance.
Links der «Clos des Deux Saints» – rechts der fantastische Funambulesque 2016.
Wohin der Weg bei Aurèle Morfs Cabernet Jura gehen könnte, zeigen die Fassproben: Aus seinen 0,6 Hektar in Moutier hat er 2019 drei verschiedene Weine gekeltert: Schaumwein und Rosé, beide frischfruchtig und mit unverschämtem Trinkfluss, sowie einen dichten Rotwein mit Lagerpotenzial.
Man merkt: Morf hat den Dreh raus beim Umgang mit dieser so jungen Rebsorte. Kein Wunder. Seine ersten Erfahrungen hat er 2002 bei Valentin Blattner gesammelt.
Wer im Glashaus sitzt: Aussicht vom Winter- in den Winzergarten der Domaine Wannaz.
Verwildert.
Verwünscht. Verlassen. Feigen am Wegrand, Palmen an der Hauswand. Das
Gemüsebeet umzingelt von wilden Kräutern und Blumen. Und Reben, natürlich. Der
Blick über den Genfersee zu den Alpen ist atemberaubend. Weit und breit kein
Winzer. Wie weggezaubert. In einem Verschlag, hängen, stehen und liegen Sägen
und Siebe, Sicheln und Sensen. Ein Kupfertopf, in dem Asterix ein Wildschwein
schmoren könnte. Allerlei Krimskrams. Stillleben einer Winzerwerkstatt, eines
Zauberers.
Plötzlich steht er da, Gilles Wannaz. Zack, haben wir ihn im Glas, den Chasselas. Kurze Haare, weisser Dreitagebart, Hornbrille – der Winzer, nicht der Wein. Seit über 30 Jahren wirkt er im Herzen des Lavaux, seit 2003 nach biodynamischer Philosophie. Ein Pionier im Revier. Auch ein Philosoph und Poet. Die Etiketten seiner Weine sind gespickt mit Gedichten und Geschichten.
Gilles Wannaz, Winzer, Gastgeber und Multitalent.
Vor allem
die Chasselas zeigen, warum nicht nur die UNESCO-zertifizierten Weinterrassen
des Lavaux legendär sind, sondern auch die Crus, die darauf wachsen. Hier ist
die heimische weisse Sorte Chasselas die Königin. Auch bei Wannaz, obwohl der
Wahnsinnige auf seinen 4,5 Hektar nicht weniger als 26 Rebsorten kultiviert.
Während sich die klassischen Grand Cru-Chasselas aus St. Saphorin und Epesses
frischfruchtig, subtil und floral geben, zeigt die Landwein-Version «Vin en
vérité» – ebenfalls aus dem heissen 2018 – mehr Muskeln und eine reifere
Frucht. Die Würze ist süss, fast exotisch. Sortentypisch sind sie alle drei.
Ein verwinkeltes Bijou hoch über dem See
Die
Chasselas sind untypisch typisch für Gilles Wannaz. Viele Weine des Wizzards
sind es nämlich nicht. Merlot und Syrah würde man im Lavaux nicht unbedingt
erwarten. Auch deshalb klassifiziert er seine erstklassigen Weine als
vermeintlich einfache «Vin de Pays». Wannaz zelebriert auf der Etikette lieber
seine poetische Ader, als sie mit der prominenten Herkunftsbezeichnung zu
schmücken.
Die
Domaine, ein verwinkeltes, altehrwürdiges Bijou hoch über dem See, gleicht
einem Gesamtkunstwerk: Kritzeleien auf den Weintanks, kunstvolle Kronleuchter
und Antiquitäten, stilsicher arrangiert und dennoch von wilder, chaotischer
Schönheit. Das Pendant zum grünen Paradies vor der Haustüre. Als hätten hier
Jean Tinguely, Harald Nägeli oder Andy Warhol persönlich Hand angelegt.
Hier
tüftelt Wannaz nicht nur an seinen Weinen. Hier kocht er auch für Gruppen bis
zu 80 Personen. Es muss ein Erlebnis sein. Denn hier möchte man Feste feiern,
bis die Sonne über dem Genfersee wieder aufgeht.
Kupferkessel und Krimskrams: Stillleben aus der Küche eines Winzer-Wizzards.
Funfacts – was es sonst noch zu erzählen gibt
Früher hat Gilles Wannaz auch schon
das Bühnenbild für Stephan Eicher gestaltet.
Seine Weine sind «voyages
immobiles». Mit ihnen holt er die Welt an den Genfersee.
Wannaz etikettiert seine Crus meist
als Vin de Pays. Nach AOC-Richtlinien wird nur der Chasselas abgefüllt – «Ich
mag die Tradition, die Kultur, die muss man pflegen. Ein Syrah mit einem Epesses-Etikett
interessiert jedoch niemanden.»
Das sagt Gilles über sich selber: «Ich
koche wie meine Mutter und mache Wein wie mein Vater.»
Er mischt auch schon mal mit Tee aus
Weinblättern mit Wein und raucht dazu getrocknete Weinblätter, liest man
zumindest.
Wannaz arbeitet biodynamisch, ein
verbissener Dogmatiker ist er aber nicht: «Sulfit ist ein natürlicher Bestandteil
des Weins», sagt er und ergänzt lachend: «wenn man radikal gegen Sulfit ist,
ist das auch eine Form von Rassismus. Schwefel kann auch für Spannung sorgen.»
Er sucht die Einfachheit im Wein. Die Freiheit.
Wannaz ist ein Philosoph, auf der Etikette
seines Muscat 2018 steht etwa: «De son île aux sovenirs éoliens bourrasque
décoiffante sur un air lémanique.»
So sehen Sieger aus: Heute wurden im Schloss Ebenrain zum vierten Mal die Baselbieter Staatsweine gekürt. Mit diesen dürfen sich unsere Politiker also fortan die Lampe füllen. Sie werden ihre Freude haben – die Weine machen Spass.
Besonders gefallen haben mir der «Syydebändel Pinot Noir Barrique 2016» – ein Gemeinschaftswerk von 10 Oberbaselbieter Winzern – mit seiner schönen Balance zwischen eleganter Frucht, floralen Nuancen und einer frischen Würzigkeit; bei den Weissen war es der «Maispracher Riesling-Sylvaner 2018» der Siebe-Dupf Kellerei, ein perfekter Terrassenwein.
Ansonsten waren die Rotweine, vor allem die aus den heissen Jahren, etwas zu wuchtig und fruchtig für meinen Geschmack. Und von den Weissen haben irgendwie ganz viele ein Eisbonbon verschluckt.
Das sind die Sieger: 🍋 Maispracher Riesling-Sylvaner 2018, Siebe-Dupf Kellerei, Liestal (Riesling-Sylvaner) 🍑 Pinot Gris 2018, Weingut Jauslin, Muttenz (weisse Spezialitäten) 🍓 Kluser Blauburgunder 2018, Weinbau Monika Fanti, Aesch (Blauburgunder) 🍒 Syydebändel Pinot Noir Barrique 2016, Verein Syydebändel (rote Spezialitäten)
Gratulation den Siegern und Kompliment an die Organisatoren!
Klatsche statt Kitsch: Der Blanc Nature 2017 von Adrian Hartmann hat Swag, Schwung und Struktur.
Ein Müller aus dem Aargau. Klingt bieder? Dann stelle man sich vor, wie einem dieser Müller voll in die Fresse gibt! Nix bieder, eher Baseballschläger. Schöner Schock. Man ist verblüfft von der Energie dieser Klatsche. Von der Energie, die freigesetzt wird, wenn ein Klischee zersplittert und einem eiskalt ins Gesicht geklatscht wird wie der Bodensatz einer Champagnerschale.
Als möchte man eine Schublade öffnen und es fällt einem ein Schrank auf den Kopf. Ein Kühlschrank voller Weisswein mit ungewöhnlich kupferner Farbe. Das ist der Müller. Auch bekannt als Müller-Thurgau oder Riesling-Sylvaner. Dieses Exemplar müsste allerdings eher Müller-Aargau heissen – die Reben wachsen im Schenkenbergertal bei Aarau – oder Müller-Radau. Denn der Blanc Naturel 2017 von Adrians Weingut wirkt neben seinen Artgenossen wie ein Rowdy – einer mit Baseballschläger.
Unkomplizierte Frucht? Vergiss es! Anspruchsloses Sommer-Weinchen? Denkste! Easy drinking? …wir kommen der Sache schon näher. Dieser Müller ist leicht zu trinken, aber schwer zu verstehen. Seine Leichtigkeit hat der kantige Kerl vor allem seiner Frische zu verdanken, dieser Kräuterwürzigkeit, die an Grüntee oder Brennnessel erinnert. Die angenehm herbe Note zieht sich durch vom ersten Schnuppern bis zum letzten Schluck. Schuld daran ist der Gerbstoff. Bei Rotwein würde man von Tannin sprechen. Aber der Dude hier ist ja weiss. Wo kommen da die Gerbstoffe her?
Die Kupferfarbe lässt es erahnen: wir haben es mit einem Orange Wine zu tun. Ein Weisswein, der wie ein Rotwein gekeltert wurde. Maischevergoren ist das Zauberwort. Der Most wurde nach der Ernte nicht sofort abgepresst, sondern zusammen mit den Traubenhäuten und Kernen, vermutlich auch mit den Stielen, vergoren. In dieser Zeit werden, wie beim Rotwein, Gerbstoffe extrahiert. Deshalb auch die satte Farbe.
Winzer unter sich: Adrian Hartmann (r.) und Andrin Schifferli an den Schweizer Weintagen.
Wer gerne einen Fruchtsalat im Glas hat, duckt sich besser, wenn der Baseballschläger angeflogen kommt. Dezente Anklänge von Mandarine und Orangenschale sind dennoch auszumachen. Das Geile an diesen orangen Dingern: Sie haben die Struktur eines Rotweins. Das macht sie zum guten Essensbegleiter – funktioniert wunderbar zu Spargel-Erdbeer-Risotto. Ausserdem entwickeln sich die Weine mit zunehmender Belüftung, Temperatur und Zeit – meist locker über mehrere Tage. So hat man mehrere Weine in einem: Zunächst ein feingliedriger Jüngling, gekühlt und frisch entkorkt. Später ein stramm strukturierter, kräftiger Kerl mit immer intensiver werdender Aromatik und Farbe.
Zu verdanken haben wir diesen Wein Adrians Weingut. Der Adrian heisst nicht Müller sondern Hartmann. Adrian Hartmann. Er führt das vom Grossvater gegründete Gut seit 2016. Ab der kommenden Ernte tragen seine Crus das Biodynamie-Label Demeter. Die elegante Frische, die Adrians Blanc Naturel hier offenbart, zieht sich übrigens durch sein ganzes Sortiment – schwungvoll wie ein Baseballschläger vor dem Homerun.
Sag Riiiesling: Der Rheinriesling von Markus Ruch kann sich auch ennet der Grenze sehen lassen. Im Hintergrund grünt ein Cidre-Baum.
Dieser Riesling! Frisch und vibrierend wie ein Bergsee. Man
würde sich am liebsten reinlegen. Der See müsste irgendwo in Deutschland oder
Österreich liegen – bei den Königen des Rieslings. Aber der hier stammt aus der
Schweiz! Seine Hood heisst Klettgau bei Schaffhausen. Und der See ist ein
Bergbach – der Rhein.
Eingeklemmt zwischen dem Rheinfall und der deutschen Grenze wachsen die Reben von Markus Ruch. Einen Namen gemacht hat sich der Winzer vor allem mit seinen unverschämt guten Pinot Noir. Das Potenzial dieser Rebsorte, im Zusammenspiel mit den kalkhaltigen Lehmböden des Klettgau, hat Ruch 2007 dazu bewogen, sich nach seinen Wanderjahren im «Blauburgunderland» niederzulassen.
Scharf wie Rasierklingen
Ruch ist einer der wenigen Schweizer Riesling-Winzer. Und
mit diesem Exemplar kann er den Königen jenseits der Grenze durchaus die Krone
streitig machen. Weil in der Schweiz bei der Sorte aber viele immer noch an
Riesling-Silvaner denken, betitelt Ruch seinen Cru wohlweislich als
Rheinriesling. Riesling-Silvaner hat nämlich nix mit Riesling zu tun. Darum
nennt man dieses Irrwesen heute oft Müller-Thurgau.
Einen solchen hat Ruch ebenfalls im Sortiment – ausgebaut in der Ton-Amphore. Vorerst beschäftigen wir uns aber mit seinem Riesling. Dieser zeigt sich von einer frischen, zitrusfruchtigen Seite. Plus Kräuterwürze und Mineralik. Die Säure schneidet besser als meine Rasierklingen. Vitales Kerlchen. Und knackig: Auch etwas Granny Smith ist auszumachen. Die Apfel-Assoziation ist oft typisch für Riesling. Ich verwende sie hier aber vor allem als perfekte Überleitung zu Ruchs neustem Projekt – der Mosterei Oswald + Ruch.
Look at the Lineup: Links die Pinots, rechts die Cidres – und dazwischen der Riesling.
Zusammen mit seinem Freund Benjamin Oswald hat Ruch vor zwei
Jahren damit begonnen, aus den Früchten vernachlässigter Apfel- und Birnenbäume
prickelnde Obstweine mit wenig Alkohol zu keltern. Cidre! Als Winzer in
«Mostindien» liegt das auf der Hand. Mit ihrem Engagement unterstützt das Duo
nicht nur das Überleben rarer alter Hochstamm-Sorten – sie engagieren sich auch
für die Biodiversität. Denn Monokultur ist Gift für die Artenvielfalt. Ein
Aspekt, der beim Weinbau viel zu oft ignoriert wird. Nicht aber bei Oswald und
Ruch. Dank erfolgreicher Crowdfunding-Aktion können sie ihr Start-up nun
vorantreiben. Mit seiner Diversifizierung verringert Ruch auch das
Klumpenrisiko, das man als Winzer mit sich trägt – etwa bei Spätfrost oder
Hagel, die innert Stunden einen ganzen Jahrgang killen können.
Ob Riesling, Cidre oder Amphore – für Ruchs Pinots habe ich am meisten Amore. Es sind die Blauburgunder, die mich regelmässig niederknien lassen. Mein Erweckungserlebnis hat mir ein 2014er aus der Hallauer Haalde beschert. Nachdem ich den geöffneten Pinot Noir vier Monate im Kühlschrank vergessen hatte, präsentierte sich dieser danach im Glas immer noch mit einer sagenhaften Strahlkraft. Das hat mich mindestens so verblüfft wie die Fliege, die mit ins Glas geflutscht ist – so ist das mit der Biodiversität.
Noch sind sie nackt, die
Flaschen, die im Weingut Riehen auf dem Kellerboden stehen. Aufgereiht wie
Mini-Soldaten. «Wir sind bisher nicht zum Etikettieren gekommen.» Silas Weiss
nimmt es gelassen. Denn das Wichtigste ist: Die Trauben sind schon lange im
Trockenen. Sie schlummern im Fass und erinnern gelegentlich mit einem
blubbernden Geräusch daran, dass hier Wein entsteht – als würden sie durch den
Gärfilter rülpsen. Draussen, auf den 3,5 Hektar umfassenden Rebbergen im Schlipf
oberhalb des Riehener Naturbads, recken die Trauben ihre jungen Triebe dem
Himmel entgegen.
Im vergangenen Herbst war es auf dem Weingut hektischer. Nicht nur wegen der stets sehr lebhaften Erntezeit, sondern auch wegen des überraschenden Weggangs von Thomas Jost. Der junge Winzer hatte das Weingut Riehen Anfang 2014 als 26-Jähriger übernommen und es zusammen mit Hanspeter Ziereisen innerhalb weniger Jahre in die Topliga der Schweizer Weinproduzenten katapultiert. Im Mai 2018 entschied sich Jost, das Weingut, zu dessen Erfolg er massgeblich beigetragen hatte, zwecks Neuorientierung zu verlassen.
Vorne: Reben im Riehener Schlipf. Hinten: Häuser in Deutschland.
Bis Silas Weiss ins
Spiel kommt, vergehen noch einige Monate. Während der Ernte konnte sich der
23-Jährige kurz als Helfer warmlaufen – eingewechselt als neuer Betriebsleiter
wurde er aber erst Anfang 2019. Davor hat Hanspeter Ziereisen – einer der
bekanntesten Winzer Deutschlands – mit seinem Team für die Reben und die
Verarbeitung der Ernte gesorgt.
Notabene während sich
der Markgräfler gleichzeitig um sein eigenes, wesentlich grösseres Weingut im
nahen Efringen-Kirchen (D) kümmert. Kein Wunder, blieben da alle nicht so
drängenden Arbeiten liegen. Zum Beispiel das Anbringen von Etiketten. Auf
diesen wird nun «Weingut Riehen» stehen – anstatt wie bisher «Jost &
Ziereisen».
Gern im Grünen: Silas Kawika Weiss – der mittlere Name bedeutet «David» – und ist eine Referenz an Davids Geburtsort Hawaii.
«Während der Ernte hat
Hanspeter bis um vier Uhr nachts Trauben verarbeitet», erinnert sich Weiss an
seine ersten Tage auf dem Weingut. Zu diesem Zeitpunkt war er noch in der
Weinhandlung von Jacqueline und Urs Ullrich tätig. Die beiden sind im Sommer
2018 neben Ziereisen als Co-Investoren beim Weingut Riehen eingestiegen. So
wurde aus einem der grössten Schweizer Weinhändler plötzlich auch ein
Weinproduzent. Und Silas Weiss konnte nach zwei Jahren im Verkauf wieder in
seinen erlernten und ersehnten Beruf als Winzer zurückkehren.
«Ich hatte auch andere
Möglichkeiten», sagt Weiss, «aber ich wollte in Basel bleiben – hier habe ich
viele Freunde.» So wurde er zu einem der ganz wenigen Winzer auf stadtbasler
Boden. Aufgewachsen am Neuenburgersee, absolvierte Weiss seine Winzerausbildung
in der Westschweiz und auf dem Zürcher Höngg. Danach folgte ein halbes Jahr auf
einem Weingut im kalifornischen Napa Valley.
Erfrorene Triebe: Der Frost führte auch in Riehen zu Schäden – zum Glück nur zu kleineren.
Und nun pendelt Silas
Weiss zwischen Riehen und Efringen-Kirchen. «Bei Ziereisens fühlt es sich an
wie in einer grossen Familie», findet der 23-Jährige. Er ist dankbar um sein
grenzüberschreitendes Engagement – das kleine Weingut in Riehen und der
Familienbetrieb im Markgräflerland ergänzen sich gut. Ausserdem gibt es beim
erfahrenen Ziereisen viel zu lernen. «Ich ticke ähnlich wie Hanspeter – wir
packen gerne an, anstatt lange zu lamentieren», sagt der junge Winzer. Und da
bei der Weinwerdung im Keller nur so wenig wie möglich eingegriffen wird,
bleibt mehr Zeit für die Arbeit in der Natur.
Teil der Philosophie
Bis Silas Weiss die
Früchte seiner Arbeit kredenzen kann, dauert es allerdings noch etwas – die
Crus des Weinguts Riehen kommen jeweils nach rund zwei Jahren in den Verkauf.
So haben die Weine genug Zeit, um sich zu entwickeln und zu harmonisieren. Auch
das ist Teil der Philosophie. Aktuell kümmert sich Weiss sozusagen um seine
Stiefkinder. Er ist glücklich mit ihnen – das merkt man beim gemeinsamen
Verkosten.
Als nächstes kommt der
Jahrgang 2016 in Umlauf. Ein erstes Mal probiert werden können die Gewächse
morgen Donnerstag und am Freitag an den Schweizer Weintagen in der Markthalle
Basel. Vielleicht wurden die Flaschen bis dahin ja mit ihren Etiketten
eingekleidet.