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~ Wein mit Attitüde

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Kategorien-Archiv: Degustiert

WWA #1: Zucker fürs Auge

16 Donnerstag Nov 2017

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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Annapolis Valley, Blanc de Blanc, Bone Dry, Chad Michael, Chardonnay, Degustiert, Deidesheim, Deutschland, Eat Sleep + Design, Etikett, Extra Brut, Kanada, Label, Lightfoot & Wolfville, Nova Scotia, Pfalz, Reichsrat von Buhl, Riesling, Sparkling, verkostet, Verkostungsnotiz, Wolfville

Es gibt Weine, deren Etikett möchte man am liebsten mittrinken. Oder tätowiert haben. Oder zumindest auf dem T-Shirt vor sich hertragen. Etwa der Bone Dry Riesling von Reichsrat von Buhl in Deidesheim, Pfalz, oder der Blanc de Blanc Extra Brut NV der Lightfoot & Wolfville Winery in Nova Scotia, Ostkanada. Guck sie Dir an…

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…hier das Totenschädel-Mosaik aus Elementen, die den knochentrockenen Charakter des Rieslings betonen. Dort die kunstvollen Ornamente, gepaart mit einer stylischen Schrift. Hier wie dort: Swagger bis zum Abwinken, ein Traum in Schwarz, Rot Weiss, Gold. Zucker fürs Auge!

Sie sehen aus wie zweieiige Zwillinge. Gezeugt wurden sie jedoch 5300 Kilometer voneinander entfernt. Für mich sind sie «bottle brothers from another mother». Der Riesling entstammt der alten Welt, gekeltert in einem 150 Jahre alten Familienweingut. Der Sparkling kommt von einer Winery – noch keine 10 Jahre alt – aus dem Annapolis Valley in Nova Scotia, eine Cool-Climate-Region, in der erst seit Mitte der 90er-Jahre ernsthaft Wein gekeltert wird (ein ausführlicher Artikel dazu folgt) – Neue Neue Welt sozusagen. Insbesondere für Spitzen-Schaumweine (sowie Rieslinge) sollte man die Gegend im Auge behalten. Nicht nur wegen schöner Etiketten – auch der Flascheninhalt lässt die Zunge schnalzen. Und darauf kommt’s ja schliesslich an.

Reichsrat von Buhl – Bone Dry Riesling 2016
Deidesheim, Pfalz, Deutschland, 12 Vol.-%
Schon beim Knochen-Knacken des Drehverschlusses springt dem Verkoster eine frische Zitrusfrucht ins Gesicht – dort beisst sie sich fest, bis sich auch die letzten Aromen in der Kehle langsam verflüchtigt haben. Im Glas strahlendes Strohgelb und, ja, weiterhin eine intensive, klare Frucht von Zitronenzeste über Zitronengras bis zu Limetten-Anklängen. 50 Shades of Lemon. Doch der Bone Dry hat noch mehr zu bieten – Minze zum Beispiel. Oder Granny Smith. Oder frischer, knackiger Pfirsich. Im Auftakt spritzig mit einer weiterhin angenehm rassigen Zitrusnote. Dahinter eine frische Kräuterwürzigkeit, die sich bin in den Abgang hinzieht. Ein unglaublich animierender Riesling mit besorgniserregendem Trinkzug.

Lightfoot & Wolfville – Blanc de Blanc Extra Brut NV
Wolfville, Annapolis Valley, Nova Scotia, Canada, 12 Vol.-%
Ein reinsortiger Chardonnay. Elegant, frisch und zitrisch – Pink Grapefruit zum Beispiel, daneben Stachelbeere, Granny Smith, Birne und eine schöne feine Hefenote, die vom Ausbau nach traditioneller Flaschengärmethode mit Hefelagerung zeugt (die Top-Sparklings in Nova Scotia werden nach méthode traditionelle hergestellt). Feine Mousseux, herb-knackig, aber auch weich und vollmundig, erinnert an saure Zungen und Tiki-Stängel ohne dabei kitschig zu wirken. Qietschlebendig und – ja, auch er – knochentrocken, ein schöner Mix aus moderner Stilistik und traditioneller Herstellung (gleiche Methode, Traubensorte und – fast – auch Breitengrad wie in der Champagne).

Zum Abgang zurück zum Label: Die Etiketten von Lightfoot & Wolfville wurden vom US-Designer Chad Michael gestaltet – allesamt eine Augenweide. Für die kürzlich mit einem Red Dot Design Award ausgezeichnete BoneDry-Serie ist die Berliner Agentur Eat, Sleep + Design verantwortlich.

PS: Das Skull-Label des Bone Dry Riesling gibt’s tatsächlich als T-Shirt.

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Vergiss Jenny from the Block, hier kommt Beyoncé aus dem Bunker

18 Sonntag Jun 2017

Posted by Bonvinvant in Baden, Degustiert

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Baden, Breisgau, Dreiländereck, Hans-Bert Espe, Kenzingen, Malterdingen, Pinot Noir, Shelter Winery, Silke Wolf, Spätburgunder

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Wein kann so simpel sein. So klar, so trinkig, so gut. So wie der Spätburgunder 2014 der Shelter Winery aus Baden (D). Shelter steht nicht nur für «Unterkunft», sondern auch für «Schutz» – in Anlehnung an den grasbewachsenen Bunker auf dem ehemaligen kanadischen Luftwaffen-Stützpunkt in Lahr, wo Hans-Bert Espe und Silke Wolf ihre Weine zwischenzeitlich gekeltert und gelagert haben.

Dieser Spätburgunder ist ein fröhliches, unkompliziertes Kerlchen mit klarer, roter Frucht (Sauerkirsche, frische Erdbeeren), einer feinen Würze, die an frisch ausgespuckte Kirschkerne erinnert, und Anklängen von Minze. Der ätherische Unterton hält im Gaumen an und verflüchtigt sich erst mit dem Abgang, eskortiert von sanften, weichen Tanninen. Schmelzig statt pelzig ist hier angesagt. Saft und Trinkfluss. Und ein Auftakt, so rund wie der Babybauch von Beyoncé.

Starallüren sucht man beim Spätburgunder vergebens. Wir befinden uns auf der Qualitätsstufe Gutswein, also an der Basis des Sortiments, in der untersten Schublade. Das sagt zumindest die Weingesetzgebung. Auf diese pfeift Boyoncé jedoch – und schwingt weit obenaus. Bei einem Flaschenpreis von etwas über 13 Franken kann man sich nicht beklagen. Hier lohnt sich das Bunkern.

Die Trauben der Shelter Winery wachsen in Kenzingen und Malterdingen nördlich des Kaiserstuhls, kulturviert in Lyra-Erziehung – das ist diese doppelte Laubwand, die von der Seite betrachtet aussieht wie zwei zur V-Form gespreizte Finger. Victory!

Die Ernte landet von Hand in kleinen Kisten und kommt rasch zur Verarbeitung in den Keller. Dort gibt man dem Wein dann alle Zeit, die er braucht. Die Maischegärung erfolgt in klassischen Holzbottichen, die Reifung im Barrique. Kein Pumpen, keine Filtration. Ein wohlbehüteter Tropfen aus dem Schutzbunker. Ein Ort, an dem ich gerne Zuflucht suche – ich meine den Wein, nicht den Bunker.

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Enderle & Moll – 2 Pinots, 1 Liaison

03 Mittwoch Mai 2017

Posted by Bonvinvant in Baden, Degustiert, Deutschland, Pinot Noir

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Baden, Degustation, Landwein, Liaison, Ortenau, Pinot Noir, verkostet

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Baden im Haus! Der Pinot Noir Liaison von Enderle & Moll markiert das mittlere Segment des Winzer-Duos. Der 2012er und der 2011er präsentieren sich im Glas ausgesprochen hellfarbig, teilweise bereits mit deutlichen Granat-Reflexen.

Sie sind zunächst etwas scheu und brauchen Luft, durchlaufen dann aber eine wunderbare Metamorphose von ziemlich reifer roter Frucht und laktischen Milchschokolade-Aromen hin zu einer wunderbar frischen Frucht mit balsamischen Akzenten (2011er), beziehungsweise von reduktiven Gemüsenoten hin zu einer schönen rotbeerigen Frucht (2012er). Wobei man fast sagen kann, dass sich der belüftete 12er in der Nase ähnlich präsentiert wie der unbelüftete 11er.

Zwei schöne Pinots mit lebendiger Säure und schön eingebundenen Tanninen von denen mir der Jahrgang 2011 aktuell deutlich besser gefällt. Er ist frischer, eleganter, mit Saft im Gaumen und Kraft im Abgang…gegen eine Liaison mit diesem Pinot habe ich rein gar nichts einzusetzen. Diese Liaison braucht Luft – dann wird Liebe daraus…

Wenn Amarone, dann so

14 Dienstag Mär 2017

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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2012, Amarone, Amarone della Valpolicella DOCG Paverno 2012, Azienda Vitivinicola Vaona, Corvina, Degustation, Italien, Mamma Mia, Molinara, Rondinella, Valpolicella, Veneto, verkostet, Verkostungsnotiz, Weinkarte

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Azienda Vitivinicola Vaona: Amarone della Valpolicella DOCG Paverno 2012

Das Schöne an der Gestaltung einer Weinkarte ist, dass man sich auf Gewächse einlässt, denen man als Gast keine Chance geben würde. Amarone? Was will ich mit so einem fetten Brummer? Umso schöner, dass ich bei der Weinauswahl für’s Restaurant Mamma Mia auf diesen straffen Amarone gestossen bin – ein Wein mit Fleisch am Knochen und dem nötigen Rückgrat, um für eine schöne Balance zu sorgen. Von wegen plump!

Der Amarone della Valpolicella DOCG Paverno 2012 überzeugt mit opulenter dunkler Beerenfrucht und Aromen von Himbeere, Zwetschgenkompott, Sauerkirsche sowie Lakritz, mit der Zeit auch reife Erdbeere, leicht marmeladige Nuancen (aber eben nicht zu aufdringlich), dahinter eine feiner Schuss Muskatnuss und Nelke; sehr rund mit gut eingebundener, straffer Säure und ebenso satten Tanninen. Ein Amarone mit runder Frucht und strammer Struktur, die den Alkohol wunderbar abfedert. So einen Kraftprotz darf zwischendurch gern im Glas landen. Vor allem auch als schöner Essensbegleiter.

Der Paverno wächst im Herzen des norditalienischen Valpolicella-Gebiets. Die rote Cuvée aus den traditionellen Amarone-Sorten Corvina (40%), Corvinone (30%), Rondinella (25%), Molinara (5%) stammt vom Familienbetrieb Azienda Vitivinicola Vaona. Die Trauben wurden handgelesen, drei Monate auf Holzgittern angetrocknet und sorgfältig vinifiziert.

Weisse Freshness aus Penedès

03 Freitag Feb 2017

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Penedès

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Biodynamie, Cavas Gramona, Demeter, Font Jui, Goetheanum, Gramona, Katalonien, Penedès, Spanien, Weisswein, Xarel.Lo

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Cavas Gramona: Penedès DO Xarel.Lo Font Jui 2014

Da hat Kommissar Zufall wieder einmal beste Arbeit geleistet: Der Saumur-Chenin steht schon bereit als es klingelt und der liebe Nachbar mit einer Flasche Weisswein aus Penedès, Katalonien, vor der Türe steht. Au revoir Saumur…hola Xarel.Lo! Wie es zu diesem Wein-Segen kommt? Der Macher des Crus nächtigt im Hotel um die Ecke, weil im Anthroposophen-Tempel Goetheanum – zwei Ecken weiter – eine Biodynamie-Fachtagung stattfindet. Vorgestern war der Demeter-Winzer mitsamt Entourage in Myggelis Restaurant. Wenn ich das nur gewusst hätte!

Nun muss ich halt mit dem Wein vorliebnehmen: Ein Penedès DO Xarel.Lo Font Jui 2014 der Cavas Gramona. Und dieser Wein hat es in sich! Unglaublich expressive Nase. Agrumen im Überfluss, vor allem Zitronenzeste, daneben eine frisch-kühle Mineralik, die an nassen Stein erinnert – einen, den man sofort ablecken möchte. Mit der Zeit offenbaren sich auch reifere Aromen von frischem gelbem Steinobst und, ja, auch ein Hauch Gummi. Ist das Sortentypisch? Daneben etwas Orangenblüte, Kardamom, Safran und Heu – je länger je mehr. Ganz spannend! Im Gaumen sehr lebendig mit einer vibrierenden Säure und einer angenehmen Amertume im Abgang. Dass dieses weisse Wunder im Barrique vergoren wurde, zeigt sich in keinster Weise. Sehr schöner Tropfen. Trinkig. Putzt man mit seinen 12 Vol.-% in einer halben Stunde weg – alleine. Vielleicht sollte ich morgen mal an diesem Biodynamie-Treffen vorbeigucken. Findet ja fast vor der Haustüre statt.

Den Xarel.Lo Font Jui 2014 gibt es in der Schweiz bei Spanienweinonline.ch zu beziehen. Die vielgerühmten Gramona-Cavas gibts bei Smith&Smith.

Domaine Philippe Gilbert, Menetou-Salon AC Les Renardières 2012

07 Samstag Jan 2017

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Loire, Pinot Noir

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2012, Appellation Menetou-Salon Controlée, Degunotiz, Domaine Philippe Gilbert, Frankreich, Les Renardières, Loire, Menetou-Salon AC, Pinot Noir, Schnee, verkostet, Winter

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Ein schöner, biodynamischer Pinot Noir von der Loire: Vor dem weissen Schneetepich hebt sich das mittlere Rubinrot des Renardières 2012 noch schöner ab; würzig-fruchtige Pinot-Nase mit Aromen von Sauerkirsche, Kirschstein, weissem Pfeffer und frischen Kräutern (nach einem Tag offen bereits wesentlich zugänglicher, kurz nach dem Öffnen war er fast muffig); prägnante Säure, frische dunkle Frucht, deutliche Barriquewürze und straffe Tannine, leicht bitterlich – und etwas harsch – im lange anhaltenden Abgang. Ein schön saftiger Pinot, der am Tag nach dem Öffnen in der Nase besser und im Gaumen etwas ruppiger daherkommt. Dass die Trauben mit den Rappen vergoren wurden, und im Barrique ausgebaut wurden, ist deutlich erkennbar und gibt dem Wein einen frischgrünen Unterton.

Gambero Rosso 2017: Schwalben-Drama mit zwei Volltreffern

30 Mittwoch Nov 2016

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Italien

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Bardolino, Gambero Rosso, Italien, Lacrima di Morro, Lacrima di Morro d’Alba Superiore Orgiolo, Le Vigne di San Pietro, Marken, Marotti Campi, Tenuta di Tavignano, Venetien, Veneto, Verdicchio, Verdicchio die Castelli di Jesi Classico Superiore Misco

Der Prosecco zu fade, der sardische Vermentino zu klebrig, der Soave zu kurz, der Aosta-Cornalin zu bitter, die rote Etna-Cuvée zu verkocht…wer nach Schätzen sucht, muss zuerst im Dreck wühlen. So geschehen bei der Präsentation des italienischen Weinführers Gambero Rosso 2017 diese Woche in Zürich. Natürlich schmeckten die eben deklinierten Drecksweine nicht ganz so dramatisch wie geschildert. Das war eine Inzhagi-mässige Schwalbe meinerseits. Ein dramaturgisches Calcio-Drama – mit Wein statt Fussball. Eine Steilvorlage für die beiden Volltreffer, die voll eingeschlagen haben bei mir. Allora…

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Le Vigne di San Pietro (Venetien)
Bardolino 2015
Ein unkomplizierter Spasswein mit nur 12 Volumen! Und ganz viel Frucht. Dezent Pfeffer vom kurzen Ausbau im grossen Holzfass. Trinkig wie ein Weisswein, opulent nach Erdbeeren, Kirschen und Himbeeren duftend (aber nicht kitschig!). Ein «Vinello», ein Weinchen, im positivsten Sinn, assembliert aus den Veneto-Topshots Corvina und Rondinella sowie Merlot. Leicht gekühlt servieren! Muss ich mir für den nächsten Sommer merken.

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Tenuta di Tavignano (Marken)
Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico Superiore Misco 2015
Unaufdringliches und elegantes Bouquet mit grünlich-frischer Frucht (Limette, Zitronengras) und einer feinen Würze; im Gaumen ebenfalls grün und frisch – jetzt gesellt sich Granny Smith dazu – mit schönem Säurenerv, animierender Amertume und floralen Nuancen. Der Gambero Rosso gibt ihm drei Gläser – ich würde auch mehr davon trinken.

Als Nachtrag ein fruchtig-floraler Geheimtipp: Der Lacrima di Morro d’Alba Superiore Orgiolo 2014 von Marotti Campi (Marken) ist ein unfassbar blumiger Rotwein mit einem Bouquet von Veilchen, Rose, Sauerkirsche und einem Körnchen Teer. Dunkel, würzig, frisch, mit saftiger Säure und griffigem Tannin. Gekeltert aus der autochthonen Rarität Lacrima di Morro.

La Renaissance des Appellations: Zehn Terroir-Trouvaillen

23 Mittwoch Nov 2016

Posted by Bonvinvant in Degustiert

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Alte Sihlpapierfabrik, Arbois, Biodynamie, Blaufränkisch, Coulée de Serrant, Degustation, Domaine Juchepie, Domaine Marcel Deiss, Domaine Valentin Zusslin, Foradori, Gruenspiel, La Renaissance des Appellations, Le Clos, Nosiola, Papiersaal, Pinot Gris Rotenberg, Pinot Noir Harmonie, Return to Terroir, Riesling Pfingstberg Grand Cru, Savagnin, Spätburgunder Edition RS Käsenthal, Terroir, Verkostung, Zürich

Crazy! Diese Woche haben sich in der Alten Sihlpapierfabrik Zürich so viele Spitzenwinzer mit ihren atemberaubenden Weinen die Ehre gegeben, dass ich zwei Optionen hatte. Erstens: Marathon-Verkosten. Zweitens: Durchdrehen. Ich nutze beide. Zuerst Gaumen-Gangbang, Verzückung pur, dann Kapitulation, ein letztes Aufbäumen…und Abgang. Ein Event mit so vielen Hochkarätern sollte zwei Tage dauern. Oder ich zwei Gaumen.

Worum es geht? Um das Tasting «True Wine Living Terroir» mit 42 der inzwischen 200 Mitglieder der Winzervereinigung «La Renaissance des Appellations». Das Renaissance-Konzept ist simpel: Zurück zum Terroir. Zur Appellation. Dort, wo der richtige Boden, die richtige Rebsorte und ein ausgewogenes Ökosystem pure Weine ergibt. Weine, die keine «Schminke im Keller» mehr brauchen – so würde es Loire-Winzerlegende Nicolas Joly (Coulée de Serrant) ausdrücken, Pionier des biodynamischen Weinbaus, Gründer und Godfather von «La Renaissance des Appellations».

Die präsentierten Weine bestachen fast ausnahmslos mit Eleganz, feiner Frucht, Tiefe und einer gewissen Mineralik. Weiss sowie rot. Das sind meine Favoriten des Abends (und das ist der eigentliche Sinn dieses Postings) in loser Reihenfolge:

Domaine Valentin Zusslin (Orschwihr, Alsace,F)
Alsace AOC Riesling Pfingstberg Grand Cru 2013: Limette Rhabarber, Gummi, dahinter ein Hauch Honig, viel frischer als der Zusslin-Riesling aus der Lage Bollenberg.
Alsace AOC Pinot Noir Harmonie 2012: Klare frische Kirschfrucht, pur und elegant.

Domaine Zind-Humbrecht (Turckheim, Alsace, F)
Alsace AOC Pinot Gris Rotenberg 2013: Eher Kern- als Steinobst, feine Frucht, unglaubliche Mineralik, Eleganz und Opulenz perfekt vereint. Paul Liversedge MW kommt um die Ecke und findet «one of the best Pinot Gris in the world». Ich glaube, er hat recht.

Domaine Marcel Deiss (Bergheim, Alsace, F)
Alsace OAC Gruenspiel 2011: Ein gemischter Satz aus dem Elsass aus Riesling, Pinot Noir und Gewuztraminer. Sehr interessant. Quitte, Aprikose, süsse Würze, tolle Säure.

Domaine Juchepie (Faye d’Anjou, Loire, F)
Anjou AOC Le Clos 2013: Im Barrique ausgebauter Chenin Blanc. In der Nase Aprikose, Honig und Butter. Im Gaumen crèmig, vollmundig und mit frischer Mineralik. Lang und mit animierender Amertume.

Coulée de Serrant (Savennières, Loire, F)
Coulée de Serrant AOC 2013: Das Meisterstück von Nicolas Joly, König der Biodynastie. Der Chenin Blanc aus der Einzellage (mit eigener Appellation) bringt Mineralität pur ins Glas. Unglaublich lebendig und lang. Tolle Balance: zugleich reif und frisch, elegant und opulent. Im Bouquet mit Aromen von Aprikose, Quitten und nussigen Nuancen. Auf der Zunge kitzeln eine feinziselierte Säure sowie kräuterwürzige Rhabarber-Anklänge.

Domaine de la Pinte (Arbois, Jura, F)
Arbois AOC Savagnin 2008: Kein Vin Jaune, da nicht oxidativ ausgebaut, die Tendenz geht aber in die gelbe Richtung. Gut so! Nussig im Duft, daneben feine Gewürznoten und etwas animalisch. Unglaublich lebendig. Im Nachhall kalkig. Sensationell – ebenso der würzigere und etwas weniger mineralische 2009er.

Weingut Trautwein (Bahlingen, Baden, D)
Spätburgunder Edition RS Käsenthal 2012: Das Kaiserstuhl-Weingut Trautwein hat interessante Weissweine, die im gemischten Satz wachsen, im Angebot – begeistert hat aber vor allem der Pinot. Klare reife Kirschfrucht, rund, saftig und von schöner Mineralik.

Meinklang (Pamhagen, Burgenland, Ö)
Blaufränkisch 2015: Langsam aber sicher mutiere ich zum Blaufränkisch-Freak! Sehr fruchtig (Brombeere), leicht, frisch, elegant – und mit Grip. Spasswein!

Foradori (Trentino, I)
Vigneti Delle Dolomiti IGT Nosiola 2014: Gekeltert aus der autochthonen Sorte Nosiola, bringt dieser Weisse lediglich 10,5 Vol.-% ins Glas. Und unglaublich viel Trinkspass. Elegante Frucht, weisses Steinobst, zitrisch und – wie fast alle Weine, die mich hier begeistern – von feiner Mineralik. Eine frische Herbe sorgt im Nachhall für Spannung.

Mirto-Vertikale 1999-2011: Eine Zeitreise in die Zukunft des Rioja

18 Freitag Nov 2016

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Rioja (ESP)

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Schlagwörter

Degu, Degustation, Haro, Mirto, Ramón Bilbao, Rioja, Rioja Alta, Tempranillo, Verkostung, Vertikale

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Zurück in die Zukunft: Das ist nicht Ramon Bilbao, sondern Matthew Bywater, Markenbotschafter und Pilot beim Mirto-Flight in der Modissa Rooftopbar Zürich.

Der Mirto ist ein Lagenwein – aber nicht immer aus derselben Lage. Er wird ausgebaut in Barriques – aber nicht immer in den selben Barriques. Gekeltert wird nur in den besten Jahren. Und der Mirto lässt sich, anders als die meisten Riojas, nicht in die Ausbau-Schubladen «Crianza» (mind. 2 Jahre gereift, davon 1 J. im Fass), «Reserva» (mind. 3 J., davon 1 J. Fass) oder «Grand Reserva» (mind. 5 J., davon 2 J. Fass) stecken.

Warum nicht? Der Mirto will über seine Lage und nicht über seine Lagerzeit definiert werden. Ein Terroirwein sozusagen. Deshalb möchten die Bodegas Ramón Bilbao aus Haro in Rioja Alta ihr Flagschiff auch unter Namensnennung der jeweiligen Einzellage (sie kann je nach Jahrgang variieren) abfüllen. Aktuell ist dies gemäss Weingesetzgebung der DO noch nicht erlaubt.

Gut möglich aber, dass sich dies bald ändert. Eine entsprechende Anpassung wird diskutiert – angestossen vom Engagement jener Winzer, die ihre Weine über Qualität und Terroir definieren möchten und nicht über das bisherige Dreiklassen-System, deren Kategorien zum Teil ein markantes internes Qualitätsgefälle aufweisen (weil sie sich, wie gesagt, v.a. über die Ausbauzeit definieren).

Die Verkostung durch die Mirto-Jahrgänge 1999, 2004, 2006, 2009 und 2011 ist also nicht nur ein Blick in die Vergangenheit. Sondern auch ein Ausblick in die Zukunft. Die Vertikale zeigt nämlich, in welche Richtung rote Rioja-Weine gehen können, wenn sie als Einzellage vinifiziert werden. Eine schöne Perspektive!

Ramón Bilbao, Mirto 1999
Der allererste Mirto. Siebzehn Jahre jung – dieser Teenager-Tempranillo aus der Sandstein-Lage «Villalba» hat sich sehr gut gehalten: Die Fruchtaromen im Bouquet sind reif, präsent und erinnern an Cassis, Zwetschge und (nicht zu süsse) Brombeermarmelade, daneben eine sanft-süsse Würze nach Zimt und Weihnachtsgebäck aber auch Lakritz und Minze, Noten von Tabak und dunkler Schokolade. Gedanken an einen schön gereiften Merlot werden wach. Im Gaumen gibt sich der Teenie frisch mit lebendiger Säure und griffigem Gerbstoff, die Frucht ist dunkel, das Finish lang, ätherisch und mineralisch. Die folgenden Jahrgänge werden zeigen, dass sich der 1999er besser gehalten hat als einige seiner jüngeren Brüder. Mit der Zeit wirkt der Wein in der Nase allerdings etwas staubig – aber bevor ich prüfen konnte, ob die Zeit den Staub wieder wegbläst, war das Glas leer.

Ramón Bilbao, Mirto 2004
Rubinrot mit Granatreflexen – farblich wirkt dieser Mirto älter als sein 5 Jahre jüngerer Bruder (sofern ich das im Halbdunkel der Modessa-Rooftopbar in der Zürcher Langstrasse erkennen kann). Und auch in der Nase gibt sich der Dude ganz anders. Reifer. Fast schon leicht eingekocht. Pflaume und Zwetschge sind da, Pfeffer, Tabak wieder, und statt schwarz ist die Schokolade jetzt milchig. Ganz anders also. Kein Wunder, dieser Mirto stammt (ausnahmsweise) aus der Lage «Abalos» mit einem etwas schwereren Boden aus Sandstein, Lehm und Sand. Im Gaumen wesentlich frischer als in der Nase mit toller Säure, einer gewissen Mineralik und frischer Kräuterwürze, leichte Amertume im Abgang. Hier wirkt die Schokolade nicht mehr milchig, sondern dunkel und mit einem Schuss Salz.

Ramón Bilbao, Mirto 2006
Ein saftiger und sehr fruchtiger Mirto. Neben Cassis und Brombeere auch erdige Aromen, Zedernholz und – wieder – Milchschokolade; im Gaumen frisch, von animierender Würzigkeit, mineralisch. Im Mund mit Noten von Lakritz und grünem Unterholz. Elegant und straight, aber (noch) etwas weniger ausgewogen als seine Vorgänger aus den Jahren 1999 und 2004. Dafür frischer.

Ramón Bilbao, Mirto 2009
Je länger die Degu, desto kürzer die Notizen. Das liegt aber auch daran, dass die Mirto-Weine mit ihrer lebendigen Säure und einer animierenden Mineralik im Gaumen einen klaren roten Faden erkennen lassen. Und dass der 09er zwar frischer, aber dem 06er doch recht ähnlich ist. Brothers from another mother, beziehungsweise Jahrgang. Zurückhaltend und elegant zeigt der Mirto hier ein Bouquet von frischen roten und schwarzen Beeren (Sauerkirsche, Johannisbeere) sowie würzige Nuancen von Lakritz und Zedernholz. Im Gaumen mit Grip und ausgeprägter Mineralik, viel Säure und schön eingebundenen Tanninen. Nach einiger Zeit auch mit Anklängen reiferer Fruchtaromen und einer süsslicheren Würzigkeit.

Ramón Bilbao, Mirto 2011
Nach fünfjähriger Reife ist der aktuelle Mirto Jahrgang 2011 das Nesthäkchen dieser Vertikalverkostung. Und so gibt sich dieser Wein auch: Mit quietschlebendiger, opulenter, fast schon kitschig wirkender Frucht, schwarze Holunder- und Johannisbeeren etwa, daneben auch florale Veilchennoten, ein Hauch von Teer sowie frisches Unterholz und Kräuter. Im Mund mit sehr lebendiger, fast schon prickelnder Mineralität, einer frischen Würze und dunkler, animierender Frucht. Die Säure ist vif, die Tannine haben Grip – ein saftige-frischer Mirto, der förmlich aus dem Glas jauchzt.

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Château d’Arlay Côte du Jura Vin Jaune 2007

06 Sonntag Nov 2016

Posted by Bonvinvant in Degustiert, Jura

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Schlagwörter

2007, Château d'Arlay, Degu, Degunotiz, Florhefe, Frankreich, Jura, oxidativ, Verkostung, Vin Jaune

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Eine weisse Wucht. Der opulente Duft dieses Vin Jaune strömt einem schon von Weitem in die Nase. Heu, Dörrobst, Nüsse, feuchte Tabakblätter, und Rancio-Noten, aber auch gelber Apfel, Birnensirup und überreife Mirabelle. Im Gaumen frisch, mit süssherben Gewürznoten, die im Abgang mineralisch wirken. Auch nach knapp einer Woche offen noch straff wie eine Eins und mit toller Struktur. Kein Wunder: Nach über sechsjährigem, oxidativem Ausbau in Eichenfässern, in denen sich mit der Zeit ein – wie bei Fino Sherry – ein Hefeflor bildet, ist dieser reinsortige Savagnin (auch Heida/Païen/Traminer) sozusagen unkaputtbar. Ein aussergewöhnlicher Wein, der polarisiert – die Liebste und die Schwiegermutter kriegen «das schnapsige Zeug» nicht runter. Noch vernichtender das Verdikt meines schottischen Bier-Kumpels: «Wie die Unterhose eines Obdachlosen – schmeckt nach Gefahr.» Nun, mir solls recht sein – so habe ich die 620ml-Clavelin-Flasche alleine leeren dürfen.

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