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Baselbieter Genusswoche, Brennerei, General Sutter Kirsch, Hans Nebiker AG, Kirsch, Kirschen, Schnaps, Sissach, Treberwurst, Trester, Ueli Gysin, Ueli Nebiker
Ueli Gysins Augen funkeln wie der bronzefarbene Kessel, vor dem er steht. «Das ist jetzt einmal etwas Anderes», sagt der Brennmeister und zieht drei stattliche Würste aus dem dampfenden Bauch des Brennhafens. «Tresterwüste kennt man aus der Westschweiz – aber das ist eine Chirsi-Wurst», erklärt Gysin nicht ohne Stolz.
In der Sissacher Kirschbrennerei General Sutter der Hans Nebiker AG werden die Würste nicht wie am Neuenburger- und Bielersee beim Destillieren ausgepresster Weintrauben, dem sogenannten Trester, gegart – hier landen sie im Kirschenbad. Gemäss Gysin hat das bis jetzt noch niemand ausprobiert. Auch in der Brennerei des Familienunternehmens zündete die Idee erst nach der Anfrage für die Baselbieter Genusswoche, die noch bis am Sonntag zu diversen kulinarischen Erlebnissen in der Region lockt.
Eine Spezialwurst vom Hofgut Farnsburg
Nach anfänglicher Ratlosigkeit erinnerte sich Gysin an sein Tresterwurst-Experiment von vor zwei Jahren – und ersetze die Trauben durch Kirschen. Schliesslich wird an der Hauptstrasse 1 in Sissach seit Jahrzehnten der berühmt-berüchtigte General Sutter Kirsch gebrannt. Seinen Namen hat das Destillat vom Baselbieter Johann August Sutter, der im 19. Jahrhundert nach Kalifornien auswanderte und als Grossgrundbesitzer zum «Kaiser von Kalifornien» wurde bevor er wegen des Goldrauschs seine Ländereien verlor und in Armut starb. Nun sorgen die Kirschen des General-Sutter-Schnapses also für das spezielle Aroma von Nebikers Chirsi-Würsten, die vom Hofgut Farnsburg aus Ormalingen kommen. Eine Spezialanfertigung aus Schweine-, Rinder- und Kirschenfruchtfleisch.
«Wir stellen nicht einfach Schnaps her, sondern verarbeiten ein regionales Kulturprodukt», sagt Patron Ueli Nebiker und schwärmt von der aussergewöhnlichen Qualität der Baselbieter Kirschen. Dass sich deren Aromen nun in einer neuen Wurstspezialität entfalten dürfen, ist dem 80-jährigen Sohn des Firmengründers noch so recht. «Wir wollen unsere Chirsi-Würste später gerne auch den Gästen unseres Sutter-Museums anbieten», ergänzt Nebikers Tochter Susanne, die den Betrieb mit Bruder Hansueli in dritter Generation leitet.
Fussballstars trinken Chirsi-Saft
In besagtem Museum, schön gelegen im Estrich über der Brennerei, werden derweil die Würste aufgetischt. Dazu Kartoffelsalat, Bauernbrot und Wein. Natürlich darf auch Nebikers «Chirsi-Drink» nicht fehlen. Dieser soll schon den Fussballern der deutschen Nationalmannschaft (während der Euro 08) und von Zenith St. Petersburg (beim Spiel gegen den FCB) wieder auf die Beine geholfen haben, wie der Patron zu berichten weiss. Kirschensaft sei gut gegen Muskelkater. Ob die Kicker auch die Sissacher Chirsi-Würste mögen würden?
Unter dem guten Dutzend Testesser ist man sich einig: Das Experiment ist geglückt. Die Würste aus dem Kirsch-Trester sind saftig, würzig und dezent in der Frucht. Uneins ist man sich über den Verzehr der Wursthaut – wobei insbesondere diese getränkt ist von Kirscharomen. Von den meisten Würsten blieben jedenfalls nur noch die Zipfel übrig. Ein gutes Zeichen.
Chirsi-Wurst an der Baselbieter Genusswoche: Donnerstag, 19. September ab 17:30 Uhr. Anmeldung via Telefon (061 975 85 00) oder Mail.
Dieser Artikel erschien erstmals am 18. September auf der Homepage der Basler Zeitung.