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Epokale 2009 – Wiedergeburt eines Monuments

18 Donnerstag Mai 2017

Posted by Bonvinvant in Italien

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Schlagwörter

Alpen, Alto Adige, Bergwerk, Cantina Tramin, Dolomiten, Epokale, Gewürztraminer, Gewurz, Italien, Südtirol, Stollen, Tramin, Willi Stürz

Mit dem «Epokale» lanciert die Südtiroler Cantina Tramin einen neuen Top-Gewürztraminer, dessen Stilistik sich an seiner glorreichen Vergangenheit orientiert. Der erste Jahrgang hat sieben Jahre im Bergwerk verbracht.

Straight outta Bergwerk: Willi Stürz, Kellermeister der Cantina Tramin.

Willi Stürz, Kellermeister der Cantina Tramin, blinzelt in die Sonne und nimmt den Helm mit Stirnlampe vom Kopf. «Es war ein langsames Herantasten – aber nach sieben Jahren im Stollen, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um den Wein zurück ans Tageslicht zu holen.»

Über 3500 Meter. So weit muss ein Wein selten aus seinem Kellerverlies geholt werden. Doch die Bergung des Epokale-Gewürztraminers der Cantina Tramin geht genau so tief. Die Flaschen schlummern in einem stillgelegten Bergwerk irgendwo am Ende eines Stollens des 150 Kilometer umfassenden Labyrinths.

Der erste Epokale-Jahrgang 2009 wird nach der Schneeschmelze ans Tageslicht zurückbefördert – zunächst im Gänsemarsch durch die engen, von Rinnsalen durchzogenen Stollen, dann via Bergwerk-Eisenbahn. Es rattert, quietscht, knirscht und plätschert während die Lichtkegel der Stirnlampen an den schroffen Wänden tanzen wie Mücken über der Oberfläche des Kalterer Sees.

Gewürztraminer mit Lagerpotenzial

Knapp sieben Jahre hat der Jahrgang im Poschhausstollen im nördlichen Südtirol bei konstanten 11 Grad Celsius vor sich hingedöst. Gelagert wurden die Flaschen ganz unromantisch in grauen Plastikharassen (sieht ja niemand im Dunkeln). Auch wegen der extremen Luftfeuchtigkeit – hier fliessen ganze Bäche durch die Stollen. Sieben Jahre Ruhe. Sieben Jahre Dunkelheit. Vor allem aber: sieben Jahre Entwicklung.

Früher wurden die Gewürztraminer-Flaschen im Südtirol jung dahingerafft – wie die Bergleute, die einst im Stollen schufteten. Nicht so beim Epokale. «Mit diesem Wein wollen wir das Lagerpotenzial der Sorte aufzeigen», erklärt Willi Stürz. Als Kellermeister der Cantina Tramin ist er für die Qualität dieses Unikats verantwortlich – eine Herausforderung, schliesslich ist die Cantina Tramin eine Genossenschaftskellerei mit 260 Hektar Weinbergen und 300 Produzenten.

Wie ein Fussballtrainer muss Stürz seine Mannschaft dazu bringen, am gleichen Strang zu ziehen. Im langjährigen Dialog hat er die Mitspieler ebenso vom Verzicht auf Herbizid überzeugen können wie vom Streben nach Qualität. Nur so konnte sich die Cantina Tramin in den letzten Jahren weltweit den Ruf als Spitzenproduzentin erarbeiten. Vor allem natürlich in Sachen Gewürztraminer, dessen Armada mit dem Epokale ein neues Flaggschiff hat.

Die Trauben des Top-Crus wachsen an den Hängen über Tramin auf rund 450 Metern Höhe. Dahinter thronen die über 2000 Meter hohen Gipfel des Mendelgebirges. Ihre Wurzeln schlagen die bis zu 30-jährigen Epokale-Reben rund um den Nussbaumer Hof in kalkhaltigen Schotter mit Lehm über felsigem Porphyr-Vulkangestein.

Spannungsgeladen wie das Wetter

Und der Wein? Der ist mit 107 Gramm Restzucker pro Liter ein ganz schön deftiges Exemplar. Aber wer meint, dass der manchmal fast kitschig anmutende Gewürztraminer mit seiner offensiven Aromatik nach Rosenblättern und exotischen Früchten in seiner süssen Spielart zuviel des Guten bietet, irrt sich gewaltig: Der Wonneproppen wirkt durch seine eher elegant als opulent anmutende Nase, den moderaten Alkohol, seine lebendige Säure und eine gewissen Mineralik im Abgang so spannungsgeladen wie das Wetter und die Umgebung, in der er wächst.

In der internationalen Blindverkostung besteht der Epokale locker neben Elsässer-Ikonen wie Zind-Humbrecht oder Trimbach. Die deutlich restsüsse Gewürztraminer-Spielart stand im Südtirol bis ins Vorletzte Jahrhundert hoch im Kurs. Nun lanciert die Kellerei Tramin dessen Renaissance. Ein so lange gelagertes und lagerfähiges Exemplar wie den Epokale gab’s bisher allerdings noch nie.

Dieser Text wurde erstmals im Weinmagazin VINUM veröffentlicht.

Der allererste Wein am Rhein

03 Freitag Mrz 2017

Posted by Bonvinvant in Graubünden, Schweiz, Weingüter

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Schlagwörter

Alpen, Bregl da Heida, Candrian, Cantrio, Graubünden, Mas Cantrio, Piwi, Razzmatazz, Resvegl, Rhein, Sagogn, Solaris, Winzer

Sie kommen aus Graubünden. Ihr Weingut steht in Katalonien. Doch nun haben sie eine uralte Reblage in ihrer Heimat wiederbelebt – in einem Klima, dass im krassen Kontrast steht zu ihrem Spanien-Projekt. Grund genug für einen Besuch bei Hannes, Martin und Aron Candrian in Sagogn. Das Trio bewirtschaftet seit Kurzem den allerersten Rebberg am Rhein, der bis zu seiner Mündung unzählige weltbekannte Weinregionen wie Elsass, Baden oder das Rheingau durchfliesst.

161212_resvegl_sagogn_web

Sonne, Schnee und neu auch ein Weinberg – Panoramablick über Sagogn (GR).

Im Herbst 2016 wurde im kleinen Bündner Bergdorf Sagogn der erste Wein am Rhein geerntet. Geografisch betrachtet, versteht sich. Hier, rund 50 Kilometer unterhalb der Rheinquelle(n), nur einen Spaziergang entfernt vom Skigebiet Flims/Laax, wachsen 300 pilzwiderstandsfähige Solaris-Rebstöcke. Sie wurzeln im kargen Kalkboden eines uralten Schuttkegels, in den der Rhein imposante Schluchten hineingefressen hat.

«Wir spielten schon länger mit dem Gedanken, in Sagogn wieder Wein anzubauen», erklärt Aron Candrian. Der Forstwart und Marketingfachmann steht inmitten der Jungreben, die er 2012 in seinem Heimatdorf gepflanzt hat – zusammen mit Vater Hannes und Bruder Martin. «Je mehr ich die Geschichte erforschte, desto spannender wurde es», erklärt Aron Candrian und berichtet von einem Testament von Bischof Tello aus dem Jahr 765. Es ist der erste von mehreren Nachweisen zur Weinbaugeschichte in Sagogn. Jetzt, über 1250 Jahre später und nach langer Durststrecke, wächst hier wieder Wein am Rhein.

Er trägt den rätoromanischen Namen Resvegl – Wiedererweckung. Mitschuld an der Erweckung hat auch das katalonische Weingebiet Priorat. Und Bruder Martin. Dieser betreibt eine Weinhandlung in Chur. Infiziert vom Weinvirus hat Martin 2005 mit Bruder Aron und Vater Hannes im Nordosten Spaniens ein Weingut aus dem Dornröschenschlaf geweckt. «Ein Bauchentscheid», erinnert sich Martin Candrian. So kam das weinverrückte Candrian-Trio zu Mas Cantrio, dessen Razzmatazz sich in der Schweiz grosser Beliebtheit erfreut. Kein Wunder, lagern viele Flaschen der Priorat-Cuvée in Sagogns Dorfkern im Keller des Elternhauses.

Das Candrian-Trio: Hannes, Martin und Aron Candrian im Resvegl-Rebberg im Osten von Sagogn.

Das Candrian-Trio: Hannes, Martin und Aron im Resvegl-Rebberg im Osten von Sagogn.

Im Gegensatz zum Razzmatazz ist der Resvegl-Wein nicht im Handel erhältlich. Mit rund 120 Flaschen ist die Produktion viel zu gering. Vor allem aber sind die 400 Quadratmeter Piwi-Reben nicht im offiziellen Rebbaukataster aufgeführt. Der erste Wein am Rhein darf nur zum Eigengebrauch gekeltert werden. Eines Tages soll aber vielleicht auf der wiedererweckten Lage Bregl da Heida offiziell wieder Weinbau betrieben werden dürfen. «Wir nehmen uns Zeit und wollen nichts erzwingen», sagt Aron Candrian. «Zuerst müssen wir aber dafür sorgen, dass unser Wein gut wird.» Der Resvegl-Solaris schlummert 50 Flusskilometer unterhalb Sagogns in der Kellerei von Roman Hermann (mit ihm vinifiziert Candrian seinen Weisswein) in der Bündner Herrschaft, dem bekanntesten Weinbaugebiet der Deutschschweiz – zu dessen Terroirs ja vielleicht irgendwann wieder Sagogn gehört.

161212_resvegl_sagogn_web-3Dieser Artikel ist erstmals in der VINUM-Ausgabe 01-02/2017 erschienen.

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