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Schlagwort-Archiv: Cantina Tramin

Lagrein, der gute Stoff vom Himmelsdach

12 Dienstag Mai 2020

Posted by Bonvinvant in Italien, Kolumne

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alpiner Wein, Alto Adige, Cantina Tramin, Dolomiten, Italien, Lagrein, Muri-Gries, Pergola, Südtirol, Tramin, Vernatsch

Rumhängen auf der Pergola: Die Top-Lagrein von Muri-Gries und der Cantina Tramin.

In einer Pergola lässt es sich gut leben. Als Traube fände ich das voll ok. Einfach so rumhängen da oben in einem Himmel aus Blättern. Im Frühling macht sich der Frost am Boden entlang vom Acker und im Herbst hängen meine süssen Früchte in luftiger Höhe – unerreichbar für das verschleckte Wild. Und der Wind, der von den Bergen herunterweht, kitzelt untenrum und sorgt dafür, dass es nie zu feucht wird im Gebälk. Nur der Hagel… tja. Manchmal gibt’s halt aufs Dach.

Ich wäre Italiener, umgeben von Alpen und Deutsch sprechenden Winzern. Wo bin ich? Im Südtirol aka Alto Adige! Das Engadin liegt hier näher als die italienische Schweiz – aber im Ticino gibt’s immerhin noch vereinzelt Weine von der Pergola. Wenn auch oft nur von «Chatzeseicherli»-Trauben. Nicht so im Südtirol. Hier hängt der gute Stoff am Himmelsdach. Aber auch hier musste die Pergel-Erziehung in den letzten Jahrzehnten untendurch. Wenn die Reben-Soldaten Spalier stehen ist das halt einfach wirtschaftlicher.

Dabei werden aus diesen Hochstämmern grandiose Weine gekeltert! Das beweisen zwei Lagrein Riserva-Weine des jetzt erhältlichen Jahrgangs 2017: Der «Abtei Muri» von Muri-Gries und der «Urban» der Cantina Tramin. Beide enthalten auch Pergola-Trauben.

Berge, Bäume, Reben…so siehts aus im Südtirol – hier leider ohne Pergola.

Lagrein ist neben Vernatsch die wichtigste rote Sorte der Weisswein-Bastion Südtirol. Hier, wo mit knapp 5500 Hektar etwas mehr Reben wachsen als im Wallis, steht über die Hälfte des weltweiten Lagrein-Bestandes. Tendenz steigend. Er ist der Lokalmatador, der bloody Boss in der Hood. Die beiden Beispiele zeigen warum: alpine Rotweine mit Charme und Kraft eines Südländers und der ätherischen Frische eines Cool-Climate-Crus. Weine mit ordentlich Säure und Tannin, aber auch mit Frucht, Schmelz und Power. Manchmal kann Lagrein auch etwas rustikal sein. Er ist halt ein Bergler.

Die Lagrein von Muri-Gries besticht mit dunkler Frucht, floralen Nuancen und animierender Kräuterwürzigkeit. Der Tramin-Cru ist reifer, opulenter, mit süsslicher, noch vom Barrique geprägter Aromatik und samtweichem Abgang. Beide symbolisieren die Entwicklung vom Massenträger zum Spitzenwein, der vermehrt nach Einzellage abgefüllt wird.

Sie erzählen die Geschichte von Schweizer Benediktinern, die 1845 von Muri nach Bozen kamen, um die Abtei in Gries zu übernehmen. Oder von der Cantina Tramin, die beweist, dass man auch als Genossenschaft Spitzenweine von Weltformat keltern kann. Die historische Abtei steht im Talkessel von Bozen, Provinzhauptstadt und Lagrein-Epizentrum. Die Cantina Tramin thront talabwärts in einem futuristischen Neubau, einer ziemlich krassen Bude für eine Genossenschaft. 

Umklammert werden beide Weingüter durch die Berge. Vom Süden her weht der süsse Wind des italienischen Dolce Vita. Es muss nicht immer Nebbiolo oder Sangiovese sein. Manchmal muss Lagrein rein. Am besten von der Pergola.

Das Kellereigebäude der Cantina Tramin: die Fassadenstruktur erinnert an Rebranken.
Klein und verschwommen: Da hat’s doch noch ne Pergola ins Bild geschafft (oben links).

Dieser Text wurde erstmals in der bz Basel veröffentlicht.

Eine Südtirol-Reportage zur Bergwerk-Bergung «Epokale»-Gewürztraminers der Cantina Tramin gibt’s hier zu lesen.

Epokale 2009 – Wiedergeburt eines Monuments

18 Donnerstag Mai 2017

Posted by Bonvinvant in Italien

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Alpen, Alto Adige, Bergwerk, Cantina Tramin, Dolomiten, Epokale, Gewürztraminer, Gewurz, Italien, Südtirol, Stollen, Tramin, Willi Stürz

Mit dem «Epokale» lanciert die Südtiroler Cantina Tramin einen neuen Top-Gewürztraminer, dessen Stilistik sich an seiner glorreichen Vergangenheit orientiert. Der erste Jahrgang hat sieben Jahre im Bergwerk verbracht.

Straight outta Bergwerk: Willi Stürz, Kellermeister der Cantina Tramin.

Willi Stürz, Kellermeister der Cantina Tramin, blinzelt in die Sonne und nimmt den Helm mit Stirnlampe vom Kopf. «Es war ein langsames Herantasten – aber nach sieben Jahren im Stollen, ist jetzt der ideale Zeitpunkt, um den Wein zurück ans Tageslicht zu holen.»

Über 3500 Meter. So weit muss ein Wein selten aus seinem Kellerverlies geholt werden. Doch die Bergung des Epokale-Gewürztraminers der Cantina Tramin geht genau so tief. Die Flaschen schlummern in einem stillgelegten Bergwerk irgendwo am Ende eines Stollens des 150 Kilometer umfassenden Labyrinths.

Der erste Epokale-Jahrgang 2009 wird nach der Schneeschmelze ans Tageslicht zurückbefördert – zunächst im Gänsemarsch durch die engen, von Rinnsalen durchzogenen Stollen, dann via Bergwerk-Eisenbahn. Es rattert, quietscht, knirscht und plätschert während die Lichtkegel der Stirnlampen an den schroffen Wänden tanzen wie Mücken über der Oberfläche des Kalterer Sees.

Gewürztraminer mit Lagerpotenzial

Knapp sieben Jahre hat der Jahrgang im Poschhausstollen im nördlichen Südtirol bei konstanten 11 Grad Celsius vor sich hingedöst. Gelagert wurden die Flaschen ganz unromantisch in grauen Plastikharassen (sieht ja niemand im Dunkeln). Auch wegen der extremen Luftfeuchtigkeit – hier fliessen ganze Bäche durch die Stollen. Sieben Jahre Ruhe. Sieben Jahre Dunkelheit. Vor allem aber: sieben Jahre Entwicklung.

Früher wurden die Gewürztraminer-Flaschen im Südtirol jung dahingerafft – wie die Bergleute, die einst im Stollen schufteten. Nicht so beim Epokale. «Mit diesem Wein wollen wir das Lagerpotenzial der Sorte aufzeigen», erklärt Willi Stürz. Als Kellermeister der Cantina Tramin ist er für die Qualität dieses Unikats verantwortlich – eine Herausforderung, schliesslich ist die Cantina Tramin eine Genossenschaftskellerei mit 260 Hektar Weinbergen und 300 Produzenten.

Wie ein Fussballtrainer muss Stürz seine Mannschaft dazu bringen, am gleichen Strang zu ziehen. Im langjährigen Dialog hat er die Mitspieler ebenso vom Verzicht auf Herbizid überzeugen können wie vom Streben nach Qualität. Nur so konnte sich die Cantina Tramin in den letzten Jahren weltweit den Ruf als Spitzenproduzentin erarbeiten. Vor allem natürlich in Sachen Gewürztraminer, dessen Armada mit dem Epokale ein neues Flaggschiff hat.

Die Trauben des Top-Crus wachsen an den Hängen über Tramin auf rund 450 Metern Höhe. Dahinter thronen die über 2000 Meter hohen Gipfel des Mendelgebirges. Ihre Wurzeln schlagen die bis zu 30-jährigen Epokale-Reben rund um den Nussbaumer Hof in kalkhaltigen Schotter mit Lehm über felsigem Porphyr-Vulkangestein.

Spannungsgeladen wie das Wetter

Und der Wein? Der ist mit 107 Gramm Restzucker pro Liter ein ganz schön deftiges Exemplar. Aber wer meint, dass der manchmal fast kitschig anmutende Gewürztraminer mit seiner offensiven Aromatik nach Rosenblättern und exotischen Früchten in seiner süssen Spielart zuviel des Guten bietet, irrt sich gewaltig: Der Wonneproppen wirkt durch seine eher elegant als opulent anmutende Nase, den moderaten Alkohol, seine lebendige Säure und eine gewissen Mineralik im Abgang so spannungsgeladen wie das Wetter und die Umgebung, in der er wächst.

In der internationalen Blindverkostung besteht der Epokale locker neben Elsässer-Ikonen wie Zind-Humbrecht oder Trimbach. Die deutlich restsüsse Gewürztraminer-Spielart stand im Südtirol bis ins Vorletzte Jahrhundert hoch im Kurs. Nun lanciert die Kellerei Tramin dessen Renaissance. Ein so lange gelagertes und lagerfähiges Exemplar wie den Epokale gab’s bisher allerdings noch nie.

Dieser Text wurde erstmals im Weinmagazin VINUM veröffentlicht.

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