IMG_0149Ich bezweifle, dass das noch etwas wird mit meinem ersten geniessbaren Selfmade-Wein. Als ich von etwas über einer Woche den im Keller schlummernden Rebensaft kostete, präsentierte sich dieser im Glas zwar schön klar und mit hellen, zartroten Farbtönen, in Nase und Gaumen aber war kaum etwas auszumachen ausser beissende Säure, Hefegeruch und diese typische «Chatzeseicherli»-Note.

Maurizio, zuversichtlich und ruhig wie immer, meinte darauf hin, ich solle den Wein doch einmal abstechen um ihn so von den abgestorbenen Hefezellen zu trennen, die sich am Boden der Bauchflasche gesammelt haben. Diese können sich nämlich auf den Geschmack des Weines auswirken (als ob das noch einen Unterschied machen würde). Zudem könnte die Luftzufuhr beim Umpumpen dem Tropfen gut tun. Es mussten allerdings zuerst einige Tage ins Land ziehen, bevor ich dem Rat von Master Maurizio folgte – bin busy und so.

Heute, zwei Monate nach der Ernte und sieben Wochen nach dem Abpressen, habe ich meinen Möchtegern-Rotwein von der Hefe genommen. Oder besser gesagt: Ich habe es versucht. Kann ja nicht so schwer sein, habe ich mir gedacht, den Abpump-Schlauch in die 17-Liter-Flasche gesteckt und daran genuckelt bis der rote Saft sprudelnd und schäumend in die bereitstehende leere Bauchflasche plätscherte. Aus Angst, die Hefe mit abzustechen, habe ich den Vorgang unterbrochen als noch rund ein Viertel der Brühe in der ursprünglichen Flasche war. Dumm nur, dass ich es danach nicht mehr fertig brachte, den restlichen Wein auch noch zu transferieren. Der Schlauch war zu kurz, der Höhenunterschied und die Sogwirkung zu gering – was für ein Anfängerfehler.

IMG_0155So kam es, dass ich etwas Wein mit der Hefe ausschütten musste. Und dass der kugelrunde Weinbehälter nicht spundvoll, also bis zuoberst im Flaschenhals gefüllt, wurde. Doch zum Glück habe ich für solche Fälle noch eine zweite, kleine Flasche mit Jungwein zur Hand. Doch ich brachte es tatsächlich fertig, den selben Fehler noch einmal zu begehen. Die Folge: Die Bauchflasche war immer noch nicht spundvoll. Sapperlott! Nun blieb mir nichts mehr anderes übrig, als diese Wissenslücke mit einer Flasche 14-prozentigem, chilenischem Carmenère aufzufüllen – der einzig taugliche Tropfen, den ich zur Hand hatte und der mir nicht zu schade war für diesen Verschnitt. Danach versteckte ich das Ganze wieder weit hinten im Keller. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn.

PS: Natürlich habe ich das Abstechen auch zur Degustation genutzt. Der Geschmack des Jungweins haftet jetzt noch in meinem Gaumen. Er ist leider immer noch gleich sauer und übelriechend wie vor ein paar Tagen. Es kann nur noch besser werden. Wo bleibt dieser biologische Säureabbau wenn man ihn braucht?