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Kalifornien – das ist meist Cabernet Sauvignon und Chardonnay. Das sind Cassis-Bonbons und Vanille-Guetzli. Weine, so ausgelutscht wie Pornos aus dem San Fernando Valley und so langweilig wie Apple-Uhren aus Cupertino. Dieser Eindruck hat sich am California Winefestival im Kongresshaus Zürich bestätigt: Ob Cabernet Sauvignon, Merlot oder rote Assemblagen: Da dominieren – wie im San Fernando Valley – wuchtige Körper, geprägt von schwarzfruchtiger Marmelade und Eiche. Sogar bei den degustierten Tropfen aus typisch italienischen Trauben wie Sangiovese und Barbera war das so. Die hätte man auch als Cab Sauv verkaufen können.

Es gab aber einen Wein, der beim Schaulaufen durch seine Vielschichtigkeit herausgestochen ist wie Christian Bale in Hollywood: Der Larkin Cabernet Franc Napa Valley 2011. Dieser Tropfen war meine persönliche Offenbarung am California Winefestival, ein toller Zugang zu einer Rebsorte, die ich bisher (noch) wenig erschlossen habe.

Larkin Cabernet Franc Napa Valley 2011
Ein komplexer Mix aus roten Früchten wie Erdbeere und Himbeere, die dunkle Seite wird abgedeckt durch Brombeere, Cassis, dazu Nuancen von Gras und grüne Paprika sowie Leder und Waldboden. Im Gaumen viel Tannin sowie ein voller Körper. Dieser wird durch Aromen-Komplexität und ein ausgeprägtes Säure-Rückgrat kontrastiert. Eine Entdeckung! Der Spass hat allerdings seinen Preis, ist die Flasche doch hierzulande für stolze 125 Franken zu haben.

PureCru CFM Napa Valley 2010
Diesen Mix aus Cabernet Franc und Merlot kennt man aus dem Libournais im Bordeaux. Aber nicht in dieser Wucht – ist halt ein Kalifornier. Wie Arnold Schwarzenegger. Vollmundig, fast brandig und bei Weitem nicht so raffiniert wie der Larkin. Aber ebenfalls mit einem angenehmen Säuregerüst. Ihm gegenüber stehen Brombeermarmelade, Cassis, grüne Paprika, Schokolade und Zeder.

Scout’s Honor Napa Valley 2012
Eine Assmeblage, in der Zinfandel dominiert. Konzentrierte Aroman von Cassis, reifen Brombeeren, Zwetschgen, Schokolade. Voller Körper (too much). Kein Dessertwein – sondern ein Dessert.

Newton Chardonnay Napa County 2012
Die kleine Schwester des famosen unfiltrierten Newton-Chardonnays. Vanille, Ananas, weisser Pfirsich, Birne, generell reife früche; mittlere Säure, dezent mineralisch, herber Abgang. Reif und frisch zugleich.

Newton Unfiltered Chardonnay Napa County 2010
Ein Butterzopf mit Honig: Ananas, kandierte Früchte, Honig, Aprikose; cremig, mild und vollmundig, etwas zu wenig Säure, langer Abgang.

Newton Unfiltered Merlot Napa Valley 2010
Newton kann auch rot. Das kommt dann typisch kalifornisch: Schwarze Johannisbeeren und Kirschen, Brombeere, grüne Paprika, Pfeffer, Zeder, Schokolade; hoch in Sachen Säure und Tannin; anhaltender Abgang mit herbem Nachgeschmack.

Scott Family Estate Pinot Noir Arroyo Seco 2013
Mittleres Rubinrot, Kirsche, rote Johannisbeeren, Brombeere; sehr reif und vollmundig, dazu hohe Säure, grüne Nuancen, langes Finish. Kräftig wie ein Kalifornier, dennoch unverkennbar ein Pinot. Angenehme Alternative.

Tobin James Barbera Bella Bella Paso Robles 2010
Ein Barbera-Bonbon. Extrovertierte Nase von roten und schwarzen Früchten, wuchtig und ziemlich eindimensional. Dafür brauchts keinen Barbera aus Kalifornien. Next.

Altamura Sangiovese Napa Valley 2010
Mit seinem hellen Rubinrot wirkt dieser Sangiovese neben seinen kalifornischen Kollegen beinahe blass. Rote Früchte wie reife Erdbeeren, dazu Himmbeeren und Cassis plus etwas Leder und Erde; im Gaumen viel Säure, Tannin und Alkohol. Nicht übel, doch die subtileren, würzigeren Exemplare aus der Toskana sind mir lieber.

Dominus Napa Valley 2011
Ein Monster und Mythos zum Abschluss. Ein typischer Kalifornier obendrauf – nur konzentrierter und komplexer als die (wesentlich preiswerteren) Konkurrenten. Auch beim Dominus dominieren Cassis, Kirsche und Schokolade, dazu gesellen sich Lakritz, Pfeffer und Eiche. Endlos langer Abgang mit viel Säure und Tannin. Wieder eine Wucht – wenn scho, denn scho.

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