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~ Wein mit Attitüde

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Schlagwort-Archiv: Degustation

Bitte spitte! Wer Wein liebt, spuckt ihn aus

26 Dienstag Feb 2019

Posted by Bonvinvant in Kolumne

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Bitte spitte, Degu, Degustation, Lektionen, Spitten, Spucken, Spucknapf, Verkostung

Flaschen leer: Wer verkostet leert den Wein mit Vorzug nicht in sich selber rein – sondern in den Spucknapf.

Die Aussage knallt rein, als ob man mir den Wein direkt ins Gesicht spucken würde. «Herr Gernet», stellt mein Gegenüber trocken fest, «wenn Sie Weinjournalist werden wollen, müssen Sie lernen, den Wein auszuspucken.» Peng! Mein Ego und mein glasiger Blick rasen in Richtung Kellerboden.

Das war 2012. Im Barrique-Keller eines altehrwürdigen Weinguts im Burgund. Aristokratischer geht’s kaum. Das Château war im Besitz eines Basler Quereinsteigers. Und diesem ist nicht entgangen, dass mir seine Weine sehr gut munden. Zu gut. Zumindest, wenn man sich, ohne zu spucken, durch das ganze Sortiment verkosten möchte. Typischer Anfängerfehler! Schliesslich weiss jeder, dass Alkohol die Sinne vernebelt.

Die Gangbangs der Weinwelt

So hat mir ein Basler im Burgund die Augen – und den Spucknapf – geöffnet. Seither bin ich passionierter Spitter. Je mehr man beim Verkosten lernen möchte, desto mehr muss man probieren. Mehr Wein heisst aber oft auch: mehr Mist. Vor allem, wenn man dank geschärfter Sinne kritischer geworden ist. Mein Bandkollege behauptet gerne, dass er lieber nicht zu viel über Wein wissen will. Weil ihm sonst fast keiner mehr schmeckt! Dafür ist es bei mir zu spät.

Also wähle ich die Flucht nach vorne und turne mich von Tasting zu Tasting. Verkostungen sind die Gangbangs der Weinwelt. In der Regel sind grosse Degustationen purer Stress: Die Auswahl ist so erdrückend wie der Andrang bei den interessanten Weinen. Überall Ellbogen, nirgends ein Spucknapf. So wird der Spiessrutenlauf zum Triathlon: Reinstechen in die Meute, Stoff holen an der Tränke, Sprint zum nächsten Napf. Währenddessen sollte man sich noch Gedanken zum Wein machen. Und Notizen – wenn nur nicht schon die Hände besetzt wären mit Glas und Broschüren.

Viele Verkostungen sind Mittel zum Zweck. Wie Speed-Datings: Rein, raus – und die schönste Trouvaille nimmt man mit nach Hause. Dort kann man den Wein in Ruhe verkosten. Vielleicht sogar ohne zu spucken. So wie man während einer Verkostung manchmal, aber nur manchmal, einen besonders guten Cru heimlich doch die Kehle runtersickern lässt.

Spucken oder untergehen

Um zu den Perlen im Wein-Ozean durchzudringen, muss man sich durchtrinken. Damit man nicht jedes Mal wieder bei Null lossegelt, hilft ein klarer Kopf, in dem die angetrunkenen und ausgespuckten Verkostungs-Erfahrungen abgespeichert sind. Sonst erleidet man Schiffbruch. So wie die angehende Wirtin, mit der ich mich einst durch eine Weinmesse verkostet habe. Sie fand es unweiblich, zu spucken. Und nach einer halben Stunde fand sie, dass alle Weine gleich schmecken. Tja.

Zum Glück war der Basler Kollege aus dem Burgund nicht dabei. In dessen Gewölbe hätte man den edlen Cru besonders lustvoll auf den Kiesboden spitten können. Ohne zu zielen. Das ideale Terroir für Anfänger. Ich habe schon Profis gesehen, die den Spucknapf aus gefühlten zwei Metern Entfernung zielgenau treffen. Soweit bin ich leider noch nicht. Ich bin aber zuversichtlich, dass es noch ein, zwei Gelegenheiten geben wird, um meine Spuck-Skills zu schärfen.

Erstmals erschienen ist dieser Text am 9. Februar 2019 in der «Schweiz am Wochenende» (bz Basel). Die Kolumne erscheint alle zwei Wochen.

Enderle & Moll – 2 Pinots, 1 Liaison

03 Mittwoch Mai 2017

Posted by Bonvinvant in Baden, Degustiert, Deutschland, Pinot Noir

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Baden, Degustation, Landwein, Liaison, Ortenau, Pinot Noir, verkostet

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Baden im Haus! Der Pinot Noir Liaison von Enderle & Moll markiert das mittlere Segment des Winzer-Duos. Der 2012er und der 2011er präsentieren sich im Glas ausgesprochen hellfarbig, teilweise bereits mit deutlichen Granat-Reflexen.

Sie sind zunächst etwas scheu und brauchen Luft, durchlaufen dann aber eine wunderbare Metamorphose von ziemlich reifer roter Frucht und laktischen Milchschokolade-Aromen hin zu einer wunderbar frischen Frucht mit balsamischen Akzenten (2011er), beziehungsweise von reduktiven Gemüsenoten hin zu einer schönen rotbeerigen Frucht (2012er). Wobei man fast sagen kann, dass sich der belüftete 12er in der Nase ähnlich präsentiert wie der unbelüftete 11er.

Zwei schöne Pinots mit lebendiger Säure und schön eingebundenen Tanninen von denen mir der Jahrgang 2011 aktuell deutlich besser gefällt. Er ist frischer, eleganter, mit Saft im Gaumen und Kraft im Abgang…gegen eine Liaison mit diesem Pinot habe ich rein gar nichts einzusetzen. Diese Liaison braucht Luft – dann wird Liebe daraus…

Wenn Amarone, dann so

14 Dienstag Mär 2017

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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2012, Amarone, Amarone della Valpolicella DOCG Paverno 2012, Azienda Vitivinicola Vaona, Corvina, Degustation, Italien, Mamma Mia, Molinara, Rondinella, Valpolicella, Veneto, verkostet, Verkostungsnotiz, Weinkarte

vaona_amarone_paverno_2012_web

Azienda Vitivinicola Vaona: Amarone della Valpolicella DOCG Paverno 2012

Das Schöne an der Gestaltung einer Weinkarte ist, dass man sich auf Gewächse einlässt, denen man als Gast keine Chance geben würde. Amarone? Was will ich mit so einem fetten Brummer? Umso schöner, dass ich bei der Weinauswahl für’s Restaurant Mamma Mia auf diesen straffen Amarone gestossen bin – ein Wein mit Fleisch am Knochen und dem nötigen Rückgrat, um für eine schöne Balance zu sorgen. Von wegen plump!

Der Amarone della Valpolicella DOCG Paverno 2012 überzeugt mit opulenter dunkler Beerenfrucht und Aromen von Himbeere, Zwetschgenkompott, Sauerkirsche sowie Lakritz, mit der Zeit auch reife Erdbeere, leicht marmeladige Nuancen (aber eben nicht zu aufdringlich), dahinter eine feiner Schuss Muskatnuss und Nelke; sehr rund mit gut eingebundener, straffer Säure und ebenso satten Tanninen. Ein Amarone mit runder Frucht und strammer Struktur, die den Alkohol wunderbar abfedert. So einen Kraftprotz darf zwischendurch gern im Glas landen. Vor allem auch als schöner Essensbegleiter.

Der Paverno wächst im Herzen des norditalienischen Valpolicella-Gebiets. Die rote Cuvée aus den traditionellen Amarone-Sorten Corvina (40%), Corvinone (30%), Rondinella (25%), Molinara (5%) stammt vom Familienbetrieb Azienda Vitivinicola Vaona. Die Trauben wurden handgelesen, drei Monate auf Holzgittern angetrocknet und sorgfältig vinifiziert.

La Renaissance des Appellations: Zehn Terroir-Trouvaillen

23 Mittwoch Nov 2016

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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Alte Sihlpapierfabrik, Arbois, Biodynamie, Blaufränkisch, Coulée de Serrant, Degustation, Domaine Juchepie, Domaine Marcel Deiss, Domaine Valentin Zusslin, Foradori, Gruenspiel, La Renaissance des Appellations, Le Clos, Nosiola, Papiersaal, Pinot Gris Rotenberg, Pinot Noir Harmonie, Return to Terroir, Riesling Pfingstberg Grand Cru, Savagnin, Spätburgunder Edition RS Käsenthal, Terroir, Verkostung, Zürich

Crazy! Diese Woche haben sich in der Alten Sihlpapierfabrik Zürich so viele Spitzenwinzer mit ihren atemberaubenden Weinen die Ehre gegeben, dass ich zwei Optionen hatte. Erstens: Marathon-Verkosten. Zweitens: Durchdrehen. Ich nutze beide. Zuerst Gaumen-Gangbang, Verzückung pur, dann Kapitulation, ein letztes Aufbäumen…und Abgang. Ein Event mit so vielen Hochkarätern sollte zwei Tage dauern. Oder ich zwei Gaumen.

Worum es geht? Um das Tasting «True Wine Living Terroir» mit 42 der inzwischen 200 Mitglieder der Winzervereinigung «La Renaissance des Appellations». Das Renaissance-Konzept ist simpel: Zurück zum Terroir. Zur Appellation. Dort, wo der richtige Boden, die richtige Rebsorte und ein ausgewogenes Ökosystem pure Weine ergibt. Weine, die keine «Schminke im Keller» mehr brauchen – so würde es Loire-Winzerlegende Nicolas Joly (Coulée de Serrant) ausdrücken, Pionier des biodynamischen Weinbaus, Gründer und Godfather von «La Renaissance des Appellations».

Die präsentierten Weine bestachen fast ausnahmslos mit Eleganz, feiner Frucht, Tiefe und einer gewissen Mineralik. Weiss sowie rot. Das sind meine Favoriten des Abends (und das ist der eigentliche Sinn dieses Postings) in loser Reihenfolge:

Domaine Valentin Zusslin (Orschwihr, Alsace,F)
Alsace AOC Riesling Pfingstberg Grand Cru 2013: Limette Rhabarber, Gummi, dahinter ein Hauch Honig, viel frischer als der Zusslin-Riesling aus der Lage Bollenberg.
Alsace AOC Pinot Noir Harmonie 2012: Klare frische Kirschfrucht, pur und elegant.

Domaine Zind-Humbrecht (Turckheim, Alsace, F)
Alsace AOC Pinot Gris Rotenberg 2013: Eher Kern- als Steinobst, feine Frucht, unglaubliche Mineralik, Eleganz und Opulenz perfekt vereint. Paul Liversedge MW kommt um die Ecke und findet «one of the best Pinot Gris in the world». Ich glaube, er hat recht.

Domaine Marcel Deiss (Bergheim, Alsace, F)
Alsace OAC Gruenspiel 2011: Ein gemischter Satz aus dem Elsass aus Riesling, Pinot Noir und Gewuztraminer. Sehr interessant. Quitte, Aprikose, süsse Würze, tolle Säure.

Domaine Juchepie (Faye d’Anjou, Loire, F)
Anjou AOC Le Clos 2013: Im Barrique ausgebauter Chenin Blanc. In der Nase Aprikose, Honig und Butter. Im Gaumen crèmig, vollmundig und mit frischer Mineralik. Lang und mit animierender Amertume.

Coulée de Serrant (Savennières, Loire, F)
Coulée de Serrant AOC 2013: Das Meisterstück von Nicolas Joly, König der Biodynastie. Der Chenin Blanc aus der Einzellage (mit eigener Appellation) bringt Mineralität pur ins Glas. Unglaublich lebendig und lang. Tolle Balance: zugleich reif und frisch, elegant und opulent. Im Bouquet mit Aromen von Aprikose, Quitten und nussigen Nuancen. Auf der Zunge kitzeln eine feinziselierte Säure sowie kräuterwürzige Rhabarber-Anklänge.

Domaine de la Pinte (Arbois, Jura, F)
Arbois AOC Savagnin 2008: Kein Vin Jaune, da nicht oxidativ ausgebaut, die Tendenz geht aber in die gelbe Richtung. Gut so! Nussig im Duft, daneben feine Gewürznoten und etwas animalisch. Unglaublich lebendig. Im Nachhall kalkig. Sensationell – ebenso der würzigere und etwas weniger mineralische 2009er.

Weingut Trautwein (Bahlingen, Baden, D)
Spätburgunder Edition RS Käsenthal 2012: Das Kaiserstuhl-Weingut Trautwein hat interessante Weissweine, die im gemischten Satz wachsen, im Angebot – begeistert hat aber vor allem der Pinot. Klare reife Kirschfrucht, rund, saftig und von schöner Mineralik.

Meinklang (Pamhagen, Burgenland, Ö)
Blaufränkisch 2015: Langsam aber sicher mutiere ich zum Blaufränkisch-Freak! Sehr fruchtig (Brombeere), leicht, frisch, elegant – und mit Grip. Spasswein!

Foradori (Trentino, I)
Vigneti Delle Dolomiti IGT Nosiola 2014: Gekeltert aus der autochthonen Sorte Nosiola, bringt dieser Weisse lediglich 10,5 Vol.-% ins Glas. Und unglaublich viel Trinkspass. Elegante Frucht, weisses Steinobst, zitrisch und – wie fast alle Weine, die mich hier begeistern – von feiner Mineralik. Eine frische Herbe sorgt im Nachhall für Spannung.

Mirto-Vertikale 1999-2011: Eine Zeitreise in die Zukunft des Rioja

18 Freitag Nov 2016

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Rioja (ESP)

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Degu, Degustation, Haro, Mirto, Ramón Bilbao, Rioja, Rioja Alta, Tempranillo, Verkostung, Vertikale

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Zurück in die Zukunft: Das ist nicht Ramon Bilbao, sondern Matthew Bywater, Markenbotschafter und Pilot beim Mirto-Flight in der Modissa Rooftopbar Zürich.

Der Mirto ist ein Lagenwein – aber nicht immer aus derselben Lage. Er wird ausgebaut in Barriques – aber nicht immer in den selben Barriques. Gekeltert wird nur in den besten Jahren. Und der Mirto lässt sich, anders als die meisten Riojas, nicht in die Ausbau-Schubladen «Crianza» (mind. 2 Jahre gereift, davon 1 J. im Fass), «Reserva» (mind. 3 J., davon 1 J. Fass) oder «Grand Reserva» (mind. 5 J., davon 2 J. Fass) stecken.

Warum nicht? Der Mirto will über seine Lage und nicht über seine Lagerzeit definiert werden. Ein Terroirwein sozusagen. Deshalb möchten die Bodegas Ramón Bilbao aus Haro in Rioja Alta ihr Flagschiff auch unter Namensnennung der jeweiligen Einzellage (sie kann je nach Jahrgang variieren) abfüllen. Aktuell ist dies gemäss Weingesetzgebung der DO noch nicht erlaubt.

Gut möglich aber, dass sich dies bald ändert. Eine entsprechende Anpassung wird diskutiert – angestossen vom Engagement jener Winzer, die ihre Weine über Qualität und Terroir definieren möchten und nicht über das bisherige Dreiklassen-System, deren Kategorien zum Teil ein markantes internes Qualitätsgefälle aufweisen (weil sie sich, wie gesagt, v.a. über die Ausbauzeit definieren).

Die Verkostung durch die Mirto-Jahrgänge 1999, 2004, 2006, 2009 und 2011 ist also nicht nur ein Blick in die Vergangenheit. Sondern auch ein Ausblick in die Zukunft. Die Vertikale zeigt nämlich, in welche Richtung rote Rioja-Weine gehen können, wenn sie als Einzellage vinifiziert werden. Eine schöne Perspektive!

Ramón Bilbao, Mirto 1999
Der allererste Mirto. Siebzehn Jahre jung – dieser Teenager-Tempranillo aus der Sandstein-Lage «Villalba» hat sich sehr gut gehalten: Die Fruchtaromen im Bouquet sind reif, präsent und erinnern an Cassis, Zwetschge und (nicht zu süsse) Brombeermarmelade, daneben eine sanft-süsse Würze nach Zimt und Weihnachtsgebäck aber auch Lakritz und Minze, Noten von Tabak und dunkler Schokolade. Gedanken an einen schön gereiften Merlot werden wach. Im Gaumen gibt sich der Teenie frisch mit lebendiger Säure und griffigem Gerbstoff, die Frucht ist dunkel, das Finish lang, ätherisch und mineralisch. Die folgenden Jahrgänge werden zeigen, dass sich der 1999er besser gehalten hat als einige seiner jüngeren Brüder. Mit der Zeit wirkt der Wein in der Nase allerdings etwas staubig – aber bevor ich prüfen konnte, ob die Zeit den Staub wieder wegbläst, war das Glas leer.

Ramón Bilbao, Mirto 2004
Rubinrot mit Granatreflexen – farblich wirkt dieser Mirto älter als sein 5 Jahre jüngerer Bruder (sofern ich das im Halbdunkel der Modessa-Rooftopbar in der Zürcher Langstrasse erkennen kann). Und auch in der Nase gibt sich der Dude ganz anders. Reifer. Fast schon leicht eingekocht. Pflaume und Zwetschge sind da, Pfeffer, Tabak wieder, und statt schwarz ist die Schokolade jetzt milchig. Ganz anders also. Kein Wunder, dieser Mirto stammt (ausnahmsweise) aus der Lage «Abalos» mit einem etwas schwereren Boden aus Sandstein, Lehm und Sand. Im Gaumen wesentlich frischer als in der Nase mit toller Säure, einer gewissen Mineralik und frischer Kräuterwürze, leichte Amertume im Abgang. Hier wirkt die Schokolade nicht mehr milchig, sondern dunkel und mit einem Schuss Salz.

Ramón Bilbao, Mirto 2006
Ein saftiger und sehr fruchtiger Mirto. Neben Cassis und Brombeere auch erdige Aromen, Zedernholz und – wieder – Milchschokolade; im Gaumen frisch, von animierender Würzigkeit, mineralisch. Im Mund mit Noten von Lakritz und grünem Unterholz. Elegant und straight, aber (noch) etwas weniger ausgewogen als seine Vorgänger aus den Jahren 1999 und 2004. Dafür frischer.

Ramón Bilbao, Mirto 2009
Je länger die Degu, desto kürzer die Notizen. Das liegt aber auch daran, dass die Mirto-Weine mit ihrer lebendigen Säure und einer animierenden Mineralik im Gaumen einen klaren roten Faden erkennen lassen. Und dass der 09er zwar frischer, aber dem 06er doch recht ähnlich ist. Brothers from another mother, beziehungsweise Jahrgang. Zurückhaltend und elegant zeigt der Mirto hier ein Bouquet von frischen roten und schwarzen Beeren (Sauerkirsche, Johannisbeere) sowie würzige Nuancen von Lakritz und Zedernholz. Im Gaumen mit Grip und ausgeprägter Mineralik, viel Säure und schön eingebundenen Tanninen. Nach einiger Zeit auch mit Anklängen reiferer Fruchtaromen und einer süsslicheren Würzigkeit.

Ramón Bilbao, Mirto 2011
Nach fünfjähriger Reife ist der aktuelle Mirto Jahrgang 2011 das Nesthäkchen dieser Vertikalverkostung. Und so gibt sich dieser Wein auch: Mit quietschlebendiger, opulenter, fast schon kitschig wirkender Frucht, schwarze Holunder- und Johannisbeeren etwa, daneben auch florale Veilchennoten, ein Hauch von Teer sowie frisches Unterholz und Kräuter. Im Mund mit sehr lebendiger, fast schon prickelnder Mineralität, einer frischen Würze und dunkler, animierender Frucht. Die Säure ist vif, die Tannine haben Grip – ein saftige-frischer Mirto, der förmlich aus dem Glas jauchzt.

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Der König heisst Cabernet – aber nicht Sauvignon

11 Mittwoch Mär 2015

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Events

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Schlagwörter

Apple, Arroyo Seco, Barbera, Bella Bella, Bordeaux, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, California, California Wine Festival, California Winefestival, CFM, Chardonnay, Christian Bale, Cupertino, Degustation, Dominus, Hollywood, Kalifornien, Kongresshaus, Larkin, Libournais, Merlot, Napa County, Napa Valley, Newton, Newton Unfiltered, Paso Robles, Pinot Noir, PureCru, San Fernando Valley, Sangiovese, Scott Family Estate, Scout's Honor, Tobin James Barbera, Vinum, Zürich

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Kalifornien – das ist meist Cabernet Sauvignon und Chardonnay. Das sind Cassis-Bonbons und Vanille-Guetzli. Weine, so ausgelutscht wie Pornos aus dem San Fernando Valley und so langweilig wie Apple-Uhren aus Cupertino. Dieser Eindruck hat sich am California Winefestival im Kongresshaus Zürich bestätigt: Ob Cabernet Sauvignon, Merlot oder rote Assemblagen: Da dominieren – wie im San Fernando Valley – wuchtige Körper, geprägt von schwarzfruchtiger Marmelade und Eiche. Sogar bei den degustierten Tropfen aus typisch italienischen Trauben wie Sangiovese und Barbera war das so. Die hätte man auch als Cab Sauv verkaufen können.

Es gab aber einen Wein, der beim Schaulaufen durch seine Vielschichtigkeit herausgestochen ist wie Christian Bale in Hollywood: Der Larkin Cabernet Franc Napa Valley 2011. Dieser Tropfen war meine persönliche Offenbarung am California Winefestival, ein toller Zugang zu einer Rebsorte, die ich bisher (noch) wenig erschlossen habe.

Larkin Cabernet Franc Napa Valley 2011
Ein komplexer Mix aus roten Früchten wie Erdbeere und Himbeere, die dunkle Seite wird abgedeckt durch Brombeere, Cassis, dazu Nuancen von Gras und grüne Paprika sowie Leder und Waldboden. Im Gaumen viel Tannin sowie ein voller Körper. Dieser wird durch Aromen-Komplexität und ein ausgeprägtes Säure-Rückgrat kontrastiert. Eine Entdeckung! Der Spass hat allerdings seinen Preis, ist die Flasche doch hierzulande für stolze 125 Franken zu haben.

PureCru CFM Napa Valley 2010
Diesen Mix aus Cabernet Franc und Merlot kennt man aus dem Libournais im Bordeaux. Aber nicht in dieser Wucht – ist halt ein Kalifornier. Wie Arnold Schwarzenegger. Vollmundig, fast brandig und bei Weitem nicht so raffiniert wie der Larkin. Aber ebenfalls mit einem angenehmen Säuregerüst. Ihm gegenüber stehen Brombeermarmelade, Cassis, grüne Paprika, Schokolade und Zeder.

Scout’s Honor Napa Valley 2012
Eine Assmeblage, in der Zinfandel dominiert. Konzentrierte Aroman von Cassis, reifen Brombeeren, Zwetschgen, Schokolade. Voller Körper (too much). Kein Dessertwein – sondern ein Dessert.

Newton Chardonnay Napa County 2012
Die kleine Schwester des famosen unfiltrierten Newton-Chardonnays. Vanille, Ananas, weisser Pfirsich, Birne, generell reife früche; mittlere Säure, dezent mineralisch, herber Abgang. Reif und frisch zugleich.

Newton Unfiltered Chardonnay Napa County 2010
Ein Butterzopf mit Honig: Ananas, kandierte Früchte, Honig, Aprikose; cremig, mild und vollmundig, etwas zu wenig Säure, langer Abgang.

Newton Unfiltered Merlot Napa Valley 2010
Newton kann auch rot. Das kommt dann typisch kalifornisch: Schwarze Johannisbeeren und Kirschen, Brombeere, grüne Paprika, Pfeffer, Zeder, Schokolade; hoch in Sachen Säure und Tannin; anhaltender Abgang mit herbem Nachgeschmack.

Scott Family Estate Pinot Noir Arroyo Seco 2013
Mittleres Rubinrot, Kirsche, rote Johannisbeeren, Brombeere; sehr reif und vollmundig, dazu hohe Säure, grüne Nuancen, langes Finish. Kräftig wie ein Kalifornier, dennoch unverkennbar ein Pinot. Angenehme Alternative.

Tobin James Barbera Bella Bella Paso Robles 2010
Ein Barbera-Bonbon. Extrovertierte Nase von roten und schwarzen Früchten, wuchtig und ziemlich eindimensional. Dafür brauchts keinen Barbera aus Kalifornien. Next.

Altamura Sangiovese Napa Valley 2010
Mit seinem hellen Rubinrot wirkt dieser Sangiovese neben seinen kalifornischen Kollegen beinahe blass. Rote Früchte wie reife Erdbeeren, dazu Himmbeeren und Cassis plus etwas Leder und Erde; im Gaumen viel Säure, Tannin und Alkohol. Nicht übel, doch die subtileren, würzigeren Exemplare aus der Toskana sind mir lieber.

Dominus Napa Valley 2011
Ein Monster und Mythos zum Abschluss. Ein typischer Kalifornier obendrauf – nur konzentrierter und komplexer als die (wesentlich preiswerteren) Konkurrenten. Auch beim Dominus dominieren Cassis, Kirsche und Schokolade, dazu gesellen sich Lakritz, Pfeffer und Eiche. Endlos langer Abgang mit viel Säure und Tannin. Wieder eine Wucht – wenn scho, denn scho.

CaliforniaWinefestival_2015_Bonvinvant

Louis Jadot Gevrey-Chambertin 1999

25 Montag Feb 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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Schlagwörter

1999, Burgund, Degunotizen, Degustation, Gevrey-Chambertin, Louis Gadot, Pinot Noir

Und wieder ein Pinot Noir: Dieser Burgunder ist das Gegenteil eines Nasenblenders. In der Nase duftet der Louis Jadot Gevrey-Chambertin 1999 nämlich eher nach Karton und Keller – also abweisend. Im Gaumen dann aber die Offenbarung: animalisch, vegetabil mit Noten von Waldboden, Unterholz und Leder; dazu eine prickelnde Säure, samtige Tannine, vollmundig und ein seeehr langer Abgang. Das hätte ich nicht erwartet, nachdem der Korken beim Öffnen zu Staub zerbröselt ist. Angenehme Überraschung.

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Ein eleganter Pinot Noir aus Oregon

06 Mittwoch Feb 2013

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Jahrgänge, Neue Welt, Region

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Schlagwörter

2008, Degu, Degustation, Domaine Serene, Malene Meisner, Oregon, Pinot Noir, The White Club, TWC, USA, verkostet, Willamette Valley, Yamhill Cuvée

Endlich bekomme ich einmal einen Pinot Noir aus Oregon ins Glas! Bei der Blind-Degustation habe ich den Tropfen anfänglich im Burgund verortet. Sehr zum Triumph der Gastgeberin Malene Meisner, Gründerin von The White Club – gemäss Eigenaussage dem weltweit exklusivsten Weinclub, spezialisiert auf rare Weine der allerobersten Preisklasse. Ich habe die sympathische Dänin und Wahlbaslerin für einen BaZ-Bericht in Bottmingen besucht.

Foto

Nachdem sich der noch kühle Pinot anfänglich von seiner verschlossenen Seite zeigte, offenbarte er nach einigen Minuten im grossen Burgunderglas betörende Noten von schwarzer Kirsche, Waldboden und – wie ich meinte – auch eine Nuance Speck. Nach und nach machte sich zudem auch das Barrique bemerkbar. Kommt wirklich wie ein Burgunder daher! Im Gaumen dominierte die fruchtige Seite und, vor allem, die knackige Säure und ein ziemlich langer Abgang. Mit 13,8 Volumenprozent ist der Yamhill Cuvée 2008 der Domaine Serene alles andere als ein Kind von Traurigkeit. Als ich zwei Tage später die letzten Tropfen aus der Flasche nuckelte (Meisner hat sie mir netterweise überlassen), haben die Wald- und Specknuancen in der Nase deutlich abgenommen. Dafür zeigte sich das Bukett mit Grasnoten nun von seiner grünen Seite. Auch gut.

PS: Eigentlich wollte Meisner mir einen Vilafonté Series C aus Stellenbosch, Südafrika, vorsetzten. Da sie dies aber vorab via Twitter verkündet hatte und ich die entsprechende Nachricht umgehend favorisierte, wechselte die Gute den Wein kurzerhand aus. Schliesslich wollte sie mich ja überraschen. Das ist ihr sehr gut gelungen.

preparing and pre-tasting 😎 just a squeeze of the Vilafonte, for the interview with the newspaper this afternoon twitter.com/TheWhiteClub/s…

— Malene Meisner (@TheWhiteClub) 5. Februar 2013

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