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Der Ueli trinkt Tiki: Dass Wein und Larven in einer Keller-WG leben, zeigt vor allem etwas – dieser Weinkeller ist nicht genug feucht.

Schon wieder vorbei, die Fasnacht. Die letzten Räppli weggewischt oder vom Winde verweht. Neben vielen schönen Erinnerungen bleibt von den «drey scheenschte Dääg» diese spezielle Spezies von Kater, die man so nur einmal im Jahr mit sich herumschleppt. Eine kuriose Mischung aus Schlafmangel – dem Fasnachts-Jetlag – und Mangelernährung.

Ganz vom Wein lossagen möchte man sich auch während der Post-Fasnacht-Depression nicht. Ja was macht man da? Die Lösung fällt wie Räppli von den Augen, als ich die Larve wie allewyyl rituell im Keller begrabe: Ich bringe den Keller auf Vordermann! Dabei lassen sich die vielen Eindrücke der Fasnacht – ich höre immer noch Piccolopfeifen – wunderbar sortieren. Ordnung im Keller, Ordnung im Kopf. Aktuell herrscht noch ein Durcheinander. Vor dem grossen Aufräumen gibts deshalb eine Schnellbleiche:

1. Keep cool

1. Ein Weinkeller muss kühl sein. Am besten zwischen 8 und 12 Grad. So können die Crus in Ruhe reifen. Zu viel Wärme kann den Wein rasch und unvorteilhaft altern lassen. Ebenso wichtig ist eine konstante Temperatur. Schwankungen geben den Weinen schneller den Rest als ein etwas zu warmes Klima.

2. Ruhe und Dunkelheit

Unsere Kellerperlen brauchen für ihren Schönheitsschlaf Ruhe und Dunkelheit: Erschütterungen und UV-Strahlen schaden. Wer will schon Wein mit Augenringen?

3. Feucht sollte es sein.

Das verhindert, dass die Korken spröde werden und Leck schlagen. Ob die Flaschen stehend oder liegend gelagert werden, darüber scheiden sich die Geister. Auch im Stehen profitieren die Korken von der Feuchtigkeit im Flascheninnern. Beschädigt werden sie allenfalls von Kohlensäure oder zu viel Alkohol – deshalb werden Schaumweine und aufgespritete Weine wie Port oder Sherry besser aufrecht gelagert.

4. Trinkreife im Auge behalten!

Was nützt der beste Keller, wenn man das Trinkfenster verpasst? Traditionalisten führen ein Kellerbuch. Wer seine Kellerkinder gerne unter Kontrolle hat, erfasst diese elektronisch – zum Beispiel mit dem Gratis-Programm «CellarTracker». Die Etiketten können straight via Handycam gescannt werden. Der digitale Helfer weiss, wann bei welchem Wein der Korken knallen sollte. Natürlich lassen sich auch Verkostungsnotizen erfassen – oder solche von anderen Nutzern lesen.

Jetzt, wo in Keller und Kopf wieder Ordnung herrschen, wurde ich doch noch von einem fiesen Durst übermannt. Nach einer sündigen Fasnacht sollte es etwas Feingliedriges sein. Wie wärs mit einem Riesling Kabinett aus dem grossen Kanton? Oder einem steinfederleichten Grünen Veltliner aus der Wachau?

Ich entscheide mich für etwas Rotes – einen frischfröhlichen Beaujolais Nouveau aus dem Waggisland. Den «Tiki 2018» von Nathalie Banes gibt es praktischerweise gleich in der Literflasche. Man weiss ja nie.

Erstmals erschienen ist dieser Text am 16. März 2019 in der «Schweiz am Wochenende» (bz Basel). Die Kolumne erscheint alle zwei Wochen.