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Vergangene Woche machte Pascal Leonetti, Frankreichs bester Sommelier des Jahres 2006, Halt in Basel. Bei seiner önologischen Tour de France präsentierte er fünf bezahlbare Perlen aus Frankreich.

Gastspiel in Basel: Pascal Leonetti, Sommelier der Auberge de l'Ill.

Gastspiel in Basel: Pascal Leonetti, Sommelier der Auberge de l’Ill.

Mit einem schwungvollen Handgriff öffnet Sommelier Pascal Leonetti die dunkelgrüne Flasche und riecht am Korken. Rubinroter Wein benetzt das Glas, dann die Lippen des 35-Jährigen. Zufrieden stellt er den Syrah zur Seite, ein Saint-Joseph von den Côtes du Rhône. Es ist angerichtet für eine kleine Tour de France. Normalerweise bewirtet Leonetti seine Gäste in der «Auberge de l’Ill» bei Colmar. Das Drei-Sterne-Haus ist einer der bekanntesten Gourmettempel Frankreichs und eine beliebte Adresse bei Basler Weinfreunden.

Diese müssen nun ausnahmsweise nicht ins Elsass fahren – Leonetti empfängt sie in der Basler Kleiderboutique Wicky zur Feierabenddegustation. Im Gepäck: Fünf Tropfen aus namhaften Weinregionen seines Heimatlandes. «Ich habe Weine mit viel Finesse und Eleganz ausgewählt – schliesslich kommen viele Gäste direkt von der Arbeit», erklärt der Sommelier. Die drei Weissweine betören mit frischer Fruchtigkeit und mineralischen Noten. Ganz so wie es die Schweizer in der Auberge de l’Ill mögen. Bei helvetischen Gästen komme ihm immer der Begriff «spritzig» in Sinn, sagt Leonetti mit einem verschmitzen Lächeln. Aus dem Mund eines Franzosen klingt das besonders charmant.

Weinverkostung in der Boutique

Auch die beiden Roten überzeugen mit viel Raffinesse sowie mit samtweichen Tanninen und einem nicht all zu muskulösen Körper. Eleganz statt Opulenz ist angesagt – passend zu den Kleidern, die im Wicky feil geboten werden. Aus den Boxen der Boutique am Brunngässlein rieselt der Remix eines Fugees-Hits. Während Leonetti die letzten Gläser abtrocknet, erklärt Wicky-Inhaberin Laurence Solèr, dass sie regelmässig solche Events organisiere. «Wir wollen unseren Kunden etwas Besonderes bieten.» Seit dem Umzug Ende 2011 umfasst die Boutique auch eine Kaffebar nach italienischem Vorbild. «Damit konnte ich einen Traum verwirklichen», erklärt Weinliebhaberin Solèr. Leonetti hat sie bei einem Besuch in der Auberge de l’Ill kennen und schätzen gelernt.

Zeit für Degustationen wie jene in Basel hat Leonetti nicht viel – von Mittwoch bis Sonntag hat das Restaurant Vorrang. Umso mehr geniesst er die Abwechslung. «Das Wichtigste ist, neugierig und begeisterungsfähig zu bleiben», erklärt der 35-Jährige. Nur so könne man weiter Fortschritte machen. «Das Schlimmste, was einem Sommelier passieren kann, ist abzustumpfen – insbesondere wenn man an Wettbewerben teilnimmt.»

Eine rasante Sommelier-Karriere

Und Leonettis Neugier ist auch nach 15 Jahren in der Auberge de l’Ill und diversen Sommelier-Titeln nicht erloschen: In höchsten Tönen schwärmt er von den Weissweinen aus dem Wallis und den Pinot Noirs der Bündner Herrschaft. 2006 wurde der damals 29-Jährige zum besten Sommelier Frankreichs erkoren – der Titel wird alle zwei Jahre vergeben. Nun bereitet er sich auf das Rennen zum besten Sommelier Europas (2014), beziehungsweise der Welt (2016), vor. «Ich mochte Weinwettbewerbe schon immer», erklärt Leonetti. Ein internationaler Titel wäre ein weiterer Höhepunkt einer rasanten Sommelier-Karriere, die im zarten Alter von 15 Jahren an der Hotelfachschule im korsischen Île de Rousse begann – als Leonetti noch gar keinen Wein trank. Vier Jahre später wird der Teenager, der eigentlich gerne Fussballprofi geworden wäre, zum besten Sommelier Korsikas gekürt.

Dass es Leonetti von der Napoleon-Insel ins Elsass verschlagen hat, hängt mit der Sommelier-Schule in Strassburg zusammen. Dass er inzwischen fast sein halbes Leben unweit der Schweizer Grenze verbringt, liegt nicht zuletzt an den hervorragenden Weinen, die dort wachsen. Und am «fantastischen Niveau» der elsässischen Restaurants, deren Speerspitze Leonettis Auberge de l’Ill darstellt. Und wer weiss, vielleicht tritt der Korse demnächst in die Fussstapfen seines Auberge-Vorgängers Serge Doubs – dann hätten Basler Weinfreunde den besten Sommelier der Welt quasi vor der Haustüre.

Die Weine von Leonettis kleiner Tour de France
Hier die Liste der Weine, welche Pascal Leonetti in der Boutique Wicky präsentierte. Sämtliche Tropfen kosten um die 20 Franken.

Clos Floridene 2010, Grand Vin de Graves, Denis & Florence Dubourieu
(Bordeaux-Assemblage, bestehend aus Semillon, Sauvignon Blanc und Muscadelle)

Fürstentum 2011, Alsace Grand Cru, Domaine Albert Mann
(Riesling aus Wettolsheim bei Colmar)

En Remilly 2007, Saint-Aubin 1er Cru, Hubert Lamy
(Chardonnay aus dem Burgund)

Saint Joseph 2010, Pierre Conon
(Syrah von den Côtes du Rhône)

Terrasses du Larazac 2009, Domaine de Montcalmès, Coteaux du Languedoc
(Rotwein-Assenblage aus Syrah, Grenache und Mourvèdre)

www.pascalleonettivins.wordpress.com
www.wickybasel.com
www.auberge-de-l-ill.com

Dieser Artikel erschien zum ersten mal am 15. März auf dem Online-Portal der Basler Zeitung.