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Schlagwort-Archiv: Arlesheim

Podcast #1 – Wein aus der Hood mit Thomas Löliger vom Quergut Arlesheim

22 Freitag Jan 2021

Posted by Bonvinvant in Baselland, Podcast

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Schlagwörter

Arlesheim, Baselland, Cabernet Jura, Podcast, Quergut, Thomas Löliger

Die erste Folge des Bonvinvant-Weinpodcasts ist online! Als ersten Gast gibt’s den Lieblingswinzer aus meiner Hood: Thomas Löliger vom Quergut Arlesheim, Baselland.

Mit dem Steinbruch bearbeitet er einen der steilsten Rebberge weit und breit. Und mit dem Cabernet Jura u.a. auch eine Sorte, die nur wenige Kilometer entfernt gezüchtet würde…der Boy in der Hood.

Wir reden u.a. über rutschende Hänge, ehrliche Kunden, die Launen der Natur – und natürlich über handgemachte, naturbelassene Weine.

Mehr zum Quergut und zu Thomas Löliger gibt’s in diesem Blog-Beitrag:
Der beste Schweizer PiWi-Rotwein kommt aus Arlesheim

Der beste Schweizer PiWi-Rotwein kommt aus Arlesheim

01 Freitag Jun 2018

Posted by Bonvinvant in Baselland, Weingüter

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Schlagwörter

AOC Basel-Landschaft, Arlesheim, Basellland, bio, Bio Suisse, biologisch, Cabernet Jura, Quergut, Schweizer Bioweinpreis, Steinbruch, Thomas Löliger, Vinum

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Arlesheim. Steinbruch. Ich sehe diesen Rebberg jeden Tag. Morgens beim Zähneputzen aus der Ferne, abends beim Streifzug mit Luna aus der Nähe. Der Blick ist atemberaubend, schweift über das Dorf. Über das Birstal und das Goetheanum. Über Basel bis zu den Hügeln von Schwarzwald und Vogesen.

Hier, auf dem höher gelegenen der beiden Quergut-Rebberge, hat 2015 meine erste grosse VINUM-Reportage über das Dreiländereck begonnen. Hier krüppelt ein Winzer, der seit Jahren dabei ist an den Schweizer Weintagen, die ich mitorganisieren darf. Hier wächst der Wein, den wir im Mamma Mia Arlesheim seit Tag eins als Hauswein anbieten (mein Myggeli führt das Lokal). Cabernet Jura – straight outta Hausberg. Dem Steinbruch. Arlesheim.

Und jetzt hat der neuste Jahrgang dieses Crus beim Schweizer Bioweinpreis gewonnen, vergeben durch das Weinmagazin VINUM und Bio Suisse. Der Cabernet Jura im Steinbruch 2016 wurde von der Fachjury zum besten Rotwein in der Kategorie PiWi (pilzwiderstandsfähige Sorten) erkoren. Fuckyeah! Da darf man schon etwas pathetisch werden.

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Natur statt Rampenlicht

Wie ich diesen Erfolg Thomas Löliger, dem Macher dieses Weines, gönne! Gerade auch, weil er ihn nicht gesucht hat. Damals, bei meinem ersten Besuch, als der zurückhaltende Winzer kaum ein Jahr im Steinbruch aktiv war, die Reben frisch auf Bio umgestellt. Damals ging es Löliger nicht darum, Preise abzuräumen. Vielmehr ging – und geht – es ihm um den Rebberg als Biotop für Pflanzen und Tiere. «Ich möchte mit einer Biodiversitäts-Insel das Maximum an Lebensraum zu schaffen», sagte er damals. Und was wird aus den Trauben? «Ein lokaler Wein, der verhebt.»

Nun. Das tut er! 2016 wäre Löliger übrigens um ein Haar zum Schweizer Biowinzer des Jahres gekürt worden – dem Sieger der Sieger. Damals schafften es sein Johanniter 2015 sowie sein Cabernet Jura 2014 unter die besten Zehn. Damals war ich bei VINUM zuständig für den Bioweinpreis…als ich Löliger von seinem Beinahe-Triumph erzählte, schien er fast erleichtert, dass er den Thron knapp verpasst hat. Wenn er so weitermacht, muss er eines Tages vielleicht dennoch mit dem Titel vorliebnehmen.

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Cabernet Jura – Rebsorte aus dem Birstal

Dass Löliger nun ausgerechnet mit seinem Cabernet Jura gross auftrumpft, ist eine schöne Pointe: Die PiWi-Sorte wurde nämlich im Birstal gezüchtet, knapp 30 Kilometer birsaufwärts im jurassischen Soyhières zwischen Laufen und Delémont. In einem feuchten Talabschnitt, eigentlich ungeeignet für Weinbau. Ausser, man züchtet eine pilzwiderstandsfähige Sorte. Cabernet Jura zum Beispiel. Erschaffen von Valentin Blattner, einer Koryphäe auf diesem Gebiet. Er hat Cabernet Sauvignon mit einer unbekannten, pilzwiderstandsfähigen Rebsorte gekreuzt.

Dass Blattner die Sorte Cabernet Jura genannt hat, zeugt auch von Marketing-Geschick…zumal viele Winzer das «Jura» gerne auch verschämt wegnuscheln. Nicht so Thomas Löliger, der mit seinen Weinen beste Werbung macht für neu gezüchtete PiWi- bzw. Hybrid-Sorten, denen in Fachkreisen immer noch häufig mit Skepsis begegnet wird.

Tatsächlich offenbaren Weine aus diesem Segment immer wieder geschmackliche Herausforderungen, manchmal auch Defizite. Andererseits kommen immer mehr Winzer immer besser mit diesen vergleichsweise jungen Rebsorten zurecht. Und bald könnte eine neuePiWi-Generation folgen, deren Geschmacksspektrum weitaus ausgeprägter ist, als bei ihren Vorgängern, bei denen es ja in erster Linie auch darum gegangen ist, Rebsorten zu züchten, die ohne Einsatz von Chemie – Herbizide und Pestizide – kultiviert werden können. Oder zumindest mit wesentlich weniger. Cabernet Jura ist also sozusagen eine autochthone Sorte aus dem Birstal.

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Vom Frost gebeutelt

So. Exkurs zu Ende. Zurück zu Thomas Löliger, der die steilen und widerspenstigen 1,25 Hektar am Steinbruch erst vor vier Jahren übernommen und auf Bio getrimmt hat. Keine einfache Sache, sondern Knochen- und Nervenarbeit. Hagel und Frost können eine ganze Ernte in wenigen Minuten oder Stunden vernichten. Und wenn ein gefrässiges Reh ein Schlupfloch im Zaun findet, sind in Kürze Trauben weggeputzt, deren Wein man für vierstellige Beträge hätte verkaufen können.

2017 war ein schlechtes Jahr. Vor allem wegen des Frosts, der Löliger lediglich rund 8 Prozent einer normalen Ernte übrig liess. Der ganze Jahrgang hat in einem kleinen Stahltank platz. 2018 könnte besser werden. Nicht nur wegen des Triumphs am Schweizer Bioweinpreis. Die Frostgefahr ist gebannt, Hagelschäden gab’s (zumindest in Arlesheim) bisher keine. Gegen gefrässige Rehe hilft ein nagelneuer Elektrozaun. Und die von Erosion bedrohten Terrassen wurden mit dem Bagger in Form gebracht (eine gefährliche Arbeit) und mit Jungreben bepflanzt – die meisten davon PiWi-Sorten.

Ausserdem führt der brandneue «Gempen Nord Trail» die Mountainbiker nun direkt am Rebhäuschen von Thomas Löliger vorbei. Dort könnten sie sich am kommenden Sonntag, 3. Juni, preisgekröntes Kurvenwasser besorgen. Löliger lädt dann zum ersten Mal in diesem Jahr in seine Besenbeiz.

Der Cabernet Jura 2016, frisch gekürter Bioweinpreis-Sieger, wird dann ein erstes Mal im öffentlichen Rahmen entkorkt. Ab Juli gibt’s den Cru dann auch im Mamma Mia, dessen Crew – das soll hier nicht unerwähnt bleiben – bei der Ernte 2016 die Hände mit ihm Spiel hatte. Hat zwar keinen Einfluss auf die Weinqualität, ist aber eine gute Schlusspointe. Prost!

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Das schreibt VINUM roten PiWi-Kategoriensieger
Quergut – Basel-Landschaft AOC Cabernet Jura im Steinbruch 2016
Erst seit 2014 bewirtschaftet Quereinsteiger Thomas Löliger den Gemeinderebberg Steinbruch in Arlesheim, der vorwiegend mit PiWi bestockt ist. Nach mehreren Jahren als Hobbywinzer und einem Praktikum bei Ueli Bänninger (Weingut Tschäpperli, Aesch) wagte er den Schritt zum eigenen Weingut. Sein prupurfarbener Cabernet Jura überzeugt mit seiner Klarheit. Dunkle Schokolade, Pfeffer, Lorbeer, auch Noten von Zimt und dunklen Früchten. Tannine und Säure in wunderbarem Einklang. Guter Trinkfluss. Mittellanger Abgang. Benotung: 17.4 Punkte. Preis: 17 Franken.

Hier gibt’s das VINUM-Sonderheft zum Schweizer Bioweinpreis 2018 als PDF.

Über das Quergut Arlesheim
Cécile Bühlmann, Michael Huber und Thomas Löliger – diese drei Quereinsteiger bilden das Quergut mit zwei Reblagen in Arlesheim. Drei Köpfe, zwei Lagen – ein Name. Cécile Bühlmann und Michael Huber bewirtschaften die familieneigenen Reben im Schlossberg nach Richtlinien der integrierten Produktion IP. Thomas Löliger kultiviert seine Reben nach Bio-Richtlinien auf dem steilen Gemeinderebberg im Steinbruch. Alle drei arbeiten Teilzeit neben ihrer Aufgabe im Weinberg – sie als Hobbywinzer zu bezeichnen, wäre aber viel zu kurz gegriffen. Das Trio hat entsprechende Ausbildungen genossen und investiert viel in die Bewirtschaftung der teilweise steilen Lagen auf insgesamt 2,5 Hektar Rebfläche. In die Flaschen kommt ein interessantes Sortenspektrum vom klassischen Blauburgunder bis zu pilzwiderstandsfähigen Trauben wie Johanniter und Cabernet Jura. www.quergut.ch

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Ghetto Gourmet mit Moritz Haidle (Fotos)

26 Samstag Mai 2018

Posted by Bonvinvant in Events, Restaurant

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Schlagwörter

Arlesheim, Ghetto Gourmet, Lemberger, Mamma Mia, Moritz Haidle, Riesling, Württemberg, Weingut Karl Haidle, Wine+Dine

Wine & Dine mit Moritz Haidle, Weingut Karl Haidle, Stetten (D)
26. Mai 2018, Mamma Mia, Arlesheim

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Riesling Brut Jahrgangs-Sekt 2014
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Erbsen-Minz-Wasabi-Püree, Erbsen-Espuma mit Ingwer und Kafirblatt, frische Erbsen, rassige Kichererbsen-Bällchen, Spargel-Erbsen-Sprossen (unten)

2017 Stetten Riesling Kabinett «Pfeffer» VDP.ORTSWEIN
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Weisse badische Spargeln und grüne Spargeln in einem Kerbel-Sauerampfer-Sud mit Onsen-Ei und geräuchertem Kaviar vom Stör (unten)

2016 Stettener Pulvermächer Riesling Grosses Gewächs VDP.GROSSE LAGE
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Offenes Ravioli vom geschmorten Entenschenkel der Appenzeller Ente in leichter Zitronenthymian-Honig-Jus, überzogen mit Salbeibutter und konfierten Cherry-Tomaten (kein Foto)

2016 Stettener Häder Lemberger
VDP.ERSTE LAGE
* * * * * * Weiterlesen →

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Fertig fermentiert – ab in die Keller

20 Donnerstag Okt 2016

Schlagwörter

Abpressen, Anleitung, Arlesheim, DIY, Keltern, Steinbruch, Wein

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Verfasst von Bonvinvant | Filed under Im Keller, Uncategorized

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Erntjungfert

16 Sonntag Okt 2016

Posted by Bonvinvant in Im Rebberg

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Schlagwörter

Arlesheim, bio, biologisch, Ernte, Erntjungfert, Herbst, Herbsten, Kaolin, Oktober, Quergut, Sonntag, Steinbruch, Thomas Löliger, Wimmet

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Glaubt es oder nicht – heute wurde ich erntjungfert: Meine erste richtige Ernte als produktiv anpackender Helfer. Bisher war ich als Journalist immer zum Zuschauen (bzw. Fotografieren) verdammt. Und die paar Träublein in meinem Garten, die ich bisher in den Keller (und von dort ins Weingrab) gebracht habe, kann man kaum als ernsthafte Ernte durchgehen lassen. Also war heute mein Debut.

Zu Hause gelassen habe ich die Kamera natürlich trotzdem nicht. Hier ein paar Eindrücke der sonntäglichen Ernte im Arlesheimer Steinbruch – das ist der von Thomas Löliger betriebene Bio-Rebberg, dessen oberste Reihen ich beim Zähneputzen stets zu betrachten pflege. Unser Hausberg sozusagen. Neben dem Schlossberg die zweite Lage des Arlesheimer Quergut-Trios. Dass es deren Weine auch im Lokal meiner Liebsten – dem Mamma Mia Arlesheim – zu trinken gibt, versteht sich von selbst.

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Die weissen Flecken auf den Trauben stammen vom Einsatz des natürlichen Gesteinsmehls Kaolin. Das natürliche Tonmineral bildet eine physikalische Barriere, die die weiblichen Kirschessigfliegen bei der Eiablage stört, ohne den Geschmack des gekelterten Weines zu beeinträchtigen.
Die weissen Flecken auf den Trauben stammen vom Einsatz des natürlichen Gesteinsmehls Kaolin. Das natürliche Tonmineral bildet eine physikalische Barriere, die die weiblichen Kirschessigfliegen bei der Eiablage stört, ohne den Geschmack des gekelterten Weines zu beeinträchtigen.

Merken

PS: Die weissen Flecken auf den Trauben (letztes Bild) stammen vom Einsatz des natürlichen Gesteinsmehls Kaolin. Das natürliche Tonmineral bildet eine physikalische Barriere, die die weiblichen Kirschessigfliegen bei der Eiablage stört, ohne den Geschmack des gekelterten Weines zu beeinträchtigen.

Langsam reifen die Reben

20 Mittwoch Aug 2014

Posted by Bonvinvant in Im Garten

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

Arlesheim, August, Baselland, Cabernet Jura, Garten, Reben, Reife, Trauben

Jetzt kommt Farbe ins Spiel: Die Cabernet-Jura-Trauben an der Steinmauer – meiner persönlichen, kleinen Grand-Cru-Lage sozusagen – zeigen sich inzwischen bereits von ihrer schönsten Seite. Das Hundewetter der vergangenen Wochen scheint sie kalt gelassen zu haben. Beste Voraussetzungen für die erste Ernte dieser dreijährigen Bastarde. Ob sie gegessen oder zu Wein gepresst werden, muss ich mir noch überlegen.

140818_Reben_Garten_CJ_Web-Selection_1140818_Reben_Garten_CJ_Web-Selection_5140818_Reben_Garten_CJ_Web-Selection_10Oha, rote Blätter. Scheinbar Magnesiummangel. Gibt Kompost im Frühling…140818_Reben_Garten_CJ_Web-Selection_6140818_Reben_Garten_CJ_Web-Selection_7

Meine erste Ernte e.v.e.r.

13 Samstag Okt 2012

Posted by Bonvinvant in Mein Weinexperiment

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

Americano, Arlesheim, Ernte, Maurizio

Jetzt habe ich den Schlamassel. Seit heute Nachmittag warten 33 Kilogramm Traubenmaische im Keller darauf, dass die Gärung einsetzt und Zucker zu Alkohol macht. Wein soll es werden – oder Essig, das wird sich zeigen. Die erste Enttäuschung erlebte ich am Tag vor der Ernte: Schlappe 59 Grad Oechsle, so wollte mir mein brandneues Refraktometer weis machen, betrug das Mostgewicht der Trauben. Aus diesen Beeren soll ich nun also meinen allerersten Wein keltern? Ein Witz! Mit 59 Oechsle gibts läppische 7,3 Volumen Alkohol. Darf man das überhaupt Wein nennen? Am liebsten hätte ich dieses doofe Oechsle-Fernrohr gleich wieder zurückgeschickt. Dabei schmeckten die Trauben im Mund so süss – diese hinterlistigen Dinger.

Trotzdem. Heute Morgen gab es kein Zurück mehr. Ausnahmsweise hatte es in Arlesheim aufgehört zu regnen und nach Weinreisen ins Burgund, ins Elsass und ins Tessin brannte ich darauf, endlich einmal selber ein bisschen zu winzern. Zur Seite standen mir mein Kleiner (5) sowie Maurizio, der Mann unserer Gartenfee Fabienne. Ein sanft lächelnder Süditaliener aus Apulien mit viel Erfahrung im Hobby-Keltern, ausgestattet mit einer zünftigen Portion Optimismus. Die 59 mickrigen Oechsle-Grad bringen ihn jedenfalls nicht aus der Fassung: «Jetzt oder nie», sagte Maurizio und schnitt die ersten Trauben von der Pergola. Bei diesen Americano-Beeren – im Volksmund auch «Chatzeseicherli» genannt – dürfe man nicht mehr erwarten. Und den Most könne man immer noch chaptalisieren, also aufzuckern.

So schnippelten wir also munter drauflos. Nachdem sich der Kleine mit der Rebschere beinahe den Finger abgeschnitten hatte, waren wir noch zu zweit. Und hatten die Ernte im Nu im Trockenen. Zwei 25-Kilogramm-Kisten voller «Chatzeseicherli» sowie einer Hand voll überreifer, kleinbeeriger Trauben unbekannter Provenienz. So süss wie die sind sollten im Keller dann hoffentlich ein paar Oechle-Grad mehr drinn liegen.

Denkste! Kurz darauf folgten die nächsten beiden Momente der Ernüchterung: Unsere «50 Kilo Ernte» wog in Wahrheit rund 33 Kilo; und die ollen Oechsle purzelten weiter in die Tiefe. 55 Oechsle-Grad! Das zeigte sich, nachdem wir die Trauben mit unseren Händen liebevoll durch ein feinmaschiges Metallnetz in eine 150-Liter-Wanne quetschten und ich sie danach mit dem Kleinen barfuss bearbeitete. Ein Riesengaudi!

Es folgte der unvermeintliche Griff zum Zucker: Dank 1800 Gramm des weissen Giftes konnten wir die Oechsle immerhin auf 82 Grad hoch pushen – das ergäbe immerhin noch 10,9 Alkoholprozent. Die nehmen wir! Dann mischten wir 5 Gramm Reinzuchthefe sowie 30 Centiliter fünfprozentiger Schwefelsäure unter die Maische und fertig war die Suppe. Nun dümpelt sie also imm Keller vor sich hin und verbreitet bereits einen süssen, fruchtigen Duft. Die Liebste hat bereits Angst, dass bald das ganze Haus nach gärendem Traubenmost stinkt. Wir werden es sehen. Hier wird fortan Tagebuch geführt über dieses erste Traubenexperiment eines Möchtegern-Winzers. Und wer weiss – vielleicht können Maurizio und ich kommenden Herbst ja tatsächlich mit selbst gekeltertem «Chatzeseicherli»-Wein miteinander anstossen.

So oder so: ein Spitzenwein wird es definitiv nicht sein – die Americano-Trauben eignen sich vor allem zum Essen. Wegen ihrer «Foxton»-Geschmacksnote ist die Sorte unter Weinkennern eher ungeliebt. Aber ich will mich hier nicht beklagen, schliesslich fiel mir diese erste Ernte ziemlich unverhofft in den Schoss. Meine 18 Reben-Setzlinge (Cabernet Jura, Muscat bleu, Leimentaler Muscat) aus diesem Frühling sind definitiv noch zu jung, um Früchte zu tragen. Ich rechnete also nicht wirklich damit, mich bereits dieses Jahr an einer Ernte zu vergreifen. Doch es kam anders: Auf meinem Heimweg nach Arlesheim steht Anfang Dorf ein Einfamilienhaus und in dessen Vorgarten eine Pergola sowie ein halbes Dutzend Rebstöcke. Wie bereits im vergangenen Jahr drohten diese Trauben am Dorfeingang zu Arlesheim auch dieses Jahr an den Reben zu verkümmern. Also schrieb ich den Hausbewohnern an einem weinseeligen Abend einen Brief mit der Bitte, mich ihre Trauben zwecks Kelterschulung ernten zu lassen. So kam ich quasi über Nacht zu meiner ersten Ernte. Und jetzt hab ich den Schlamassel.

Notizen zum Erntetag: 33 Kilo Trauben; 59 Oechsle an den Reben, 55 Oechsle in der Maische, 1800g Zucker, danach 82 Oechsle, plus 5g Reinzuchthefe und 30 Centiliter fünfprozentige Schwefelsäure.

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