Am 9. April habe ich über das raketenmässige Erwachen der Reben frohlockt. In der Nacht auf den 20. April sind nun viele der kleinen Raketen abgestürzt, verglüht in einer eisigen Frostnacht. Vor allem den Cabernet Jura abseits der Hauswand hat’s arg erwischt.
Verglichen mit den vielen Winzern in ganz Europa, deren Lage zum Teil dramatisch – und noch lange nicht ausgestanden – ist, kann ich mich als Hobby-Winzer natürlich nicht beklagen. Dann gibt’s im Herbst halt weniger Essig.
Die Bilder und Meldungen, die aktuell fast im Minutentakt im Netz landen, zeigen ein dramatisches Bild. Vielerorts drohen massive Einbussen, im schlimmsten Fall sogar ein Totalausfall. Es scheint, als ist die Lage noch dramatischer als Ende April 2016. Und damals war der Spätforst für viele Winzer nur der Vorbote für ein Rebjahr, das verschissener nicht hätte verlaufen können: Auf den Frost folgte ein nasskalter Frühling, der sich bis in den Sommer hinzog, damit verbunden massiver Pilzdruck, und mancherorts gaben vor der Ernte Hagelstürme den Reben noch den Rest. Der goldene Herbst sorgte zwar grösstenteils für eine versöhnliche Ernte – jedoch nur qualitativ. Mengenmässig waren die Einbussen nicht selten happig. Wenn sich nun bereits im April 2017 erneut ein Mini-Ertrag abzeichnet, könnten die Sorgen für gewisse Produzenten durchaus existenziell werden. Mosel-Winzer Matthias Knebel hat recht: «Fuck Frost!»
Bleibt zu hoffen, das der Spätfrost in dieser Nacht nicht nochmals so gnadenlos zuschlägt. Und dass das restliche Rebjahr versöhnlicher verläuft als in der ersten Hälfte 2016. So oder so können die Winzer unsere Hilfe gebrauchen – zum Beispiel indem wir ihre Weine kaufen, trinken und zelebrieren.