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Completer, die Malanserrebe – nicht jedes Winzerdorf kann von sich behaupten, eine eigene Traubensorte beherbergen. Malans schon! Ein Weingut trägt den Namen dieser Rarität im Namen: die Completer-Kellerei von Giani Boner. Der Winzer hat sich einer ganz eigenen Spielart des Completer verschrieben, diese wird – ähnlich einem Vin Jaune aus dem französischen Jura – über viele Jahre oxidativ ausgebaut. Das Ergebnis ist einzigartig.

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Gleich neben der Dorfkirche führt Giani Boner mit seinem oxidativ ausgebauten Completer die Familientradition fort. Sein Grossvater hat die Malanserrebe bereits im ehemaligen Klostergewölbe so gekeltert – und die Mönche damals auch. Wie bei Martin Donatsch aus Teil 1 der Malans-Repo werden Augenmass und Bauchgefühl höher gewichtet als technischer Schnickschnack. Im Winter lässt Boner den Keller im Gleichschritt mit der Natur abkühlen. Den biologischen Säureabbau vollziehen die Weine erst im Frühling. Der jahrelange oxidative Ausbau in Barriques verleiht dem Completer nussige Noten, wie man sie vom Vin Jaune aus dem französischen Jura kennt.

Geschwefelt wird erst vor der Abfüllung – über ein Jahrzehnt nach der Ernte. Die Weine sind so stabil, dass die Säure als Konservierungsmittel ausreicht. Im vergangenen Jahr hat Boner den 2005er abgefüllt, verkauft wird aktuell der Jahrgang 2003. «Eigentlich ist dieser Wein noch ziemlich jung», findet Boner, dem zurzeit die Exemplare aus den 80er Jahren besonders gefallen. Ihm ist klar, dass nur ein kleiner Teil seiner Kunden die Weine so lange lagert.

Ebenso ist sich Boner bewusst, dass sich das Konsumverhalten der Weintrinker verändert. «Doch die Jungen verdienen Geld und sie geben es auch aus», zeigt sich der Winzer zuversichtlich. Bei einer Completer-Produktion von rund 2000 Flaschen pro Jahr wird er kaum Probleme haben, seine Rarität zu verkaufen. Ihn beschäftigen andere Herausforderungen. Etwa die veränderten Reife- und Erntezeitpunkte im Kontext der stetig steigenden Temperaturen und Öchsle-Werte. Ebenso beschäftigen Boner die Bedrohung durch die Kirschessigfliege, die steigenden Boden- und Mietpreise sowie die Überbauung von Rebflächen. Grosses Gesprächsthema im Dorf war beim Besuch Anfang 2016 ein Bauprojekt an der Jeninserstrasse, bei dem 6000 Quadratmeter Reben 60 Wohnungen weichen müssen.

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Hier wachst eine Spezialität: Die Completerhalde südöstlich von Malans.

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Weintipp: Completer-Kellerei – Malanser Completer 2003

Goldgelb im Glas und opulent in
der Nase offenbart dieser oxidativ ausgebaute Completer ein wahres Aromenfeuerwerk. Da trifft reifes Kernobst auf Aprikosengelee, dunklen Honig und Crème brulée, dazu getrocknete exotische Früchte, gemahlene Nüsse und eine Prise Zimt; frisch im Gaumen vom sanften Auftakt bis zum rassig-würzigen Finish, jodig-salzige Sherry-Noten sowie eine dezente Restsüsse.

Winzerdorf-Reportage
Malans Vol. 1: Donatsch – Vom Barrique-Pionier zum Pinot-König
Malans Vol. 2: Giani Boner – Oxidierte Completer-Meisterwerke

Demnächst
Malans Vol. 3: Peter Wegelin – Wo Weine auf der Terrasse überwintern
Malans Vol. 4: Anjan Boner – Alter Name, neues Weingut

Die Reportage zum «Winzerdorf Malans» ist erstmals in der Ausgabe 03/2016 der Weinzeitschrift VINUM erschienen. Alle Zitate und Fotos entstanden im Januar 2016.

Malans – Facts & Figures

Im südlichsten und wärmsten Winzerdorf der Bündner Herrschaft werden 97.1 Hektar Rebland durch insgesamt 89 Parteien kultiviert. Die verbreitetsten Sorten sind Blauburgunder (67.87 ha), Riesling-Silvaner (7.69 ha), Chardonnay (4.45 ha), Grauburgunder (3.68 ha) und Completer (2,76 ha). Die Malanser Böden sind mittelschwer, kalkreich und bestehen aus Ton, Lehm und Sand.

Mit einem Produktionsanteil von 23 Prozent ist Malans der zweitgrösste Weinproduzent in Graubünden hinter Maienfeld (26.3%) und vor Jenins (18.5%) und Fläsch (15.5 %). Die vier grossen Winzerdörfer der Bündner Herrschaft bewirtschaften auf 351,8 Hektar insgesamt 83,3 Prozent des Bündner Weinbaus. Im ganzen Kanton wurde 2015 Wein für 2,8 Millionen Flaschen geerntet.


Empfehlungen in Malans 

Raus zur Completerhalde
Wer sanft abfallende Weinberge dem Hochgebirge vorzieht, wähnt sich in der Bündner Herrschaft im Paradies. Umgeben von malerischen Bergen und mit Blick über das Rheintal oder den Eingang ins Prättigau, durch den die Rhätische Bahn in Richtung Klosters und Davos rattert, führt der Bündner Weinwanderweg etwa zur legendären Completerhalde südöstlich von Malans. Der Bündner Weinwanderweg führt auf über 40 ausgeschilderten Kilometern von Chur durch die gesamte Bündner Herrschaft. www.graubuendenwein.ch

Restaurant & Hotel Weiss Kreuz
Im Sommer ist die Dachterrasse des Weiss Kreuz der ideale Ort, um ein Glas Malanser Weisswein zu geniessen. Daneben laden vier traditionelle Stuben, eine mit 15 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnete Küche und Gastgeberin Iris Petermann zum Verweilen ein. Ein Spitzenrestaurant mit dem Charme einer Dorfbeiz und einem frisch erweiterten Weinkeller, bestückt von Hans Rhyner.
www.weisskreuzmalans.ch

Gasthaus Krone
Mit der «Chrona» hat Malans mitten im Dorf ein zweites Restaurant mit traditionellem Charme und toller Küche zu bieten. Das Essen ist regional, frisch und gutbürgerlich, das Capuns ist ein Gedicht und die Weinkarte umfasst eine grosse Auswahl an Malanser Gewächsen. Umgeben von Winzer-Torkeln und historischen Gebäuden bietet das Haus auch Gästezimmer. Im Dezember wird zum Treberwurstessen mit mobilem Brennkessel geladen.
www.krone-malans.ch

Winzerstube Ochsen
Wo könnte man die Donatsch-Weine besser geniessen, als in der hauseigenen Winzerstube von Thomas und Heidi Donatsch bewirtet zu werden? Im Winter lockt der mit Rebholz befeuerte Kachelofen im Arvenstübli, im Sommer die Terrasse. Neben den Eigengewächsen werden auch externe Weine ausgeschenkt. Dazu die berühmte Gerstensuppe oder eine Bündnerblatte. Es braucht nicht viel, um Glücklich zu sein.
www.donatsch.info

Vinotiv-Verkostung
Ein Merkmal der Herrschäftler Winzer ist die enge Zusammenarbeit. Bestes Beispiel dafür ist die Winzervereinigung Vinotiv Graubünden. Drei von zwölf Mitgliedern kommen aus Malans –  Peter Wegelin, Martin Donatsch und Georg Fromm. Am 5. Mai 2018 präsentieren die Vinotiv-Winzer ihre Weine an der grossen Jahresdegustation im Weingut Davaz (Fläsch). Anfang September folgt dann die beliebte Vinotiv-Rebwanderung.
www.vinotiv.ch

Älplibahn
Wer Malans und die Herrschaft von Oben betrachten möchte, dem sei die Älplibahn am Fusse des Vilan empfohlen. Im Zweiten Weltkrieg zu militärischen Zwecken erbaut, befördert sie heute jedermann von Malans hinauf zum Bergrestaurant auf 1801 Meter. Betrieben von der Älplibahngemeinschaft ist die erste konzessionierte Luftseilbahn Graubündens mit einer Fahrbahnlänge von 3,5 km bis heute die Bahn, die am meisten Höhenmeter ohne Zwischenstation überwindet. Saison ist von Mai bis Anfang November, eine Reservation wird empfohlen. Wer wissen will, ob das Wetter passt, kann live über die Webcam nachgucken.
www.aelplibahn.ch

Der Berg ruft
Wo ein Vilan ist, ist auch ein Weg. Malans ist der ideale Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen. Zum Beispiel jene auf den 2376 Meter hohen Vilan am Eingang des Prättigaus. Die aussichtsreiche Route führt über den Fadärastein bis nach Seewis im Prättigau bis auf den Vilan. Wer es schnell und bequem mag, verkürzt die Wanderung mit der Älplibahn. Auf dem Gipfel bietet sich ein Panoramablick auf das Rheintal, die Churfirsten, zum Piz Bernina, zu Piz Kesch, Piz Linard und Ringelspitz. Wer es gemächlich mag, kann im Sommer im Gausthaus Fadära Halt machen.
www.gasthausfadaera.ch

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