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Das Meer leuchtet in der Abendsonne wie flüssiges Gold. Der Sand kitzelt zwischen den Zehen. Im Eiskübel eine Flasche Weisswein, vor sich her dümpelnd wie die Fischerboote im Hafen.

Alle Sorgen weit weg, die Lieben ganz nah. Die einzigen Fragen, die man sich stellen muss, sind: Wo gehen wir essen? Und: Welchen Wein trinken wir? Natürlich etwas Lokales. Irgendwas Weisses, das zu den mediterranen Köstlichkeiten im Teller passt. Gesagt, getan. Alles perfekt.

Naja. Zumindest damals in Korsika. Als vinophiler Grünschnabel hatte ich sofort eine Buddel dieses Ferienweins klargemacht und zwischen sandigen Socken und salzigen Strandtüchern im Koffer verstaut. Als ich ihn später zu Hause entkorkt habe, war der feine Flaschengeist allerdings längst ausgeflogen. Die Frische, die Frucht – alles weg. Ein muffiger Feriengruss. Heute, bisschen erfahrener, kann ich dazu nur sagen: Gnadenlos in die Ferienfalle getappt! Folgende Klippen gilt es nämlich bei der Jagd nach Flaschenpost zu umschiffen:

Tauche nach Perlen: In Touristenorten scheinen viele Bar- und Restaurantbetreiber nicht viel Energie in ihre Weinauswahl zu investieren – es läuft ja auch so ganz gut. Der anspruchsvolle Geniesser checkt deshalb vorgängig, wo die guten Weine zu finden sind. Mit der App «Raisin» lassen sich nicht nur ausgewählte Bars und Restaurants entdecken, sondern auch Händler und
Winzer.

Sei neugierig und wählerisch: Wer sich von Präferenzen leiten lässt, minimiert zwar das Risiko einer Enttäuschung, entdeckt aber auch nichts Neues. Regionale Rebsorten und lokale Macharten haben ihren ganz besonderen Reiz. Neugierige verkosten sich deshalb am besten einmal quer durch das Angebot an Offenwein.

Spar Dir den Transport: Dank Portalen wie wein-plus.eu oder wine-searcher.com lässt sich im Handumdrehen feststellen, ob es den Ferienwein auch beim Händler zu Hause gibt. Ausserdem bieten die Websites eine Flut an Weintipps zu vielen Ferienregionen.

Zisch weg das Zeug: Frische Sommerweine sind am besten rasch zu geniessen. Sonst wird daraus eine Kellerleiche, die nach Jahren der Vergessenheit jegliche Vitalität verloren hat – so wie bei meinem Ferienfiasko aus Korsika.

Ein Ferienwein ist ein Ferienwein, zu Hause kann er das nicht sein: Ein Genusserlebnis, zu dem auch das Ambiente gehört, das Essen, das Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit. So ein Erlebnis lässt sich nicht einfach rekonstruieren. Aber man kann es ja zumindest versuchen.

Dieser Artikel wurde erstmals in der bz Basel publiziert.