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Kategorien-Archiv: Baselland

Podcast #1 – Wein aus der Hood mit Thomas Löliger vom Quergut Arlesheim

22 Freitag Jan 2021

Posted by Bonvinvant in Baselland, Podcast

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Arlesheim, Baselland, Cabernet Jura, Podcast, Quergut, Thomas Löliger

Die erste Folge des Bonvinvant-Weinpodcasts ist online! Als ersten Gast gibt’s den Lieblingswinzer aus meiner Hood: Thomas Löliger vom Quergut Arlesheim, Baselland.

Mit dem Steinbruch bearbeitet er einen der steilsten Rebberge weit und breit. Und mit dem Cabernet Jura u.a. auch eine Sorte, die nur wenige Kilometer entfernt gezüchtet würde…der Boy in der Hood.

Wir reden u.a. über rutschende Hänge, ehrliche Kunden, die Launen der Natur – und natürlich über handgemachte, naturbelassene Weine.

Mehr zum Quergut und zu Thomas Löliger gibt’s in diesem Blog-Beitrag:
Der beste Schweizer PiWi-Rotwein kommt aus Arlesheim

Action Orange – vom Rebberg in die Markthalle

18 Freitag Sep 2020

Posted by Bonvinvant in Baselland, Im Rebberg

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Action Orange, Aesch, Amber Wine, Bajour, Basel, Klus, Klus 177, maischevergoren, Markthalle, orange, Orange Wine, Piwi, Souvignier Gris

Geerntet in Aesch, vergoren in der Markthalle. Zusammen mit dem Weingut Klus 177 und begleitet von den Schweizer Weintagen entsteht ein ganz besonderer Wein unter der Betonkuppel beim Bahnhof. Was bisher geschah…

In weniger als einer Woche durchgegoren. Das ging zackig! Action Orange, der Name ist Programm. Und das Programm gibt’s der Markthalle Basel zu sehen – im Schaufenster, hinter dem sich bis vor Kurzem die Bajour-Redaktion befunden hat.

Von aussen sieht der Orange-Light-District eher unspektakulär aus. Wie ein weisser Plastik-Sarkophag in einem orange beleuchteten Alu-Zelt. Der Schein trügt. Unter dem Deckel dieses Wein-Schreins läuft es rund. Vor allem in der vergangenen Woche. Da haben die für die alkoholische Gärung verantwortlichen Hefen innerhalb von nur sechs Tagen die 92° Oechsle Fruchtzucker der Trauben weggeputzt und zu etwa 13 Vol.-% Alkohol (und Kohlenstoffdioxid) verstoffwechselt.

Einen Blick auf die blubbernde Maische konnte allerdings nur mit etwas Glück erhascht werden – ähnlich wie bei der Fütterung im Zolli. Wegen der Fruchtfliegen musste die gärende Maische (also der Mix aus Most, Beerenhäuten und Kernen) mit einem Deckel geschützt werden. Und das Alu-Zelt darüber sorgte für ein kühles und energie-effizientes Mikroklima. Das orange Licht sorgt für die Show – zusammen mit dem Trauben-Wärter, der die Beeren mit hemdsärmligem Tatendrang zweimal pro Tag vermischt und im eigenen Saft ersäuft hat. Dabei pflügten zwei Arme mit sanften Schwimmbewegungen durch die Maische. Mit dem dritten Arm wurde per Handy fleissig für die Insta-Story dokumentiert – zu sehen drüben bei den Schweizer Weintagen.

Dieses Durcheinander ist wichtig, damit die Gärung smooth und gleichmässig verläuft. Durch das CO2, ein Nebenprodukt der Gärung, werden die Beeren an die Oberfläche geschwemmt und drohen dort auszutrocknen. Das wäre ungünstig und eine unnötige Angriffsfläche für unerwünschte Mikroorganismen. Ausserdem ist die Temperatur im Kern des Bottichs viel Wärmer. Auch deshalb ist ein Ausgleich wichtig – sonst gibt’s ein Donnerwetter. Das ist wie beim Klima.

Surreal sieht er aus, dieser pink-orange Teppich aus kleinen, schrumpeligen Beeren. Samtweich und kompakt. Wenn man die Schrumpeldinger runterdrückt, schäumt es gewaltig. Nachdem die alkoholische Gärung durch ist (und nun die zweite Gärung, der biologische Säureabbau, erfolgt), muss der Kuchen nur noch alle zwei Tage umgewälzt werden. Sonst werden zu viele Gerbstoffe aus den Traubenhäuten extrahiert und unser Baby verbittert.

Ja, die Häute sind noch drin. Wir haben es mit einer Maischegärung zu tun. Und mit der weissen Traubensorte Souvignier Gris. In Kombination ergibt das – einen Orange Wine! Also Weisswein, der wie Rotwein zubereitet wird und durch den Kontakt mit den Häuten eine orange Farbe erhält.

Geerntet wurde am Freitag, 11. September in den Rebbergen der Klus 177 in Aesch. Innerhalb von zwei Stunden haben die Helfer des Markthalle-Teams und der Schweizer Weintage rund 400 Kilo zusammengetragen. Das sollte etwa 300 Flaschen geben. Die biodynamisch kultivierten Trauben sahen nicht nur modellmässig gut aus, sondern waren auch kerngesund. Souvignier Gris ist eine PiWi-Sorte, also eine pilzwiderstandsfähige Neuzüchtung, der keine Traubenkrankheit so schnell auf die Pelle rückt. Deshalb ist sie besonders pflegeleicht und nachhaltig zu bewirtschaften. Und das Wichtigste: Souvignier Gris ergibt richtig guten Wein.

Das zeigt der Orange 2019, mit dem die Macher der Klus 177 sich erstmals auf oranges Terrain begaben. Mit durchschlagendem Erfolg: Die Kleinauflage von 777 Flaschen war im Nu vergriffen und versoffen. Die Ausbeute 2020 wird garantiert grösser ausfallen. Und mit dem Action Orange wird der Klus-Orange zudem noch einen Zwillingsbruder zu Seite haben. Der Unterschied? Der Action Orange wurde nach dem Abbeeren – aka Entrappen – straight in die Markthalle gefahren und dort vergoren.

Und den fertigen Action Orange? Den wird es an den Schweizer Weintagen am 6. und 7. Mai 2021 zu verkosten geben!

Action: Hier kann der Orange vorbestellt werden
Schrein für den Wein: Hier entsteht der Action Orange.
Fast schon kitschig: Souvignier Gris-Trauben in der Klus.
In Action: Kat Fischer (Schweizer Weintage), Christoph Schön (Markthalle) und Lukas Vögele (Klus 177).
Entrappen hat nix mit rappen zu tun…
…sondern dass die Beeren von den Rappen getrennt werden.
Jeder Rappen zählt (jaja…Flachwitz).
Jedes Oechsle° auch – 92 an der Zahl, gemessen von Klus 177-Boss Antoine Kaufmann.
Bei der Klus 177 herrscht Impfpflicht: Sprich, die Maische wird mit bereits gärendem Most «geimpft», damit die Gärung mit den natürlichen Hefen (Spontangärung) in Gang kommt.
Gruppenfettli zum Abschluss.

Das sind die Baselbieter Staatsweine 2019

20 Donnerstag Jun 2019

Posted by Bonvinvant in Baselland

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Baselland, Monika Fanti, Pinot Noir, Riesling-Sylvaner, Siebe Dupf, Staatswein, Weingut Jauslin

So sehen Sieger aus: Heute wurden im Schloss Ebenrain zum vierten Mal die Baselbieter Staatsweine gekürt. Mit diesen dürfen sich unsere Politiker also fortan die Lampe füllen. Sie werden ihre Freude haben – die Weine machen Spass.

Besonders gefallen haben mir der «Syydebändel Pinot Noir Barrique 2016» – ein Gemeinschaftswerk von 10 Oberbaselbieter Winzern – mit seiner schönen Balance zwischen eleganter Frucht, floralen Nuancen und einer frischen Würzigkeit; bei den Weissen war es der «Maispracher Riesling-Sylvaner 2018» der Siebe-Dupf Kellerei, ein perfekter Terrassenwein.

Ansonsten waren die Rotweine, vor allem die aus den heissen Jahren, etwas zu wuchtig und fruchtig für meinen Geschmack. Und von den Weissen haben irgendwie ganz viele ein Eisbonbon verschluckt.

Das sind die Sieger:
🍋 Maispracher Riesling-Sylvaner 2018, Siebe-Dupf Kellerei, Liestal (Riesling-Sylvaner)
🍑 Pinot Gris 2018, Weingut Jauslin, Muttenz (weisse Spezialitäten)
🍓 Kluser Blauburgunder 2018, Weinbau Monika Fanti, Aesch (Blauburgunder)
🍒 Syydebändel Pinot Noir Barrique 2016, Verein Syydebändel (rote Spezialitäten)

Gratulation den Siegern und Kompliment an die Organisatoren!

It’s Jauslin – Weisse Wellen und Memoiren aus Muttenz

01 Mittwoch Mai 2019

Posted by Bonvinvant in Baselland, Dreiland, Kolumne

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Baselland, Hohle Gasse, Hohle Gasse Muttenz, Jauslin, Muttenz, Sauvignon Blanc, Sauvignon Blanc Muttenz, Urs Jauslin, Wartenberg, Weingut Jauslin

Urs und Adrian Jauslin (v.l.): Ihr Pinot «Hohle Gasse» wurde neu in die Schatzkammer des Schweizer Weins (MDVS) aufgenommen.

Plötzlich schwappt eine Welle Sauvignon Blanc über den Tisch. Surfen kann man sie leider nicht. Saufen schon. Der Wellenmacher heisst Urs Jauslin. Er ist eigentlich Winzer. Neben ihm sitzt Sohn Adrian. Zusammen reiten sie mit ihrem Muttenzer Weingut auf der Erfolgswelle. Der ausgekippte Weisswein symbolisiert sozusagen ihren Tatendrang.

Vieles hat Urs Jauslin angerissen, wie ein Versessener an Weinen getüftelt und mit Adrian die fünfte Generation in den Familienbetrieb involviert. Der frisch abgefüllte Sauvignon Blanc 2018, mit dem das Duo nun eine grosse Welle macht, gehört zu ihren Lieblingen. Die Sorte ergibt in fast allen Rebgebieten dieser Welt frische Weissweine. Bekannt sind die knackig-grasigen Exemplare aus Neuseeland und die mineralischen Crus aus dem französischen Loire-Tal.

Vater und Sohn als Tag-Team

«Der Sauvignon Blanc ist so etwas wie unser Baby», erklärt Jauslin Junior, der auf Winzer-Erfahrungen in ebendiesem Neuseeland zurückblicken kann. Vater Urs hat die Sorte 1998 angepflanzt. Er schwärmt von der Vielseitigkeit der Sorte. Im Rebberg gibt Sauvignon Blanc nicht so viel zu tun, findet der Patron. Adrian sieht das etwas anders: «Wir investieren schon sehr viel Zeit in die Arbeit im Rebberg.» Die beiden scheinen sich gut zu ergänzen: Urs als König im Keller, Adrian als Zauberer in den Reben. Zusammen bringen sie einen extrem expressiven Sauvignon Blanc in die Flasche: Knackig, grasig und mit Aromen von Stachelbeere bis hin zu Grapefruit. Dazu eine schöne Balance zwischen Frische und Power.

Hoppla! Nun hat uns die Strömung etwas weggetragen. Eigentlich heisst der surfende Sonnyboy auf der Erfolgswelle nämlich «Hohle Gasse» – die Muttenzer Variante einer Tube-Röhrenwelle. Der Pinot Noir markiert die Spitze im Weinsortiment Jauslin. Ein dichter Rotwein mit deutlichem Holzeinfluss und ordentlich Stoff am Gaumen. Ein Wellen-Brecher, der allen, die gerne über Schweizer Rotwein schnöden, das Maul stopft.

Ritterschlag für das Flaggschiff

Der «Hohle Gasse» wurde kürzlich in die «Mémoire des Vins Suisses» (MDVS) aufgenommen, der Schatzkammer des Schweizer Weins. Der Vereinigung gehören die Schweizer Winzer-Elite sowie Journalisten und Fachleute an. Das Weingut Jauslin ist der erste Produzent der Region Basel, dem diese Ehre zukommt. «Mir war es wichtig, dass wir unser Flaggschiff präsentieren können – so sehen auch die Leute von ausserhalb, was für Spitzenwein wir hier machen können», sagt Urs Jauslin.

Der MDVS-Ritterschlag ist nicht das einzige memorable Ereignis dieser Tage: Auf dem Weingut wird fleissig gebaut – es entsteht ein neuer Barriquekeller. Noch stehen die Holzfässer so dicht, dass dem Besucher nur nach gröberen Verrenkungen eine Fassprobe kredenzt werden kann. Das ändert sich bald. Dann haben Vater und Sohn viel Platz für Experimente. Ideen scheinen sie jedenfalls schon zu haben. Ob sie dabei auch eine surfbare Weinwelle im Kopf haben?

Das Weingut Jauslin ist am Do. 16. und Fr. 17. Mai 2019 zum ersten Mal mit dabei an den Schweizer Weintagen in der Markthalle Basel. See ya!

Inmitten ihrer Barriques: Nach der Fertigstellung des neuen Fasskellers haben Adrian und Urs Jauslin (v.l.) mehr Platz für Gäste – und für Weinexperimente. (Foto: Weingut Jauslin)

Dieser Artikel wurde erstmals in der bz Basel publiziert.

Die Domaine Nussbaumer heisst jetzt Klus 177 – und wird biodynamisch

08 Montag Apr 2019

Posted by Bonvinvant in Baselland

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Aesch, Antoine Kaufmann, Baselbiet, Baselland, Biodyn, Biodynamie, Birstal, Demeter, Domaine Nussbaumer, Goetheanum, Klus, Klus 177, Locanda Klus, Lukas Vögele, Rudolf Steiner

Biodynamisches Winzerduo: Antoine Kaufmann (r.) und Lukas Vögele (l.) haben bereits in der Provence zusammen Wein gemacht.

Riders heisst jetzt Twix – und die Aescher Domaine Nussbaumer heisst neu Klus 177. Neu sind zudem auch Eigentümer und Etiketten. Die frisch abgefüllten Weine lassen Schönes erahnen.

Auf dem Aescher Weingut Klus 177 wird viel gemeckert. Dabei hat niemand einen Grund, sich zu beschweren. Lilly, Bubbele und Freddy ist das egal. Die Ziegen ziehen meckernd zwischen den Rebstöcken umher. Mit dem Frühling kommt nicht nur neues Leben in die Reben – auch die Früchte des vergangenen Herbsts feiern ihre Auferstehung. Die meisten Weine des Jahrgangs 2018 wurden soeben abgefüllt. Die Flaschen kommen im neuen Kleid daher. Neues Etikett, vor allem aber: neuer Name und neue Philosophie.

Es ist so etwas wie der letzte Schritt in der Metamorphose der Domaine Nussbaumer zum Weingut Klus 177, benannt nach dem Domizil an der Klusstrasse 177. Anfang 2017 haben Antoine und Irene Kaufmann die Domaine übernommen. Zuvor wirkte das Paar 18 Jahre lang auf dem Delinat-Bioweingut Château Duvivier in der Provence

Elegant: Die schraffierten Flächen auf den neuen Etiketten zeigen, auf welchen Parzellen die Trauben des Weins gewachsen sind.

Rebschnitt in der Unterhose

«Es war ein gutes Gefühl zurückzukommen», sagt Antoine Kaufmann. «Ein solches Weingut in Stadtnähe zu finden, ist nicht selbstverständlich.» In der Provence hatte der Winzer ein ganzes Tal für sich allein. «Dort hättest du in Unterhosen die Reben schneiden können», sagt er mit einem Augenzwinkern.

In der Klus wäre das nicht so einfach. Oder zumindest nicht so diskret. Die Rebhänge an der Südflanke des Klusbergs markieren nicht nur den Übergang vom Faltenjura in Richtung Rheintalgraben – sie sind auch ein beliebtes Naherholungsgebiet. Mitverantwortlich dafür sind Kurt und Josy Nussbaumer, die das Weingut inklusive Restaurant ab den 1970er-Jahren weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekanntgemacht haben.

«Kurt Nussbaumer hat vor Kurzem vorbeigeguckt und sich gefreut, dass es vorwärts geht», schildert Antoine Kaufmann. Das Restaurant vis-à-vis gehört nicht mehr zum Weingut, sondern wird als «Locanda Klus» von Nicolas und Rita Dolder betrieben – sie wirkten vorher auf der Domaine. Alles in Bewegung im Karussell namens Klus.

Erstes Demeter-Weingut der Region

Die wichtigste Veränderung hat Kaufmann dort vollzogen, wo es am wichtigsten ist. Nämlich im Rebberg. Die Klus 177 ist das erste Weingut der Region, das nach einer Übergangsphase mit dem Biodynamie-Gütesiegel Demeter zertifiziert sein wird. Dieses geht noch weiter als beim Bioweinbau. Es umfasst neben der Verwendung biodynamischer Präparate auch – verglichen mit dem herkömmlichen Weinbau – den totalen Verzicht auf Herbizide und Insektizide. Dazu kommt der zurückhaltende Einsatz von Schwefeldioxid aka Sulfit – bis zu zehnmal weniger als bei manchen herkömmlichen Weinen.

Nun ist Sulfit nicht das Teufelszeug, als das es manchmal dargestellt wird. Es dient zur mikrobiologischen Stabilisierung des Weins. Winzer, die gesunde Trauben in den Keller bringen und damit umzugehen wissen, können den Einsatz von Schwefel auf ein Minimum beschränken. Oder darauf verzichten. Das ist manchmal auch eine Stilfrage.

Von Freaks und vernachlässigten Schulbüchern

Wer den Weg der Biodynamie einschlägt, weiss, was er macht. Er muss es wissen. Denn man verabschiedet sich von den meisten Tricks, mit denen ein nicht so gelungener Wein doch noch zurechtgebogen werden kann. «In den letzten 15 Jahren hat sich der Weinbau massiv verändert», stellt Kaufmann fest. «Früher waren Biowinzer Freaks, die ihre Weine nicht immer unter Kontrolle hatten. Das ist schon lange nicht mehr so.»

Lukas Vögele, Kaufmanns rechte Hand, erklärt: «Durch das sanfte Pressen der Trauben haben wir sehr wenig Trub im Most – die ideale Voraussetzung, um den Saft spontan zu vergären und den Jungwein auf der Hefe auszubauen – gemäss früheren Schulbüchern wäre sowas gar nicht möglich.» Kaufmann schmunzelt und redet von einem «kalkulierten Risiko».

Mit der Umstellung auf Rudolf Steiners biologisch-dynamische Landwirtschafts-Philosophie ist die Klus 177 vermutlich das biodynamische Weingut, das dem Goetheanum am allernächsten liegt. Der Dornacher Anthroposophen-Hotspot an der gegenüberliegenden Seite des Birstals ist manchmal sogar in Sichtweite – je nach Position im Rebberg. Für das Leben zwischen den Reben bringt die neue Arbeitsweise eine grössere Biodiversität. Die Monokultur wird durch Büsche und Einsaaten aufgelockert. Es entsteht neuer Lebensraum für weitere Vogel- und Insektenarten.

Arbeitsplatz mit Aussicht: Von gewissen Stellen aus, ist sogar das Goetheanum in Dornach zu sehen (von hier aus allerdings nicht).

Ungeschminkte Weine

Aufgewachsen in Biel-Benken, hat Kaufmann nach der Önologie-Ausbildung in Changins (VD) im Veneto, Australien, Kalifornien und Bordeaux Erfahrungen gesammelt. Seine Erkenntnisse sind simpel, aber nicht unbedingt einfach umzusetzen: deutliche Reduktion der Erträge, schonende Verarbeitung und eine langsame, sanfte Pressung der Trauben. Gefiltert wird erst kurz vor der Abfüllung. So entstehen ungeschminkte Weine aus gesunden Trauben. Diese wurden im Hitzesommer 2018 besonders früh geerntet, damit die Frische nicht flöten geht.

Nun stehen sie da, die neuen Weine. Feingliedrig und elegant – das gilt für die Etiketten, aber auch für die Weine. Der Riesling-Sylvaner und der Le Blanc präsentieren sich mit knackiger Frucht und Eleganz. Der Pinot Gris kommt cremiger und vollmundiger daher. Der Rosé ist der ideale Begleiter für kommende Erdbeer-Orgien. Auf der roten Seite zeigt der Pinot Noir, dass ein heisser Sommer 2018 nicht zwingend einen wuchtigen Wein ergeben muss – der Cru oszilliert zwischen feiner Kirschenfrucht und animierender Würzigkeit. Seine grossen Brüder, der Pinot Noir Réserve und die Assemblage Le Rouge, sind ab Herbst erhältlich.

Ran an die Flaschen!

Durstig? Wer die neuen Weine der Klus 177 verkosten möchte, hat bald die Möglichkeit dazu in der Markthalle Basel: Zuerst am Basler Wymärt (11. bis 13. April), danach an den Schweizer Weintagen (16. und 17. Mai). Natürlich kann man die Weine auch direkt auf dem Weingut saufen und kaufen. Zum Beispiel am 1. Mai am Tag der offenen Weinkeller.

Dann gibt’s in «Aesch bigott» auch weitere Produzenten zu entdecken – das beginnt bei Monika Fanti in der Vorderen Klus, geht weiter mit dem Klushof und endet hinten im Talkessel auf dem Weingut Tschäpperli, das bereits eine Auszeichnung zum Baselbieter Staatswein erhalten hat. Die Winzerinnen und Winzer der Weinbaugenossenschaft Aesch können übrigens in absehbarer Zeit auf ihr 100-jähriges Bestehen anstossen.

Es gibt also keinen Grund, zu meckern. Auch nicht für das Ziegen-Trio Lilly, Bubbele und Freddy.

Dieser Artikel wurde erstmals in der bz Basel publiziert.

Klus & Tschäpperli Aesch vor der Ernte (Fotos)

06 Donnerstag Sep 2018

Posted by Bonvinvant in Baselland

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Aesch, Basel-Landschaft, Baselbiet, Baselland, Klus, Nordwestschweiz

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Der beste Schweizer PiWi-Rotwein kommt aus Arlesheim

01 Freitag Jun 2018

Posted by Bonvinvant in Baselland, Weingüter

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AOC Basel-Landschaft, Arlesheim, Basellland, bio, Bio Suisse, biologisch, Cabernet Jura, Quergut, Schweizer Bioweinpreis, Steinbruch, Thomas Löliger, Vinum

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Arlesheim. Steinbruch. Ich sehe diesen Rebberg jeden Tag. Morgens beim Zähneputzen aus der Ferne, abends beim Streifzug mit Luna aus der Nähe. Der Blick ist atemberaubend, schweift über das Dorf. Über das Birstal und das Goetheanum. Über Basel bis zu den Hügeln von Schwarzwald und Vogesen.

Hier, auf dem höher gelegenen der beiden Quergut-Rebberge, hat 2015 meine erste grosse VINUM-Reportage über das Dreiländereck begonnen. Hier krüppelt ein Winzer, der seit Jahren dabei ist an den Schweizer Weintagen, die ich mitorganisieren darf. Hier wächst der Wein, den wir im Mamma Mia Arlesheim seit Tag eins als Hauswein anbieten (mein Myggeli führt das Lokal). Cabernet Jura – straight outta Hausberg. Dem Steinbruch. Arlesheim.

Und jetzt hat der neuste Jahrgang dieses Crus beim Schweizer Bioweinpreis gewonnen, vergeben durch das Weinmagazin VINUM und Bio Suisse. Der Cabernet Jura im Steinbruch 2016 wurde von der Fachjury zum besten Rotwein in der Kategorie PiWi (pilzwiderstandsfähige Sorten) erkoren. Fuckyeah! Da darf man schon etwas pathetisch werden.

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Natur statt Rampenlicht

Wie ich diesen Erfolg Thomas Löliger, dem Macher dieses Weines, gönne! Gerade auch, weil er ihn nicht gesucht hat. Damals, bei meinem ersten Besuch, als der zurückhaltende Winzer kaum ein Jahr im Steinbruch aktiv war, die Reben frisch auf Bio umgestellt. Damals ging es Löliger nicht darum, Preise abzuräumen. Vielmehr ging – und geht – es ihm um den Rebberg als Biotop für Pflanzen und Tiere. «Ich möchte mit einer Biodiversitäts-Insel das Maximum an Lebensraum zu schaffen», sagte er damals. Und was wird aus den Trauben? «Ein lokaler Wein, der verhebt.»

Nun. Das tut er! 2016 wäre Löliger übrigens um ein Haar zum Schweizer Biowinzer des Jahres gekürt worden – dem Sieger der Sieger. Damals schafften es sein Johanniter 2015 sowie sein Cabernet Jura 2014 unter die besten Zehn. Damals war ich bei VINUM zuständig für den Bioweinpreis…als ich Löliger von seinem Beinahe-Triumph erzählte, schien er fast erleichtert, dass er den Thron knapp verpasst hat. Wenn er so weitermacht, muss er eines Tages vielleicht dennoch mit dem Titel vorliebnehmen.

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Cabernet Jura – Rebsorte aus dem Birstal

Dass Löliger nun ausgerechnet mit seinem Cabernet Jura gross auftrumpft, ist eine schöne Pointe: Die PiWi-Sorte wurde nämlich im Birstal gezüchtet, knapp 30 Kilometer birsaufwärts im jurassischen Soyhières zwischen Laufen und Delémont. In einem feuchten Talabschnitt, eigentlich ungeeignet für Weinbau. Ausser, man züchtet eine pilzwiderstandsfähige Sorte. Cabernet Jura zum Beispiel. Erschaffen von Valentin Blattner, einer Koryphäe auf diesem Gebiet. Er hat Cabernet Sauvignon mit einer unbekannten, pilzwiderstandsfähigen Rebsorte gekreuzt.

Dass Blattner die Sorte Cabernet Jura genannt hat, zeugt auch von Marketing-Geschick…zumal viele Winzer das «Jura» gerne auch verschämt wegnuscheln. Nicht so Thomas Löliger, der mit seinen Weinen beste Werbung macht für neu gezüchtete PiWi- bzw. Hybrid-Sorten, denen in Fachkreisen immer noch häufig mit Skepsis begegnet wird.

Tatsächlich offenbaren Weine aus diesem Segment immer wieder geschmackliche Herausforderungen, manchmal auch Defizite. Andererseits kommen immer mehr Winzer immer besser mit diesen vergleichsweise jungen Rebsorten zurecht. Und bald könnte eine neuePiWi-Generation folgen, deren Geschmacksspektrum weitaus ausgeprägter ist, als bei ihren Vorgängern, bei denen es ja in erster Linie auch darum gegangen ist, Rebsorten zu züchten, die ohne Einsatz von Chemie – Herbizide und Pestizide – kultiviert werden können. Oder zumindest mit wesentlich weniger. Cabernet Jura ist also sozusagen eine autochthone Sorte aus dem Birstal.

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Vom Frost gebeutelt

So. Exkurs zu Ende. Zurück zu Thomas Löliger, der die steilen und widerspenstigen 1,25 Hektar am Steinbruch erst vor vier Jahren übernommen und auf Bio getrimmt hat. Keine einfache Sache, sondern Knochen- und Nervenarbeit. Hagel und Frost können eine ganze Ernte in wenigen Minuten oder Stunden vernichten. Und wenn ein gefrässiges Reh ein Schlupfloch im Zaun findet, sind in Kürze Trauben weggeputzt, deren Wein man für vierstellige Beträge hätte verkaufen können.

2017 war ein schlechtes Jahr. Vor allem wegen des Frosts, der Löliger lediglich rund 8 Prozent einer normalen Ernte übrig liess. Der ganze Jahrgang hat in einem kleinen Stahltank platz. 2018 könnte besser werden. Nicht nur wegen des Triumphs am Schweizer Bioweinpreis. Die Frostgefahr ist gebannt, Hagelschäden gab’s (zumindest in Arlesheim) bisher keine. Gegen gefrässige Rehe hilft ein nagelneuer Elektrozaun. Und die von Erosion bedrohten Terrassen wurden mit dem Bagger in Form gebracht (eine gefährliche Arbeit) und mit Jungreben bepflanzt – die meisten davon PiWi-Sorten.

Ausserdem führt der brandneue «Gempen Nord Trail» die Mountainbiker nun direkt am Rebhäuschen von Thomas Löliger vorbei. Dort könnten sie sich am kommenden Sonntag, 3. Juni, preisgekröntes Kurvenwasser besorgen. Löliger lädt dann zum ersten Mal in diesem Jahr in seine Besenbeiz.

Der Cabernet Jura 2016, frisch gekürter Bioweinpreis-Sieger, wird dann ein erstes Mal im öffentlichen Rahmen entkorkt. Ab Juli gibt’s den Cru dann auch im Mamma Mia, dessen Crew – das soll hier nicht unerwähnt bleiben – bei der Ernte 2016 die Hände mit ihm Spiel hatte. Hat zwar keinen Einfluss auf die Weinqualität, ist aber eine gute Schlusspointe. Prost!

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Das schreibt VINUM roten PiWi-Kategoriensieger
Quergut – Basel-Landschaft AOC Cabernet Jura im Steinbruch 2016
Erst seit 2014 bewirtschaftet Quereinsteiger Thomas Löliger den Gemeinderebberg Steinbruch in Arlesheim, der vorwiegend mit PiWi bestockt ist. Nach mehreren Jahren als Hobbywinzer und einem Praktikum bei Ueli Bänninger (Weingut Tschäpperli, Aesch) wagte er den Schritt zum eigenen Weingut. Sein prupurfarbener Cabernet Jura überzeugt mit seiner Klarheit. Dunkle Schokolade, Pfeffer, Lorbeer, auch Noten von Zimt und dunklen Früchten. Tannine und Säure in wunderbarem Einklang. Guter Trinkfluss. Mittellanger Abgang. Benotung: 17.4 Punkte. Preis: 17 Franken.

Hier gibt’s das VINUM-Sonderheft zum Schweizer Bioweinpreis 2018 als PDF.

Über das Quergut Arlesheim
Cécile Bühlmann, Michael Huber und Thomas Löliger – diese drei Quereinsteiger bilden das Quergut mit zwei Reblagen in Arlesheim. Drei Köpfe, zwei Lagen – ein Name. Cécile Bühlmann und Michael Huber bewirtschaften die familieneigenen Reben im Schlossberg nach Richtlinien der integrierten Produktion IP. Thomas Löliger kultiviert seine Reben nach Bio-Richtlinien auf dem steilen Gemeinderebberg im Steinbruch. Alle drei arbeiten Teilzeit neben ihrer Aufgabe im Weinberg – sie als Hobbywinzer zu bezeichnen, wäre aber viel zu kurz gegriffen. Das Trio hat entsprechende Ausbildungen genossen und investiert viel in die Bewirtschaftung der teilweise steilen Lagen auf insgesamt 2,5 Hektar Rebfläche. In die Flaschen kommt ein interessantes Sortenspektrum vom klassischen Blauburgunder bis zu pilzwiderstandsfähigen Trauben wie Johanniter und Cabernet Jura. www.quergut.ch

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Unkomplizierter Trinkspass aus dem Baselbiet

03 Sonntag Sep 2017

Posted by Bonvinvant in Baselland

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Schlagwörter

André Roth, Baselbiet, Baselland, Edith + Christian Jäggi, Jäggi Wein, Oberwil, Pinot Noir, Sauvignon Blanc, Trinkspass, Wintersingen

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Frischfruchtig, fröhlich und unkompliziert. Diese Wochenend-Entdeckungen machen einfach nur Spass und bedürfen keinerlei hochtrabender Erklärungen. Beide absolut sortentypisch, beide aus dem Baselbiet – und beide mit unverschämt gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Rede ist vom Pinot Noir Wintersingen 2015 von André Roth und vom Oberwiler Sauvignon Blanc 2016 von Edith + Christian Jäggi aus Biel-Benken.

Spitzenwein aus dem Riehener Rebberg

08 Montag Sep 2014

Posted by Bonvinvant in Baselland, Im Rebberg, Meine Zeitungsartikel, Pinot Noir

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Basel, Basel-Stadt, Blauburgunder, Chardonnay, Jost & Ziereisen, Pacht, Pinot Noir, Riehen, Schlipf, Stadtwein, Thomas Jost, Winzer

Jung und ambitioniert – der Thomas Jost hat im Schlipf Grosses vor. Der Bonvinvant hat den Fricktaler Winzer in den Reben über Riehen besucht.

Winzer im eigenen Rebberg: Thomas Jost übernahm Anfang 2014 die Pacht des Schlipf von Rebmeister Köbi Kurz.

Winzer im eigenen Rebberg: Thomas Jost übernahm Anfang 2014 die Pacht des Schlipf von Rebmeister Köbi Kurz.

Irgendwie erinnern diese Reben an die zusammengeflickten Zombies von Frankenstein: eine weisse und eine rote Sorte, gewaltsam vereint am selben Stock. Oben die frischen Chardonnay-Triebe, unten der zurückgestutzte Strunk 13-jähriger Merlot-Stämme. Die jungen Ruten wurden mit einem Schnitt in das Altholz implantiert und saugen nun Nährstoffe aus dem ausgedehnten Wurzelwerk der ehemaligen Rotwein-Rebe.

Die Frankenstein-Stöcke am Fuss des Riehener Weinbergs Schlipf symbolisieren die Wachablösung, die hier Anfang Jahr vollzogen wurde: Der 26-jährige Winzer Thomas Jost hat die insgesamt 3,2 Hektar umfassenden Weinberge von Rebmeister Köbi Kurz übernommen. Dieser hatte sich seit 1979 um die Gemeindereben im Schlipf gekümmert und ging Ende 2013 in Pension. Mit Jost hat ein ebenso junger wie ambitionierter Winzer die grösste Reblage in Basel-Stadt übernommen – und ein leidenschaftlicher Anhänger der grossen Burgunder Weine aus roten Pinot-Noir- und weissen Chardonnay-Trauben. Womit auch die Frankenstein-Aktion erklärt wäre. «Merlot gibt es nicht im Burgund», erklärt Jost den Sortenwechsel. Also gedeiht nun im Schlipf erstmals Chardonnay.

«Es gibt viel zu tun», sagt Jost. Ein Steinwurf entfernt dümpelt das Riehener Naturbad am Wieseufer vor sich hin. Auf der Weilstrasse davor wurde im Januar 1977 ein Riehener Grenzwächter von den RAF-Terroristen Christian Klar und Günter Sonnenberg niedergeschossen. Sie hatten die Rebberge im Schlipf genutzt, um in der Schweiz unterzutauchen. Gut möglich, dass sie jenen Schlagbaum etwas weiter oben am Hang passieren mussten, neben dem Jost ebenfalls jungen Chardonnay gepflanzt hat – hier ohne Frankenstein-Geschnippel.

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web1Inzwischen steht der Winzer im hintersten Zipfel des Schlipf und blickt über die Jungreben ins Tal. Ein Schritt zurück und er steht in Deutschland. Jost kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. «Diese Aussicht ist schon genial.» Von den Dächern Riehens über den St.-Chrischona-Hügel weiter nach Süden, wo neben der Silhouette von Basel der St.-Jakob-Park zu erkennen ist. Noch breiter wird das Grinsen von Jost, als sein Blick nach unten wandert. Auf die Reben, für die er nun verantwortlich ist. «Kleinbeerig, locker und gesund – so ideale Trauben habe ich während meiner Lehrjahre in der Schweiz noch nie gesehen», sagt der Winzer über die bereits in einem satten blauviolett leuchtenden Pinot-Noir-Beeren. Mit ihnen hat Jost Grosses vor. In zwei Jahren soll der aus ihnen gekelterte Blauburgunder – so heisst die Sorte auf Deutsch – unter dem Namen «Le Grand» für Furore sorgen.

«Ich will zeigen, dass auch in Basel hervorragender Pinot Noir wächst – wir sind nicht nur geografisch näher am Burgund als die Bündner Herrschaft», sagt Jost mit Blick auf die helvetische Pinot-Hochburg in der Südostschweiz. Er schwärmt von den kalkreichen Böden im Schlipf, der Burgunder Pforte, die für ein einzigartig mildes Klima sorgt, und vom kühlen Nachtwind aus dem Wiesental, der die Reben trocknet, die Aromenbildung vorantreibt. «Im Burgund behaupten sie gerne, dass die Jurakalk-Böden bei ihnen beginnen und hier enden – ich sehe das umgekehrt», sagt Jost mit einem Augenzwinkern.

Dieses Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr: Trotz seiner erst 26 Jahre kann Jost auf knapp eine Dekade Winzererfahrung zurückgreifen. Nach den Lehrjahren im Aargau, in Graubünden und im Zürcher Unterland arbeitete er auf Top-Betrieben im deutschen Riesling-Paradies an der Mosel (Weingut Vollenweider) und in Österreich (Weingut Gerhard Markowitsch). Und bei Hanspeter Ziereisen im süddeutschen Efringen-Kirchen, wenige Fahrminuten vom Schlipf entfernt. Beim Markgräfler Winzer amtete Jost bis Ende 2013 während vier Jahren als Kellermeister – und mit ihm hat sich der Fricktaler um die Pacht des Riehener Weinbergs beworben.

Neu wird der Betrieb nämlich nicht mehr von einem Gemeinde-Rebwärter sondern von einem externen Betrieb bewirtschaftet. Überzeugt haben Jost und Ziereisen das Auswahlgremium und den Gemeinderat damit, dass sie neu die Trauben selber zu Wein verarbeiten – mitten in Riehen. Zuvor wurde die Ernte jeweils in der Coop-Kellerei vinifiziert. Für ihr Gemeinschaftsprojekt haben Jost und Ziereisen die Weingut Riehen AG gegründet.Während Jost den Laden schmeisst, führt Ziereisen sein Weingut in Efringen-Kirchen weiter und steht seinem Ex-Kellermeister mit Rat, Tat oder Infrastruktur zur Seite. «Er ist quasi mein Götti», erklärt Jost, inzwischen Winzermeister. Da der Götti auf Weinreise am anderen Ende der Welt weilt, kümmert sich der Fricktaler aktuell auch um dessen Reben.

Langeweile kommt bei Thomas Jost also keine auf – zumal die Ernte mit jedem Tag näherrückt. «Es darf noch einmal schön regnen und dann soll es einen goldenen Herbst geben.» Voraussichtlich Ende September können mit dem Weissburgunder und dem Sauvignon Blanc die ersten Trauben gelesen werden. Damit dürfte Jost einer der ersten Winzer in der Nordwestschweiz sein – die tiefe Lage und das milde Mikroklima im Schlipf machen es möglich.

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web9Gekeltert werden die Weine neu in einem Nebentrakt der Mosterei im Zentrum von Riehen, gleich neben dem Sarasinpark. Seine Weine lässt Jost ohne Beigabe von Reinzuchthefen spontan vergären, danach landen sie unfiltriert in der Flasche. So sollen authentische, möglichst naturnahe Weine mit hohem Wiedererkennungswert entstehen – bis zu 25’000 Flaschen pro Jahr. «Das ist wenig bei dieser Fläche», erklärt Jost. Wie bei allen grossen Gewächsen steht hier Qualität über Quantität. Das gilt auch für die schlanke Produktpalette: Die Weine heissen schlicht «Le Grand» und «Le Petit». Die vom Basler Kalligrafen Andreas Schenk gestalteten Etiketten sind ebenfalls schlicht, klassisch – und orientieren sich am zeitlosen Design grosser Burgunder.

Als erster Wein von Jost & Ziereisen kommt der Le Petit Sauvignon Blanc 2013 in den Verkauf. Wer wissen will, ob Josts Pinot-Noir-Flaggschiff den Bündnern die Herrschaft streitig machen kann, muss bis Ende 2015 warten. Noch mehr Geduld braucht es, bis der erste Chardonnay geköpft werden kann – diesen gibt es voraussichtlich 2017. «Als Junger will man immer alles auf einmal», gibt Jost zu. «Doch gerade beim Wein benötigt es halt Zeit.»

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web11Zusatzinfo: Weinbau im Riehener Schlipf

Basel-Stadt verfügt über knapp 4,8 Hektaren Rebland, dass allermeiste davon im Riehener Schlipf. Dort bewirtschaftet Thomas Jost alleine 3,2 Hektaren. Neben Jost ist Urs Rinklin der einzige professionelle Winzer auf Stadtboden; daneben agieren knapp eine handvoll Hobbywinzer im Schlipf.

Angebaut werden in Riehen die Sorten Blauburgunder (Pinot Noir), Chardonnay, Gutedel, Weissburgunder (Pinot Blanc), Riesling-Sylvaner und Sauvignon Blanc.

Wie der Gemeindehompage zu erfahren ist, blickt der Rebbau in Riehen auf eine Tradition von über 1200 Jahren zurück. Für reiche Basler des 16. bis 18. Jahrhunderts war der hier gepflegte Rebbau ein wichtiger Grund, sich in Riehen ein Landgut zu halten. 1770 betrug die Rebfläche rund 70 Hektaren; sie diente vor allem der Versorgung der Stadt Basel mit dem damals wichtigen Lebensmittel Wein.

Dieser Artikel erschien erstmals in der Basler Zeitung vom 06. September 2014.$

Schlipf-Winzer_Thomas_Jost_Selection_Web3

Wetterglück am Wy-Erläbnis 2014

31 Sonntag Aug 2014

Posted by Bonvinvant in Baselland, Im Rebberg

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Schlagwörter

Baselland, Buus, Das Wy-Erläbnis, Maisprach, Wy-Erläbnis

Wy-Erlaebnis_2014_Web-Selection_1Da waren uns die Wein- und Wettergötter aber wohlgesonnen: Das diesjährige Wy-Erläbnis fiel nämlich just auf den einzigen Sommertag dieser ansonsten gottvergessenen Jahreszeit! Dementsprechend durstig ging es zu und her.

Ein Riesenanlass einmal mehr, diese Weinwanderung von Buus nach Maisprach – eigentlich wie 2013. Da kann man getrost auf den letztjährigen Bericht verweisen. Den Rest lassen wir die Bilder erzählen…

Wy-Erlaebnis_2014_Web-Selection_6 Weiterlesen →

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